Выбрать главу

»Als ob die sich zurückziehen«, murmelte Desjani.

»Ich weiß. Aber ich will es zumindest versucht haben.«

Da die Armada der Aliens weiter mit 0,1 Licht auf die Allianz-Flotte zusteuerte, vergingen bis zur Antwort nicht ganz vier Stunden. Diesmal jedoch nahm der erste Teil der Erwiderung eine Form an, die wohl die Fähigkeiten der Aliens unter Beweis stellen sollte.

Die Formation bewegte sich abrupt nach oben, dann zur Seite und kehrte danach in perfektem Einklang zu den alten Vektoren zurück. Die Schnelligkeit des Manövers und die abrupten Richtungswechsel waren beeindruckend und beängstigend zugleich. Geary schaute verdutzt auf sein Display. »Habe ich das gerade richtig gesehen?«

»Ja«, antwortete Desjani, die die Kiefer so zusammenpresste, dass Geary das Spiel ihrer Muskeln sehen konnte.

»Captain«, meldete der Maschinen-Wachhabende fast im Flüsterton. »Die Schiffe der Aliens scheinen über Antriebssysteme zu verfügen, die ein deutlich besseres Verhältnis von Schub zu Masse aufweisen als unsere. Außerdem müssen ihre Trägheitsdämpfer viel leistungsfähiger sein.«

Die anderen Wachhabenden auf der Brücke schauten weiter auf ihre Displays, doch allein ihre Haltung verriet schon ihr plötzliches Unbehagen.

Desjani zwang sich dazu, sich zu entspannen, was Geary als genauso bemerkenswert empfand wie die Zurschaustellung der Manövrierkünste der Aliens. Dann wandte sie sich lässig an den Waffen-Wachhabenden: »Können wir sie treffen?«

»Captain?« Der Wachhabende benötigte einen Moment, ehe er die Frage erfasst hatte, dann begann er hastig zu rechnen. »Ja, Ma’am. Unsere Feuerkontrollsysteme können mit Zielen zurechtkommen, die solche Manöver fliegen.«

»Was ist mit Phantomen?«, hakte Desjani nach.

»Ja, Ma’am, wenn wir sie in der richtigen Überlappung abfeuern.« Während der Mann antwortete, wurde er sichtlich ruhiger, was auch für das übrige Brückenpersonal galt.

»Sie können also Phantomen und Höllenspeeren nicht ausweichen«, folgerte sie.

»Nein, Ma’am«, bestätigte der Wachhabende, der inzwischen zu grinsen begonnen hatte.

»Dann können sie tanzen, so viel sie wollen«, meinte sie und zwinkerte Geary verstohlen zu, während sich die Wachhabenden wieder mit gesteigerter Zuversicht ihren Displays zuwandten.

Er reagierte mit einem bewundernden Blick und beugte sich vor, um leise zu sagen: »Sie sind ein verdammt guter Offizier, Captain Desjani. Gut gemacht. Wollen Sie diese Beobachtung der gesamten Flotte mitteilen?«

Desjani lächelte zufrieden. »Das muss ich gar nicht. Die Wachhabenden sind längst damit beschäftigt, die Neuigkeit zu verbreiten. Manchmal haben die inoffiziellen Kanäle auch ihr Gutes.«

Er lehnte sich zurück und zwang sich dazu, genauso gelassen zu wirken wie Desjani, da er wusste, dass alle Blicke auf ihm ruhten. Dabei fragte er sich, wie gut die Aliens wohl solche menschlichen Gefühle begreifen konnten. Würden sie Ruhe und Zuversicht sehen? Oder Arroganz und Desinteresse? Oder nichts, was für sie irgendeinen Sinn ergab?

»Eine weitere Nachricht«, meldete der Komm-Wachhabende. »Als Ursprung wird die vordere Unterformation am unteren Rand der gesamten Formation angegeben.«

Die menschlichen Avatare der Aliens wirkten diesmal in ihren Bewegungen steifer, das Mienenspiel ernster. »Gehen Sie weg. Verlassen Sie diesen Stern. Dieser Stern gehört Ihnen nicht, Admiral Geary. Verhandelt wird nur mit denjenigen von den Syndikatwelten. Ihre Flotte muss abreisen. Wenn Sie kämpfen, werden Sie vernichtet werden. Verhandlungen werden erst geführt, wenn das, was uns gehört, von den Syndikatwelten verlassen worden ist.«

»Admiral«, meldete sich der Komm-Wachhabende abermals zu Wort. »Wir erhalten eine Nachricht von der Syndik-CEO, die das Sagen über dieses Sternensystem hat.«

CEO Iceni erschien nun auf dem Display und war sichtlich darum bemüht, Ruhe und Zuversicht auszustrahlen. »Admiral Geary, die Enigma-Rasse hat uns wissen lassen, dass man nicht mit Ihnen verhandeln will und Sie auffordert, dieses Sternensystem sofort zu verlassen. Ich habe mich entschieden, nicht auf diese Nachricht zu reagieren. Angesichts der zahlenmäßigen Stärke und des Tonfalls ihrer Mitteilungen müssen wir wohl davon ausgehen, dass die Enigma-Rasse zum Kampf bereit ist, um die Kontrolle über dieses System zu erlangen. Ich weiß nicht, unter welchen Bedingungen Sie sich bereiterklärt haben, das Midway-System zu verteidigen, aber indem Sie sich der Enigma-Rasse in den Weg gestellt haben, ist Ihre eigene Ehre gewährleistet. Wir werden Sie nicht bitten, unseretwegen einen aussichtslosen Kampf zu beginnen. Wenn Sie sich jetzt zurückziehen wollen, kann Ihnen niemand einen Vorwurf daraus machen. Wir bitten Sie nur darum, während Ihres Rückzugs die Aufmerksamkeit der Enigma-Schiffe zu binden, damit unsere Schiffe so viele Menschen wie möglich evakuieren können.«

In die Stille nach dieser Nachricht sprach Desjani: »Sie meint, wir wollen davonlaufen?« Ihre Entrüstung entsprach der des gesamten Brückenpersonals.

Geary dagegen hatte den Sinn dieser Bemerkung erfasst. »Die Aliens müssen ihr eine Nachricht geschickt haben parallel zu der, die wir empfangen haben. Für sie gibt es keinen Grund zu glauben, dass wir bereit sind, bei der Verteidigung eines Syndik-Systems zu sterben. Aber sie macht uns daraus auch keinen Vorwurf.«

»Was glaubt sie eigentlich, wer wir sind?«, ereiferte sich Desjani. »Diese Flotte zieht sich nicht zurück.«

Tatsächlich hatte sie das sehr wohl schon gemacht; zum ersten Mal, als sie unter Gearys Kommando aus dem Heimatsystem der Syndiks geflohen war, und danach noch einige Male, als sie sich auf dem Weg nach Hause befand. Aber er wusste, wie Desjani es meinte, und es ermutigte ihn, dass ihre Einstellung wahrscheinlich der der gesamten Flotte entsprach, nachdem alle gehört hatten, dass die Syndiks ihnen die Gelegenheit zum ehrenvollen Rückzug anboten. Sie mochten zwar nicht davon begeistert sein, Syndiks zu beschützen, doch wenn die einzige Alternative die Flucht vor dem Feind war, dann wollten sie lieber kämpfen.

Rione beobachtete Desjani erstaunt und zugleich berechnend, dann unterhielt sie sich leise mit den anderen Senatoren.

Geary lächelte Desjani finster an. »Nein, wir werden nicht davonlaufen.« Natürlich war es dumm, das Angebot zum Rückzug nicht wahrzunehmen. Schließlich waren die Aliens zahlenmäßig deutlich in der Übermacht, und auch wenn man über die Feuerkraft und andere Fähigkeiten der fremden Schiffe rein gar nichts wusste, war dennoch davon auszugehen, dass sie denen der Allianz-Flotte ebenfalls überlegen waren. Einen kleinen Vorgeschmack darauf hatte das kurze Flugmanöver geliefert. Allerdings war es eher unwahrscheinlich, dass sich das Kräfteverhältnis zugunsten der Allianz-Flotte verschieben würde, wenn es anderswo zu einer Konfrontation kommen sollte. Vielmehr war davon auszugehen, dass die Chancen zunehmend schlechter standen, wenn die Aliens mehr und mehr Systeme an sich rissen und dadurch immer stärker wurden, während die Verteidigungsfähigkeit der Menschheit mit jedem verlorenen Sternensystem schwand. Da können wir auch direkt überprüfen, ob wir ihnen hier so starke Schmerzen zufügen können, dass sie umkehren und das Weite suchen. Fragt sich nur, wie sehr wir ihnen dafür wehtun müssen.

Zuerst wandte er sich an die Syndik-CEO. »Ihre Sorge um das Wohl unserer Leute wissen wir zu schätzen, und wir nehmen es entsprechend zur Kenntnis. Aber wir haben uns verpflichtet, jeden Aggressor abzuwehren, der dieses Sternensystem bedroht, und diese Pflicht werden wir erfüllen. Wir beabsichtigen, notfalls zu kämpfen, und wir haben vor, den Kampf auch zu gewinnen. Ich habe ein wenig Erfahrung mit scheinbar ausweglosen Situationen, und ich kann Ihnen versichern, dass sie nicht immer so hoffnungslos sind, wie man auf den ersten Blick meinen möchte. Ich wiederhole: Die Allianz-Flotte wird hier kämpfen, wenn das von uns verlangt wird. Auf die Ehre unserer Vorfahren. Geary Ende.«