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Dann waren wieder die Aliens an der Reihe. »Die Flotte wird dieses Sternensystem nicht verlassen, bis sich Ihre Schiffe zurückgezogen haben. Sie werden mit uns verhandeln, oder Sie werden gegen uns kämpfen. Wir werden dieses System nicht aufgeben. Ihren Schiffen wird es nicht gestattet, an dieser Flotte vorbeizufliegen. Wir möchten mit Ihnen reden, aber wenn es sein muss, werden wir kämpfen.«

Geary machte eine kurze Pause, überlegte und betätigte dann erneut die Kontrollen. »An alle Einheiten der Allianz-Flotte: Unsere Kommunikation mit den Schiffen der Aliens ist bislang ergebnislos verlaufen. Alle Einheiten machen sich gefechtsbereit. Wer immer diese Aliens auch sind, sie werden es noch bereuen, wenn sie sich mit der Allianz-Flotte anlegen wollen.«

Die Senatoren diskutierten aufgebracht untereinander, und obwohl sie nur tuschelten, zogen sie verärgerte Blicke von Desjani und den Wachhabenden auf sich. »Möchten Sie Ihre Diskussion gern in einem anderen Raum fortsetzen?«, schlug Geary den Politikern vor.

»Es ist nicht weiter wichtig«, antwortete Rione, während sie ihre beiden Kollegen wütend ansah. »Wir haben auch keinen besseren Vorschlag, wie man mit dieser Situation umgehen sollte.«

»Müssen wir kämpfen?«, fragte Sakai.

»Senator«, gab Geary zurück. »Ich will nicht gegen diese Wesen kämpfen, nicht angesichts dieses Kräfteverhältnisses. Aber ich wüsste nicht, was ich sonst machen soll, wenn sie weiter vorrücken. Sie müssen einfach lernen, dass die Menschheit sich zur Wehr setzen wird, um weitere Grausamkeiten wie die bei Kalixa zu verhindern.«

»Wenn unsere Flotte hier ausgelöscht wird, dient das auch nicht den Interessen der Allianz«, wandte Sakai ein, während Costa nachdrücklich nickte. »Wie es aussieht, will sich diese Enigma-Rasse nicht von ihrem Vorhaben abbringen lassen.«

Geary suchte noch nach der passenden Antwort, da murmelte Desjani nachdenklich: »Die Reserveflotte.«

Er sah sie an und überlegte, was ihre Bemerkung bedeuten sollte, als er es auf einmal begriff. »Als diese Region von der Reserveflotte der Syndiks kontrolliert wurde, haben die Aliens nicht angegriffen und auch nicht versucht, das System hier einzunehmen. Jahrzehntelang herrschte Ruhe in der Grenzregion, als die Reserveflotte hier stationiert war.«

»Und diese Reserveflotte war deutlich schwächer als unsere Flotte«, ergänzte Desjani.

Costa und Sakai schauten Desjani an, aber Rione nickte bedächtig. »Wie es aussieht, hat die Reserveflotte sie von irgendwelchen Aktionen abgehalten. Aber warum, wenn sie doch über so viele Schiffe verfügen, mit denen sie die Syndik-Flotte hätten angreifen können.«

Ein Alarm ertönte, und Geary sah ungläubig auf sein Display, wo auf einmal weitere gegnerische Schiffe auftauchten, jedoch nicht am Sprungpunkt, sondern inmitten der Armada. Urplötzlich waren dort drei weitere Unterformationen zu sehen, die ebenfalls ein V bildeten, das sich über und ein wenig vor den beiden anderen Unterformationen befand.

Wie aus dem Nichts hatte sich die Überlegenheit der Aliens von zwei zu eins auf drei zu eins erhöht.

Elf

Geary drehte sich zu dem virtuell anwesenden Boyens um. »Erklären Sie mir, wie die Aliens das gemacht haben.«

Der Syndik-CEO wich Gearys Blick aus. »Das passiert einfach. Ich selbst habe das nicht beobachtet, aber ich kenne das aus Aufzeichnungen von früheren Begegnungen. Ich sagte ja, dass man die Schiffe der Aliens manchmal erst sehen kann, wenn sie sich zu erkennen geben. Syndik-Schiffe haben diese Schiffe gar nicht gesehen, nicht mal diese vagen Schemen, bis sie plötzlich vor ihnen auftauchten und das Feuer eröffneten.«

»Und wann wollten Sie uns von dieser Taktik der Aliens erzählen?«, fuhr Geary ihn an.

Boyens sah ihm in die Augen. »Die Aufzeichnungen, die wir aus unseren zerstörten Schiffen geborgen haben, waren bruchstückhaft, und sie hätten fehlerhaft sein können. Aber ich wollte, dass Sie herkommen und gegen sie kämpfen. Hätte ich Ihnen gesagt, dass die zu so etwas in der Lage sind, wären Sie dann hergekommen?«

»Ich muss solche Dinge im Voraus wissen, wenn ich gegen die Aliens kämpfen soll!« Dann wandte er sich zu Desjani um und sagte: »Okay, es ist noch schlimmer.«

Sie nickte und ließ sich nicht anmerken, was sie tatsächlich von dieser Vervielfachung der Bedrohung hielt. »Wir können die Unterformationen treffen, die sich an den oberen Rändern befinden, und die Aliens so zermürben.«

»Wir können es versuchen.« Unausgesprochen blieb dabei die Tatsache, dass die gegnerischen Schiffe wendiger zu sein schienen als die der Allianz-Flotte, was diese Taktik extrem kompliziert machen würde. Gearyr rief ein Simulatorfenster auf und begann an Formationen zu arbeiten, um es mit der überlegenen Anzahl an Schiffen aufnehmen zu können. Um den Gegner in Verwirrung zu stürzen, teilte er seine Flotte in fünf Unterformationen auf. Wenn er sie gegen die Flanken der Aliens in Stellung brachte, könnte er…

»Eine weitere Nachricht von den Schiffen der Enigma-Rasse.«

Offenbar war mehr Zeit vergangen, als er gedacht hatte. Die menschlichen Avatare der Aliens machten einen ernsten und fast schon überheblichen Eindruck. »Die letzte Warnung. Gehen Sie. Verhandelt wird nur mit Syndikatwelten. Zerstörung erwartet die Allianz-Flotte, wenn sie bleibt. Ihnen gehört dieser Stern nicht. Gehen Sie. Die letzte Warnung.«

Senator Sakai beschrieb eine ungeduldige Geste. »Wie sollen wir mit ihnen verhandeln, wenn sie immer nur ihre Forderung wiederholen?«

»Sie wollen gar nicht verhandeln«, zischte Costa. »Admiral Geary, diese Situation erfordert eine… eine Neupositionierung der Flotte. Es wäre ein Verrat an der Allianz, würde die Flotte in einem Syndik-System zerstört.«

Geary merkte, dass alle anderen auf der Brücke in diesem Moment gebannt den Atem anhielten, aber er verspürte nur ironische Belustigung, als er diese Worte hörte. »Senatorin, wollen Sie mich des Verrats bezichtigen?«

»Das habe ich nicht gesagt, aber…«

»Der gesamte Große Rat hat mir das Kommando über diese Flotte anvertraut, und ich beabsichtige, dieses Vertrauen nicht zu enttäuschen«, fiel er ihr schroff ins Wort. »Ich muss jetzt ein Gefecht planen, und ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mich nicht noch einmal unterbrechen, es sei denn, Sie haben etwas Konstruktives beizusteuern.«

Rione, die hinter Costa stand, erlaubte sich ein flüchtiges Lächeln, während Sakai nur weiter wortlos auf die Displays sah.

Costa bekam einen roten Kopf, erwiderte aber nichts, da sie merkte, dass sie von ihren beiden Kollegen keine Unterstützung erhielt.

Die anderen Anwesenden auf der Brücke atmeten wieder durch, und Geary wandte sich erneut der näher rückenden Armada zu. Die Alien-Schiffe waren inzwischen nur noch eine Lichtstunde entfernt. »Dann wollen wir das Ganze mal etwas beschleunigen.« Er befahl der Flotte, mit 0,1 Licht auf einen Vektor einzuschwenken, der sie vor die feindliche Armada bringen würde, damit sie sich ihr in den Weg stellen konnten. »Ungefähr fünf Stunden bis zum Kontakt.«

»Das kommt hin«, bestätigte eine gut gelaunte Desjani, die sich besonders darüber zu freuen schien, dass Costa vor der versammelten Brückenbesatzung von Geary zusammengestaucht worden war. »Das sind wirklich sehr viele«, merkte sie in einem Tonfall an, als würde sie sich zum Wetter äußern.

»Stimmt.«

»Warum machen die sich die Mühe, uns zu warnen?«

Geary drehte sich zu ihr um. »Was?«