Выбрать главу

»Also vor dem Eintreffen der Aliens«, merkte Geary an.

Desjani verzog den Mund zu einem Grinsen, das eigentlich nichts mehr von einem Grinsen an sich hatte. »Lieutenant, weisen Sie das Sicherheitspersonal an, in allen Schiffssystemen nach den Würmern zu suchen.«

»In allen Systemen? Jetzt sofort, Captain?«

»Nein, vorgestern, Lieutenant!«

»Ja, Ma’am.«

Während der Lieutenant loseilte, um den Offizier für Systemsicherheit zu informieren, damit der die Suche nach den Würmern begann, warf Desjani Geary einen Seitenblick zu. »Die haben neue Würmer aktiviert.«

»Darauf können Sie wetten.«

»In den Sensorsystemen, in den Analysesystemen und in den Displaysystemen.«

»Ganz genau.«

»Weil wir keine Ahnung haben, wie sie diese Würmer erzeugen. Sie können sich im Ruhezustand befinden, bis ein Schiff der Aliens auftaucht und einen Aktivierungsbefehl sendet. Wenn das wie bei ihren Fähigkeiten läuft, die Bewegungen der Flotte nachzuvollziehen, dann bewegt sich dieser Befehl mit Überlichtgeschwindigkeit. Also könnten die Würmer aktiviert worden sein, bevor wir überhaupt wussten, dass die Flotte eingetroffen war. Von da an würden wir also nur das sehen, was wir nach dem Willen der Aliens sehen sollen.«

Geary nickte. »Es ist so, wie Sie sagten: Wenn sie uns so überlegen sind, warum greifen Sie nicht einfach an?«

»Weil sie gar nicht so überlegen sind, wie wir meinen.« Sie sah ihm in die Augen und lächelte, und in diesem Moment spürte er es auch, dieses unvergleichliche Gefühl, wenn ein anderer genau das Gleiche denkt und man sich gegenseitig ergänzt, um gemeinsam ein Rätsel zu entschlüsseln. Dann nahm ihr Lächeln einen wehmütigen Zug an. »Wir sind schon ein verdammt gutes Team.«

»Das können Sie laut sagen.« Dabei beließ er es, dann warteten sie beide, bis sich vor ihnen ein Fenster öffnete, das einen völlig verwirrten Offizier der Systemsicherheit zeigte.

»Captain, Admiral, wir haben in den Systemen Scharen von Würmern gefunden. Gefechtssystem, Sensorsystem, Steuersystem, Analysesystem. Einfach unmöglich! Ich habe keine Ahnung, woher die so plötzlich kommen und was sie bewirken, aber wir holen sie jetzt da raus.«

Gearys Display flackerte kurz, dann wurden die Anzeigen aktualisiert, was sich einige Male wiederholte, wobei mit jeder neuen Aktualisierung eine große Zahl an Alien-Schiffen einfach verschwand und die Flotte in dem Tempo zusammenschrumpfte, in dem die Systeme von den Würmern befreit wurden. Die Gruppe Schiffe, die zuletzt wie aus dem Nichts aufgetaucht war, löste sich auch wieder in nichts auf, und der größte Teil der unteren V-Formationen verschwand ebenfalls Stück für Stück.

Desjanis Grinsen hatte jetzt zweifellos etwas Wölfisches angenommen. »Wir können sie sehen

Auch die verschwommenen Konturen waren nicht länger ein Thema, stattdessen waren nun alle Schiffe deutlich zu erkennen. Unabhängig von ihrer Größe wiesen sie alle in etwa die gleiche Form auf, die etwas stumpfer und rundlicher war als bei den Schiffen der Allianz. Während die von Menschen gebauten Schiffe eher an Haie erinnerten, glichen die Alien-Schiffe eher dürren Schildkröten. »Nicht zu fassen. Kein Wunder, dass die Tarnvorrichtungen der Aliens die Syndiks so gut täuschen konnten. Es hatte gar nichts mit den Schiffen zu tun, es waren die Würmer, die den Sensoren vorgegaukelt hatten, etwas ganz anderes zu sehen.«

»Gute Arbeit, Admiral Geary.«

»Ich wäre niemals darauf aufmerksam geworden, wenn Sie mich nicht in diese Richtung gelotst hätten.« Er lächelte sie an. »Wirklich ein verdammt gutes Team, Captain Desjani.«

Boyens hatte die Veränderungen auf den Displays mitverfolgt und bekam vor Staunen den Mund nicht mehr zu, als er das Ergebnis sah. »Was haben Sie gemacht?«

»Dieses Geheimnis werde ich vorerst noch für mich behalten.« Ihm war klar, dass er früher oder später den Syndiks mitteilen musste, wie man die Würmer der Aliens finden und unschädlich machen konnte, doch für den Augenblick genoss er es, den Syndik-CEO im Unklaren zu lassen. »Wichtig ist im Moment nur, dass wir keineswegs unterlegen sind, sondern dass wir den Aliens sogar im Verhältnis zwei zu eins überlegen sind.«

»Die Syndiks sprachen davon«, redete Desjani weiter, deren Lächeln mittlerweile einen beängstigenden Zug angenommen hatte, »dass sie nur selten einen Treffer bei einem Alien-Schiff landen konnten, und wenn doch, dann blieb das ohne Folgen. Aber wenn die Systeme alle von Würmern befallen waren, dann werden die die Schüsse umgeleitet haben, um Schiffe zu treffen, die gar nicht existierten, was dann natürlich keine Wirkung zeigte. Diese Aliens sind nicht unbesiegbar, und jetzt können wir sie treffen.«

»Müssen wir das denn auch?«, fragte Rione, die mittlerweile dahintergekommen war, was sich zugetragen hatte, und nun dicht neben Geary stand. »Wir können die Aliens wissen lassen, dass wir ihre Würmer entdeckt und entfernt haben, dass wir sie klar und deutlich sehen und das Feuer auf sie eröffnen können. Wenn sie das wissen, werden sie bestimmt ihren Angriff abbrechen und zu Verhandlungen bereit sein.«

»Werden sie das?«, fragte Desjani, ohne sich dabei an Rione zu wenden. »Oder werden sie zu ihrem nächsten Trick greifen, den wir noch nicht durchschaut haben?«

»Das ist eine berechtigte Sorge«, stimmte Geary ihr zu. »Madam Co-Präsidentin, diese Aliens haben den Kollaps des Hypernet-Portals bei Kalixa zu verantworten. An ihren Händen klebt sehr viel menschliches Blut.«

»Das bestreite ich auch gar nicht. Aber ich weiß nicht, welchen Sinn es haben sollte, noch mehr menschliches Blut zu vergießen, wenn wir das vermeiden können. Wenn wir deren Blut vergießen, könnte das einen Streit zwischen unseren Rassen auslösen, den wir vielleicht nie wieder beilegen können.«

Diesmal schwieg Desjani, aber mit den Fingern einer Hand trommelte sie auf die Armlehne ihres Sessels, gleich neben den Waffen- und Zielerfassungskontrollen. Um ihren Rat brauchte Geary sie gar nicht erst zu fragen.

Aber Rione hatte ein gutes Argument geliefert. Würden die Aliens von weiteren Übergriffen Abstand nehmen, wenn eine große Zahl ihrer Angehörigen getötet wurde, oder wäre das für sie ein Grund, die Situation eskalieren zu lassen? Sie wussten einfach zu wenig darüber, wie die Enigma-Rasse dachte. Oder vielleicht doch nicht? »Die Aliens schienen nicht allzu besorgt darüber zu sein, wie wir auf ihr Verhalten reagieren würden.« Rione sah ihn fragend an. »Sie haben wahrscheinlich die Syndik-Führer getäuscht, damit die einen Krieg gegen uns beginnen. Sie haben die ganze Menschheit reingelegt, indem sie uns dazu brachten, in unseren wichtigsten Sternensystemen Hypernet-Portale zu bauen. Sie haben eine Syndik-Flotte nach Lakota geschickt, die unsere Flotte fast vernichtet hätte. Und sie haben die Hypernet-Portale bei Kalixa und im Heimatsystem der Syndiks kollabieren lassen.«

»Worauf wollen Sie hinaus?«, fragte Rione.

»Ich will darauf hinaus, dass die Aliens bislang nicht so gehandelt haben, als würden sie von uns Vergeltungsschläge fürchten. Sie haben sich so verhalten, als sei nichts davon für uns Grund genug, eine Blutfehde zu beginnen. Aber jeder, der sich mit der Geschichte der Menschheit oder auch nur mit diesem Krieg befasst, dem wir ein Ende gesetzt haben, erkennt schnell, dass Menschen auf Provokationen und Angriffe mit Vergeltungsschlägen reagieren.«

Desjani sah ihn wieder von der Seite an. »Wollen Sie damit sagen, dass Vergeltung für sie kein Thema ist?«

»Sie scheinen von uns keine Vergeltung erwartet zu haben. Vielleicht fürchten sie auch keine Vergeltungsaktionen.«

Rione musterte ihn, ohne sich anmerken zu lassen, was ihr gerade durch den Kopf ging. »Sie versuchen, von ihrem Handeln Rückschlüsse auf ihre Denkweise zu ziehen.«

»Das ist das Einzige, was wir im Augenblick machen können. Was meinen Sie?«

Einige Sekunden vergingen, ehe sie antwortete. »Ich versuche einen Grund zu finden, um Ihr Argument abzuschmettern, aber mir will nichts einfallen. Außer dass sie keine Vergeltungsmaßnahmen von unserer Seite fürchten, was Sie ja bereits sagten. Selbst das würde ein gewisses Maß an Arroganz bedeuten, dem zu unserer eigenen Sicherheit etwas entgegengesetzt werden müsste. Aber falls Sie recht haben, werden die Aliens unser Handeln dann überhaupt verstehen?«