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Bei Zeit drei fünf tauchten die drei Allianz-Unterformationen ab, während die Formation rund um die Hilfsschiffe auf Kurs blieb und in sicherem Abstand über das Kampfgetümmel hinwegzog. »Zieht nach oben, ihr Mistkerle«, flüsterte Desjani, dann johlte sie schadenfroh: »Da kommen sie!«

Da die Aliens die in letzter Sekunde erfolgte Kursänderung der Allianz-Flotte nicht mehr rechtzeitig sehen konnten, um noch darauf zu reagieren, steuerten die Schiffe der gesamten Formation nach oben, sodass sie die Kriegsschiffe der Allianz von unten kommend unter Beschuss nehmen konnten, während die das Feuer auf die gar nicht vorhandene dritte Ebene eröffneten.

Doch diese dritte Ebene war längst nicht mehr das Ziel der Allianz-Flotte, die stattdessen den aufsteigenden Aliens entgegenflogen.

Die Feindbegegnung war in Sekundenbruchteilen vorüber, und Geary atmete erleichtert aus. Keine geheime Superwaffe war zum Einsatz gekommen, um die tatsächliche Unterlegenheit der Aliens wettzumachen. Die Dauntless war nach wie vor intakt, auch wenn er hörte, dass die ersten Schadensberichte eingingen.

Das von den Würmern manipulierte Bild zeigte an, dass die Alien-Armada nach dem Schusswechsel völlig unversehrt geblieben war, doch die von den Würmern gesäuberten Sensoren lieferten in aller Eile ein aktuelles Bild der Situation. Die zweite Ebene der gegnerischen Flotte war regelrecht verwüstet worden. Da diese Schiffe von der deutlich überlegenen Feuerkraft der Allianz überrascht worden waren, galt nun gut ein Dreiviertel dieser Unterformation als zerstört oder als so schwer beschädigt, dass für sie eine Fortsetzung des Gefechts ausgeschlossen war.

Die Aliens schienen ihr Feuer auf die Schlachtkreuzer der Allianz konzentriert zu haben, während die Eskort- und Schlachtschiffe verschont geblieben waren. Doch das Sperrfeuer hatte nicht seine erhoffte Wirkung entfalten können, da zu viele Alien-Schiffe zerstört worden waren. Der Fluch der Invincible hatte sich wieder mal bewahrheitet, da sie am schwersten getroffen worden und kaum noch manövrierfähig war. Auch die Illustrious hatte es erwischt, ebenso die Schiffe Ascendant, Auspice, Formidable, Brilliant, Daring, Dragon und Valiant. Die übrigen Schlachtkreuzer, darunter auch die Dauntless, waren zwar getroffen worden, hatten aber keine ernsthaften Schäden davongetragen.

»Hier spricht Admiral Geary. Formationen Merit One und Merit Four, drehen Sie bei Zeit vier zwei nach Backbord eins neun null Grad. Formation Merit Two, drehen Sie bei Zeit vier zwei nach Steuerbord eins neun null Grad.« Die vier Unterformationen setzten zu ausholenden Wendeschleifen an, die Formation mit der Dauntless in ihrer Mitte machte sich an die unmittelbare Verfolgung des Gegners, während die anderen Formationen erst in einigen Augenblicken wieder auf die Aliens treffen würden.

Die benötigten allem Anschein nach ein paar Minuten, ehe sie begriffen, wie sehr der Schusswechsel ihre Armada in Mitleidenschaft gezogen hatte. Als sie sahen, dass die Allianz zum zweiten Vorbeiflug anrückte, änderten sie ihren Kurs und jagten mit atemberaubender Geschwindigkeit nach unten, um auf einen Vektor einzuschwenken, der sie weit unterhalb der Allianz-Flotte brachte, um unter den Schiffen hindurchzutauchen, bevor die noch einmal das Feuer eröffnen konnten.

»Wir können sie nicht einholen, Captain«, meldete der Steuer-Wachhabende betroffen. »Sie haben zu schnell gewendet. Sie werden unter uns hindurchgeflogen sein, noch bevor wir vollständig wenden können.«

»Wir können sie trotzdem aus dem System jagen«, überlegte Desjani.

Geary dachte kurz nach, dann schüttelte er den Kopf. »Nein. Damit beweisen wir ihnen höchstens, wie überlegen die Wendigkeit ihrer Schiffe unseren ist. Lassen wir sie entkommen, damit sie stattdessen in Erinnerung behalten, wie überlegen wir sie geschlagen haben. Außerdem müssen wir uns um die Wracks der Alien-Schiffe kümmern.« Die hilflos durchs All treibenden Wracks versprachen eine wahre Schatztruhe an Informationen. Sie würden die Leichen der Aliens vorfinden, hoffentlich auch ein paar Überlebende, mit denen sie würden reden können. Und natürlich die Ausrüstung dieser nichtmenschlichen Spezies, von der sie sicher einiges lernen konnten. »Sind von den Schiffen der Aliens Rettungskapseln ausgestoßen worden?«

»Nein, Sir«, erwiderte der Steuer-Wachhabende. »Bislang ist nichts passiert.«

»Dann müssen ihre Schiffe über irgendeine Art von Lebenserhaltungssystem für Notfälle verfügen«, wandte Desjani ein.

»Falls ja, setzen sie es nicht ein. Schicken wir ein paar Schiffe zu den Wracks, damit…« Mitten im Satz brach Geary ab, als auf seinem Display Alarmsignale aufflammten. »Bei unseren Vorfahren! Sie explodieren alle!«

Alle Wracks der Alien-Schiffe waren im gleichen Moment explodiert, grelle Flammen kennzeichneten die völlige Zerstörung der Schiffe mit allem und jedem, der sich an Bord befunden hatte.

Der Maschinen-Wachhabende war in die Anzeigen auf seinem Display vertieft. »Sir, die Charakteristika der Detonationen entsprechen in etwa denen, die bei einer Überhitzung des Antriebs bei unseren Schiffen festzustellen sind. Aber für Schiffe von dieser Größe fallen sie ungewöhnlich heftig aus.«

»Das passt«, merkte Desjani mit frostiger Stimme an. »Um so manövrieren zu können, wie sie es uns demonstriert haben, müssen sie über einen deutlich leistungsfähigeren Antrieb verfügen. Ich nehme an, Massenselbstmord wird in ihrer Gesellschaft akzeptiert.«

»Captain«, fuhr der Ingenieur fort. »Ich glaube nicht, dass wir es mit Massenselbstmord zu tun haben. Die Explosionen erfolgten nicht simultan, sondern in einer Art Wellenbewegung im Abstand von einigen Millisekunden. Jemand hat ein Signal gesendet, um diese Detonation auszulösen, und es sieht so aus, als hätte diese Welle ihren Ursprung bei den überlebenden Schiffen der Aliens.«

Zorn legte sich auf Desjanis Miene. »Diese kaltblütigen Schlangen. Die haben ihre eigenen Leute in die Luft gesprengt, nur um sicherzustellen, dass wir auch ja nichts über sie herausfinden. Dieser gnadenlose Abschaum!« Die Wachhabenden auf der Brücke teilten erkennbar die Meinung ihres Captains.

»Sie beurteilen sie nach unseren Standards«, wandte Rione ein, deren zögerlicher Tonfall deutlich machte, dass sie eigentlich auch Desjanis Meinung war.

»Und das werde ich auch weiterhin so machen«, gab Desjani knapp zurück.

Geary sah wieder den Maschinen-Wachhabenden an. »Kann von den Wracks noch irgendetwas übrig sein, was uns weiterhilft?«

»Das ist nicht anzunehmen, Sir. Die Trümmer, die wir registrieren, werden als staubkorngroß angegeben. Vielleicht könnte eine Analyse des Staubs eine Vorstellung davon vermitteln, mit welchen Legierungen und Materialien sie arbeiten.«

»Unerbittlich und gründlich«, sagte Geary zu Desjani. »Eine gefährliche Kombination.«

»Und was ist mit den Aliens selbst?«, fragte Sakai. »Woraus sie bestehen, meine ich. Es wäre doch zumindest nützlich zu wissen, ob es sich um Lebensformen auf Kohlenstoffbasis handelt.«

Der Ingenieur verzog nachdenklich den Mund. »Ich glaube nicht, Sir. Wenn das Schiff in Staub verwandelt wurde, kommen viele Quellen für mögliches organisches Material infrage. Würden unsere Schiffe so gründlich vernichtet werden, dann würden zum Beispiel unsere Lebensmittelvorräte Proben verunreinigen, die man von dem Staub nimmt. Dazu kommen Kleidung, Mobiliar und unzählige andere Dinge.«

Geary starrte auf sein Display und fragte sich, welche geistige Haltung wohl vorhanden sein musste, wenn jemand zu solchen Maßnahmen griff, um zu verhindern, dass man etwas über ihn herausfand. »Madam Co-Präsidentin, sollte ich unseren Hals über Kopf flüchtenden Aliens zum Abschied noch ein paar Worte mit auf den Weg geben, oder sollte das besser einer der politischen Repräsentanten an Bord übernehmen?«