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»Die Allianz zwingt niemanden zu einer Mitgliedschaft«, antwortete Sakai an Riones Stelle. »Es gibt viele Möglichkeiten der Zusammenarbeit, ohne dass man gleich Mitglied werden muss.«

»Also gut, ich werde das weitergeben.«

Rione und Sakai nickten Geary zu, während Costa nur mit finsterer Miene dastand und beharrlich schwieg. Geary hielt dem Syndik eine Datendisk hin. »Darauf befinden sich Beschreibungen der Würmer dieser Aliens. Wie man sie findet, wie man sie unschädlich macht. Sie werden vermutlich in so gut wie jedem System auf Ihren Schiffen und auf Ihrem Planeten diese Würmer finden. Deshalb waren die Aliens für Sie unsichtbar, und Sie konnten sie im Gefecht nicht treffen.«

Boyens starrte auf die Disk, dann griff er vorsichtig danach, als rechne er damit, dass man sie ihm in letzter Sekunde doch nicht geben würde. »Warum geben Sie uns das?«

»Weil Sie sonst Ihre Grenze nicht vernünftig verteidigen können«, erklärte Geary. »Und als Zeichen des guten Willens gegenüber den Menschen hier.« Er erwähnte nicht, dass er ebenso wie Sakai und Rione davon überzeugt war, dass die Syndiks auf der Grundlage von Boyens’ Beobachtungen an Bord der Dauntless früher oder später selbst auf die Existenz der Würmer stoßen würden. Auf diese Weise empfanden die Syndiks hoffentlich eine gewisse Dankbarkeit gegenüber der Allianz. Außerdem hatte Geary keine Raumschiffe aus seiner Flotte zurücklassen wollen, die hier weit von zu Hause entfernt und auf die Gastfreundschaft der Syndiks angewiesen gewesen wären, nur um sicherzustellen, dass die Aliens nicht in nächster Zeit erneut versuchten, das Sternensystem einzunehmen. Sinnvoller war es da, den Syndiks ein Werkzeug an die Hand zu geben, mit dessen Hilfe sie sich selbst den Aliens erfolgreich in den Weg stellen konnten. »Diese Disk erklärt nicht, wie die Würmer funktionieren, weil wir das selbst nicht wissen. Wenn Sie dahinterkommen sollten, würden wir uns freuen, wenn Sie uns im Gegensatz den Gefallen tun, es uns wissen zu lassen.«

»Ich werde meine Leute auf jeden Fall dazu anhalten.« Boyens schaute finster auf die Datendisk. »Wir haben seit hundert Jahren mit ihnen zu tun und sind nie auf diese Sache aufmerksam geworden. Wie haben Sie das geschafft?«

»Wir haben das Problem aus einer neuen Perspektive betrachtet. Vielleicht hat uns das geholfen. Wir hatten nicht ein Jahrhundert Erfahrungen und Mutmaßungen im Hinterkopf, die uns in die falsche Richtung gelotst haben. Es war einfach nur logisch, dass die Aliens über irgendetwas auf ihren Schiffen verfügten, dass Sie daran hinderte, sie sehen zu können. Vor hundert Jahren war es vielleicht nicht einmal möglich, diese Würmer aufzuspüren. Ausgehend davon sind Sie dann zu Schlussfolgerungen gekommen, die all Ihre nachfolgenden Forschungen bestimmt haben.«

Boyens nickte ein wenig betrübt. »Wie lautet doch das alte Sprichwort? Manchmal ist nicht das gefährlich, was man nicht kennt, sondern es sind die Dinge, die man zu wissen glaubt und die gar nicht wahr sind.«

»Ganz genau. Aber die Würmer wurden auch entdeckt, weil eine geniale Offizierin der Allianz sich auf die Suche nach etwas gemacht hatte, ohne mit bestimmten Erwartungen an die Arbeit zu gehen.«

»Ein einzelnes geniales Individuum kann viel bewirken«, stimmte Boyens ihm zu. »Ich würde dieser Offizierin gern meinen Dank aussprechen.«

Geary ließ sich keine Gefühlsregung anmerken. »Das ist bedauerlicherweise nicht mehr möglich. Sie starb bei Varandal in der Schlacht gegen Ihre Flotte.«

Der Syndik-CEO sah Geary einen Moment lang in die Augen. »Das tut mir leid. Ich weiß, es ist kein Trost, aber ich habe in der Schlacht auch Freunde verloren. Ich wünschte, sie alle würden noch leben – Ihre Freunde genauso wie meine.«

»Dann«, warf Rione entschieden ein, »tun Sie alles, was in Ihrer Macht steht, und sorgen Sie dafür, dass unsere Völker in der Zukunft zusammenarbeiten, anstatt sich auf dem Schlachtfeld zu begegnen. Wir können die Toten nicht zum Leben erwecken, aber wir können verhindern, dass noch mehr Menschen sterben müssen.«

Boyens hielt die Datendisk fest umschlossen. »Ja. Ich kann nicht für die gesamten Syndikatwelten sprechen, sondern nur für die Region hier, aber ich werde mein Bestes geben.« Sein Blick blieb wieder auf Geary haften. »Werden Sie weiterhin das Allianz-Militär befehligen? Die Leute hier werden das wissen wollen.«

»Ich diene dem Senat der Allianz«, formulierte Geary seine Antwort mit großer Sorgfalt. »Derzeit befehlige ich nur diese Flotte, nicht das ganze Militär. Ich weiß nicht, welche Aufgaben man mir übertragen wird, wenn diese Mission beendet ist.«

»Nun, dann lassen Sie mich offen reden: Die Leute hier werden Ihnen vertrauen. Ich hoffe, die Allianz-Regierung wird sich diese Tatsache vor Augen halten.« Boyens nickte Geary und den drei Senatoren zu, dann machte er kehrt und ging zum Shuttle.

Sie sahen zu, wie sich die innere Schleusentür schloss, dann startete das Shuttle und verließ den Hangar. Geary spürte, wie ein Teil der Anspannung von ihm abfiel. Irgendwie schien sich ein Kreis zu schließen, als der Syndik-CEO genau hier die Dauntless verließ, da von diesem System aus die Reserveflotte gestartet war.

»Zu schade, dass hier nirgendwo ein Gefangenenlager existiert«, merkte Sakai an. »Sonst hätten wir sie um die Freilassung unserer Leute bitten können, solange sie uns dankbar sind.«

»Sie werden dankbar sein, solange wir unsere Waffen auf sie gerichtet halten«, brummte Costa. »Ich halte es immer noch für einen Fehler, dass wir ihnen von den Würmern erzählt haben. Wir hätten diese Würmer analysieren können, um herauszufinden, wie sie funktionieren, und dann hätten wir sie notfalls gegen die Syndiks einsetzen können.«

»Wir haben jetzt einen anderen Feind«, gab Rione zurück. »Einen gemeinsamen Feind, wie es scheint, ob uns das gefällt oder nicht. Und diese Syndiks wären als Verbündete besonders hilfreich.«

Costas Miene wurde nur noch finsterer. »Wenn ich an einen Syndik denke, kann ich mir den nicht als Verbündeten vorstellen.«

»Vielleicht sind sie ja schon bald keine Syndiks mehr, wenn Sie damit besser umgehen können.«

»Ein Wolf kann von sich behaupten, ein Hund zu sein, und er bleibt trotzdem ein Wolf.« Costa warf Geary einen mürrischen Blick zu. »Ich hoffe, Sie planen nicht, in nächster Zeit in den Ruhestand zu gehen, Admiral. Ich garantiere Ihnen, das wird Ihnen nicht genehmigt werden.«

Geary ließ sich keine Regung anmerken. »Damit habe ich gerechnet. Aber ich habe mit dem Rat bestimmte Vereinbarungen getroffen.«

Daraufhin konnte Costa nicht verhindern, dass ein spöttisches Lächeln über ihre Lippen huschte. »Ja, natürlich«, sagte sie nur. Sakai vermied es, irgendeine Gefühlsregung zu zeigen, während Rione Geary einen warnenden Blick zuwarf, von dem die anderen Senatoren nichts mitbekamen.

Für Geary war damit endgültig klar, dass der Große Rat irgendein Spiel mit ihm treiben würde, um sich nicht an das gegebene Versprechen halten zu müssen. Aber er war auch in der Lage, ein Spiel zu spielen. Immerhin hatte er alle Tricks durchschaut, mit denen die Syndiks und die Aliens ihn in ihre Fallen hatten locken wollen, und das würde ihm auch beim Großen Rat gelingen.

Als er den Shuttlehangar verließ, wurde ihm die Ironie bewusst, dass er so wie Badaya in der Allianz-Regierung nur ein weiteres Hindernis sah, dass es zu überwinden galt. Im Gegensatz zu Badaya verfolgte er dagegen rein persönliche Ziele. Die Regierung sollte sich um die Politik kümmern, aber Geary wollte nur ein wenig Kontrolle über sein Leben haben. Er fand, dass er das verdient hatte.

Er kehrte zurück auf die Brücke und setzte sich auf seinen Platz neben Desjani, dann sah er zu, wie das Allianz-Shuttle an dem Schweren Kreuzer der Syndiks andockte. Desjani schien bereit, sofort eine Salve Phantome in Richtung des Schiffs zu schicken, sollte das auf das Shuttle schießen. Nach einigen Minuten jedoch meldete das Shuttle, dass es den Passagier abgesetzt hatte, und machte sich auf den Rückweg zur Dauntless.