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Desjani sah ihn forschend an und kniff gereizt die Lippen zusammen. »Sie fühlen sich elend, weil Sie mich lieben?«

»Ja, weil ich nichts tun oder sagen konnte.« Er machte eine frustrierte Geste. »Ich kriege das nicht richtig ausgedrückt. Ich bin in so was nicht gut. Ich glaube, ich kann ganz gut eine Flotte führen, aber mit Frauen komme ich nicht annähernd so gut klar.«

»Ach, wirklich?«

»Ja, wirklich.« War sie noch immer wütend auf ihn, oder machte sie sich über ihn lustig?

»Haben Sie sich das wirklich gut überlegt?«, wollte sie wissen. »Glauben Sie mir, ich habe das gemacht. Im Moment sind wir beide Captains, aber nur im Moment. Sie wissen, die Allianz wird Sie umgehend wieder zum Admiral befördern. Eine entsprechende Nachricht wartet mit Sicherheit schon in Ihrer Mailbox auf Sie.«

»Wahrscheinlich ja, aber ich habe nicht nachgesehen.«

»Was glauben Sie, wie lange Sie das vor sich herschieben können? Captains können untereinander eine Beziehung eingehen, solange sie nicht zur gleichen Befehlskette gehören. Zwischen Admiral und Captain darf es keine persönlichen Beziehungen geben.« Desjani kniff die Augen zu, ihre Miene verhärtete sich. »Ich werde nicht Ihre heimliche oder auch nicht-ganz-so-heimliche Geliebte sein.«

»Darum würde ich Sie auch niemals bitten. Das habe ich nicht getan, und das werde ich nicht tun.«

»Aber welche Alternative bleibt dann noch?«, wollte sie wissen und schaute ihm ins Gesicht. »Vermutlich sind Sie schon längst wieder Admiral.«

Dem konnte er nicht widersprechen. »Dann heißt das wohl, dass wir uns schnell etwas einfallen lassen müssen, bevor ich meine Nachrichten lese oder jemandem begegne, der es bereits weiß. Es gibt eine Möglichkeit, um zu beweisen, dass ich mit Ihnen und nur mit Ihnen zusammen sein möchte. Eine Möglichkeit, damit es zwischen Admiral und Captain eine persönliche Beziehung geben darf: wenn wir beide verheiratet sind, bevor ich von meiner Beförderung weiß.«

Desjani schien sich bei seinen Worten zu versteifen, dann wiederholte sie langsam: »Verheiratet?«

»Ja. Willst du mich heiraten? Es ist mein Ernst. Ich schwöre dir, mir war in meinem Leben noch nichts so ernst wie das.«

»Du machst mir einen Heiratsantrag? An einem öffentlichen Passagierdock?«

»Ähm… ja. Es tut mir leid, dass ich mir dafür keinen besseren Ort aussuchen konnte.«

Desjani schaute hoch und wirkte auf ihn untypisch nervös, während ihr Mienenspiel ihn abermals nicht erkennen ließ, was in diesem Moment in ihr vorging. »Und wenn ich Nein sage? Wenn ich dir von Captain zu Captain, von Frau zu Mann sage, dass ich das nicht will und dass ich es so nicht will? Was wirst du dann machen?«

Nun war es Geary, der sekundenlang nichts anderes tun konnte als ihr in die Augen zu sehen. Hatte er jede ihrer Gefühlsregungen womöglich falsch gedeutet? »Dann werde ich dich bitten, dass du es dir noch einmal gründlich überlegst. Dann werde ich dich bitten, mir zuzuhören, was ich für dich empfinde. Wenn du aber von deinen Gefühlen nicht abzubringen bist, werde ich das respektieren. Von da an werde ich dich wieder wie der Captain behandeln, der du bist, und das Thema nie wieder zur Sprache bringen.«

»Ich werde gleich mit diesem Schiff abreisen. Uns bleiben nur noch ein paar Minuten. Du würdest mir doch nicht befehlen, hierzubleiben, um dir zuzuhören, oder?«

Er verspürte eine Leere in sich, als wäre soeben tief in seinem Inneren ein winziges Schwarzes Loch entstanden, das alles zu verschlingen drohte, aber er schüttelte den Kopf. Vielleicht würde es ihn das Wichtigste kosten, was er in diesem Universum noch besaß, aber er musste die Wahrheit aussprechen, er musste ihre Frage ehrlich beantworten. Er konnte sie nicht belügen. »Nein, Tanya, wenn du wirklich gehen willst, dann geh. Ich besitze keine Autorität über deine Person und deine Entscheidungen, und die möchte ich auch niemals besitzen wollen. Wenn du nicht glaubst, dass ich dir deine Ehre bereits zurückgegeben habe, dann tue ich das jetzt ohne irgendwelche Vorbehalte oder Bedingungen. Du bist Captain deiner Seele, genauso wie du Captain der Dauntless bist, aber das sind zwei völlig verschiedene Dinge. In dem einen Fall kann ich dir Befehle erteilen, im anderen nicht. Und das weiß ich auch.«

Ein Mundwinkel zuckte leicht, und schließlich begann Desjani zu lächeln. Dann tat sie einen Schritt nach vorn und drückte ihm einen verlangenden Kuss auf den Mund.

Als sie sich wieder von ihm löste, musste sie erst nach Luft schnappen, ehe sie sagen konnte: »Darauf habe ich schon so lange gewartet. Das war übrigens die richtige Antwort.«

Geary fühlte sich von dem Kuss noch ein wenig schwindlig. »Ist das deine Antwort für mich?«

»War die nicht eindeutig genug? Ja. Ja zu allem, was du gesagt hast. Dein Verhalten mir gegenüber, deine Weigerung, meine Gefühle auszunutzen – das hat mir schon vor langer Zeit meine Ehre zurückgegeben. Aber wie sollen wir heiraten, bevor du von deiner erneuten Beförderung erfährst? Selbst wenn wir dieses System verlassen können, ohne dass man dich findet, wird deine Beförderung bestimmt einem schnellen Kurierschiff übergeben, das bereits auf uns wartet, wenn wir Kosatka erreichen. Also müssen wir auf dem Passagierschiff heiraten, so schnell sich das arrangieren lässt.«

»Auf dem Passagierschiff?«

Sein Tonfall musste etwas Zögerliches an sich gehabt haben, dass Desjani sofort argwöhnisch die Augen zusammenkniff. »Ja, auf dem Schiff. Oder bekommst du schon kalte Füße? Jetzt gibt es für dich kein Zurück mehr, dafür habe ich dir vorher jeden Fluchtweg offengehalten.«

Einen Moment lang stellte er sich vor, wie er einer rachsüchtigen Tanya Desjani zu entkommen versuchte. Das würde für ihn sicher ein ereignisreiches, aber sehr kurzes restliches Dasein bedeuten. »Nein… Das heißt ja. Ja, ich halte es für eine großartige Idee, auf dem Schiff zu heiraten. Und irgendwie auch passend.«

»Es ist zwar kein Kriegsschiff«, gab Desjani ein wenig wehmütig zu bedenken, »aber es wird genügen. Dir ist aber doch klar, dass die aktuellen Flottenvorschriften davon abraten, Ehepaare gemeinsam einem Schiff zuzuteilen, oder?«

Genau genommen hatte er völlig vergessen, sich danach zu erkundigen. »Falls ich wieder Admiral bin, werde ich ja nicht zu deiner Crew gehören, wenn ich auf der Dauntless bin.«

»Was für eine Haarspalterei«, schnaubte Desjani. »Aber du hast recht. Wenn wir allerdings wieder zusammenarbeiten sollten, können wir an Bord nicht wie ein Ehepaar auftreten, sondern wir müssen uns wieder so verhalten wie bisher.«

»Heißt das, ich muss mich dann wieder elend fühlen?«

»Wenn du damit noch mal anfängst…«

»Ja, Ma’am.« Geary lächelte sie an. »Das sehe ich auch so. Wir kriegen das schon hin, schließlich hat es bislang ja auch geklappt. Allerdings hatte ich gehofft, wir könnten auf Kosatka heiraten.«

Desjani grinste vergnügt. »Wir können da unsere Flitterwochen verbringen, bis dich deine Einsatzbefehle eingeholt haben. Was bedeutet, dass es sehr kurze Flitterwochen werden dürften. Unser Schiff wird bald aufbrechen. Wo ist eigentlich dein Gepäck?«

»Gepäck?« Erst jetzt fiel ihm auf, dass er außer seiner Uniform nichts mitgenommen hatte, als er die Dauntless verließ.

»Genau wie damals, als wir dich aus deiner Rettungskapsel geholt haben. Du bist nicht gut darin, irgendwelche Sachen zu packen, wie? Wir kaufen auf dem Schiff ein paar Dinge für dich. Ich nehme auch nicht an, dass du auf dem Weg hierher daran gedacht hast, dir ein Flugticket für dieses Schiff nach Kosatka zu besorgen, oder?«

»Ähm… ich hatte mehr damit zu tun, dich zu finden, und… Tja, was soll ich sagen?«

»Schon in Ordnung«, meinte sie lachend. »Ich habe eine Privatkabine gebucht. Eigentlich war es gegen jede Vernunft und auch gegen all meine Zweifel, aber ich hatte gehofft, ich würde die Kabine brauchen… Wir würden die Kabine brauchen. Und danach sieht es jetzt ja auch aus. Wir müssen nur noch den Fahrpreis für dich bezahlen.« Wieder musste sie lachen. »Ich glaube, meine Eltern werden aus dem Staunen nicht rauskommen. Sie dachten immer, ich bin mit der Dauntless verheiratet. Und stattdessen präsentiere ich dich als ihren Schwiegersohn. Oh, da fällt mir was ein. Es gibt da noch eine nicht verhandelbare Bedingung für unsere Ehe. Sollten wir eines Tages eine Tochter haben, dann muss sie nach Jaylen Cresida genannt werden.«