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»Ich habe gearbeitet«, sagte Mr. Pelling, jetzt wieder hinter seiner Zeitung hervor. »Es wird viel zuviel geschwatzt auf der Welt und viel zu wenig gearbeitet, sage ich immer.«

»Haben Sie in ihrer Abteilung Kriminelle eingestellt?« Die Zeitung raschelte, dann war sie wieder still. »Oder Kommunisten?« sagte Smiley unentwegt freundlich. »Wenn ja, dann wären sie verdammt schnell wieder draußen«, sagte Mr. Pelling, und diesmal blieb die Zeitung unten. Mrs. Pelling schnalzte mit den Fingern. »So!« sagte sie. »Mr. Pelling«, fuhr Smiley wie ein gütiger Hausarzt fort, »der Posten, für den Ihre Tochter in Frage käme, ist bei einer der bedeutenden Fernost-Firmen. Sie würde vorwiegend mit Luftspedition zu tun haben, und aufgrund ihrer Tätigkeit im voraus Kenntnis von erheblichen Goldtransporten in dieses betreffende Land und zurück haben, sowie von Sondersendungen per Post und diplomatischen Kurieren. Die Bezahlung ist außerordentlich hoch. Ich halte es nicht für übertrieben - und Sie gewiß auch nicht -, wenn Ihre Tochter den gleichen Prozeduren unterworfen wird, wie jeder andere Kandidat für eine so verantwortungsvolle - und erstrebenswerte - Stellung.«

»Wer hat Sie angestellt«, bellte Mr. Pelling, »das möchte ich wissen. Wer sagt, das Sie zuverlässig sind?«

»Nunc«, flehte Mrs. Pelling. »Wer behauptet das von irgendwem?«

»Halt die Klappe! Gib ihm noch Tee. Du bist die Hausfrau, oder?, dann tu deine Pflicht. Höchste Zeit, daß Lizzie belohnt wird, und ich bin sehr verärgert, daß es nicht früher geschehen ist, wenn man bedenkt, was sie ihr schulden.«

Mr. Pelling nahm die Lektüre von Smileys imponierender grüner Karte wieder auf: »>Agenturen in Asien, den USA und in Nahost.< Knastbrüder, würde ich sagen. Hauptbüro South Molton Street. Anfragen unter Telefon bla-bla-bla. Wen krieg ich dann an die Strippe? Ihren Spießgesellen vermutlich.«

»Wenn es South Molton Street ist, muß er in Ordnung sein«, sagte Mrs. Pelling.

»Autorität ohne Verantwortung«, sagte Mr. Pelling und wählte die Nummer. Er sprach, als hielte ihm jemand die Nase zu. »Dafür hab' ich leider gar nichts übrig.«

»Mit Verantwortung«, verbesserte Smiley. »Unsere Firma ist gehalten, ihre Klienten für jede Unredlichkeit einer von uns empfohlenen Kraft zu entschädigen. Wir sind entsprechend versichert.«

Am anderen Ende klingelte es fünfmal, ehe sich die Vermittlung des Circus meldete, und Smiley hoffte zu Gott, es möchte klappen. »Geben Sie mir den Geschäftsführer«, befahl Mr. Pelling. »Mir macht's nichts aus, ob er in einer Sitzung ist! Hat er auch einen Namen? Und der wäre? Dann sagen Sie Mr. Andrew Forbes-Lisle, daß Mr. Humphrey Pelling ihn in einer persönlichen Angelegenheit zu sprechen wünscht. Sofort.« Lange Pause. Gut gemacht, dachte Smiley. Goldrichtig. »Hier Pelling. Bei mir in der Wohnung sitzt ein Mann, der sich Oates nennt. Kurz, fett und ängstlich. Was soll ich mit ihm anfangen?« Im Hintergrund hörte Smiley Peter Guillams volltönendes, militärisch klingendes Organ, das Mr. Pelling geradezu nahelegte, gefälligst strammzustehen, wenn er mit Mr. Forbes-Lisle spreche. Besänftigt legte Mr. Pelling den Hörer auf. »Weiß Lizzie, das Sie mit uns Sprechen?« fragte er. »Sie würde sich krank lachen, wenn sie es wüßte«, sagte seine Frau.

»Sie weiß vielleicht nicht einmal, daß sie für den Posten in Erwägung gezogen ist«, sagte Smiley. »Heutzutage geht die Tendenz mehr und mehr dahin, sich mit dem Betreffenden erst nach Feststellung der Unbedenklichkeit in Verbindung zu setzen.«

»Es ist doch für Lizzie, Nunc«, erinnerte ihn Mrs. Pelling. »Du liebst sie doch, auch wenn wir seit einem Jahr nichts von ihr gehört haben.«

»Korrespondieren Sie überhaupt nicht mir ihr?« fragte Smiley mitfühlend.

»Sie wünscht es nicht«, sagte Mrs. Pelling mit einem raschen Blick zu ihrem Mann.

Ein kaum hörbarer Grunzlaut entfloh Smileys Lippen. Es hätte Bedauern sein können, aber in Wirklichkeit war es Erleichterung. »Gib ihm noch Tee«, befahl ihr Mann. »Er hat seinen Humpen schon wieder leer.«

Aber er glotzte Smiley aufs neue verschlagen an. »Ich bin noch immer nicht überzeugt, daß er kein Geheimdienstagent ist, auch jetzt noch nicht«, sagte er. »Ist zwar scheint's keine Leuchte, aber das könnte Absicht sein.«

Smiley hatte Formulare mitgebracht. Der Drucker im Circus hatte sie am vergangenen Abend auf bräunlichem Papier abgezogen - ein Glück, denn in Mr. Pellings Welt waren Formulare die Legitimation für alles, und bräunlich war die vertrauenerweckende Farbe. Und so arbeiteten die beiden Männer mit vereinten Kräften, wie zwei Freunde, die gemeinsam ein Kreuzworträtsel lösen, Smiley hockte auf seinem Stuhl, Mr. Pelling verrichtete die Schreibarbeit, während seine Frau rauchend dasaß, durch die grauen Netzgardinen starrte und unaufhörlich ihren Ehering am Finger drehte. Sie waren bei Geburtsdatum und -ort. »Hier in unserer Straße, im Alexandra Nursing Home. Ist jetzt abgerissen worden, nicht wahr, Cess? Steht jetzt einer von diesen Eiscremeblocks dort.« Sie kamen zu Schulbildung, und Mr. Pelling äußerte seine Meinung zu diesem Thema.

»Ich hab' sie nie zu lang in ein und derselben Schule gelassen, wie, Cess? Hält den Geist wach. Läßt keine Routine aufkommen. Eine Veränderung ist soviel wie ein Urlaub, habe ich gesagt. Stimmt's Cess?«

»Er liest Bücher über Erziehung«, sagte Mrs. Pelling. »Wir haben spät geheiratet«, sagte er, als wolle er ihr Vorhandensein erklären.

»Wir wollten, daß sie zur Bühne geht«, sagte sie. »Er wollte ihren Manager machen, unter anderem.«

Er machte weitere Angaben. Nannte eine Schauspielschule und einen Sekretärinnenkurs.

»Schliff«, sagte Mr. Pelling. »Lebensklugheit, nicht Fachausbildung, das halte ich für das Richtige. Ihr von allem ein bißchen zukommen lassen. Damit sie Weltgewandtheit kriegt. Sicheres Auftreten.«

»Oh, das Auftreten hat sie«, stimmte Mrs. Pelling zu, schnalzte mit der Zunge und stieß eine Wolke von Zigarettenrauch aus. »Und die Weltgewandtheit dazu.«

»Aber sie hat die Sekretärinnenschule nie beendet?« fragte Smiley und wies auf das Formblatt, »oder den Schauspielkursus?«

»War nicht nötig«, sagte Mr. Pelling.

Sie kamen zu »frühere Arbeitgeber«. Mr. Pelling führte ein halbes Dutzend im Einzugsgebiet von London an, jeweils im Abstand von höchstens achtzehn Monaten.

»Lauter Stumpfsinn«, sagte Mrs. Pelling vergnügt.

»Sie hat sich umgesehen«, sagte ihr Mann leichthin. »Wollte den Puls fühlen, ehe sie sich festlegte. Hab' ich sie gelehrt, wie, Cess?

Alle hätten sie gern behalten, aber ich war nicht dafür.« Er wies mit ausgestrecktem Arm auf sie. »Und sag' bloß nicht, es hätte sich schließlich nicht doch gelohnt!« keifte er. »Auch wenn wir nicht darüber sprechen dürfen!«

»Das Ballett war ihr am liebsten«, sagte Mrs. Pelling. »Der Unterricht der Kinder. Sie hat Kinder wahnsinnig gern. Wahnsinnig.«