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»Wenn Sie behaupten wollen, daß einer von uns bewußt das Schiff durch Sabotage beschädigt hat«, sagte Holdreth, »möchte ich Sie darauf hinweisen — «

»Ich behaupte gar nichts. Aber es sieht für mich so aus, daß ihr beiden beschlossen habt, noch eine Weile hierzubleiben, und die einfachste Art, meine Zustimmung zu erhalten, war dann wohl, den Antrieb zu demolieren.« Ich funkelte sie böse an. »Na, ich habe Neuigkeiten für euch. Ich kann das reparieren, und zwar in ein paar Tagen. Also — macht weiter! Geht eurer Arbeit nach, solange ihr könnt. Ich — «

Davison legte die Hand auf meinen Arm.

»Gus«, sagte er leise, »wir sind es nicht gewesen. Beide nicht.«

Plötzlich verflog mein ganzer Zorn, verdrängt von tiefsitzender Angst. Ich konnte sehen, daß Davison es ernst meinte.

»Wenn Sie es nicht gewesen sind und Holdreth auch nicht, und ich war es bestimmt nicht — wer war es dann?«

Davison zuckte die Achseln.

»Vielleicht ist es einer von uns, der nicht weiß, daß er es tut«, meinte ich. »Vielleicht — « Ich verstummte. »Ach, das ist Unsinn. Geben Sie mir den Werkzeugkasten, ja?«

Sie kümmerten sich wieder um ihre Tiere, und ich machte mich an die Arbeit, wobei ich Überlegungen beiseite schob, die nichts mit der Reparatur zu tun hatten. Es ging mühsam, und bis zum Essen hatte ich das Nötigste geschafft. Meine Finger zitterten, und ich beschloß, erst am nächsten Tag weiterzumachen.

Ich schlief schlecht und hatte Alpträume, untermalt von den Trompetenstößen der Ameisenfresser und dem vereinzelten Quietschen, Schnarren, Trillern und Zischen der anderen Tiere im Frachtraum. Es mußte vier Uhr früh geworden sein, bis ich wirklich einschlief, und der Rest der Nacht verging schnell. Als ich zu mir kam, wurde ich geschüttelt und starrte in die blassen, angespannten Gesichter von Holdreth und Davison.

»Was ist denn?«

»Aufstehen, Gus!« sagte Holdreth drängend und schüttelte mich wieder.

Ich raffte mich mühsam auf.

»Ist doch das letzte, einen mitten aus dem Schlaf zu

reißen — « Ich wurde aus der Kabine getrieben, den Korridor hinunter zur Steuerkabine. Verschlafen folgte ich der Richtung von Holdreths Zeigefinger und wurde plötzlich hellwach.

Der Antrieb war wieder demoliert. Irgend jemand oder irgend etwas hatte meine ganze Reparaturarbeit vom vergangenen Abend zunichte gemacht.

Wenn wir uns vorher gestritten hatten, hörte das jetzt auf. Von einem Spaß konnte keine Rede mehr sein; man konnte nicht mehr lachen, und wir arbeiteten wieder eng zusammen.

»Gehen wir das Ganze durch«, sagte Holdreth, der nervös hin- und herging. »Der Antrieb ist zweimal sabotiert worden. Keiner von uns weiß, wer es getan hat, und auf der bewußten Ebene ist jeder von uns überzeugt, daß er selbst es nicht getan hat.«

Er machte eine Pause. »Dann bleiben zwei Möglichkeiten. Entweder macht einer von uns das unbewußt, wie Gus gemeint hat, oder es ist ein Dritter. Beides ist gleichermaßen unerfreulich.«

»Wir können aber Wache halten«, warf ich ein. »Ich schlage vor: Erstens, einer von uns bleibt immer wach — das heißt, wir schlafen schichtweise, und einer bewacht den Antrieb, bis ich ihn repariert habe. Zweitens — wir entfernen alle Tiere aus dem Schiff.«

»Was?«

»Er hat recht«, sagte Davison. »Wir wissen nicht, was wir an Bord gebracht haben mögen. Sie scheinen nicht intelligent zu sein, aber Gewißheit haben wir nicht. Die Babygiraffe mit den violetten Augen, zum Beispiel — angenommen, sie hypnotisiert uns, so daß wir den Antrieb selbst demolieren? Woher sollen wir das wissen?«

»Ach, aber — « Holdreth wollte protestieren, verstummte aber und zog die Brauen zusammen. »Die Möglichkeit werden wir wohl einräumen müssen«, sagte er betroffen. »Wir leeren den Frachtraum, und Sie sehen, ob Sie den Antrieb reparieren können. Vielleicht fangen wir sie später alle wieder ein, wenn sonst nichts mehr passiert.«

Wir einigten uns darauf, und Holdreth und Davison trieben die Tiere hinaus, während ich mich hartnäckig an die Arbeit machte. Bis zum Abend hatte ich soviel erreicht wie am Vortag.

Ich hielt die erste Wache an Bord des seltsam stillen Raumschiffs. Ich ging in der Kabine herum und kämpfte gegen die mächtige Versuchung an, einzuschlafen, konnte aber durchhalten, bis Holdreth mich ablöste.

Nur — als er auftauchte, stockte sein Atem, und er deutete auf den Antrieb. Er war ein drittes Mal auseinandergerissen worden.

Jetzt hatten wir keine Ausrede, keine Erklärung mehr. Die Expedition war zu einem Alptraum geworden.

Ich konnte nur einwenden, daß ich die ganze Schicht hindurch wachgeblieben war und niemanden und nichts am Antrieb gesehen hatte. Das war jedoch kaum eine befriedigende Erklärung, da das entweder mich als Saboteur auswies oder unterstellte, daß eine unsichtbare äußere Kraft den Antrieb immer wieder beschädigte. Beide Hypothesen ergaben keinen Sinn, jedenfalls nicht für mich.

Inzwischen waren wir vier Tage auf dem Planeten, und die Ernährung wurde zu einem Problem. Mein genau kalkulierter Flugplan sah eigentlich vor, daß wir schon seit zwei Tagen unterwegs zur Erde hätten sein sollen. Wir waren dem Abflug aber noch nicht näher als vor vier Tagen.

Die Tiere liefen weiterhin draußen herum, berührten das Schiff, untersuchten es, streichelten es fast, während die verdammten Pseudo-Giraffen uns seelenvoll betrachteten. Wir drei liefen herum wie Gespenster. Wir hatten Angst.

Irgend etwas hielt uns davon ab, den Antrieb zu reparieren.

Irgend etwas wollte nicht, daß wir den Planeten verließen.

In dieser Nacht hielten wir zu dritt Wache im Kontrollraum. Der Antrieb war ohnehin demoliert. Die Kabel waren an so vielen Stellen gelötet, daß der ganze Schrank funkelte, und ich wußte, daß nur noch ein paar Eingriffe nötig waren, damit man überhaupt nichts mehr ausrichten konnte.

In der nächsten Nacht hörte ich nicht auf, sondern lötete nach dem Essen weiter.

Am nächsten Morgen war es so, als hätte ich gar nichts getan.

»Ich gebe auf«, sagte ich, als ich mir den Schaden ansah. »Ich sehe keinen Sinn darin, meine Nerven damit zu ruinieren, etwas beheben zu wollen, was sich nicht beheben läßt.«

Holdreth nickte. Er war leichenblaß.

»Wir müssen einen neuen Weg finden.«

»Ja. Einen neuen Weg.«

Ich riß den Eßschrank auf und untersuchte unsere Vorräte. Selbst mit den synthetischen Dingen, mit denen wir die Tiere gefüttert hätten, wären sie nicht hinausgetrieben worden, waren wir sehr knapp. Wir hatten schon die Sicherheitsgrenze überschritten. Auf dem Heimweg würden wir hungern müssen — falls wir je heimfliegen konnten.

Ich kletterte hinaus und legte mich auf einen großen Stein. Einer der Nackthunde kam heran und beschnupperte mich. Davison trat in die Luke.

»Was machen Sie da, Gus?«

»Frische Luft schnappen. Ich habe es satt, im Schiff zu sein.« Ich kraulte den Hund hinter den Ohren und schaute mich um.

Die Tiere hatten ihre Neugier uns gegenüber meist abgelegt und versammelten sich nicht mehr so wie früher. Sie liefen auf der ganzen Ebene herum und nagten an kleinen Ablagerungen eines weißen, teigigen Stoffes. Es regnete jede Nacht herab. Wir nannten es ›Manna‹. Alle Tiere schienen davon zu leben.

Ich verschränkte die Arme und legte mich zurück.

Am achten Tag waren wir schon ganz schön mager geworden. Ich versuchte nicht einmal mehr, das Schiff zu reparieren; der Hunger wirkte sich aus. Aber ich sah Davison mit meinem Lötstrahl arbeiten.

»Was machen Sie da?«

»Ich repariere den Antrieb«, sagte er. »Sie wollen nicht mehr, aber wir können nicht einfach herumsitzen, wissen Sie.« Er hatte die Nase in meinem Handbuch und hob das Lötgerät.