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«Weiß ich. «Bolitho nickte, als wolle er seine Überzeugung besiegeln.»Das weiß ich doch.«»Auf ihn können Sie sich verlassen.»

Allday nahm den Degen von der Schottwand und wartete darauf, daß Bolitho die Arme hob, damit er ihm das Koppel umschnallen konnte.»Immer noch der alte«, sagte er leise und berührte den abgewetzten Griff.»Wir sind schon einige Meilen zusammen gesegelt.»

«Aye«, stimmte Bolitho ernst zu und ließ die Finger über die Parierstange gleiten.»Ich glaube, der macht's noch länger als wir beide.»

Allday grinste übers ganze Gesicht.»So ist's schon besser, Sir! Jetzt reden Sie wieder, wie es sich für einen Flaggoffizier gehört.»

Lautlos ging die Tür auf, und Herrick, Hut unterm Arm, trat ein.»Geschwader klar zum Ankerlichten, Sir. «Er sprach ganz gelassen.»Alle Anker sind kurzstag gehievt.»

«Danke, Captain Herrick«, antwortete Bolitho in dienstlichem Ton.»Ich komme gleich an Deck.»

Herrick eilte wieder hinaus; man hörte ihn die Leiter zur Kam-panje über der Achterkajüte hinaufsteigen. Er mußte den Schiffsverkehr in der Straße von Gibraltar in Betracht ziehen, der jedoch Gott sei Dank spärlich war; auch die Windstärke und die nahen Untiefen. Herrick mußte sich auch darüber klar sein, daß er an diesem Vormittag noch von anderen Augen als von Bolithos beobachtet wurde. Die Kommandanten, die am Vorabend beim Dinner so gelöst und kameradschaftlich getan hatten, würden seine Seemannschaft, den Ausbildungsstand der Lysander, die Schnelligkeit ihres Auslaufens sehr kritisch beurteilen. Auch auf den zur Garnison gehörigen Schiffen, sogar von der Festung im feindlichen Alge-ciras aus würden Teleskope auf die Lysander gerichtet sein.

«Wir wollen gehen, Allday«, sagte Bolitho gelassen.

Unter dem Skylight blieb Allday stehen und deutete nach oben.»Sehen Sie mal, Sir.»

Bolitho starrte hinauf in das schwarze Gewirr der Wanten, auf den himmelhohen Großmast dahinter, in dessen Topp der Kommodorestander peitschend auswehte.

«Ja, ich sehe ihn.»

Allday musterte Bolitho ernst und eingehend.»Der gehört Ihnen von rechtswegen, Sir. Mancher, der ihn dieser Tage sieht, möchte ihn runterholen, wenn er könnte. Aber solange er weht, werden sie Ihnen gehorchen. Also machen Sie sich keine Sorgen, überlassen Sie die anderen. Sie haben Besseres zu tun.»

Bolitho sah Allday überrascht an.»Admiral Beauchamp hat mir etwa dasselbe gesagt, wenn auch nicht mit den gleichen Worten. «Er schlug Allday auf den Arm.»Danke.»

Als er unter der Kampanje heraustrat und am großen Doppelrad vorbeikam, war er sich durchaus darüber klar, daß ihn alle in Sichtweite genau beobachteten. Draußen, vom Achterdeck aus, wo der Wind Gischtfetzen über Netze und Laufbrücken wehte, sah er, daß sich die Matrosen bereits an den Brassen und Fallen drängten; dahinter standen die Marine-Infanteristen in ihren scharlachroten Röcken, um die Matrosen zu unterstützen, wenn es so weit war.

«Achterdeck — Achtung!»

Das war Gilchrist, der Erste Offizier, Herricks rechte Hand. Lang und dürr, die Stirn ständig in Falten, sah er aus wie ein mißgelaunter Schulmeister. Hinter ihm standen einige Leutnants, der Mids-hipman der Wache und allerlei namenloses Schiffsvolk.

Bolitho tippte grüßend an seinen Hut, was dem Achterdeck im allgemeinen galt, und verglich, eigentlich gegen seine Absicht, das, was er sah, mit dem, was ihm als Kommandant selbst vertraut und lieb geworden war. Er hätte sich so schnell wie möglich Gesicht und Namen jedes einzelnen Offiziers eingeprägt und sich diesen Ersten Offizier besonders genau angesehen. Er warf einen raschen Blick auf Herricks untersetzte Gestalt an der Reling — ob auch er wohl jetzt Vergleiche anstellte?

Dicht neben sich hörte er eine rauhe Stimme:»Wunderschöner Tag, Sir, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf.»

Bolitho fuhr herum und sah einen mächtigen, rotgesichtigen Mann von, wie ihm schien, dreifacher Raumbeanspruchung, nicht so sehr in der Höhe wie in der Breite. Die dicken Beine gespreizt, um eine plötzliche Bö abzufangen, stand er da und starrte Bolitho aus schwerlidrigen, melancholischen Augen mit unverhohlener Neugier an.»Mein Name ist Grubb, Sir. Ich bin der Master.«[5]

«Danke, Mr. Grubb«, lächelte Bolitho. Das hätte er sich denken können. Über Ben Grubb, den Master der Lysander bei St. Vincent, existierten bereits viele Legenden. Er hatte, so wurde erzählt, persönlich die Querflöte geblasen, als der Vierundsiebziger die Feindformation durchbrach und alle Trommeljungen der MarineInfanterie von Schrapnellgeschossen niedergemäht worden waren.

Diesem mächtigen, unordentlich gekleideten Mann war das schon zuzutrauen, fand Bolitho. Eine merkwürdige Mischung. So wie das Gesicht war der ganze Mann: offenbar von schweren Stürmen gezeichnet; und ein schwerer Trinker war er auch, das sah man ihm an. Von jetzt an würde Grubb einer der wichtigsten Männer im Geschwader sein.

Grubb zog eine apfelgroße Taschenuhr, sah nach der Zeit und sagte:»Ungefähr jetzt, würde ich meinen, Sir.»

Bolitho nickte und drehte sich nach Herrick um. Pascoe stand mit einem Midshipman und den Signalgasten in der Nähe, ein Deckoffizier kritzelte etwas auf seine Tafel.

«Also bitte, Captain. Wir wollen auslaufen.»

Absichtlich langsam schritt Bolitho über das unaufgeklärte Deck und versuchte, nicht auf die vielen Blöcke und Taljen hinunterzu-blicken, an denen die Achterdeckwache seit Morgengrauen gearbeitet hatte. Das wäre ein schöner Anblick für die Crew der Lysander, wenn er mit dem Fuß hängenbliebe und der Länge nach auf die

Planken fiele! Seltsamerweise wurde er gerade bei dieser gräßlichen Vorstellung ruhiger und konnte sich auf die anderen Schiffe konzentrieren, auf denen nacheinander die Bestätigungen für Herricks Signal Anker auf hochgingen.

«Von allen bestätigt, Sir!«hörte er den Midshipman rufen.

Und dann ertönte Pascoes vor verhaltener Erregung zitternde Stimme:»Achterdeck — klar zum Manöver!»

Gilchrist rannte polternd über die Planken, und selbst noch durch die Sprechtrompete klang seine Stimme mißbilligend:»Mr. Yeo! Mehr Leute ans Gangspill! Verdammte Bummelei!»

Bolitho wandte sich nicht um. Yeo war der Bootsmann, er würde ihn schon noch kennenlernen. Drüben rollte die kleine Harebell wie betrunken, die Rahen voll geschäftiger Matrosen. Ihr Ankertau stand auf und nieder; er glaubte, Inchs vogelscheuchenähnliche Gestalt an der Achterdeckreling zu erkennen, wie er über die Reede deutete, die mit ihren zahllosen weißmützigen Wellen aussah wie ein Miniaturozean.

Bolitho nahm dem Midshipman der Wache das Teleskop aus der Hand, stellte es auf den anderen Zweidecker ein und fragte dabei:»Und wie heißen Sie?»

Der Midshipman starrte ihn perplex an.»Saxby, Sir.»

Auf den Decksgängen der Nicator rannten jetzt die Matrosen eilig nach achtern. Saxby war etwa dreizehn und hatte ein rundes, unschuldiges Gesicht. Sein sonst recht nettes Aussehen wurde beeinträchtigt, wenn er den Mund aufmachte, denn ihm fehlten zwei Vorderzähne.

Bolitho fixierte das Glas und versuchte, nicht auf Gilchrists blecherne Stimme zu achten. Es dauerte alles viel zu lange. Vorsicht — schön und gut, aber das hier war ein ängstliches Kriechen.

«Das geht zu langsam, Captain Herrick!«sagte er scharf.

«Sir?«Herrick hatte anscheinend nicht aufgepaßt.

«Setzen Sie Dringlichkeitssignal, bitte!«Es war ihm unangenehm, aber hier stand mehr auf dem Spiel als privates Gefühl.

Er hörte laute Befehle, die verwischten Rufe der Toppsgasten, die sich auf den Fußpferden der vibrierenden Rahen hinausarbeiteten.

Und dann wurde das alte Signal mit einem Ruck niedergeholt, und vom Vorschiff kam der Ruf:»Anker ist los!»

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5

auch Segelmeister genannt; etwa einem Navigationsoffizier vergleichbar. Einer der wichtigsten Männer an Bord, obwohl nur im Deckoffiziersrang.