Herrick nickte.»Aye, Mr. Gilchrist. «Und nach kurzem Zögern:»Geben Sie Signaclass="underline" >Kommandanten an Bord<!»
Bolitho wandte den Blick ab. Herrick hätte Gilchrist zurechtstauchen sollen, um ihm seine Arroganz ein für allemal auszutreiben.
Eilig rannten die Matrosen von ihren Arbeiten an und unter Deck herbei und sahen sich kaum an, während sie auf ihre Stationen rannten. Bolitho sah Pascoe, der sich im Laufen den Rock zuknöpfte, aufs Achterdeck eilen und vor Gilchrist den Hut lüften. Dieser wies ihn an:»Seien Sie schärfer zu Ihren Leuten, Mr. Pascoe!»
Pascoe sah ihn fragend an, seine Augen glitzerten im Sonnenlicht. Schließlich nickte er.»Jawohl, Mr. Gilchrist, das will ich sein.»
«Das bitte ich mir auch aus, zum Donnerwetter!«sagte Gilchrist so laut, daß mehrere Matrosen stehenblieben und hinaufschauten.»Auf meinem Schiff gibt es keine Günstlinge!»
Pascoe blickte kurz zur Kampanje hinauf, wo Bolitho noch stand, und drehte sich dann auf dem Absatz um; seine Leute scharten sich um Pascoe wie ein Schutzwall. Bolitho sah sich nach Herrick um, doch der stand an der Luvseite, weit entfernt von allem.
Es dauerte eine Weile, bis die Spannung aus Bolitho wich. Gil-christ zeigte seine Absichten offen, aber zu früh. Er hatte seine Erwartung klar zum Ausdruck gebracht, daß der Kommodore die Autorität eines vorgesetzten Offiziers auch gegen den eigenen Neffen unterstützte. Gilchrist war ein bemerkenswerter Mann. In ihm steckte viel mehr, als der arglose Herrick sich träumen ließ. Normalerweise hätte kein Leutnant es gewagt, mit seinem Kommandanten, den er erst kurze Zeit kannte, so zu sprechen, wie Gil-christ vorhin. Und keine noch so wichtige private Beziehung konnte einen Leutnant vor einem Flaggoffizier retten, selbst vor einem Kommodore nicht, wenn der sich entschloß, in eigener Sache aufzutrumpfen. Bolitho war noch nie mit Gilchrist gefahren. Der Erste Offizier der Lysander wußte andererseits eine ganze Menge über seinen Kommodore. Offenbar auch genug, um davon überzeugt zu sein, daß Bolitho nie einen Verwandten oder persönlichen Freund begünstigen würde. Doch warum ließ er sich das alles anmerken?
Bolitho schritt zur anderen Seite des Decks und spürte eine Hitzewelle im Gesicht, als das Großsegel aufgegeit wurde und die Sonne sich wie eine erstickende Faust auf die Decksplanken senkte.
Was gab Gilchrist so viel Selbstvertrauen? Er schaute nach den beiden anderen Zweideckern aus, die in ungerader Formation, aber unaufhaltsam aufschlossen. Farquhar vielleicht? War der so wild auf die Beförderung zum Flaggkapitän, daß er sich einen Verbündeten gewonnen hatte? Farquhar besaß bestimmt Verbindungen und auch Geld genug, um einen Mann in Versuchung zu führen. Oder war es Probyn? Unwahrscheinlich. Danach sah Probyn nicht aus. Der konnte von Glück sagen, daß er überhaupt ein Schiff in diesem Geschwader bekommen hatte, und würde sich schwer hüten, mit einer Intrige seinen guten Namen zu riskieren. Herrick? Ausgeschlossen.
Allday erschien auf der Kampanje und tippte grüßend mit den Handknöcheln an die Stirn.»Es dauert mindestens noch eine Stunde, bis Buzzard beim Geschwader ist, Sir. «Bedeutsam blickte er zum offenen Skylight.»Ihr Steward hat Wein in der Bilge kalt gestellt.»
Bolitho hörte ihn kaum.»Hoffentlich bringt Javal gute Nachrichten.»
Allday musterte ihn betroffen. Es sah dem Kommodore gar nicht ähnlich, seine Gedanken so offen auszusprechen; also mußte er Sorgen haben. Der Grund dafür konnte Alldays Überzeugung nach keinesfalls beim Geschwader liegen, denn in seinen Augen war Bolitho beinahe allmächtig. Auch an dieser schwarzhäutigen Catherine Pareja in London konnte es nicht liegen. Es hatte zwar allerhand Gerede gegeben, aber das war vermutlich nur blasser Neid.
Sie war ja weiß Gott eine gutaussehende Frau und kümmerte sich einen Schmarren um das Gerede der Leute. Und eins stand fest: daß Bolitho seine letzte Verwundung überstanden hatte, war ihr Verdienst. Doch diese Affäre war aus und vorbei. Die beiden würden sich kaum wiedersehen.
Also woran lag es sonst? An Leutnant Pascoe? Allday grinste. Ein munterer junger Teufel. Seinem Onkel sehr ähnlich und auch manchem der Porträts, die Allday in dem alten Hause in Falmouth gesehen hatte.
Er fuhr zusammen, denn Bolitho sagte scharf:»Der Wein wird kochend heiß sein, bis Sie sich entschlossen haben, den Niedergang freizugeben!»
Etwas erleichtert trat Allday beiseite. Er wartete, bis er durch das offene Skylight hörte, wie Bolitho mit Ozzard, dem Kajütsteward, sprach, und schlenderte zum Achterdeck, wo die Wache nach dem Segeltrimmen dabei war, die Fallen und Brassen zu belegen.
Pascoe sah auf, als Allday vorbeiging.»Sie machen ja ein Gesicht wie ein Hund mit zwei Schwänzen.»
«Aber, Mr. Pascoe«, grinste Allday,»das ist unfair von Ihnen, daß Sie sich über einen armen Seeman amüsieren.»
Pascoe schüttelte den Kopf.»Über Sie amüsieren? An dem Tag, wenn das einer schafft, wird Bonaparte König von England!»
Gilchrists Schatten fiel zwischen sie.»Ich glaube, Mr. Pascoe«, sagte er von oben herab,»Sie haben Extradienst vom Kommandanten?»
«Jawohl, Sir. «Pascoes Gesicht blieb vollkommen ausdruckslos.
«Dann sein Sie so gut und machen Sie Ihren Dienst, Mr. Pascoe«, sagte Gilchrist mit einem Blick auf Allday,»und vergeuden Sie nicht Ihre Zeit mit dem Bootsführer des Kommodore. «Er tippte mit dem Fuß aufs Deck.»Ein guter Seemann, zweifelsohne, aber kaum der richtige Umgang für einen Offizier des Königs, eh?»
Allday bemerkte den plötzlich in den Augen Pascoes aufblitzenden Zorn und sagte hastig:»Meine Schuld, Sir.»
Gilchrist verzog ein wenig den Mund.»In der Tat. Ich kann mich nicht erinnern, einen gewöhnlichen Matrosen um seine Meinung gebeten zu haben. Ich bin nicht gewohnt, meine Zeit zu verschwenden an — »
Sie fuhren herum, denn Bolitho stand neben dem Steuerrad.
«In diesem Falle, Mr. Gilchrist«, sagte er schroff,»wäre ich Ihnen verbunden, wenn Sie einen Blick auf die Luvbrassen werfen würden, statt Ihre Zeit mit eitlem Geschwätz zu — wie sagten Sie doch? — zu verschwenden!»
Gilchrist schnappte nach Luft wie ein Fisch an Land.»Sofort, Sir«, sagte er schließlich.
Herrick erschien an der Reling.»Ist etwas nicht in Ordnung,
Sir?»
Böse sah Bolitho an ihnen vorbei.»Sehr richtig, Captain. Etwas ist sogar ganz erheblich in Unordnung. Und wenn ich erst herausbekommen habe, was, dann wird es mir eine Freude sein, es Sie wissen zu lassen. Sie alle!«schloß er mit einem wütenden Blick auf Gilchrist.
«Zeigen Sie es mir noch mal auf der Karte!»
Javal beugte sich über das Blatt, Bolitho stand neben ihm, stumm warteten die anderen Kommandanten und glichen mit den Knien die Bewegungen der Lysander aus, die beigedreht in den Wellen dümpelte.
«Habe sie im ersten Frühlicht gesichtet, Sir«, erläuterte Javal, und seine gebräunten Finger umschlossen die spanische Küstenlinie, als wollte er einfangen, was er gesehen hatte.»Kleines Fahrzeug, ein Schoner höchstwahrscheinlich. «Gelassen blickte er Bo-litho an; in seinen fettigen Haaren hingen noch Sprühwassertropfen, denn er hatte sich in höchster Eile zum Flaggschiff rudern lassen.»Ich nehme an, ihr Kapitän hat die Buzzard gesichtet und entschieden, daß Vorsicht besser sei als Tapferkeit.»
Farquhar versuchte nicht erst, seine Enttäuschung zu verbergen.»Ein Schoner, sagten Sie? Verdammt, Javal, und wegen so eines Spielzeugs kommen Sie zum Geschwader zurück? Das ist aber übertrieben, finde ich!»
Javal ignorierte ihn und sah Bolitho unverwandt aus dunklen Augen an.»Ich habe gute Männer im Ausguck. Ich belohne sie aus eigener Tasche, wenn sie aufpassen. Das scheint mir nützlicher, als sie wegen Unachtsamkeit auspeitschen zu lassen. «Flogen seine Augen dabei zum Kommandanten der Osiris!