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Sie berührte seine Schulter. »Ein wenig. Während der ersten Phasen der Defokussierung war es, als erwachte ich in einen Albtraum hinein. Ich weiß, wie Menschen für die Arachner aussehen. Blass, weich, wie Maden. Es gibt Ungeziefer, das so aussieht wie wir, Tiere, die die Spinnen essen. Aber wir sind für sie nicht so abstoßend wie umgekehrt.« Sie schaute zu ihm hoch, und für einen Moment wurde ihr Lächeln breiter. »Die Art, wie du den Kopf drehen musst, um etwas zu sehen, ist rührend. Es ist dir nicht bewusst, aber jeder Arachner mit väterlichem Fell auf dem Rücken und auch die meisten weiblichen Spinnen sind bezaubert, wenn sie mit dir aus der Nähe reden.«

Wie in den Träumen, die er auf dem Planeten gehabt hatte. Im Geiste war Trixia immer noch teilweise eine Spinne. »Trixia, schau. Ich werde kommen und dich jeden Tag besuchen. Die Dinge werden sich ändern. Du wirst darüber hinwegkommen.«

»Oh, Ezr, Ezr.« Ihre Tränen schwebten in der Luft zwischen ihnen, doch sie weinte seinetwegen, nicht ihretwegen oder um sie beide. »Das hier ist es ja, was ich sein möchte; eine Übersetzerin, eine Brücke zwischen euch allen und meiner neuen Familie.«

Eine Brücke. Sie ist immer noch unter Fokus. Irgendwie hatten Pham und Anne sie auf halbem Wege zwischen Fokus und Freiheit eingefroren. Die Erkenntnis war wie ein Faustschlag in den Bauch… Übelkeit, gefolgt von Wut.

Er erwischte Anne in ihrem neuen Büro. »Beenden Sie die Arbeit, Anne! Die Geistfäule hat Trixia immer noch in der Gewalt.«

Reynolts Gesicht wirkte noch blasser als sonst. Plötzlich erriet er, dass sie ihn erwartet hatte. »Sie wissen, dass es keine Möglichkeit gibt, die Viren zu vernichten, Ezr. Sie herunterfahren, sie in einen Ruhezustand versetzen, das ja, aber…« Ihre Stimme klang zögernd, völlig anders als bei der Anne Reynolt der Vergangenheit.

»Sie wissen, was ich meine, Anne. Sie ist noch unter Fokus. Sie ist noch auf die Spinnen fixiert, auf ihren Fokus-Auftrag.«

Anne schwieg. Sie wusste es.

»Holen Sie sie ganz zurück, Anne.«

Reynolts Mund verzog sich, als unterdrücke sie körperlichen Schmerz. »Die Strukturen sind so tief. Sie würde Wissen verlieren, das sie erworben hat, wahrscheinlich ihr angeborenes Sprachtalent. Sie wäre wie Hunte Wen.«

»Aber sie wäre frei! Sie könnte neue Dinge lernen, genau wie Hunte.«

»Ich… ich verstehe. Bis gestern glaubte ich, wir könnten es zuwege bringen. Wir waren im Begriff, die letzte Neustrukturierung in Gang zu setzen — aber, Ezr, Trixia will nicht, dass wir sie weiterbringen!«

Das war einfach zu viel, und plötzlich brüllte Ezr. »Ja, verdammt, was erwarten Sie denn? Sie ist fokussiert!« Er senkte die Stimme wieder, doch seine Worte hatten die Intensität einer tödlichen Drohung. »Ich weiß. Sie und Pham brauchen immer noch Sklaven, besonders solche wie Trixia. Sie hatten überhaupt nie vor, sie zu befreien.«

Reynolt bekam große Augen, und ihr Gesicht lief rot an. Es war etwas, das er bei ihr nie gesehen hatte, obwohl Ritser Brughel immer diese Farbe angenommen hatte, wenn er sich in seine Wut hineinsteigerte. Sie öffnete und schloss den Mund, doch ihr blieben die Worte weg.

Es gab einen dumpfen Schlag gegen die Wand des Büros — jemand traf in höllischer Eile ein. Einen Augenblick später kam Pham durch die Tür. »Anne, bitte. Lass mich das erledigen.« Seine Stimme war sanft. Nach einem Moment holte Anne tief Luft. Sie nickte, schien husten zu müssen. Sie kam über ihren Schreibtisch, ohne ein Wort zu sagen, doch Ezr bemerkte, wie heftig sie nach Phams Hand griff.

Pham schloss die Tür sacht hinter ihr. Als er sich wieder Ezr zuwandte, war sein Gesichtsausdruck nicht sanft. Er zeigte ruckartig mit einem Finger auf den Sitz vor Reynolts Tisch. »Hinsetzen!«

In seiner Stimme lag etwas, das Ezrs Zorn erstarren ließ und ihn zwang, sich hinzusetzen.

Pham nahm auf der anderen Seite des Tisches Platz. Einen Augenblick lang starrte er den jungen Mann einfach nur an. Es war seltsam. Pham Nuwen hatte immer eine Ausstrahlung gehabt, doch es war, als habe er sie zuvor nie wirklich eingeschaltet. Schließlich sagte Pham: »Vor ein paar Jahren hast du mir ein paar Dinge klipp und klar gesagt. Du hast mich gezwungen, einzusehen, dass ich im Unrecht war und mich ändern musste.«

Ezr erwiderte seinen Blick kalt. »Hat anscheinend nichts genützt.« Du bist doch noch beim Sklavenhandel.

»Du irrst dich, Junge. Du hast es geschafft. Es gibt nicht viele Leute, die mich umgekrempelt haben. Nicht einmal Sura konnte das.« Eine seltsame Traurigkeit schien über sein Gesicht zu huschen, und für einen Moment schwieg er. Dann: »Du hast Anne großes Unrecht angetan, Ezr. Ich denke, eines Tages wirst du dich bei ihr dafür entschuldigen wollen.«

»Schwerlich! Ihr beide habt alles so hübsch zurechtgelegt. Die Defokussierung kostet euch einfach zu viel.«

»Hm. Du hast Recht, sie kostet viel. Fast ist es eine Katastrophe. Unter dem Aufsteiger-System haben die Blitzköpfe praktisch unsere gesamte Automatik gesteuert, ihre Arbeit ging nahtlos in die der echten Maschinen über. Schlimmer, die ganze Wartungs-Programmierung der Flotte ist von Fokussierten erledigt worden; jetzt haben wir Millionen von Stückchen zusammenhanglosen Schrotts. Es wird eine Zeit dauern, ehe wir unsere alten Systeme wieder gut in Gang bekommen haben… Aber du weißt, dass Anne der Frenkische Ork war, das ›Ungeheuer‹ auf all den Diamantfriesen.«

»J-ja.«

»Dann weißt du auch, dass sie ihr Leben opfern würde, um den Fokussierten die Freiheit zurückzugeben. Es war ihre einzige außer Diskussion stehende Forderung an mich, als sie aus dem Fokus zurückkam. Es ist der Sinn ihres Lebens.« Er hielt inne, wandte den Blick von Ezr ab. »Weißt du, was das Bösartigste am Fokus ist? Nicht, dass er eine wirksame Form der Sklaverei ist, obwohl ihn, weiß Gott, schon das schlimmer als die meisten anderen Schurkereien macht. Das größte Übel daran ist, dass die Retter selbst eine Art Mörder werden, dass die ursprünglichen Opfer ein zweites Mal misshandelt werden. Selbst Anne hatte das nicht vollends begriffen, jetzt zerreißt es ihr das Herz.«

»Weil sie also Sklaven sein wollen, lassen wir sie dabei?«

»Nein! Aber ein Fokussierter ist immer noch ein Mensch, nicht allzu verschieden von gewissen seltenen Typen, die es immer gegeben hat. Wenn sie selbständig leben können, ihre Wünsche deutlich zum Ausdruck bringen können — also dann muss man auf sie hören… Bis vor ungefähr einem halben Tag glaubten wir, mit Trixia Bonsol würde alles in Ordnung kommen. Anne hatte die Geistfäule daran gehindert, unkontrolliert auszubrechen. Trixia würde keine von den Psychotikerinnen und keine von den Dahinvegetierenden sein. Sie war frei von der Fixierung ihrer Loyalität auf die Aufsteiger. Man konnte mit ihr reden, sie einschätzen, sie trösten. Aber sie weigert sich absolut, weitere tiefe Strukturen aufzugeben. Die Spinnen zu verstehen, ist der Mittelpunkt ihres Lebens, und sie möchte so bleiben.«

Einen Augenblick lang saßen sie schweigend da. Das Schrecklichste war, dass Pham vielleicht nicht log. Vielleicht legte er sich nicht einmal eine Erklärung zurecht. Vielleicht redeten sie einfach gerade über eine von den Tragödien des Lebens. In diesem Fall würde das Böse von Tomas Nau Ezr für den Rest seines Lebens verfolgen. Gott, ist das schwer. Und obwohl Reynolts Büro hell erleuchtet war, erinnerte es ihn an jene dunkle Zeit im Park des Temps, unmittelbar nachdem Jimmy ermordet worden war. Auch damals war Pham dagewesen und hatte einen Trost gespendet, den Ezr nicht verstehen konnte. Ezr wischte sich mit dem Handrücken übers Gesicht. »In Ordnung. Trixia ist also frei. Dann ist sie auch frei, sich in Zukunft zu ändern.«