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»Was sind das für junge Ladys?«, fragte ich endlich.

»Eure Frauen, Exzellenz«, gab Fajriba lakonisch zurück.

»Meine Frauen?«, wiederholte ich erschrocken. »Ich habe schon Kummer genug!«

So ein Glück konnte wirklich nur ich haben. Eigentlich wollte ich meinen Untertanen mit wenigen Worten sagen, dass es sinnlos war, das Gefühlsleben ihres Königs beeinflussen zu wollen, doch als ich Fajribas flehenden Blick sah, hielt ich den Mund. Schön, versuche ich also, die Audienz ohne Skandal zu beenden, dachte ich. Diese drei jungen Dinger sind sicher nicht vorwitzig genug, mein Schlafzimmer zu betreten, aber ich sollte mich informieren, was es mit ihnen auf sich hat.

»Ist es in meinem Volk üblich, dass die Männer mehrere Frauen haben?«, fragte ich.

»Das kann schon mal passieren«, sagte der alte Fajriba zurückhaltend. »Sofern die Frauen das notwendig finden.«

»Ach so«, meinte ich, da ich ganz und gar nicht verstand, was er mir sagen wollte. »Halten diese Grazien es also für notwendig, mich zu heiraten?«

Die drei Wiedergängerinnen von Liza Minelli schwiegen wie junge Partisaninnen, die in Feindeshand geraten waren, und es stand zu befürchten, dass sie gleich in Ohnmacht fielen. Ich hatte mich nicht für so furchteinflößend gehalten.

»Das ist auch eine Tradition«, erklärte der alte Mann. »Diese Frauen sind die Töchter von Isnouri.«

»Das ändert natürlich alles«, entgegnete ich sarkastisch.

Nun stellte der alte Fajriba endlich die Frage, die ihm offenbar seit langem auf der Zunge lag: »Exzellenz, Ihr wollt diese Damen doch nicht wegschicken, oder? «

»Das wäre vermutlich keine so schlechte Idee«, meinte ich entnervt. »Doch ich möchte euch keinen neuen Fluch auf den Hals schicken. Aber bitte keine Frauen mehr! Was ihr mir heute mitgebracht habt, reicht sicher bis an mein Lebensende. Und nun sei bitte so nett und erzähl mir von dieser Isnouri. Ich wüsste gern etwas über meine künftige Schwiegermutter.«

Das faltige Gesicht des Alten strahlte vor Erleichterung. »Isnouri ist eine uralte Frau aus unserem Volk. Sie zählt mindestens dreitausend Lenze, aber keiner kennt ihr genaues Alter, da sie ganz einsam lebt. Sie soll sogar auf dem Rücken ihres Menkals schlafen.«

»Ihres Menkals? Was ist das denn?«

»So heißen unsere Reittiere. Das habt Ihr offenbar auch vergessen, Exzellenz.«

»Leider«, pflichtete ich ihm gutmütig bei und stellte mal wieder fest, dass man nichts leichter vergisst als das, was man nie gewusst hat.

»Ab und zu besucht Isnouri andere Menschen und überlässt ihnen eine ihrer Töchter. Vermutlich braucht sie nicht mal einen Mann, um Nachwuchs zu bekommen. Vor siebzig Jahren hat sie uns diese Drillinge überlassen, nachdem sie zuvor stets einzelne Kinder geboren hatte. Damals konnten wir noch nicht ahnen, Euch eines Tages zu finden. Die Töchter von Isnouri nämlich nehmen nur Könige zum Mann.«

»Sie wählen sich einen Mann und nicht umgekehrt?«, fragte ich überrascht.

»Der Mann entscheidet gar nichts«, sagte Fajriba streng.

»Manche Männer bilden sich ein, sie könnten wählen, aber glaubt mir: Auch bei all Euren Vorgängern haben die Töchter von Isnouri sich für den König entschieden - nicht umgekehrt.«

»Schon gut. Damenwahl ist Damenwahl«, erklärte ich und wandte mich den drei erschrockenen Grazien zu. »Ihr habt mich also gewählt? Meinen Glückwunsch zur besten Entscheidung eures Lebens! Nun sagt mir bitte eure Namen. Schließlich kann ich nicht drei mir unbekannte Frauen auf einmal heiraten.«

»Wir heißen Helach, Hellwi und Kenlech«, flüsterte das Trio erschrocken.

»Wie schön. Ihr müsst euch allerdings an den Gedanken gewöhnen, dass ich euch ständig verwechseln werde ... Na ja, das war nur ein Scherz. Ihr lebt also künftig hier im Palast. Da rufe ich euch gleich ein paar Diener, damit sie euch das Haus zeigen. Ihr könnt alle Zimmer in Beschlag nehmen, die euch gefallen, und verlangen, was immer ihr wollt. Schließlich seid ihr die Frauen des Königs.«

Ich bebte innerlich vor Nervosität, beherrschte mich aber und fuhr fort: »Richtet euch schön ein. Ich überlege mir unterdessen, was ich mit euch anstellen soll. In einigen Tagen komme ich wieder. Dann besprechen wir alles. Ich würde mich freuen, wenn ich dann mehr von euch erfahren würde als bloß eure Namen.«

Ich sah den alten Fajriba an. »Ich hoffe, das war's.«

»Ja, Exzellenz«, sagte er nickend.

»Schön. Ich werde meine Diener anweisen, sich um euch alle zu kümmern. Und morgen werdet ihr euch auf die Rückreise machen. Du und Barcha Batschoj, ihr wisst sicher genau, wie man mein Volk glücklich macht. Ihr könnt mir im Winter einen Boten schicken. Sollte etwas Außergewöhnliches vorfallen, kann es auch eher sein. Jetzt muss ich aber wirklich gehen.«

»Wir machen alles, wie Ihr es Euch wünscht«, antworteten meine frisch erkorenen Premierminister wie aus einem Munde.

»Daran zweifle ich nicht«, sagte ich und meldete mich per Stummer Rede bei einem meiner Diener.

Gleich erschienen meine Bediensteten fast vollzählig, und ich gab ihnen Befehle, die meine Untertanen und meine Frauen betrafen. Noch vor kurzem hätte ich nicht im Traum daran gedacht, je solche Anweisungen zu erteilen.

Sofort brach das bei solchen Anlässen typische Wirrwarr aus, und ich beschloss, mich diskret zurückzuziehen.

»Gehen wir, mein Freund«, sagte ich und strich meinem Hund durchs Fell.

Gehorsam stand er auf und begleitete mich. Ich glaubte, der Kürbis werde sich nach den Anstrengungen des Tages vorzüglich zum Abendessen eignen, und zog ihn aus dem Korb. Mein zweiter Versuch, ihn hochzuheben, klappte schon besser. Ich merkte, dass ich ihn nicht lange unterm Arm würde tragen können, wollte aber keine Diener rufen, um ihre Hilfe nicht in Anspruch nehmen zu müssen. Also legte ich ihn auf den Boden und trat ihn mit dem Fuß vor mir her. Er kullerte in die richtige Richtung. Das war offenbar eine neue, speziell für hungrige Könige entwickelte Art Fußball. Da ich die Hände nun frei hatte, beschloss ich, den Obstkorb mitzunehmen und meine Gäste zu verwöhnen.

Der Hund blieb neben mir und half mir sogar, den Kürbis voranzutreiben. Was für ein kluges Tier!

»Ich möchte dich Drupi nennen«, sagte ich zu meinem neuen vierbeinigen Freund, »denn als Hund eines Mitarbeiters des Kleinen Geheimen Suchtrupps verdienst du einen anständigen Namen. Dich den Hund von Baskerville zu nennen, könnte einen schlechten Einfluss auf deinen Charakter haben. Also taufe ich dich Drupi. Einverstanden?«

Das Tier erhob keinen Widerspruch. Anders als die Hunde meiner Heimat wedelte es nicht mit dem Schwanz, sondern schlackerte mit den Ohren, um seine Freude zu zeigen.

Schließlich landeten Drupi und ich im Esszimmer, wo mein neuer vierbeiniger Freund standesgemäß begrüßt wurde, mit verzücktem Auf stöhnen nämlich. Auch meine schwungvolle Art, das geschenkte Obst und Gemüse auf dem Tisch zu drapieren, stieß auf Wohlwollen. Der Kürbis allerdings gefiel nur mir.

»Dieses Zeug hat doch einen seltsamen Geschmack«, brummte Juffin. »Bist du sicher, dass du dich mit der Steppenhimbeere nicht vergiftest? Wenn du heute Nacht Magenschmerzen hast, weißt du jedenfalls, woher sie kommen.«

Nach dieser Bemerkung wollte nicht einmal Melifaro noch den Kürbis probieren. Auch die mit ihm befreundeten Prinzen nahmen nur aus Höflichkeit ein kleines Stück davon und schoben es ganz an den Rand ihres Tellers.

»Das stimmt doch gar nicht, Juffin«, erklärte ich und schnitt mir ein großes Stück Kürbis ab. Er schmeckte noch besser als erwartet - großartig!

»Wie gefällt dir dein neues Amt?«, fragte mich Melifaro.

"Macht es Spaß, Barbarenkönig zu sein? Das hab ich schon immer von einem Fachmann wissen wollen.«

»Das Leben eines Barbarenkönigs bietet manchen Vorzug. Hast du den Hund gesehen? Auch den haben mir meine Untertanen geschenkt. Wie langweilig wäre das Leben ohne sie! Außerdem haben sie mir weitere nützliche Dinge mitgebracht, einen Harem zum Beispiel.«