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»Woher sonst? Ich kann dir doch nichts vorsetzen, was aus einer x-beliebigen Kneipe stammt.«

Juffin nahm mir den Krug ab und trank ein paar Züge. Ich kramte derweil in meinem Todesmantel nach Zigaretten. Ohne zu überlegen, schnippte ich dabei mit den Fingern. Zwar war ich das Zaubern inzwischen gewohnt, doch dass ich es nun sogar unwillkürlich betrieb, erschreckte mich ein wenig.

»Worauf warten wir noch?«, fragte ich. »Oder wollen Sie mir eine Erholungspause verordnen?«

»Das auch. Wir bleiben hier, bis ich mir sicher bin, dass du wieder zu Kräften gekommen bist. Dann rufen wir Gugimagon. «

»Bin ich denn noch nicht wieder topfit?«

»Vor einer halben Stunde warst du beträchtlich besser in Form.«

»Wo sind Sie eigentlich gewesen, als ich mit den Dämonen gekämpft habe?«

»Ich bin auf der Schwelle zu dieser Welt geblieben, um deinen kühnen Kampf zu beobachten. Ich habe viel Vergnügen daran gehabt und mich entschieden, mich nicht einzumischen, um es nicht mit deinen Fäusten zu tun zu bekommen.«

Juffin lachte gutmütig, als wäre ich ein Komiker und das Massaker an den Badenden nur Teil meiner Bühnenshow.

»Waren das wirklich alles Dämonen?«, wollte ich wissen.

»Natürlich. Weißt du, ich habe Gugimagon reingelegt. Er hat die ganze Zeit geglaubt, du kommst allein, und ich bleibe bei Sir Schürf.«

»Warum hätte er das annehmen sollen?«

»Gestern Abend habe ich Schürf ein wenig von meinem Blut gegeben und ihn gebeten, es zu trinken, wenn er seinen Reiter in der Nähe spürt. In solchen Dingen nicht gerade bewanderte Magier glauben dann nämlich den, dessen Blut getrunken wird, auch in der Nähe. Darauf habe ich bei Gugimagon spekuliert. Außerdem dachte ich mir, dass er sicher furchtbare Angst vor mir hat.«

»War dieses Blut Schurfs besonderer Schutz, von dem Sie mir gestern nichts erzählen wollten?«

»Ja. Und der Trick hat prima funktioniert, denn Gugimagon dachte, er bekommt es allein mit dir zu tun. Er hatte etwas Besonderes für dich vorbereitet und gehofft, dein Wutanfall werde dir alle Kräfte rauben. Das ist übrigens auch geschehen. Weißt du, Max, er hat auch vor dir Angst, wenn auch weniger als vor mir. Außerdem hasst er dich wirklich - das hat Schürf ganz richtig erkannt.«

Ich sah meinen Chef fragend an, doch er zuckte nur die Achseln und breitete bedauernd die Arme aus. Ich sollte die Dinge vermutlich nehmen, wie sie waren.

»Gugimagon hat dir all die geschickt, die du verabscheust und auch in deiner alten Heimat nie und nimmer hättest treffen mögen. Um wie viel schlimmer muss es für dich gewesen sein, ihnen in der Welt deines Traums zu begegnen, die doch allein dir gehört.«

»Zugegeben, ich habe schon lange von dieser Welt geträumt und fühle mich hier sehr wohl, aber deshalb gehört sie mir doch noch nicht!«

»Natürlich gehört sie dir, denn ohne dich gäbe es sie nicht. Zuerst hast du diesen Strand nur geträumt, doch dann hat er sich materialisiert. Das ist eines der geheimnisvollen Ereignisse, die man wirklich ein Wunder nennen muss. Und diesen Strand wird es auch nach deinem Tod noch geben. Die meisten von Menschen erschaffenen Welten sind so unvollkommen wie ihre Schöpfer. Du hingegen hast das seltene Talent, so herrlich zu fantasieren, dass deine Kopfgeburten über deinen Tod hinaus bestehen bleiben werden. Ich erinnere mich an das hübsche kleine Städtchen in den Bergen bei Kettari, das du samt Park erschaffen hast. Und nun hast du die Welt mit diesem herrlichen Strand beschenkt. Interessant, dass auch Gugimagon sich für diesen Ort begeistert hat. Vielleicht, weil es so leicht ist, in eine gerade erst erschaffene Welt zu gelangen.«

Ich sah meinen Chef erstaunt an. Was redete er bloß für metaphysisches Zeug? Hoffentlich machte er sich nicht über mich lustig. Aber selbst das wäre eigentlich nicht schlimm. Ich war es schließlich, der mit all den von mir erschaffenen Welten leben musste. Ich fühlte mich wie jemand, der aus einem Rausch erwacht und feststellt, dass um ihn herum nichts ist und die Welt nur in seiner Vorstellung existiert hat.

Erneut verlor ich den Boden unter den Füßen - wie schon so oft in diesem Herbst.

»Und Sie machen sich wirklich nicht über mich lustig?«, fragte ich ohne große Hoffnung.

»Warum sollte ich? Dass du Welten erschaffen kannst, scheint dir wirklich neu zu sein. Interessant, wie du dich mitunter davor drückst, den Tatsachen ins Auge zu sehen.«

»Das ist wirklich lustig«, pflichtete ich ihm sarkastisch bei. »Nach allem, was mir widerfahren ist, kann ich mir wohl den Luxus erlauben, die wundersamen Geschichten, die Sie mir da auftischen, zu ignorieren.«

»So einer bist du? Dabei solltest du vor Begeisterung hüpfen! Freut es dich nicht zu erfahren, wie mächtig du bist?«

Ich überlegte, was ich heute erlebt und empfunden hatte, und schüttelte den Kopf. »Ganz und gar nicht - Schweinerei, was? Über den Rest Kamra in Ihrem Krug dagegen würde ich mich freuen. Ich bin ziemlich schlicht gestrickt, oder?«

»Da, nimm, du schlichtes Wesen«, brummte Juffin und hielt mir den Krug hin. »Leider ist sie schon fast kalt.«

Ich trank die lauwarme Kamra aus und spürte, dass ich ein wenig Ablenkung brauchte.

»Eigentlich bin ich schon wieder bei Kräften. Könnten Sie Gugimagon nicht rufen, damit wir die Angelegenheit rasch beenden und wieder nach Echo zurückkehren können?«

»Warte besser ab. Wieder bei Kräften bist du vielleicht in einer Woche. Es geht ja nicht um deine Selbsteinschätzung, sondern darum, ob du deine Heldentaten wiederholen kannst. Mit Gugimagon werde ich schon fertig -das ist ein Kinderspiel. Das Problem ist, dass ich dir dadurch unabsichtlich schaden kann. Du bist nämlich noch ziemlich schwach. Am liebsten würde ich dich nach Hause schicken, weil es hier zu gefährlich für dich ist, aber ohne mich würdest du nicht zurückfinden.«

»Ist die Lage so ernst?«, fragte ich erschrocken.

»Ernst? Es ist alles gut, ja bestens. Du kannst dich auf den Beinen halten und durch bloßes Fingerschnippen Kugelblitze erzeugen. Wir könnten hier ein paar Tage Urlaub machen, bis du wieder richtig fit bist. Das klingt recht verlockend, wie ich finde. Aber derweil könnte Freund Gugimagon sich aus dem Staub machen. Das jedenfalls würde ich an seiner Stelle tun. Ich habe deshalb einen anderen Vorschlag: Ich grabe dich hier im Sand ein und rufe Gugimagon zum Showdown.«

»Mich eingraben? Wie meinen Sie das?«

»Der Boden deiner persönlichen Welt ist der beste Schutz gegen jedes Übel. Jetzt mach kein so erschrockenes Gesicht, Max - den Kopf brauchst du ja nicht in den Sand zu stecken. Den Kampf der Titanen kannst du also in aller Ruhe beobachten. Ich arbeite gern vor Publikum.«

»Und was ist mit meinen Händen? Wenn Sie die eingraben, kann ich Sie nicht beklatschen!«

»Ich komme auch ohne deinen Applaus zurecht. Du hast längst bewiesen, wie wichtig deine Hände sind - also müssen wir sie vor Gugimagon schützen.«

»Machen Sie mit mir, was Sie wollen, Juffin«, sagte ich träge und räkelte mich auf dem heißen Strand. »Meine einzige Sorge ist, dass ich einschlafen könnte.«

»Das darfst du auf keinen Fall. Solange Gugimagon am Leben ist, kannst du dir keinen Schlaf leisten«, sagte Juffin und zog ein Fläschchen Kachar-Balsam aus seinem Lochimantel. »Du trinkst ständig von diesem Zeug, vergisst aber jedes Mal, es mitzunehmen«, fügte er vorwurfsvoll hinzu.

Ich nickte schuldbewusst und nahm einen großen Zug vom besten Getränk aller Welten.

»Verschluck dich nicht vor Gier!«, murmelte Juffin.

Er stand auf, ging zum Wasser, überlegte kurz, nickte gedankenverloren, nahm ein Steinchen, drehte es in den Fingern und schleuderte es energisch vor sich auf den Boden. Eine Staubfontäne stieg leuchtend auf und zerstob in tausend glitzernde Funken. Das sah wie eine kleine Explosion aus, ging aber völlig geräuschlos vor sich.

»Deine Grube im Sand wartet auf dich, Max. Es ist höchste Zeit, dass du dich darin versteckst. Sonst schlägst du noch Krawall.«

»Haben Sie mich je nach dem Genuss von Kachar-Balsam randalieren sehen?«, fragte ich erstaunt.