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»Noch nicht, den Magistern sei Dank! Und ich bete jeden Tag zu ihnen, dass ich das nie erleben muss«, meinte Juffin kichernd. »Deine heutigen Taten haben mich beeindruckt. Man könnte meinen, Lojso Pondochwa sei auferstanden. Vermutlich wäre er dein Lieblingslehrer gewesen, denn heute hast du seinen Stil an den Tag gelegt. Nur er nämlich beherrschte den Trick mit den stachligen Unterarmen. «

»Sie machen mir zwar hübsche Komplimente, doch ich fühle mich dabei nicht wohl«, sagte ich seufzend. »Ständig tischen Sie mir Erinnerungen an Ihren alten Bekannten auf, der obendrein der Vater meiner Freundin war. Sind Sie wirklich sicher, dass Sie ihn getötet haben? In letzter Zeit habe ich immer wieder die Ahnung, ihn bald zu treffen.«

»Um ehrlich zu sein: Ich habe ihn versehentlich getötet«, sagte mein Chef gedankenverloren. »Ich habe ihn an einen Ort geschickt, der kurz nach seiner Ankunft verschwunden ist und ihn mitgenommen hat. Außerdem kannst du ihn sowieso nie wieder treffen, denn ich habe das nur für ihn bestimmte Tor zwischen den Welten geschlossen. Und glaub mir: Es ist wirklich für alle Zeiten versperrt. Lojso kannte sich ausgezeichnet mit Offenkundiger Magie aus, doch was das Reisen zwischen den Welten betrifft, war er so unerfahren wie du. Am schwierigsten war es, ihn in das Tor zwischen den Welten zu locken - der Rest war eine Frage der Technik. «

»Würden Sie mir das genauer erklären?«

»Irgendwann ja, aber gerade bin ich - wie du vielleicht schon bemerkt hast - ziemlich beschäftigt. Und jetzt komm in deine Grube, Max, ehe es Gugimagon gelingt, auch diese Welt zu verlassen. Dazu braucht er zwar neue Opfer, denn die Menschen, die ihn hierhergebracht haben, sind inzwischen tot, und an Schürf kommt er nicht mehr heran, doch wir sollten unseren Feind nicht unterschätzen. Es würde mich nicht wundern, wenn er noch andere Helfer hätte. Schließlich hat er sich über hundert Jahre lang auf diese Reise vorbereitet.«

Während er redete, schob Juffin vorsichtig Sand zu mir in die Grube. Langsam fühlte ich mich wie ein riesiges Wurzelgemüse - um nicht zu sagen: wie eine Karotte. Das war ein recht lustiges Gefühl, und ich lachte wie verrückt, weil ich noch unter der Wirkung des Kachar-Balsams stand.

»Wunderbar!«, rief mein Chef. »Die Zusammenarbeit mit dir ist wirklich das reinste Vergnügen, mein Junge. Ich habe dich bis ans Ende der Welt getrieben und versuche nun, dich vor dem bösen Gugimagon zu schützen, und du lachst wie ein betrunkenes Pferd.«

»Wieso wie ein betrunkenes Pferd?«, prustete ich und wäre vor Lachen beinahe gestorben.

»Weil nüchterne Pferde viel ernster sind. Na gut, das reicht. Jetzt brauche ich Unterhaltung.«

Juffin entfernte sich vom Wasser, blieb aber auf dem Strand. Nach etwa dreißig Metern hielt er an und rief: »Gugimagon, du Missgeburt! Komm sofort her!«

Sein Schrei verhallte nicht wie ein normaler Ruf. Jedes Wort materialisierte sich und schwebte riesig in der Luft -wie im Comic. Unvermittelt wurden die Buchstaben noch größer, blichen dabei aber aus. Sekunden später bedeckten sie schon den ganzen Himmel. Nun streckte Juffin die Rechte aus und sog die Worte wie ein Staubsauger ein. Als er seine Hand kräftig schüttelte, merkte ich, dass die Worte sich in einen dünnen Stock verwandelt hatten.

»Komm sofort her!«, wiederholte er und stieß den Stock in den Sand.

Das sah großartig aus. Wäre ich nicht gefangen gewesen, hätte ich mich sofort zu ihm auf den Weg gemacht. Dann entspannte sich mein Chef, nickte zufrieden und sah mich an.

»Er kommt gleich«, sagte er und zwinkerte mir zu. »Ich hab ihn schon festgenagelt. Er kann sich nirgendwo anders mehr herum treiben. In höchstens einer halben Stunde taucht er auf - zu längerer Abwesenheit fehlt ihm die Kraft.«

»Das haben Sie toll hinbekommen«, seufzte ich neidisch.

»Deinetwegen habe ich mir auch richtig Mühe gegeben. Eigentlich hätte ich auf die groben Effekte verzichten können, aber deine Filme haben mir Lust gemacht, in die Trickkiste zu greifen. Und weißt du was? Ich habe Freude daran! Schließlich sollte man sich auch für Routineaufgaben begeistern können.«

»Das nennen Sie Routine?«, fragte ich und pfiff durch die Zähne.

»Wie denn sonst? Wir haben das Tor zwischen den Welten durchquert und suchen Gugimagon, einen berüchtigten Freund gefährlicher Abenteuer.«

»Und ich dachte, die Lage wäre ernst.«

»Das ist sie auch - jedenfalls von deiner Warte aus. Wirklich gefährlich war es für dich allerdings nur, als Schürf dich angegriffen hat. Inzwischen ist es recht langweilig geworden, denn ich habe die Lage im Griff. Weißt du, Max, ich habe den Eindruck, Gugimagon belauscht unser Gespräch. Er ist verärgert und will mir beweisen, dass er sich nicht so einfach von mir erjagen lässt.«

Ich sah aufs Meer und staunte. Wider jedes Naturgesetz stieg das Wasser wie eine Wand und drohte, als gewaltige Welle auf uns einzubranden.

Juffin seufzte, winkte lässig mit der Hand und rief: »Zurück, marsch, marsch!«

So mag ein verschlafenes Herrchen seinen Hund beruhigen, der um drei Uhr nachts Gassi gehen will. Aus Erfahrung wusste ich, dass dieser Trick nicht funktionierte, doch ich täuschte mich: Die Wasserwand sackte augenblicklich und spurlos in sich zusammen, und der Horizont lag so flach da wie zuvor.

»Das war ein Dämon, Max«, sagte mein Chef. »Für wen hält dieser Gugimagon mich bloß? Glaubt er wirklich, ich leide an Altersschwäche?«

Offenbar gefiel ihm diese Idee, denn plötzlich spielte er einen Greis.

»Komm sofort her!«, rief er schrill und stützte sich tatterig auf seinen Stock. »Jetzt!«

Juffin keifte so laut, dass meine Nerven blank lagen. Besonders der letzte, markerschütternde Schrei hatte nichts Menschliches mehr, und ich hätte am liebsten den Kopf in den Sand gesteckt.

Die Gestalt, die plötzlich vor Juffin auftauchte, hatte die Statur eines Schwergewichtlers und kam mir riesig vor. Im nächsten Moment zeigte sich auch hinter meinem Chef ein Monstrum ähnlichen Kalibers. Im Vergleich zu den beiden wirkte der schlanke Juffin erschreckend harmlos, doch zum Glück handelte es sich nicht um eine Meisterschaft im Gewichtheben oder Hammerwerfen.

»Sir Gugimagon ist endlich gekommen - und seinen Schatten hat er auch dabei!«, rief Juffin mit zuckersüßer Stimme und richtete sich kerzengerade auf.

Er packte sein monströses Gegenüber bei den Oberschenkeln und riss es mit leichter Hand entzwei, als handele es sich nur um Papier. Dann kicherte er und schnappte sich die Beine des zweiten Gegners.

»Wie schade, Sir Gugimagon hat seinen Schatten verloren«, zwitscherte er.

Ohne sich anstrengen zu müssen, hob er den Riesen in die Luft und rammte ihn mit dem Kopf zuerst in den Sand, wie Tom es mit Jerry zu tun pflegt. Ich war sicher, dass die Disney-Begeisterung meinen Chef zu dieser Lösung inspiriert hatte.

»Na, Max, hat dir das gefallen?«, fragte Juffin, schenkte mir sein zauberhaftestes Lächeln und stieß lässig gegen Gugimagons aus dem Sand ragende Beine.

Schweigend nickte ich, konnte aber keinen Ton herausbringen.

»Sündige Magister, hat es dir die Sprache verschlagen?«, fragte Juffin erstaunt, kam auf mich zu und zog den riesigen Gugimagon an den Füßen hinter sich her.

»Warum bringen Sie ihn nicht um?«, rief ich schließlich.

»Du bist ja blutdürstig«, meinte mein Chef lächelnd. »Wenn es nach dir ginge, wären alle Welten menschenleer. Der Mann, den ich hier mitschleife, ist ohnehin so gut wie tot. Kein Mensch überlebt den Tod seines Schattens, jedenfalls nicht länger als ein oder zwei Stunden. Aber das reicht, damit wir uns ein wenig unterhalten können. Schließlich habe ich ein Recht darauf, mit meinem alten Freund zu reden.«

»Das haben Sie«, seufzte ich. »Befreien Sie mich jetzt aus meinem Sandgefängnis?«

»Auf keinen Fall. Du bist schutzlos und hast nichts auf einem Strand zu suchen, auf dem sich eben zwei ernsthafte Menschen mit Magie 228. Grades bekämpft haben.«