»Kein Problem. Vielleicht setze ich ein wenig Magie ein, um diese Frage zu klären. Ich hoffe, unser Chef hat demnächst keine neue Mission für mich - in Cholomi zum Beispiel.«
»Keine Sorge, niemand will dich ins Gefängnis bringen. Aber verzichte bitte auf Verbotene Magie.«
»Sagst du das in deiner Funktion als Gesetzeshüter?«
»Aber nein. Mach, was du willst. Schließlich bin ich nur ein ganz normaler Barbarenkönig.«
»Deine Bescheidenheit erstaunt mich immer wieder«, sagte Melifaro.
»Jeder König hat so seine Macken!«, rief Techi.
Ich hatte den beiden nicht richtig zugehört, denn ich probierte gerade, ob sich auch mit geschlossenen Augen A-Mobil fahren ließ.
Es stellte sich heraus, dass das problemlos klappte. »Alles wird immer interessanter«, hörte ich Alice in meinem Kopf sagen. Natürlich nicht irgendeine Alice, sondern die aus dem Wunderland. Besser hätte man es kaum ausdrücken können.
Einfache Zauberdinge
Komm mit und hab keine Angst«, sagte ich gnädig zu Drupi, meinem Hund.
Das große, flauschig behaarte Wesen schmiegte sich an meine Beine. Es war fast so groß, dass es die feuchte Nase unter meine Achsel hätte schieben können, ohne sich auf die Hinterpfoten zu stellen. Trotzdem zitterte dieser Riese vor Angst, denn ich hatte beschlossen, ihn aus der schützenden Umgebung meiner königlichen Residenz zu reißen und erstmals mit ihm durch Echo zu spazieren. Der Anblick der nachmittäglichen Altstadt erschütterte ihn tief.
»So was bist du aus den Leeren Ländern nicht gewöhnt, was?«, fragte ich mitfühlend. »Aber das ist halb so wild. Du kannst dir nicht vorstellen, welches Glück du hast, dass ich mit dir nicht auf der Fifth Avenue durch Manhattan bummle.«
Der arme Drupi war nicht gebildet genug, um sein Glück zu fassen, und antwortete auf meine tröstenden Worte mit Gebell. Nichtsdestotrotz hatten wir den entscheidenden Schritt ins großstädtische Treiben getan.
Kaum öffnete ich die Tür meines Wagens, um den Hund hineinzulassen, wurde alles besser. Sichtlich erleichtert warf Drupi sich auf den weichen Sitz, als sei er nach langer Abwesenheit nach Hause zurückgekehrt.
-Ich verstehe dich gut«, meinte ich belustigt. »Offenbar bist auch du ein Freund des A-Mobils. Wer hätte das gedacht!«
Ich fuhr zum Haus an der Brücke, denn ich wollte meinen unglaublichen Hund unbedingt den Kollegen zeigen. Und wo sind die tagsüber meist anzutreffen? Natürlich am Arbeitsplatz!
Das Haus an der Brücke gefiel meinem hübschen Tier auf Anhieb. Offenbar teilten wir auch diese Vorliebe. Allerdings lief der Hund gleich in die Gebäudehälfte der Stadtpolizei. Ich rannte ihm nach und machte mir schon Sorgen über die möglichen Folgen dieses Ausflugs.
Zum Glück geriet Drupi an den sympathischen Hauptmann Apur Blaki, der für ein erstes Treffen mit dieser Institution sicher am besten geeignet war. Als ich meinen Hund endlich erwischte, beschnupperten die beiden einander schon.
»Hat er Sie erschreckt?«, fragte ich schuldbewusst.
»Aber, Sir Max - wie könnte mich ein so schönes Tier erschrecken? Außerdem ist er der freundlichste Hund der Welt.«
»Das sehe ich genauso. Aber wenn mich plötzlich so ein riesiges Tier anspränge, würde mir das Herz in die Hose sacken - und nicht nur das Herz! Zum Glück ist ihm General Bubuta nicht über den Weg gelaufen. Der hätte sicher furchtbar gebrüllt.«
»Stimmt«, pflichtete mir der Hauptmann bei. »Aber ich mag Hunde. Woher haben Sie ihn? So ein Tier habe ich nie gesehen.«
»Sie verbringen Ihren Urlaub offenbar nicht in den Leeren Ländern«, sagte ich lächelnd.
»Stammt der Hund also aus Ihrer Heimat?«
»Ja. Eigentlich hätte ich mindestens Hundert dieser Tiere bekommen sollen - zum Schutz. Meine Untertanen waren aber so freundlich, mir nur ein Exemplar zu schenken.«
»In Echo gibt es sicher viele Menschen, die viel Geld ausgeben würden, um so einen Hund zu besitzen.«
»Daran hab ich Dummkopf noch gar nicht gedacht. Ich könnte in meiner Freizeit einen Hundehandel betreiben! Oder sogar während der Arbeitszeit, um nicht so lange in meiner Residenz bleiben zu müssen.«
Der Hauptmann lächelte nur leicht.
»Wenn Sie möchten, bitte ich meine Untertanen, Ihnen auch so einen Hund mitzubringen«, schlug ich vor. »Sie freuen sich nämlich, wenn ich sie um etwas bitte, und bisher habe ich sie stets angefleht, auf weitere Geschenke zu verzichten. Wissen Sie eigentlich, dass diese Verrückten mir drei fast gleich aussehende Ehefrauen mitgebracht haben?«
»Lady Kekki Tuotli hat mir davon erzählt. Zusammen mit Sir Kofa hat sie die drei durch Echos Wirtshäuser geführt.«
»Ja«, sagte ich lächelnd. »Sir Kofa liebt solche Ausflüge mit Neulingen. Es ist prima, dass er sich für die Mädchen einsetzt. Ich kann mir vorstellen, was bei so einer Schulung binnen eines Jahres aus ihnen werden kann. Schön, ich freue mich, dass Drupi Ihnen gefällt, aber ich muss das nette Tierchen jetzt in unsere Gebäudehälfte entführen.«
»Natürlich«, nickte Hauptmann Blaki. »Wissen Sie, Sir Max, wenn Ihre Untertanen Ihnen noch eins von diesen Tieren mitbringen, würde ich mich gern darum kümmern.«
»Das machen sie bestimmt«, versicherte ich ihm. »Aber erinnern Sie mich bitte ab und zu daran, denn mein Gedächtnis ist etwas löchrig. Das wird mein erster richtiger Befehl an mein Volk - schließlich muss ich beizeiten dafür sorgen, dass meine Untertanen mir Respekt entgegenbringen.«
Ich griff Drupi in den flauschigen Nacken, und wir gingen würdevoll in den Trakt des Hauses an der Brücke, in dem der Kleine Geheime Suchtrupp residiert.
Meine Kollegen waren im Saal der allgemeinen Arbeit bei Kamra und Gebäck versammelt. Sogar Lukfi Penz hatte aus diesem Anlass das Große Archiv verlassen. Nur Sir Kofa Joch fehlte. Bestimmt zog er durch verschiedene Wirtshäuser und sperrte, wie es seine Pflicht war, die Ohren auf.
»Hier habt ihr euch also versteckt, um euch heimlich über Leckereien herzumachen«, rief ich in gespieltem Zorn. »Ihr dachtet wohl, hier würde ich euch nicht finden? Pustekuchen - ich habe euch sogar einen zusätzlichen Esser mitgebracht.«
»Du liebst deine Arbeit wirklich über alles«, sagte Sir Juffin erstaunt. »Soweit ich weiß, beginnt deine Schicht erst in ein paar Stunden.«
»Richtig, aber ich wollte nicht, dass alles ohne mich verputzt wird. Deshalb habe ich mich etwas beeilt.«
»Sündige Magister - wen hast du da denn mitgebracht?«, fragte Melamori und streichelte Drupi begeistert. »Wo gibt es denn so große Hunde?«
»Man sagte mir, das sei ein Welpe. Der wird noch kräftig wachsen«, antwortete ich betrübt.
»Ist der schön!«, rief Melamori sichtlich begeistert und drückte Drupi so energisch, als wollte sie etwas für ihre Muskeln tun. Die Übrigen waren deutlich weniger hingerissen: Juffin und Melifaro hatten das Naturwunder schon gesehen, Lonely-Lokley behielt sein unerschütterliches Gesicht - sein Markenzeichen immerhin - unerschütterlich bei, und Sir Lukfi Penz hatte Drupi noch immer nicht bemerkt, sondern drehte gedankenverloren ein Stück Gebäck in den Händen.
»Jetzt bist du nicht mehr die Einzige, die mit einem flauschigen Wesen durch die Welt spaziert«, sagte ich und zwinkerte Lady Melamori zu. »Wo ist dein Haustier eigentlich?«
»Es schläft in Melifaros Büro. Diese Wichtigtuer haben beschlossen, dass mein Chub nicht am Tisch sitzen darf.«
»Ihr seid wirklich keine Naturfreunde«, konstatierte ich und sah meine Kollegen vorwurfsvoll an.
»Umgekehrt, die Natur ist unsere Freundin nicht«, brummte Melifaro. »Gestern wollte die Spinne aus Arwaroch mich beißen.«
»Unsinn!«, rief Lady Melamori empört. »Erstens ist das keine Spinne, sondern ein Chub, und zweitens hat Leleo keine Zähne, sondern nur einen Schnauzbart.«
»Er hat keine Zähne? Dann wüsste ich gern, womit er mich gestern beißen wollte«, rief Melifaro trotzig.