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»Deswegen haben Sie mit mir vor dem Observatorium nicht gesprochen, damals, gleich nachdem wir von den Höhlen zurückkamen?«

»Sie haben mich aus seinem Büro kommen gesehen? Ich wußte nicht, daß Sie da waren. Ja, das war der Grund.« Feths an sich schon mißmutige Miene wurde richtig grimmig. Ken selbst gab sich düsteren Gedanken hin, die sich allmählich zu einem Entschluß kristallisierten. Er zögerte zunächst, sie laut zu äußern. Es war aber nicht einzusehen, warum es ihm schaden sollte.

»Mag sein, daß Sie von dem Zeug nicht loskommen. Aber ich werde es zumindest versuchen.«

»Klar, werden Sie. Ich hab’s auch versucht.«

»Und auch wenn es mir nicht glückt, soll Drai bloß nicht glauben, ich würde mithelfen, eine Massenproduktion von dem Zeug aufzuziehen. Er kann mich zwar in seiner Gewalt halten, aber er kann mich nicht zwingen, meine Gedanken in Gang zu setzen.«

»Er könnte es sehr wohl, wenn er wüßte, daß Sie Ihre Gedanken nicht für ihn einsetzen. Denken Sie daran, was ich Ihnen sagte… nicht ein einziger Akt offenen Widerstands ist die Mühe wert. Ich weiß nicht, ob er nur so zum Spaß die Süchtigen quält, aber ich weiß sicher, daß er nicht davor zurückschreckt, wenn er es für notwendig hält – und man ist immer schuldig, ehe man nicht seine Unschuld beweisen kann. An Ihrer Stelle würde ich mich sofort an die Entwicklung dieser Höhlen machen.«

»Sie vielleicht. Na, ich werde wenigstens dafür sorgen, daß die Höhlen ihm keinen Nutzen bringen.«

Feth schwieg zunächst still.

Falls er sich über Kens Bemerkung geärgert hatte, ließ er sich nichts anmerken.

»Ja, natürlich, das ist der einzige Weg. Mich wundert übrigens, daß Sie bislang der Tatsache keine Bedeutung beimaßen, daß Drai in den siebzehn Jahren, die ich bei ihm bin, keine Fortschritte bei der Erforschung von Planet Drei gemacht hat.«

Ken starrte den Techniker an. Dabei mußte er schlagartig den Eindruck revidieren, den er von Feth bis zu diesem Zeitpunkt gewonnen hatte.

»Nein«, sagte er schließlich, »daran dachte ich kein einziges Mal. Hm, hätte mir auffallen müssen. Die Hindernisse, die sich einer Erforschung entgegenstellten, erschienen mir zwar seltsam. Soll das heißen, daß Sie das Versagen der Fernsehröhren und alles andere auf dem Gewissen haben?«

»Die Röhren schon. Das war furchtbar einfach. Man mußte bloß dafür sorgen, daß vor dem Start des Torpedos Spannungen im Glas auftraten.«

»Aber als die Originaltorpedos verlorengingen, waren Sie noch nicht da?«

»Nein, das waren echte Ausfälle. Auch die Radarimpulse, die wir empfangen, sind echt. Ob die Theorie von der feindseligen Rasse auf den blauen Ebenen von Planet Drei richtig ist, weiß ich nicht, aber sie scheint etwas für sich zu haben. Ein- oder zweimal war ich versucht, die Anti-Radar-Beschichtung des Torpedos zu dünn aufzutragen, damit die auf Drei merken sollten, daß wir kämen, bis mir einfiel, daß damit der Nachschub von Tafak gänzlich abgeschnitten würde. Warten Sie ein paar Tage, ehe sie deswegen schlecht von mir denken.«

Ken nickte verständnisvoll. Als ihm etwas einfiel, sah er mit einem Ruck auf.

»Sagen Sie mal, der Mißerfolg mit dem Testanzug war also beabsichtigt?«

»Leider ja.« Feth zeigte die Andeutung eines Lächelns. »Beim Schließen der Dichtungen an Knien, Hüften und Greifergelenken tat ich des Guten zuviel, als Sie mal nicht hinsahen. Die Dichtungen zogen sich so stark zusammen, daß Luft ausströmte. Ich könnte es mir jedenfalls vorstellen, ich habe den Anzug ja nicht gesehen. Ich wollte nicht, daß Sie auf dem Planeten rumlaufen. Sie hätten in kürzester Zeit für diese Gauner sehr nützlich werden können.«

»Das spielt doch jetzt keine Rolle mehr, oder? Könnten wir nicht einen Vorwand finden, damit der Test wiederholt werden kann?«

»Warum? Ich dachte, Sie wollten denen nicht mehr helfen.«

»Will ich auch nicht, aber es ist ein Riesenunterschied, ob ich selbst mich mal auf dem Planeten umsehen kann oder ob ich frische Proben Tafak dort mitgehen lasse. Wenn man jemanden auf Sarr landen ließe, wie groß wären dann seine Chancen, in Sichtweite eines Gree-Strauches zu landen? Und wenn ja, wie groß wären dann die Ihren, es gegen seinen Willen herauszubekommen?«

»Das erste Argument ist schwach… dieses Tafak könnte überall vorkommen, so wie Mekko bei uns. Viel schwieriger wäre es, das Zeug nicht zu sehen. Ihr zweiter Einwand aber hat Gewicht.« Jetzt lächelte er. Es war das erste Lächeln, seitdem Ken ihn kannte. »Sie sind doch ein waschechter Wissenschaftler. Kein Rauschgiftagent würde sich unter diesen Umständen einen Deut um den Planeten kümmern. Also, meiner Meinung nach könnte das Experiment erfolgreich wiederholt werden. Ich selbst möchte die Landung nicht machen, nicht um alles in der Welt.«

»Für eines schon, jede Wette«, antwortete Ken. Feths Lächeln war wie weggeblasen.

»Ja, nur für eines. Aber diese Möglichkeit sehe ich nicht. Selbst auf Sarr mit allen seinen Möglichkeiten bedürfte es jahrelanger Forschungsarbeit der Mediziner. Und hier… welche Hoffnung bleibt uns da?«

»Keine Ahnung. Aber wir beide sind ja nicht auf den Kopf gefallen«, meinte Ken. »Ehe ich die Hoffnung ganz aufgebe, werden Jahre vergehen. Und jetzt sehen wir uns den Anzug an, den Sie vorbereitet haben, und auch denjenigen, den ich auf Vier anhatte. Vielleicht verraten Sie uns, worauf wir besonders achten müssen.«

Es war das erste Mal, daß er zu Feth von seinem Ausflug auf den Mars sprach. Ken berichtete ihm nun alle Einzelheiten, und der Techniker hörte aufmerksam zu.

»Mit anderen Worten«, sagte er, als Ken geendet hatte, »Sie hatten keinerlei Schwierigkeiten, bis Sie dieses Zeug berührten, das Ihrer Ansicht nach Wasserstoffoxid sein soll. Das bedeutet, daß es eine ausgezeichnete Leitfähigkeit besitzt, enorme spezifische Wärme hat, große Verdampfungswärme oder aber zwei oder alle drei Möglichkeiten zusammen. Stimmt’s?«

Ken mußte verwundert zugeben, daß es stimmte. Er selbst hatte sich diese Tatsachen noch gar nicht derart knapp und präzis vor Augen geführt.

Feth fuhr fort: »Im Moment läßt sich nicht sagen, ob auf Drei von dem Zeug viel vorhanden ist, immerhin besteht aber die Möglichkeit, daß es in geringen Mengen vorkommt. Daraus folgt, daß die größte Gefahr auf diesem Planeten eine Begegnung mit dieser Chemikalie ist. Ich bin nicht sicher, ob ich einen Anzug so gut isolieren kann, daß Sie den Wärmeverlust ohne Schaden zu nehmen überstehen, der durch Übertragung oder durch Konvektion in atmosphärische Gase entsteht, was immer man sich darunter vorzustellen hat.«

Ken äußerte seinen wachsenden Argwohn nicht, daß Feth seinerzeit mehr gewesen sein mußte als ein besserer Mechaniker. Er blieb beim Thema.

»Das erscheint mir richtig. Ich habe das Zeug gesehen, es ist leicht zu erkennen. Ein Ausweichen ist weiter nicht schwierig.«

»Sie haben es in fester Form kennengelernt, die sich in einem Beinahe-Vakuum verflüchtigt. Planet Drei hat beachtlichen Atmosphärendruck, deswegen könnte dort die Verbindung in flüssiger Form vorkommen. Sollten Sie auf Flüssigkeiten irgendwelcher Art stoßen, dann halten Sie sich bloß fern.«

»Klingt vernünftig. Wenn aber der Planet Sarr auch nur annähernd ähnelt, dann ist die Chance eins zu tausend, daß man in der Nähe offener Flüssigkeitsflächen landet.«

»Unsere Schwierigkeiten entspringen aber der Tatsache, daß der Planet Drei Sarr überhaupt nicht ähnlich ist«, bemerkte Feth dazu trocken, und Ken mußte ihm recht geben.

Ken staunte nur so, wieviel er in den letzten Minuten über Feth erfahren hatte. Die frühere Zurückhaltung seines Mitarbeiters war wie weggeblasen, und er kam ihm nun total verändert vor.