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Das Fortkommen gestaltete sich für ihn sehr schwierig, da ein breiter Spalt im Felsen für den Panzeranzug ein unüberwindliches Hindernis darstellte. Ken versuchte es immer wieder und mußte dazwischen etliche Ruhepausen einlegen. Feth berichtete er nach oben:

»Nächstes Mal müssen wir lange Schulterketten nehmen. Dann kann ich mich richtig ans Torpedo hängen und muß nicht mühsam herumtappen.«

»Gute Idee«, meinte Feth. »Es wird übrigens ganz einfach gehen. Möchten Sie jetzt gleich raufkommen, damit wir die Sache angehen, oder sammeln Sie erst ein paar Proben?«

»Ach, jetzt bin ich da und bleibe auch. Ich habe es jetzt nicht mehr weit zu den Pflanzen, falls es Pflanzen sind. Die verdammten Dinger sind grün, teilweise wenigstens. Ich sehe, daß dies hier nicht weiter ungewöhnlich ist. So, und jetzt weiter.«

Er löste seine Stütze vom Boden und schob sich weiter. Es dauerte ein, zwei Minuten, bis er in Reichweite der sonderbaren Gewächse gekommen war. Sie waren nicht einmal einen halben Meter hoch. Er konnte sich noch weniger zu ihnen hinunterneigen wie auf Planet Vier. Ken streckte einen Greifer aus, um sich einen Ast heranzuangeln. Das Ergebnis jagte ihm einen gelinden Schrecken ein.

Den Ast bekam er gut zu fassen. Das war nicht weiter schwierig. Aber noch ehe er Zeit hatte, ihn an die Augen zu heben, stieg ein Rauchwölkchen von der Stelle auf, wo der Greifer den Ast berührte. Das Gewebe in unmittelbarer Nähe des Metalls wurde schwarz. Die von diesem Phänomen ausgelösten Erinnerungen bewirkten, daß Ken den Ast fallen ließ. Wäre sein Anzug nicht so plump und unbeweglich gewesen, wäre er ruckartig einen Schritt zurückgewichen. So aber fiel ihm zum Glück augenblicklich ein, daß kein Gas sein metallenes Schutzschild durchdringen konnte. Er faßte wieder nach dem Stück Vegetation.

Wieder kam der Rauch, immer dicker, als er die Probe an seine Gesichtsscheibe hob. Es blieben ihm aber einige Sekunden Zeit, die Struktur zu untersuchen, ehe das glimmende Stück Holz in Flammen aufging. Er erschrak so heftig wie vorhin, ließ aber das Ding nicht fallen. Interessiert sah er zu, wie der Hauptast sich krümmte, schwarz wurde, aufglühte und verbrannte, desgleichen die trockeneren Blätter, während die grünen sich nur leicht braun verfärbten. Er versuchte, die Aschenspuren einzusammeln, schaffte es aber nur, ein bißchen Holzkohle von den weniger verbrannten Teilen herunterzukratzen. Auch diese Probe wurde im Torpedo verstaut, das Feth seinen Anweisungen gemäß bewegte.

Ein bißchen Erde, unterhalb der Pflanze hervorgescharrt, rauchte, aber brannte nicht. Ken holte sich aus dem Torpedo ein paar luftdichte Kanister und schaufelte Erdproben hinein. Er komprimierte Luft in einen Zylinder. Dazu benutzte er eine kleine Kolbenpumpe, aus der Feth sorgfältig alle Spuren eines Schmiermittels entfernt hatte. Sie war zwar ein wenig leck, doch die beweglichen Teile arbeiteten tatsächlich, was für Ken eine freudige Überraschung darstellte.

»Geschafft«, sagte Ken, als er fertig war. »Falls in der Erde Samen enthalten sind, könnten wir ein kleines Vivarium bauen und Erkenntnisse über diese Lebensformen und ihre Bedürfnisse gewinnen.«

»Haben Sie ein Gleichgewicht zwischen Hervorbringern und Fressern festgestellt?« fragte Feth. »Was ist, wenn diese Pflanzen samt und sonders – wie könnte man sie nennen? – Oxidierer? sind und es keine entsprechenden Reduzierer gibt? Ich bin der Ansicht, daß es da einen gewissen Ausgleich geben müßte bei allen Lebensformen, andernfalls es ununterbrochene Bewegung gäbe.«

»Das kann ich nicht sagen, ehe wir nicht einen Versuch machen. Ich könnte noch ein Stück bergab gehen und mir noch ein paar Proben anderer Typen holen. Ich habe noch leere Kanister dabei.«

»Noch etwas – ich kann mich nicht erinnern, daß Sie Vorkehrungen getroffen hätten, die Proben richtig zu temperieren. Ich weiß, daß sie fast so kalt sind wie das All, aber zwischen fast und ganz ist ein Unterschied.«

»Die Kanister lassen wir im Torpedo, bis wir wieder auf Planet Eins sind. Ohne Luft ändert sich die Temperatur nur langsam. Wir können das Torpedo irgendwo in der Dämmerzone von Eins lassen, bis wir eine Kammer mit Thermostaten und Kühleinrichtungen vorbereitet haben. Groß braucht die nicht zu sein. Ich habe höchstens ein paar Kubikdezimeter Luft mit.«

»Schön, Sie haben gewonnen. Wenn es nicht klappt, ist der Verlust nicht groß. Na, sind Ihre Füße schon kalt?«

»Noch nicht. Glauben Sie mir, ich warte darauf!«

»Hm, bin nicht so sicher, ob ich Ihnen glaube. Ich kann mir gut vorstellen, worauf Ihre Aufmerksamkeit in erster Linie gerichtet ist. Haben Sie schon Anzeichen von tierischem Leben bemerkt? Ich habe das bekannte Summen ein- oder zweimal gehört.«

»Ach? Ich nicht. Ich höre nur das, was aus dem Mikro kommt. Ich weiß genau, was Sie jeweils tun.«

»Na, ich sagte ja, ich wüßte, wem Ihre Aufmerksamkeit gilt. Ich melde mich, wenn ich das Summen wieder hören sollte.«

Daraufhin trat Stille ein, und Ken nahm seinen mühseligen Abstieg wieder auf. Er mußte wiederholt Ruhepausen einlegen, so daß es ziemlich lange dauerte, bis er seine Behälter gefüllt und verschlossen hatte und sie in die Frachtkammer des Torpedos gestellt hatte. Einmal wurde er dabei von Feth gestört, der meldete, daß das Summen nun zu hören wäre. Ken selbst vernahm es auch, als er angestrengt lauschte, konnte aber die Ursache nicht entdecken. Fliegen sind kleine Lebewesen, und das Licht war nach sarrianischen Gesichtspunkten sehr schwach. Da sich in der Frachtkammer, über der das Mikro angebracht war, nichts befand, was dem Appetit einer Fliege entsprochen hätte, verstummte das Summen ganz plötzlich.

Nach einem letzten Blick auf seine Umgebung beschrieb Ken alles so genau als möglich, damit die Aufnahme, die dort oben aufgenommen wurde, vollständig und brauchbar ausfiel.

Die Gipfel traten nun viel deutlicher hervor, da einige viel höher waren als sein gegenwärtiger Standort. Wenn er sich die Vegetation wegdachte, mit der die Hänge bedeckt waren, und sich vorstellte, es wäre gerade Sonnenuntergang nach einem besonders heftigen Sandsturm, dann war er fast imstande, an der ganzen Szenerie etwas Vertrautes zu finden, denn zu gewissen Zeiten konnte die blau-weiße Sonne Sarr so matt wirken wie die Sonne dieser Eiswelt. Dies waren aber immer Zeiten heftiger Stürme, die jeden irdischen Hurrikan beschämt hätten, und die ihn umgebende Stille paßte also nicht ganz zu dem Bild. Einen kurzen Augenblick aber versetzte ihn seine Phantasie zweihundert Parsek durch das All in eine Welt voller Wärme und Leben.

Erschrocken fuhr er auf. Nein, dieser Ort hier war nicht die Heimat. Diese Welt war zwar nicht tot, hätte aber tot sein sollen. Tot wie die Leere des Alls, an die sie ihn so sehr erinnerte. Die Kälte machte sich bemerkbar, gefühlsmäßig durch die Wiederkehr des Entsetzens, das er beim ersten Anblick dieser Welt verspürt hatte, körperlich durch einen leichten Schmerz in den Füßen. Auch das technische Wunder, in dem er steckte, konnte die Finger der Kälte nicht ewig abwehren. Er wollte sich bei Feth melden. Dieser sollte das Torpedo so manövrieren, daß er an die Ketten und Halterungen herankonnte. Ken kam nicht dazu, sein Ersuchen zu äußern.

So plötzlich wie vor ein paar Tagen durchschnitt eine menschliche Stimme scharf die Stille auf dem Eisplaneten.

XIV

Es war nicht Entmutigung, die Rogers Nachtwachen ein Ende bereitete. In der Nacht, in der die Sarrianer den Anzug testeten, startete er eigentlich seinen letzten Ausflug. Schuld daran waren Gründe, auf die der Junge keinen Einfluß hatte. Als er am Morgen hinunterkam, fing ihn sein Vater ab und ging mit ihm vors Haus. Dort deutete er auf gewisse Fußspuren. Dann ging es wieder hinauf in Rogers Zimmer, und das Seil kam ans Tageslicht. Mr. Wing verlangte als Abschluß der Untersuchung eine Erklärung.

»Glaub ja nicht, daß jemand dich verpetzt hätte«, sagte er. »Ich weiß gar nicht, ob du jemanden ins Vertrauen gezogen hast. Deine Mutter und ich, wir beide bemerkten, daß du deinen Schlaf tagsüber nachholen mußtest. Na, was war los?«