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»So geht das nicht. Wir müssen eine Fernsehanlage oder eine Kamera runterschaffen, und wenn ich ein neues System erfinden müßte. Geben Sie sich nicht die Mühe, das Ding zu beschreiben. Versuchen Sie, mit ihm zu sprechen!«

Von all dem hatte Roger nichts mitbekommen, da Feth nicht den Lautsprecher des Torpedos eingeschaltet hatte. Diese Unterlassung machte er nun wett, und der Junge konnte Kens nächste Worte deutlich hören.

»Was um alles in der Galaxis soll ich sagen? Was ist, wenn dieser da von unserem gestrigen Irrtum gehört hat… was ist, wenn es sogar das Wesen von gestern ist? Wenn ich das Wort ›Gold‹ ausspreche, wird es entweder davonlaufen oder zum Angriff übergehen. Ich fürchte es nicht, aber der Vorgang des Kennenlernens wird dadurch nicht gefördert.«

»Sie haben das Wort eben ausgesprochen. Wie hat es das Wesen aufgenommen? Ich habe jetzt den Lautsprecher eingeschaltet.«

Ken, der das nicht wissen konnte, warf Roger einen erschrockenen Blick zu.

Der Junge hatte natürlich nur das eine Wort ›Gold‹ mitbekommen. Vermutlich hätte er es glatt überhört, wenn Ken es nicht so hervorgehoben hätte, wie man eben ein fremdes Wort betont. Roger, der die einzelnen Stimmen nicht unterscheiden konnte, war nun der Meinung, daß alle Laute, die aus dem Lautsprecher drangen, ausdrücklich an ihn gerichtet wären.

»Ich will euer Gold nicht… jedenfalls nicht, wenn es so ist wie beim letzten Mal.« Wieder wurde von den Zuhörern nur das eine Wort verstanden. In Ken regte sich Hoffnung. Vielleicht hatte dieses Wesen nichts gehört, oder aber er und Feth hatten die während des Atmosphärentests gehörten Worte völlig falsch interpretiert.

»Gold?« fragte er.

»Nein!« Roger schüttelte den Kopf und wich zurück. Das Kopfschütteln sagte dem Sarrianer gar nichts, der Schritt zurück aber war eindeutig.

»Feth, hast du den letzten Laut aufgenommen? Seinem Verhalten nach zu schließen, scheint das in ihrer Sprache die Verneinung zu sein. Gold nein!« Er sprach die zwei Wörter aus. Roger beruhigte sich sichtlich, sprach seine Worte aber immer noch mit großem Nachdruck aus.

»Gold und Platin nein… Ich habe keinen Tabak!« Er breitete die leeren Hände aus und drehte die Taschen um. Damit lieferte er dem Sarrianer einen Hinweis darauf, was zur Bekleidung gehörte.

»Sie müssen auf Dinge zeigen und sie benennen«, riet Feth von oben. »Wie anders wollen Sie sonst die Sprache lernen? Dieses Geschnatter hörte sich unbeschreiblich albern an.«

»Na schön. Bedenken Sie aber, daß ich hier alles sehen und hören kann. Das macht viel aus. Wenn Sie Ergebnisse haben wollen, dann verhalten Sie sich dort oben gefälligst ruhig. Wie soll das Wesen unterscheiden, wer im Moment spricht? Alles kommt aus demselben Lautsprecher. Ich werde mich schon melden, wenn ich etwas brauche.«

Feth gab auf diesen vernünftigen Einwand keine Antwort, und nach einer Weile fing Ken an, den Vorschlag Feths zu befolgen.

Da Roger eben denselben Entschluß gefaßt hatte, kapierte er sofort, und die menschliche Intelligenz stieg in der Achtung des Sarrianers gewaltig. Sein Gespräch mit Laj Drai hatte ihn diesbezüglich viel weniger erhoffen lassen.

Die Wörter für Fels, Baum, Strauch, Berg, Wolke, und die Zahlen bis zehn waren bald erlernt. Auch ein paar Verben waren rasch geschafft. An diesem Punkt wurde der Lernprozeß unterbrochen, zur nicht geringen Erleichterung Rogers, der von weitem einen Ruf hörte.

»Allmächtiger! Edie habe ich ja ganz vergessen! Die glaubt sicher, ich bin abgestürzt oder so!«

Er wandte sich in die Richtung, aus der der Ruf zu kommen schien. Er legte all seine Kraft in den Antwortschrei. Seine Schwester hörte ihn und antwortete ihrerseits. Nach zehn bis fünfzehn Minuten ziemlicher Lungenbeanspruchung war sie zur Stelle. Zu Rogers Verwunderung wollte sie an Ken nicht näher herangehen. »Was ist denn mit dir? Der will doch nur sprechen, soweit ich das jetzt beurteilen kann.«

»Hast du dich nicht wieder verbrannt?«

»Nein. Warum auch?«

»Spürst du denn die Hitze nicht?«

Seltsamerweise hatte Roger nichts davon gemerkt. Er hatte sich Ken auch nur auf knappe zehn Meter genähert. Die Hitzestrahlung des Anzugs war auf diese Distanz zwar fühlbar, aber nicht unangenehm. Sie war ihm in der Aufregung gar nicht aufgefallen. Für Edith, deren Bild von den Außerirdischen vor allem durch das Erlebnis ihres Bruders vor einigen Tagen geprägt worden war, stellte die Hitze das auffallendste Merkmal des vor ihr stehenden Dinges dar.

Roger ging nun näher an den Außerirdischen heran und streckte vorsichtig die Hand aus. Er hielt abrupt inne.

»Mein Gott, wie heiß der ist. Vielleicht war dies der Grund… die dachten womöglich gar nicht daran, daß das Gold mich verbrennen würde. Meinst du nicht auch?«

»Möglich, möchte bloß wissen, wie der in dieser Hitze existieren kann. Dad würde das sicher auch wissen wollen. Er sollte jetzt eigentlich hier sein. Soll ich zu ihm laufen, während du das Ding hier festnagelst?«

»Wüßte nicht wie. Außerdem wird es dann schon sehr spät sein, wenn Dad endlich da ist. Versuchen wir lieber für morgen eine Verabredung zu treffen.« Ohne auf Edies sehr vernünftiges »Wie?« zu hören, wandte er sich an Ken.

Das ›Wie‹ stellte tatsächlich keine Schwierigkeit dar. Zeit stellt zwar einen abstrakten Begriff dar, kann aber für praktische Zwecke mit einfachen Gesten verdeutlicht werden, wenn sie mittels eines Phänomens, wie es die scheinbare Sonnenbewegung darstellt, gemessen wird. Ken verstand sehr gut, als Roger ihm mit Handbewegungen klarmachte, daß die zwei Eingeborenen am nächsten Tag kurz nach Sonnenaufgang wieder an den gegenwärtigen Standort kommen würden.

Ken war froh, daß damit die Episode beendet war, da seine Füße starr vor Kälte waren. Er nahm seine unterbrochene Tätigkeit wieder auf und befestigte sich an dem Torpedo. Die Kinder, die, bei den Bäumen angekommen, einen letzten Blick zurückwarfen, sahen das seltsam aussehende Doppelgebilde von Anzug und Torpedo mit steigender Geschwindigkeit aufsteigen. Sie sahen ihm nach, bis es zu einem kleinen Punkt geschrumpft war und schließlich verschwand. Dann liefen sie schnurstracks nach Hause.

XV

Mr. Wing war nicht bloß interessiert, er war fasziniert von dem Bericht, den ihm Roger und Edie lieferten. Natürlich war ihm klar, daß der Grund für die ungewohnte Entdeckungsfreude der Außerirdischen nicht seine Familie war, doch die Tatsache, daß sie überhaupt Interesse an der Erde zeigten, war seinen eigenen Plänen sehr nützlich.

Beim Abendessen drehte sich das Gespräch ausschließlich um das Erlebnis der Kinder. Sämtliche Bestrebungen, die Einzelheiten vor anderen Familienmitgliedern geheimzuhalten, wurden fallengelassen. Mrs. Wing war ohnehin von Anfang an eingeweiht worden. Roger und Edie waren am Morgen diesbezüglich instruiert worden.

Aber Billy und Marjorie mangelte es an Grundwissen und den neuesten Informationen, so daß sie sich der Bedeutung der Situation nicht bewußt waren. Ihre Fragen störten immer wieder den Gedankenfluß, was allerdings nur bei Roger Ungeduld hervorrief. Da auch er nicht wagte, seinen Unmut über ihr Unwissen zu äußern, blieb der Ton der Unterhaltung friedlich, und es gelang sogar, einige wichtige Entscheidungen zu treffen.

»Mir scheint, daß diese Dinge – jetzt könnten wir sie vielleicht schon als Menschen bezeichnen, da wir eine Ahnung haben, wie sie aussehen – mindestens einen Wissenschaftler dabei haben«, sagte Mr. Wing. »Der Grund für ihre späte Entdeckerfreude ist mir allerdings schleierhaft…«

»Sieh dir mal ein astronomisches Foto der Milchstraße an, dann hast du eine Ahnung«, warf Don ein.

»Grund oder nicht, die Tatsache an sich könnte nützlich sein. Es werden sowohl Forscher als auch Apparate runtergeschickt werden, gar kein Zweifel. Und daß ein gewisser Prozentsatz der Instrumente verlorengeht, damit müssen die rechnen. Ich möchte bei meinen Nachkommen keineswegs Unehrlichkeit fördern, aber wenn es uns gelänge, einen dieser Apparate in die Finger zu bekommen und ihn zu zerlegen, dann wäre ich sehr froh.«