Ken zeigte ihm, was er während seiner Abwesenheit an dem Vivarium gemacht hatte. Feth schien sehr befriedigt. Er machte zwar ein enttäuschtes Gesicht, als er von Kens Plänen zur Verlagerung der Proben hörte, da er, wie es sich zeigte, selbst diesbezügliche Pläne hatte.
»Ich weiß gar nicht, warum wir so vernagelt waren, uns die Proben zu verschaffen, ehe wir einen Aufbewahrungsort hatten«, sagte Ken. »Damit gehen wir das Risiko ein, daß sie in den Kanistern verderben, und zusätzlich haben wir das Verlagerungsproblem. Viel klüger wäre es gewesen, wenn wir den Behälter zuerst gebaut hätten. Wir hätten ihn auf Drei mitnehmen und an Ort und Stelle füllen können. Warum haben wir es nicht getan?«
»Wenn Sie unbedingt eine Antwort wollen: Weil wir es kaum erwarten konnten, hinzukommen«, lautete die plausible Antwort. »Wollen Sie unsere jetzigen Proben verderben lassen?«
»Wir könnten mal ihre Temperatur überprüfen. Wenn sie noch halbwegs in Ordnung sind, dann können wir sie ebensogut mit nach Drei nehmen und sie dort in den Behälter übertragen. Es interessiert mich, ob die eventuell vorhandenen Samen den Transport überstanden haben, obwohl gar nichts damit bewiesen wäre, falls sie nicht aufgehen.«
»Sie könnten ja eine mikroskopische Untersuchung anstellen, ob irgend etwas Samenähnliches vorhanden ist«, schlug Feth vor, die momentane Situation vergessend.
»Sollte man die Proben verkochen lassen oder den Beobachter erfrieren?« fragte Ken interessiert. Feth verfolgte die Sache nicht weiter. Statt dessen wandte er sich wieder seiner Arbeit zu. Das Vivarium nahm allmählich unter seinen geschickten Tentakeln Gestalt an. Kühlanlage und Pumpe waren winzig. Sie waren seitlich an dem Behälter fest angebracht. Die Bedienung war denkbar einfach: ein Aus-Einschaltknopf für die Pumpe und eine Thermostatwählscheibe für die Kühleinrichtung.
»Den Thermostat habe ich noch nicht kalibriert«, sagte Feth. »Ich werde drinnen ein Thermometer anbringen, dort, wo man es durch den Glasdeckel sehen kann. Sie brauchen dann nur an der Einstellung zu drehen, bis die Temperatur richtig ist.«
»Sehr schön. Sie haben großartige Arbeit geleistet, wenn man bedenkt, daß alles improvisiert werden mußte. Alle Achtung, serienmäßig könnte das Ding nicht besser hergestellt werden. Ich kann keinen Fehler entdecken.«
Bis zu ihrem Verabredungstermin auf Planet Drei dauerte es noch ein paar Stunden. Sie hatten also Zeit, Kens Plan, der immer deutlicher Gestalt annahm, durchzusprechen. Zunächst wurden die Eigentümlichkeiten des Eisplaneten durchgesprochen. Feth sah in seinen Ersatzteilschränken nach und meldete, daß nichts vorhanden wäre, was sich in eine tragbare Steueranlage verwandeln ließe, durch die Ken sein Torpedo selbst steuern konnte. Jetzt war er an der Reihe, sich zu ärgern, als Ken den Vorschlag machte, er solle die Steuerung per Draht mit dem Lenkmechanismus verbinden. Ken bestand nicht unbedingt darauf, das Torpedo per Funk zu lenken. Eine halbe Stunde später war ein Torpedo bereit, dem aus einer winzigen Rumpföffnung ein langes Kabel heraushing, das in einer kleinen Box endete. Die Box wies ein halbes Dutzend Schalthebel auf. Ken, der die Hebel ausprobierte, konnte nun das Torpedo nach Belieben lenken.
»Ich schätze, wir sind jetzt quitt, was das Übersehen des Offensichtlichen anlangt«, sagte er schließlich. »Sollten wir uns nicht zum Start fertigmachen?«
»Ja. Übrigens ist es besser, wenn ich Sie bis auf die Oberfläche navigiere, da Sie die Instrumente des Torpedos nicht ablesen können. Von da an können Sie tun, was Sie wollen.«
»Ja das wäre am besten. Viertausend Kilometer über der Planetenoberfläche könnte ich weder Entfernung noch Geschwindigkeit abschätzen.«
Sie zogen ihre Raumanzüge an und schleppten die Apparate hinaus zur Karella. Das Vivarium ließen sie in der Luftschleuse stehen, da es ohnehin am Torpedo festgemacht werden mußte. Lee stieß kurz danach darauf und gab eine ätzende Bemerkung über Typen von sich, die es darauf anlegten, die Ausgänge eines Raumschiffs zu blockieren. Ken schleppte gehorsam den Behälter hinein, da Feth schon in den Kontrollraum gegangen war, um das mit der Zusatzkonstruktion versehene Torpedo in die Abschußvorrichtung zu schieben.
Sie waren startklar, bis auf einen Punkt. Keinem war ihre Unterlassungssünde aufgefallen. Eine Minute vor dem geplanten Start wurden sie daran erinnert als noch eine in einem Raumanzug steckende Gestalt vor der Luftschleuse der Station zu jener des Schiffes hinüberglitt. Gleich darauf kam Laj Drai in den Kontrollraum. »Wenn alles an Bord ist, können wir starten«, sagte er. Ken nickte wortlos dem Piloten zu.
XVI
Ken hielt auf halbem Weg in seinem Panzer inne und schwenkte anklagend die Tentakel.
»Warum haben Sie mich angeheuert, wenn Sie annehmen, ich wüßte nicht, wovon ich spreche?« fragte er. »Ich werde versuchen, ganz schnell Pflanzen für Sie zu ziehen. Unser Behälter ist leider nur so klein, und unten auf dem Planeten gibt es Pflanzen, die würden gar nicht ins Raumschiff passen, so groß sind sie, ob Sie es glauben oder nicht. Ich weiß ebensowenig wie Sie, wie Tafak aussieht, als Pflanze meine ich. Ich bin nicht mal so sicher wie Sie, daß es eine Pflanze ist. Schlagen Sie sich bloß die Idee aus dem Kopf, ich würde Pflanzen in den Behälter pferchen, bis sie keine Atemluft mehr haben. Üben Sie sich in Geduld. Es dauerte zweitausend Jahre, bis Sarr erforscht war, und dort war das Erforschen verdammt viel einfacher als auf Planet Drei!« Er fuhr fort, sich in seinen Metallpanzer hineinzuzwängen.
»Ken, Sie werden tun, was man Ihnen sagt. Mir ist es einerlei, wie Sie das schaffen, das sagte ich schon. Wenn wir aber nicht in absehbarer Zeit Tafak anpflanzen können, dann wird das jemandem sehr leid tun.«
Kens Antwort war gedämpft zu hören, da nur mehr sein Kopf aus dem Anzug, hervorragte. »Das bleibt Ihnen überlassen. Ich kann Sie nicht daran hindern. Aber wenn Sie mir freie Hand lassen, dann wird alles schneller gehen. So überlegen Sie doch… wer kennt diesen Planeten?« Die Pause, die er machte, war rein rhetorisch. »Die Eingeborenen natürlich. Die kennen nicht bloß den Planeten, die wissen vermutlich auch, woher der Tafak kommt, da sie Ihnen das Zeug ja verkaufen. Sie werden mich kaum davon überzeugen können, daß es eine bessere Möglichkeit gibt, etwas zu erfahren, als von den Eingeborenen.«
»Das Erlernen einer Sprache dauert so lange!«
»Stimmt. Es dauert auch lange, fünfhundert Millionen Quadratkilometer zu erforschen, selbst wenn man die drei Viertel wegrechnet, die Ebene zu sein scheinen, was man eigentlich nicht tun dürfte. Diese Eingeborenen stehen mit den Flachländern vielleicht auf so gutem Fuß, daß sie den Tafak auf Handelsweg von ihnen bekommen. Was halten Sie davon? Soviel ich weiß, hatten Sie schon vor Jahren die Erforschung des Flachlandes als zu verlustreich abgeschrieben. Wie viele waren es, neunzehn von zwanzig Torpedos verloren oder zwanzig von zwanzig? Auf jeden Fall ein peinlicher Prozentsatz.«
»Angenommen, die wollen nicht, daß wir erfahren, wo das Zeug herkommt. Vielleicht fürchten die, wir könnten es uns selbst verschaffen, anstatt es von ihnen gegen Bezahlung zu beziehen.«
»Da hätten sie nicht weit danebengetippt. Ja, sicher, vielleicht argwöhnen sie genau das. Ich habe nie ein Hehl daraus gemacht, daß ein gewisses Ausmaß an Takt angebracht ist. Falls Sie der Meinung sind, ich könnte es nicht aufbringen, dann machen Sie alles selbst… das sagte ich schon. Wir haben noch Panzer dabei. Ich möchte auf jeden Fall runter, um mich dort umzusehen, aber Sie können ja mitkommen… das Torpedo kann Sie und mich und den Behälter befördern.«
»Ich bin vielleicht kein Genie, aber ich bin auch nicht völlig auf den Kopf gefallen. Ich werde sozusagen stellvertretend da sein. Und wenn mir Ihr Takt nicht zusagt, dann brauchen Sie erst gar nicht zurückzukommen.«