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»Ja. Das könnte nützlich sein. Jedenfalls -« Mrs. Oliver seufzte, »ich werde froh sein, mich von den Elefanten einmal erholen zu können. Nanny - Sie wissen schon, die alte Kinderfrau, von der ich erzählte -, Nanny sprach von Elefanten, weil Elefanten nicht vergessen. Dieser alberne Satz verfolgt mich allmählich. Na ja, jetzt sind Sie dran, nach neuen Elefanten zu suchen.«

»Und was ist mit Ihnen?«

»Vielleicht suche ich nach Schwänen.«

»Mon dieu. Wo kommen jetzt Schwäne ins Spiel?«

»Nur eine Erinnerung. Das Kindermädchen rief es mir wieder ins Gedächtnis. Als Kind spielte ich immer mit zwei kleinen jungen, der eine nannte mich Lady Elefant und der andere Lady Schwan. Wenn ich Lady Schwan war, tat ich, als könne ich auf dem Teppich schwimmen. Wenn ich Lady Elefant spielte, ritten sie auf mir. Hier in dieser Geschichte gibt es keine Schwäne.«

»Das ist auch gut so«, stellte Poirot fest. »Elefanten reichen vollständig.«

10

Zwei Tage später trank Hercule Poirot seine Frühstücksschokolade und las einen Brief, der am Morgen gekommen war. Er las ihn schon zum zweiten Mal. Die Handschrift war mittelmäßig und wirkte nicht gerade wie die eines Erwachsenen.

Sehr geehrter Monsieur Poirot, ich fürchte, Sie werden meinen Brief etwas merkwürdig finden, aber vielleicht hilft es, wenn ich eine Freundin von Ihnen erwähne. Ich habe versucht, Kontakt mit ihr aufzunehmen, um sie zu bitten, meinen Besuch bei Ihnen zu arrangieren, aber sie ist anscheinend verreist. Ich spreche von Mrs. Ariadne Oliver, der Schriftstellerin. Ihre Sekretärin sagte etwas von einer Safari in Afrika. Wenn das der Fall ist, dürfte Mrs. Oliver eine Zeitlang abwesend sein. Aber ich bin sicher, sie hätte mir geholfen. Ich möchte Sie wirklich sehr gern sprechen. Ich brauche dringend Rat.

Soviel ich weiß, ist Mrs. Oliver mit meiner Mutter bekannt, die sie auf einem Literatenessen traf. Wenn Sie mir eine Zeit nennen könnten, wann ich Sie aufsuchen dürfte, wäre ich Ihnen aufrichtig dankbar. Ich richte mich ganz nach Ihnen. Ich weiß nicht, ob es von Bedeutung ist, aber Mrs. Olivers Sekretärin sagte etwas von »Elefanten«. Vermutlich hat das mit Mrs. Olivers Afrikareise zu tun. Die Sekretärin tat, als sei das eine Art Losungswort. Ich verstehe das zwar nicht, aber vielleicht tun Sie es. Ich bin sehr beunruhigt und in Sorge und wäre sehr dankbar, wenn Sie mich empfangen würden.

Ihr ergebener Desmond Burton-Cox

»Nom d'un petit bonhomme!« rief Hercule Poirot.

»Wie bitte, Sir?« fragte George.

»Nur ein Stoßseufzer«, sagte Hercule Poirot. »Es gibt Dinge im Leben, die man nur sehr schwer wieder los wird, wenn sie mal aufgetaucht sind. Bei mir scheinen es Elefanten zu sein.« Er stand vom Frühstückstisch auf, rief seine langjährige Sekretärin Miss Lemon, gab ihr Desmond Cox' Brief und bat sie, ein Treffen mit ihm zu vereinbaren.

»Zur Zeit habe ich nicht übermäßig viel vor«, erklärte er. »Morgen würde mir gut passen.« Miss Lemon erinnerte ihn an zwei bereits getroffene Verabredungen, trotzdem war aber noch reichlich Zeit, etwas zu arrangieren.

»Hat es mit dem Zoo zu tun?« fragte sie.

»Nein«, antwortete Poirot. »Nein, erwähnen Sie die Elefanten nicht. Es kann alles mal zuviel werden. Elefanten sind riesig. Sie beanspruchen einen großen Teil unseres Blickfeldes. Wir können sie weglassen. Aber sie werden zweifellos im Lauf meines Gesprächs mit Desmond Burton-Cox auftauchen.«

»Mr. Desmond Burton-Cox!« verkündete George und führte den erwarteten Gast herein.

Poirot stand neben dem Kamin. Eine etwas nervöse, aber tatkräftige Persönlichkeit, dachte er. Ein bißchen verlegen, doch das verbirgt er geschickt.

»Mr. Hercule Poirot?«

»Der bin ich. Und Sie sind Desmond Burton-Cox. Bitte, setzen Sie sich und erzählen Sie mir, was ich für Sie tun kann.«

»Es ist alles ziemlich schwierig«, meinte Desmond Burton-Cox.

»Das ist häufig so«, beschwichtigte Hercule Poirot, »aber wir haben ja genügend Zeit. Setzen Sie sich doch.«

Desmond sah den Mann, dem er nun gegenübersaß, etwas zweifelnd an. Wirklich, eine komische Erscheinung, dachte er. Der eiförmige Kopf, der große Schnurrbart. Nicht sehr beeindruckend. Im Grunde nicht ganz, was er erwartet hatte.

»Sie sind Detektiv, nicht wahr?« fragte er. »Die Leute kommen zu Ihnen, um Sie zu bitten, bestimmte Dinge für sie herauszufinden.« »Ja«, sagte Poirot, »das ist eine meiner Aufgaben im Leben.«

»Ich nehme nicht an, daß Sie den Grund für mein Kommen kennen oder genau wissen, wer ich bin.«

»Ich weiß einiges.«

»Sie meinen Mrs. Oliver. Ihre Freundin, Mrs. Oliver. Hat sie Ihnen etwas erzählt?«

»Sie erzählte mir, daß sie mit ihrer Patentochter, Miss Celia Ravenscroft, gesprochen hat. Das stimmt doch, nicht wahr?«

»Ja. Ja, Celia hat's mir gesagt. Mrs. Oliver, ist sie ... kennt sie auch meine Mutter - gut, meine ich?«

»Nein. Ich glaube nicht, daß sie sich näher kennen. Laut Mrs. Oliver haben sie sich kürzlich auf einem Literatenessen getroffen und ein paar Worte gewechselt. Soviel ich begriff, hat Ihre Mutter an Mrs. Oliver ein bestimmtes Ansinnen gestellt.«

»Dazu hatte sie kein Recht«, erklärte der junge Mann.

Seine Augenbrauen zogen sich über der Nase zusammen. Er sah jetzt ärgerlich aus, ärgerlich und beinahe wütend.

»Also wirklich«, sagte er, »wenn Mutter ... «

»Ich verstehe«, sagte Poirot. »Heute findet man solche Gefühle häufig, und früher gab es sie genauso. Mütter tun ständig Dinge, die sie nach Ansicht ihrer Kinder lieber lassen sollten. Habe ich recht?«

»Stimmt genau. Meine Mutter mischt sich in Dinge, die sie wirklich nichts angehen.«

»Sie und Celia Ravenscroft sind, soviel ich weiß, eng befreundet. Mrs. Oliver erfuhr von Ihrer Mutter, daß Sie an Heirat denken. Vielleicht schon in naher Zukunft?«

»Ja, aber meine Mutter sollte wirklich keine derartigen Fragen stellen und sich über Dinge beunruhigen, die sie - die sie nichts angehen.«

»Mütter sind eben so.« Poirot lächelte leise. Dann fügte er hinzu: »Sie sind Ihrer Mutter wohl sehr zugetan?«

»Das möchte ich nicht sagen«, meinte Desmond. »Nein, das möchte ich wirklich nicht behaupten. Sehen Sie - nun, ich sag's Ihnen besser gleich: Sie ist nicht meine richtige Mutter.« »Oh, tatsächlich? Das wußte ich nicht.«

»Ich wurde adoptiert«, erklärte Desmond. »Sie hatte einen Sohn, einen kleinen Jungen, der starb. Und da wollte sie ein Kind annehmen, und so hat man mich adoptiert. Sie spricht immer von mir als von ihrem Sohn und empfindet für mich wie für einen leiblichen Sohn, a?er in Wirklichkeit bin ich's gar nicht. Wir sind uns kein bißchen ähnlich. Wir haben auch ganz unterschiedliche Ansichten.«

»Sehr verständlich«, sagte Poirot.

»Aber ich scheine nicht weiterzukommen«, sagte Desmond, »mit meinem Anliegen.«

»Sie wollen doch, daß ich etwas für Sie herausbekomme, daß ich bestimmte Nachforschungen durchführe?«

»Ja, so ungefähr. Ich weiß nicht, wieweit Sie über die ganze Sache informiert sind.«

»Nur wenig«, antwortete Poirot. »Keine Einzelheiten. Ich weiß nicht viel über Sie oder Miss Ravenscroft, die ich noch nicht kenne. Aber ich würde sie gern kennenlernen.«

»Ja, ich wollte sie schon mitbringen, aber dann dachte ich, ich spreche lieber zuerst allein mit Ihnen.«

»Das ist recht vernünftig«, stimmte Poirot zu. »Sind Sie unglücklich? Beunruhigt? Haben Sie Schwierigkeiten?«

»Nicht wirklich, nein. Es müßten gar keine Schwierigkeiten sein. Eigentlich gibt es auch keine. Was passiert ist, liegt viele Jahre zurück, Celia war noch ein Kind, ein Schulmädchen. Und eine solche Tragödie kann immer wieder geschehen - jeden Tag, jederzeit. Daß zwei Menschen, die man kennt, etwas so aus der Fassung bringt, daß sie Selbstmord begehen. Es war eine Art Selbstmordpakt. Niemand hat viel darüber gewußt, über die Ursache und so weiter. Aber schließlich, so was passiert nun mal, und es ist nicht Sache der Kinder, sich über den Grund Gedanken zu machen. Wenn sie die Tatsachen wissen, ist das genug, sollte man meinen. Und meine Mutter geht es überhaupt nichts an.«