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»Welche Truppenverbände sind in der Lage, in drei Tagen dreihundert Meilen zu bewältigen?«, fragte der Schwertmeister harsch.

»In der Zeit schaffen meine Männer leicht fünfhundert Meilen!«, sagte Orimedes herausfordernd.

Aber dann sind sie zu erschöpft, um noch kämpfen zu können, dachte Ollowain, schwieg jedoch und blickte in die Runde.

Eine Elfe in grüner Rüstung mit filigranen goldenen Beschlägen lächelte den Schwertmeister selbstsicher an. Das Haar lag ihr in einem schweren, roten Zopf über der Schulter. Caileen, Gräfin von Dorien. Sie hatte das Kommando über die freien Adeligen Arkadiens. Da Shandral seinem Adel nicht mehr traute und nur noch Koboldkrieger in seiner Nähe duldete, hatten die Adeligen Arkadiens einen eigenen Verband gebildet.

»Wie viele Streitwagen befehligst du?«

»Dreihundertzweiundachtzig. Jeder bemannt mit einem Fahrer, einem Bogenschützen und einem Sensenträger. Wenn das Gelände nicht zu schwer ist, können wir leicht mit unseren Waffenbrüdern, den Kentauren, mithalten.«

»Ich bringe dir achthundert Doppelschwerter«, sagte Katander schlicht. Sich dazu zu äußern, ob seine Krieger den Gewaltmarsch schaffen konnten, war offenbar unter seiner Würde.

»Bei allem Respekt, Ollowain«, meldete sich Elodrin zu Wort.

»Aber das ist Wahnsinn. Es ist ein Todeskommando ohne die geringste Aussicht auf Erfolg. Dein Angriff würde an den Schlachtreihen der Trolle abprallen wie eine Erbse, die du gegen eine Felswand schleuderst.«

»Du bist also der Auffassung, wir sollten lieber in Feylanviek darauf warten, dass die Trolle den Zeitpunkt unseres Untergangs bestimmen?«

Der Fürst von Alvemer, der Widerspruch offensichtlich nicht gewohnt war, sah ihn in sprachloser Wut an.

»Im Übrigen wird von heute Morgen an niemand mehr über eine drohende Niederlage sprechen«, fuhr Ollowain ungerührt fort. »Das ist Gift für die Moral unserer Krieger. Wer gegen diesen Befehl verstößt, den werde ich auf der Stelle vom Heer ausschließen und nach Hause schicken. Wir brauchen einen Sieg, und ich bin entschlossen, ihn zu erkämpfen.«

»So wie in Phylangan?«, fragte Elodrin.

Jeder im Zelt hielt den Atem an.

Ollowain lächelte, als habe der Flottenkommandant ihm ein Kompliment gemacht. Das Letzte, was sie jetzt brauchten, waren Eifersüchteleien und Intrigen im Oberkommando. Er hätte Elodrin für einen besseren Befehlshaber gehalten. Offenbar hatte es ihn zutiefst verletzt, sein Kommando an Ollowain abtreten zu müssen. »Ich habe meine Lehren aus Phylangan gezogen, Fürst. So wie jeder gute Feldkommandant aus Schlachten lernt, gleich ob es Siege oder Niederlagen sind. Außerdem hatte ich die Ehre, von einem überaus begabten Strategen die Schwächen meiner Verteidigung in einer Gefechtssimulation am Falrach-Tisch aufgezeigt zu bekommen. Phylangan galt als uneinnehmbar. Es ist gefallen, weil unsere Feinde sich als beweglicher im Geiste erwiesen haben, als wir es waren. Wer sich auf reine Verteidigung festlegt, der hat damit die erste Schlacht schon verloren, denn er überlässt seinem Gegner die Initiative. Feylanviek ist nicht zu halten. Es wird uns so lange wie möglich als Versorgungsstützpunkt dienen, aber ich werde keinen Kämpfer opfern, um es zu verteidigen. Wir sind beweglicher als der riesige Heerzug der Trolle. Die Steppen des Windlands sind ein endlos weiter Raum, in dem unsere beweglichen Truppen operieren können. Dem sind die Trolle nicht gewachsen. Wir werden sie hinaus in die Steppen locken. Wir werden die Büffelherden davonjagen und ihre Nachschubwege kappen. Und wenn sie zu hungern beginnen, dann wird ihre riesige Zahl ihren Untergang nur beschleunigen. Es wird etliche Scharmützel geben, Überfälle und Plünderzüge. Aber zu einer Schlacht im herkömmlichen Sinne werden wir es nicht kommen lassen. Jeder hier im Zelt sollte sich dessen bewusst sein, dass wir verloren sind, wenn wir auch nur eine einzige verlustreiche Niederlage erleiden. Der Entscheidungsschlacht, die die Trolle suchen, werden wir uns nicht stellen. Wir kämpfen nur zu unseren Bedingungen. Und so werden wir siegen.«

»Meine Rede!«, stimmte der Minotaurenfürst begeistert zu.

»Hoch die Ärsche und ran an den Feind. Das ist der richtige Geist!«

Melvyn hatte ihnen säuerlich lächelnd zugehört. Nun richtete er sich auf und achtete darauf, dass die Ketten an seinen Händen für alle gut zu sehen waren. »Alles schön und gut. Nur sollten wir nicht darauf hoffen, unseren Feind zu überraschen.«

Er blickte zu Caileen. »Allein deine dreihundertzweiundachtzig Streitwagen werden dort draußen in der Steppe eine Staubwolke aufwirbeln, die man einen ganzen Tagesmarsch weit sieht.«

»Deshalb werden wir nachts marschieren.« Ollowain deutete auf die Karte. »Hier gibt es in einer langgezogenen Senke einen lichten Waldstreifen. Das Unterholz ist nicht so dicht, dass Streitwagen und leichte Kutschen es nicht passieren könnten. Das Laubdach schützt uns vor neugierigen Blicken.« Der Schwertmeister fuhr mit dem Finger ein wenig weiter die Karte hinauf. Er tippte nervös mit dem Finger auf einen schwarzen Punkt. »Jerash, ein Ruinenfeld inmitten des Graslands. Ein Ort der flüsternden Stimmen im Wind. Dort gibt es nur Staub und alte Steine. Ich war schon einmal dort. Weite Bogengänge haben den Jahrhunderten getrotzt. Ein kleines Heer wie unseres würde dort ganz brauchbare Deckung finden. Aber machen wir uns nichts vor, es ist kein so gutes Versteck wie der Wald am Tag zuvor. Wir müssen darauf setzen, dass unsere Feinde ahnungslos sind und dass sie nicht nach uns suchen.«

Orimedes und die übrigen Kentauren scharrten unruhig mit den Hufen. Auch Ajax, der Minotaurenfürst, machte ein bedrücktes Gesicht.

»Jerash ist verflucht«, murmelte Orimedes halblaut. »Das ist kein guter Platz, um dort zu lagern.« Ollowain winkte ärgerlich ab. »Ischemon ist verflucht. Dort, wo Emerelle den Fürsten der Sonnendrachen tötete. Jerash ist harmlos. Außerdem verbringen wir dort den Tag. Sobald es dämmert, werden wir die Ruinen wieder verlassen.« Niemand widersprach ihm, doch der Schwertmeister konnte in den Gesichtern der Kentauren lesen, dass ihre Bedenken nicht zerstreut waren. Er ignorierte es. Sie würden gehorchen, das war alles, was jetzt zählte. »Der Finstergrund in den Rejkas ist unser nächstes Ziel. Jetzt so spät im Sommer müsste der Fluss fast ausgetrocknet sein. In seinem Flussbett und an den Ufern werden wir gut vorankommen. Und was noch wichtiger ist, auch dort finden wir Deckung vor feindlichen Spähern. Einige Abschnitte des Flusses liegen in so tiefen Tälern, dass kein Sonnenstrahl hineinreicht. Dort können wir uns verstecken. In der folgenden Nacht brechen wir aus. Bis zum Morgengrauen werden wir das Heerlager der Trolle erreichen. Und mit dem Sanhalla, dem Südwind, der im ersten Morgenlicht von den Hängen der Rejkas streicht, werden wir angreifen. Er wird Tod und Verderben in das Herz des feindlichen Heeres tragen.«

Der Schwertmeister wandte sich an Graf Fenryl. »Unser Erfolg hängt davon ab, dass der Feind unseren Vormarsch nicht ahnt. Womöglich versucht er uns auszuspähen. Wie viele Falkner gibt es in der Stadt?«

Der Adlige sah ihn verwundert an. »Das weiß ich nicht«, gestand er schließlich.

»Finde sie alle. Ich möchte, dass eure Falken über der Stadt stehen und dass sie jeden Vogel schlagen, der versucht, von Feylanviek in die Steppe davonzufliegen. Die Trolle dürfen um keinen Preis erfahren, was hier vor sich geht.«

»Ich werde mein Bestes geben«, versprach Fenryl.

»Wer ist verantwortlich für die Organisation des Nachschubs?«, wandte sich der Feldherr an Elodrin.

»Ich«, entgegnete Nardinel.

»Ich brauche jeden leichten Wagen in der Stadt, jede Kutsche, der du zutraust, dass sie den Weg bis zum Heerlager der Trolle schafft. Beschlagnahme die besten Zugtiere.« Er wandte sich nun direkt an Elodrin. »Und ich brauche die besten Bogenschützen und Armbrustschützen, die wir haben. Wer ein guter Reiter ist, soll ein Pferd bekommen. Die Kobolde aber kommen auf die Kutschen. Besetzt nur zwei Drittel der Wagen. Wenn ein Rad bricht oder eine Achse, dann werden wir uns nicht mit Reparaturen aufhalten. Wir lassen die Wagen zurück. Aber keinen Krieger! Außerdem brauche ich hundert Schritt Seide und die besten Näherinnen der Stadt. Und Draht und so viele der kostbaren Flaschen aus dem blauen Glas von Talsin, wie sich finden lassen. Sie sollen geschützt durch geflochtenes Stroh in Frachtkisten verstaut werden.«