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Elodrin runzelte die Stirn. »Man könnte glauben, du willst jemandem Gastgeschenke machen.« Ollowain lachte. »Ja. Das sind Geschenke für den Sanhalla. Hoffen wir, dass sie den Südwind gnädig stimmen.« Der Schwertmeister schlug mit der flachen Hand auf die Karte. »Bevor wir Feylanviek aufgeben, werden wir nur eine einzige Gelegenheit haben, die Trolle zu überraschen. Wenn wir sie schwer genug treffen, dann endet ihr Feldzug vielleicht schon, bevor er richtig begonnen hat. Sobald wir in ihr Lager eindringen, macht Jagd auf ihre Rudelführer und Schamanen. Ein Heer ist wie ein großer Leib. Und so übermächtig und erdrückend die starken Arme des Trollheeres auch sein mögen, sie sind hilflos, wenn wir das Haupt vom Rumpf geschlagen haben. Ihre Krieger mögen schnell nachwachsen. Gute Anführer und erfahrene Schamaninnen tun das nicht. Und noch etwas. Kein Wort zu euren Männern! Je weniger in diesen Plan eingeweiht sind, desto besser. Ich wünsche, dass unser Heer in zwei Tagen am Abend zum Aufbruch bereit ist. Sorgt dafür, dass jene Auserwählten, die uns begleiten, gut ausgeruht sind. Lasst sie schlafen. Erzählt ihnen etwas von einem nächtlichen Manöver, das der verrückte neue Kommandant in der Steppe abhält, oder was immer ihr für eine glaubwürdige Lüge haltet. Und nun seid ihr entlassen. Alle bis auf Shandral und Melvyn.«

Während die Elfen sich schweigend zurückzogen, umrundete Orimedes den Kartentisch. Er schloss Ollowain in seine Arme.

»Ich habe dich vermisst! Wo hast du nur all die Jahre gesteckt, du verdammter Mistkerl?« Die Umarmung brach dem Schwertmeister fast die Rippen. »Später«, stieß er keuchend hervor. »Es gibt noch ....«

Der Kentaur zog die buschigen Augenbrauen zusammen.

»Nein, es ist spät genug. Heute Nacht kommst du in unser Lager. Wir werden einige Amphoren vom besten Roten aus Alvemer teilen. Bring also reichlich Durst mit. Dir sind ein paar gute Jahrgänge entgangen, während du verschollen warst. Keine Widerrede! Ich muss dir meinen Sohn vorstellen. Ein echter Prachtkerl!« Orimedes setzte Ollowain wieder ab. Er blickte zum Zelteingang, wo Katander noch immer wartete. »Du bist ebenfalls eingeladen, Goldbrüstchen. Und wenn du ihn siehst, dann sag dem Kuhschänder Ajax, dass auch er ein willkommener Gast ist. Ein gutes Besäufnis ist fast wie eine gute Schlacht. Meine Krieger brennen darauf, deinen Schlammtretern zu zeigen, was richtige Hengste sind.«

»Glaubst du, du kannst mich wie irgendeinen deiner stinkenden Viehtreiberfürsten besoffen machen, um mir dann einen Treueid abzunehmen? Ich werde kommen, denn die Kentauren von Uttika sind noch vor keiner Schlacht davongelaufen, und sei es nur eine Schlacht in einem Schankzelt. Aber glaube nicht, dass ich mich von dir einwickeln lasse.«

Orimedes lachte laut. »Wir werden sehen. Ach ... Vergesst nicht eure Goldlätzchen abzulegen, bevor ihr kommt. Es sei denn, ein ehrlicher Fausthieb ist zu viel für einen verzärtelten Uttiker.«

»Gar nichts werden wir mitbringen, Orimedes. Keine Gastgeschenke, denn die macht man Freunden, keine Waffen, denn die benötigt man, wenn man überlegene Feinde fürchtet. Nicht einmal ein Haarband oder einen Armreif werden wir tragen, denn wir wissen, dass unsere Vettern aus der Steppe einem die Eisen von den Hufen stehlen, wenn sich die Gelegenheit bietet.«

Orimedes grinste frech. »Stimmt! Nagelt sie gut fest. Wir sind im Augenblick wieder sehr knapp mit Hufeisen. Ich erwarte dich, Katander.«

Der Kentaurenfürst von Uttika wirkte überrascht. Offensichtlich hatte er mit einem Wutausbruch gerechnet. Orimedes‘ Antwort hatte ihn aus dem Konzept gebracht. »Ich werde kommen.« Mit diesen Worten wandte er sich ab und preschte davon.

»Ist dies das Alter, mein Freund?«, fragte Ollowain. »Das war ja fast diplomatisch.«

»Das Alter?« Der Fürst schnaubte verächtlich. »Mein Schwertarm ist noch stark, und ich pisse mit einem Strahl, kräftig wie der eines jungen Hengstes. Noch kann ich dem Alter davongaloppieren. Aber den Trollen nicht. In den letzten Jahren habe ich viel Zeit und Mühe darauf verwandt, die Stämme der Steppe zu einen. Zumindest in Kriegszeiten erkennen mich alle als ihren ersten Fürsten an. Nur die Uttiker muss ich noch unter mein Kommando bringen. Und wenn ich dafür ein bisschen freundlich sein muss ... Drauf geschissen, dann bin ich es eben! Mein Volk muss stark sein, oder die Trolle werden uns unsere Herden nehmen und unsere Steppe.

Und stark sind wir nur, wenn alle Fehden ruhen und alle Krieger einem Anführer gehorchen. Es hat sich viel geändert in den Jahren, als du fort warst, Schwertbruder.« Der Kentaur umfasste Ollowains Handgelenk im Kriegergruß. »Ich sehe dich auf dem Fest!«

Der Schwertmeister sah dem Kentauren nach und fühlte sich fremd in seiner Welt. So vieles war in so wenigen Jahren geschehen ... Er atmete tief durch und wandte sich den beiden Elfen zu, die im Zelt zurückgeblieben waren.

»Fürst Shandral, der Hauptmann deiner Wache, der Kobold Madrog, hat den verbündeten Elfenhauptmann Melvyn einen Dieb genannt. Ich kam hinzu, als Madrog und seine Männer sich die größte Mühe gaben, Melvyn zu töten. Könntest du mir bitte erklären, was gestohlen wurde? Als ich Melvyn in Ketten legen ließ, konnte ich keinerlei Diebesgut bei ihm entdecken.«

Shandral stand mit vor der Brust verschränkten Armen auf der anderen Seite des Kartentischs. Er betrachtete Ollowain herausfordernd. »Ich verlange den Kopf dieser Missgeburt, dieses Menschenbastards.«

»Ich stehe gern für ein Duell zur Verfügung.« Melvyn hob die gefesselten Arme. »Selbst in Eisen gelegt, würde ich dich noch in Stücke schneiden.«

»Das werde ich nicht dulden!«, unterbrach der Schwertmeister die beiden. »Die Gesetze der Königin verbieten Duelle in Kriegszeiten.«

»Ruht denn auch jegliche Rechtsprechung in Kriegszeiten?«, fragte Shandral spitz. »Ich klage Melvyn an! Er hat mich bestohlen und einen nicht mehr gut zu machenden Schaden angerichtet. Er muss mit seinem Blute dafür büßen.«

Ollowain wünschte, er wäre einen anderen Weg durch die Stadt gegangen. »Und wie lautet deine Anklage?«

»Er hat meiner Frau den Verstand und das Herz gestohlen. Einem Dieb schnitt man in alter Zeit die Hand ab, damit er nicht wieder stehlen konnte. Melvyn sollte man die Zunge herausreißen und ihm seine Männlichkeit nehmen.« Einen Augenblick lang glaubte der Schwertmeister, das müsse ein Scherz sein. Das konnte der Fürst doch nicht ernst meinen! Zitterte Shandral vor Wut? Oder schüttelte ihn ein stilles Lachen?

»Wenn deine Gattin sich einem anderen Manne zuwendet, dann ist das gewiss ein großes Unglück für dich, aber kein Verstoß gegen ein mir bekanntes Gesetz«, sagte Ollowain ruhig.

»Sie hat sich ihm nicht einfach zugewandt!«, ereiferte sich Shandral, der plötzlich allen Hochmut fahren ließ. »Er hat sich zu ihr geschlichen, in meinem Schlafgemach! Und er muss sie mit einem Zauber belegt haben. Sie ist völlig irre geworden! Nachts hat sie seinen Namen geflüstert. Ich habe sehr viel für Leylin gezahlt. Ein prächtiges Haus am Meer mit großen Gärten und hundert Kobolddienern habe ich ihrer Sippe überlassen, als sie mich geheiratet hat. Sie hat eine Schuld gegen mich abzutragen! Sie schuldet es mir, ein treues und fügsames Weib zu sein. All das hat Melvyn mir gestohlen. Und wenn ich nur seine Zunge und seinen Schwanz als Buße fordere, dann ist das ein Ausdruck meiner Mäßigung! Eigentlich sollte man Melvyn den Kopf vor die Füße legen.«

Melvyn lachte Shandral ins Gesicht. »Das ist doch lächerlich. Ihn sollte man wegsperren. So ein Irrer dürfte nicht das Kommando über fünfhundert Krieger mit Armbrüsten führen. Siehst du jetzt, was für eine Sorte Mann er ist? Er quält Leylin! Er hat sie nicht verdient. Und sie ist eine Elfe. Sie ist frei zu gehen, wohin immer sie will!«