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Elodrin versuchte ein Lächeln, um seine Niedergeschlagenheit zu verbergen. »Du bist sicher, dass Orgrim gekommen ist? Er hat doch ein Herzogtum in der Anderen Welt.« Eigentlich zweifelte er nicht an Fenryls Worten. Er wollte lediglich etwas Zeit gewinnen, um seinen Entschluss noch einmal zu überdenken.

»Ein Irrtum ist ausgeschlossen. Wenn ich mit Schneeschwinge fliege, sind meine Augen so scharf, dass ich jeden Namen auf der Landkarte hier noch aus hundert Schritt Entfernung lesen könnte. Es ist Orgrim. Ich kenne ihn noch von Phylangan. Es war sein tollkühner Angriff ins Herz der Festung, der das Schicksal der uneinnehmbaren Felsenburg besiegelte. Wir müssen mit dem Schlimmsten rechnen.«

»Die marschierenden Truppen und das Spielchen mit der Flotte, all das ist nur Augenwischerei«, erklärte Elodrin.

»Orgrim weiß, dass wir ihn beobachten. Er will uns verwirren. Will erreichen, dass wir seine eigentlichen Pläne nicht allzu schnell erraten. Und er hält sich Optionen offen. Die Flotte kann einigen Schaden anrichten, ebenso ein Heer aus fünftausend Trollen. Mit dieser Strategie verfolgt er die Absicht, dass wir unsere ohnehin schon schwachen Streitkräfte noch weiter zersplittern. Was schätzt du, wie stark die Truppen der Trolle sind, Fenryl?«

Der Graf breitete die Hände aus. »Das ist schwer zu sagen. Mit den Kriegern, die die Schiffe bemannen, und den Verstärkungen am Mordstein könnten es wohl wieder fünfzigtausend sein. Wie gesagt, sie haben alle Welpen, die erst im nächsten Frühjahr zu den Kriegern gerufen werden sollten, schon jetzt unter Waffen stehen. Ich glaube, sie suchen noch in diesem Winter die Entscheidung.«

»Dieser Auffassung bin ich auch.« Er griff nach dem Elfenbeinkästchen auf dem Tisch, nahm Emerelles letzten Brief heraus und legte ihn mitten auf den Kartentisch. »Die Königin befiehlt, Feylanviek aufzugeben.«

»Dann war also alles Leid umsonst«, sagte Nardinel. »All die Toten, die Verwundeten und auf immer Verstümmelten haben vergebens gelitten.«

»Wir haben den Trollen zwei oder drei Monde Zeit abgekauft«, sagte Yilvina kühl. »Auch Ollowain war klar, dass dies alles war, was wir erreichen konnten. Ich schlage vor, wir halten uns weiter an seine Pläne, locken die Trolle in die weiten Steppen des Windlands und schneiden sie dort von ihrem Nachschub ab. Dann werden das Land und der Winter das Töten für uns übernehmen.«

»Ollowain ging nicht davon aus, dass wir gegen Orgrim kämpfen müssen«, wandte Elodrin ein. »Der Herzog der Nachtzinne wird unsere Strategie durchschauen, sobald wir uns zurückziehen. Er wird vorbereitet sein, wenn er ins Windland vorstößt.« Er seufzte. »Und Emerelle macht es ihm leichter. Sie überlässt es jedem Bewohner Feylanvieks, ob er vor den Trollen flüchten möchte. Wer hier bleibt und sich unterwirft, der wird dafür nicht bestraft werden. Ihr Plan sieht vor, alle Kämpfer aus dem Windland, aus Uttika, Alvemer, den Mondbergen, Carandamon, den Wäldern am Albenhaupt und auch aus Arkadien abzuziehen. All diese Fürstentümer und Königreiche will sie aufgeben. Und jedem, der dort lebt, steht es frei, sich den Trollen zu ergeben.« Einen Augenblick lang herrschte ungläubiges Schweigen.

»Sie befiehlt mir, mein Fürstentum aufzugeben. Keine Stadt dort würde sich freiwillig den Trollen ausliefern. Es gibt in Alvemer fünfmal so viele Bewohner, wie wir auf unseren Schiffen transportieren können. Ganz abgesehen davon, ist es nicht ratsam, während der Herbst- und Winterstürme zu segeln. Wenn wir kämpfen, stehen wir allein und dürfen auf keine Unterstützung rechnen. Schlimmer noch, ich habe den ausdrücklichen Befehl, jeden Krieger ins Herzland zu schicken. Wir sind also wehrlos, wenn wir uns dem Willen der Königin fügen.«

Elodrin schwieg einen Augenblick, um seinen nächsten Worten mehr Gewicht zu verleihen. »Ich werde mein Kommando über das Heer der Königin niederlegen. Noch in dieser Stunde. Caileen, wirst du den Befehl über die Truppen übernehmen?«

Die Gräfin sah ihn betroffen an. Sie hatte sich immer noch nicht ganz von ihrer Verwundung am Mordstein erholt. »Ich kann nicht ...«

»Du bist eine gute Heerführerin. Und ich möchte nicht, dass du mir auf dem Weg folgst, den ich nun einschlagen muss. Ich stelle mich gegen die Befehle der Königin. Das heißt, ich werde mein Fürstentum verlieren, selbst wenn ich gegen jede Hoffnung über die Trolle triumphieren sollte. Es ist nun an der Zeit, eine andere Art von Krieg zu führen. Ollowain hatte mich für das, was ich ihm schon vor Wochen vorgeschlagen hatte, getadelt. Es wird ein Krieg ohne Helden sein. Ein Krieg ohne Glanz. Ein Krieg, in dem die Recken zu Mördern werden. Doch nur so kann ich hoffen, die Meinen vor den Trollen zu bewahren.«

»Ich stelle meine Schwerter weiterhin in deinen Dienst, Fürst«, sagte Yilvina ruhig. »Was die Königin von dir verlangt, ist ehrlos. Ich vertraue darauf, dass du die richtigen Entscheidungen treffen wirst.«

Elodrin lächelte. »Ich will nicht verhehlen, dass ich darauf gehofft habe, dich an meiner Seite zu haben. Du kennst den König des Fjordlands, nicht wahr? Ich werde dich mit einer wichtigen Botschaft zu ihm schicken.«

»Ganz gleich, ob mit oder ohne Ehre gekämpft wird, am Ende gibt es immer Verwundete, die wünschten, dem Krieg niemals begegnet zu sein. Auch ich werde mit dir gehen, Elodrin.« Die Heilerin hielt den Blick gesenkt, so als schäme sie sich dafür, sich gegen Emerelles Befehl zu stellen.

»Auch ich komme ...«, setzte Obilee an.

»Nein!« Das hatte Elodrin befürchtet. Wenn die Rebellion erst einmal begonnen hatte, dann würde sie immer weiter um sich greifen. »Nein, Obilee! Du bist eine Vertraute der Königin. Du bist die Einzige hier in diesem Raum, die hoffen darf, Einfluss auf Emerelle zu nehmen. Du darfst dich unserer Sache nicht anschließen. Und auch du nicht, Caileen. Meine Entscheidung macht mich zum Verräter. Ich habe mein Recht verwirkt, die Truppen Albenmarks zu befehligen. Gib nicht auch du dieses Recht auf! Tausende werden durch die Steppe und über die Mondberge flüchten, um den Trollen zu entkommen. Eine entschlossene Reiterführerin kann sie vielleicht vor dem Schlimmsten bewahren. Albenmark braucht dich! Du darfst nicht länger auf meiner Seite stehen!«

Caileen war sehr blass. »Emerelle hat auch meine Ländereien aufgegeben.« Eine steile Zornesfalte erschien zwischen ihren Brauen. »Ganz gleich, was die Königin fordert, ich werde dafür sorgen, dass der Weg nach Arkadien für die Trolle lang und blutig wird. Ich werde an Ollowains Plänen festhalten. Und was soll mit den Kentauren werden? Sie können ihre Herden im Winter unmöglich über die Mondberge treiben. Und selbst wenn sie einen Weg fänden, wovon sollte ihr Vieh in Arkadien leben? Soll es unsere Weizenfelder abweiden? Die Kentauren können nicht fliehen. Emerelle wirft sie den Trollen buchstäblich zum Fraß vor!«

»Ich werde nach Carandamon gehen«, stellte Fenryl klar.

»Auch meine Leute können nicht fliehen.«

»Vielleicht«, wandte Obilee ein, »will die Königin ja erreichen, dass die Trolle ihre Truppen aufteilen, sodass man sie leichter besiegen kann. Emerelle hat damit begonnen, ein neues Heer im Herzland auszuheben. Und es heißt, dass es viel Zulauf findet, weil die Trolle blutrünstige Geisterhunde an jeden Fürstenhof schicken, der sich ihnen nicht unterwerfen will.«

Aber kein Geisterhund kann ein halbes Dutzend Fürstentümer vernichten, dachte Elodrin, so wie Emerelle es mit einem Federstrich getan hatte. Zu fliehen war für viele schlichtweg unmöglich, und sich den Trollen zu ergeben, hieß, sich der Gnade von Fleischern auszuliefern. Mit ihrem Entschluss hatte Emerelle ihren Feinden die Vorräte geliefert, die sie brauchten, um schnell vorrücken zu können. Das Einzige, was nun zu tun blieb, war, Orgrim dort zu treffen, wo er am verwundbarsten war. Wenn er den Oberbefehl wieder aufgab, dann wäre viel gewonnen. Und Elodrin war fest entschlossen, genau das zu erreichen.