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Unmittelbar vor ihnen kämpfte ein Haufen Stangenbeilträger. Die Trolle hatten die Männer so dicht zusammengedrängt, dass sie ihre wuchtigen Beile nicht mehr schwingen konnten.

»Firnstayn!«, schrie einer der Reiter, und sofort nahmen Dutzende seinen Schlachtruf auf.

»Firnstayn!«, schrie auch Ulric, als sie in die Reihen der Trolle prallten. Pferde kreischten. Der Prinz hatte den Trollstecher weit vorgestreckt gehalten. Die Wucht des Aufpralls riss ihm die Waffe aus der Hand. Im Getümmel konnte er nicht richtig sehen, wo er den Gegner getroffen hatte. Sein Brauner bäumte sich auf. Die Hufe trommelten auf den Troll vor ihm.

Björns Stute wurde zu Boden gerissen, und Lambis Sohn verschwand im Gewühl übereinander stürzender Leiber.

Plötzlich löste sich das Knäuel aus Menschen und Trollen. Die hünenhaften Gegner flüchteten. Ulric riss an den Zügeln seines Braunen. Die Fußkämpfer stachen mit den langen Dornen an ihren Stangenbeilen auf die gestürzten Trolle ein.

Die Mauer der Reiter war zerbrochen. Einzelne setzten den fliehenden Trollen nach. Ulric ließ das Gemetzel hinter sich und folgte den Flüchtenden. Seine Hände waren voller Blut. Er fühlte sich wie in einem Traum. Alles erschien ihm seltsam unwirklich. Ein Leben lang war er dafür ausgebildet worden, als Krieger in einer solchen Schlacht zu kämpfen. Und doch hatte ihn nichts von all dem, was er gelernt hatte, auf diesen Tag vorbereitet.

Er zog sein Schwert, hob es hoch, die Spitze leicht nach vorn gesenkt. Er trieb den Braunen voran. Das Pferd und ein flüchtender Troll lieferten sich ein Rennen. Die Hufe zerwühlten den Schnee, den die Kämpfe in blutigen Schlamm verwandelt hatten. Der Troll sah sich nach ihm um. Nackte Angst lag in seinem Blick. Er strauchelte über einen Toten.

Im Augenblick des Stolperns war Ulric neben ihm. Ohne seinen Braunen zu zügeln, ließ er den Schwertarm fallen und beschrieb einen Rückwärtsschwung. Die schwere Klinge traf mit voller Wucht in etwas, das unter dem Hieb splitterte. Es fühlte sich an wie ein Spalteisen, das durch Holz fuhr. Ulric blickte nicht zurück.

Die Ebene vor ihm war voller Trolle. Es mussten hunderte sein. Der Reiterangriff hatte längst seine mörderische Kraft verloren. Ihre Formation war zerbrochen. Einzeln wirkten die Berittenen zwischen den Trollen nun nicht mehr so unbesiegbar.

Wieder überholte Ulric einen Flüchtenden und ließ sein Schwert in tödlichem Rückhandschlag niedersausen.

Doch es waren zu viele. Sie konnten die Trolle nicht besiegen. Und kein Zeichen verriet die Ankunft der Elfen im Rücken der Feinde. In der Ferne konnte er die dunkle Felsnadel der Nachtzinne sehen. Sie wurde eins mit den schwarzen Wolken, die das Blau des Himmels auslöschten.

Mit einem Schrei sprang ein Troll auf, der sich tot gestellt hatte. Er packte seinen Braunen um den Hals wie ein Ringer. Der große Hengst wurde zu Boden gerissen. Ulric schaffte es gerade noch, die Füße aus den Steigbügeln zu bekommen. Vom Sturz benommen, tastete er im Schnee nach dem Schwert. Er hatte es fallen lassen.

Der Troll hämmerte mit seiner Keule auf den Schädel des Pferdes ein. Das Knirschen, das den Treffern folgte, ging Ulric durch Mark und Bein. Der große Hengst stieß einen schrillen Laut aus. Nie hatte er ein Pferd so wiehern hören. In Ulrics Ohren klang es wie eine Anklage. Mit einem letzten langen Seufzer wich die Luft aus den Lungen des großen Hengstes. Noch immer schlug der Troll auf das tote Pferd ein. Er war ein wenig kleiner als die anderen Krieger, die Ulric bisher begegnet waren. Bauch, Brust und Gesicht waren mit Pferdeblut bespritzt.

Der Prinz zog den Elfendolch, den Ollowain ihm einst geschenkt hatte. Die Waffe wirkte lächerlich klein im Vergleich zu dem tobenden Troll. Doch der Krieger beachtete ihn gar nicht. Unablässig hieb er auf das tote Pferd ein und stieß dabei grobe Laute wie Flüche aus.

Ulric umrundete den Troll und stach ihm die Waffe in die Kniekehle.

Jetzt erst erwachte der Kerl aus seiner blinden Raserei. Stolpernd machte er einen Schritt nach vorne und brach in die Knie. Den Kopf in den Nacken gerissen, stieß er einen schrillen Schrei aus. Ulric sprang vor, wechselte den Griff und rammte dem Troll den Dolch ins Ohr. Der Schrei des jungen Kriegers brach abrupt ab. Wie von einem Blitzschlag gefällt, kippte er nach vorne. Der Elfendolch war ihm bis zum Heft in den Schädel gedrungen.

Mit einiger Mühe befreite Ulric die Waffe, als ihn ein Schlag in den Rücken traf. Er stürzte über den Toten hinweg. Ein riesiger Trollkrieger stand hinter ihm und hatte ihm einen Stoß mit dem Schild versetzt. Der Kerl schrie ihn an und deutete auf den Toten. Machte er ihm Vorwürfe?

Der Troll hielt einen Kriegshammer in der Rechten. Der Hammerkopf war aus dunklem Granit und groß wie ein Wolfsschädel. Ulric hob den blutigen Dolch, bereit für seinen letzten Kampf.

Der Troll spuckte ihm voller Verachtung eine Lawine grunzender Laute entgegen. Dann deutete er mit seinem Kriegshammer zur Seite. Dort lag das Schwert König Osabergs im Schnee.

Ulric ließ den Krieger nicht aus den Augen, als er sich nach der Waffe bückte. Hatte der Troll entschieden, dass ein Dolch keine angemessene Waffe für den Kampf gegen ihn sei? Als der Hüne keinerlei Anstalten machte, überraschend über ihn herzufallen, fühlte sich Ulric zutiefst beschämt. Der Troll verhielt sich ritterlicher, als er es getan hatte. Den jungen Krieger, der sein Pferd getötet hatte, hatte er einfach niedergemacht. Traurig dachte Ulric an die Lektionen über Ehre, die sein Vater ihn gelehrt hatte, vor so langer Zeit, in dem letzten Herbst mit Mutter und Kadlin. Er hatte sich weit von jenem Weg entfernt, auf den Alfadas ihn einst führen wollte.

Ulric hob das Schwert vor dem Troll zum Fechtergruß. Sein Gegner runzelte ärgerlich die Brauen. Er betrachtete ihn wohl nicht als einen ehrenhaften Krieger. Von einem Troll verachtet zu werden, trieb Ulric die Schamesröte ins Gesicht.

Der Hüne ging zum Angriff über. Langsam, ohne Hast, siegessicher. Mit Schildstößen drängte er Ulric vor sich her.

Bald ging Ulrics Atem stoßweise. Der Bastard von einem Troll war ein außergewöhnlicher Krieger. Immer wieder versuchte der Prinz, am Schild seines Gegners vorbeizukommen, doch dieser bewegte sich mit tödlichem Geschick.

Nur selten schwang er seinen riesigen Kriegshammer, um Ulric zu einem hastigen Satz zu zwingen. Zweimal schon war der Prinz dabei gestürzt. Jedes Mal war der Troll einen Schritt zurückgetreten und hatte ihn wieder aufstehen lassen.

Ulric war fast am Ende seiner Kräfte. Der blutige Schneematsch griff gleich Krallenhänden nach seinen Füßen. Was wollte der Troll? Der Kerl hätte ihn längst töten können.

Wieder wich Ulric vor einem Schildstoß zurück. Der Krieger drängte ihn immer weiter bis zur Steilklippe, die das Schlachtfeld im Osten begrenzte. Hier wurde nicht gekämpft. Nur ein einzelner anderer Troll war hier, doch er beachtete sie nicht. Er suchte etwas zwischen den scheunengroßen Felsblöcken am Fuß der Klippe.

Der Hüne drängte Ulric unter einen Felsvorsprung. Die Flucht war zu Ende. Noch weiter zurückzuweichen war unmöglich. Ein Schrei ließ den Troll aufblicken. Ein Krieger stürzte aus der Steilwand und schlug ganz in der Nähe in eine Schneewehe.

Ulric machte einen verzweifelten Ausfall, doch mit seinem türgroßen Schild wehrte der Troll ihn mühelos ab. Er drängte ihn zurück gegen die Felswand. Und jetzt begriff Ulric, was der Kerl vorhatte. Er wollte ihn mit seinem riesigen Schild an der Felswand zerquetschen, wie man eine Laus zwischen den Nägeln von Daumen und Zeigefinger zerquetschte.

Noch einmal stürmte er gegen den Troll an. Ein Fußtritt ließ ihn zurück gegen die Felswand taumeln.

Plötzlich brach der Trollkrieger zusammen, der ein Stück entfernt zwischen den Klippen nach etwas suchte.

Ulrics Gegner blickte hoch und stieß einen zornigen Fluch aus.

Wie eine göttliche Strafe fuhr ein Pfeil vom Himmel herab und stieß dem Krieger in den offenen Mund.

Zu erschöpft, um seinem unbekannten Retter auch nur einen Dank zuzurufen, ließ sich Ulric zu Boden sinken. Er dachte an Halgard und Blut. Lebte der Hund noch? Halgard hatte darauf bestanden, an dem Kriegszug teilzunehmen. Und sie hatte auch den Hund mitgenommen. Verfluchte Holzpuppen! Sie hatten sie zu Sklaven gemacht.