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Sie war die Waffe ...

Zaras Hand schoss nach vorn, und bevor ihr Gegner auch nur daran denken konnte, zurückzuweichen, gruben sich ihre langen Nägel, die ebenso gewachsen waren wie ihre Zähne, in seinen Hals – und rissen dem Mann den Kehlkopf heraus!

Ein Schwall Blut schoss aus der Wunde, traf Zaras Gesicht, und sie stöhnte leise, erfüllt von unbändiger Erregung. Sie leckte sich gierig die Lippen, die ebenfalls vom Blut des Opfers getroffen waren, und genoss einen Moment lang den süßen Geschmack, während der Mann vor ihr in die Knie brach.

„Verdammt!“, brüllte einer der Banditen, außer sich vor Entsetzen und Frucht. „Verdammt, macht das elende Miststück endlich kalt! Schießt sie nieder, zum Teufel! Knallt sie ab!“

Die drei oder vier mit Musketen bewaffneten Männer zogen die Abzüge ihrer Schusswaffen durch. Gespannte Hähne klackten auf Schlagbolzen. Dann spuckten drei Läufe Feuer, und das Dröhnen der Schüsse übertönte für einen Moment sogar das Rauschen des aufgepeitschten Blutes in Zaras Adern; das Flackern des Mündungsfeuers zuckte durch den Kessel wie Blitze.

Zara zischte wütend, mit gebleckten Zähnen, und versuchte, den Kugeln auszuweichen, doch die Bleigeschosse kamen von drei Seiten gleichzeitig, und zwei davon erwischten sie, eins in der linken Schulter, unterhalb des Schulterbeins, das andere schlug ihr in die rechte Seite, über der Hüfte.

Zara zuckte herum, erst nach links, dann nach rechts, als würde sie von Hammerschlägen getroffen oder einen seltsamen Tanz aufführen. Die Bleikugeln rissen nussgroße Löchern in ihre Lederkluft, und Blut sickerte aus den Wunden, aber bloß ein paar Tropfen. Zara schwankte einen Moment lang hin und her, dann hatte sie sich wieder gefangen, warf mit einer schwungvollen Kopfbewegung das schwarze Haar aus dem Gesicht und schaute in die Runde. „Mist“, sagte sie, aber es klang eher spöttisch, „das hat weh getan!“

Die Männer starrten sie fassungslos an. Gerade war sie von zwei weiteren Kugeln getroffen worden, doch sie war noch immer auf den Beinen. Einen Moment lang standen die Männer nur da; dann brach kopflose Panik aus. Die meisten wichen so hastig vor Zara zurück, als wäre sie der Leibhaftige persönlich, doch ein, zwei ganz Mutige rissen ihre Schwerter hoch und stürzten sich auf sie.

Doch Zara bereitete es keinerlei Mühe, unter dem Schwerthieb des ersten Mannes wegzutauchen, und bevor der zweite zum Schlag ausholen konnte, fuhr Zara ihm mit allen fünf Fingern einmal quer durchs Gesicht. Ihre langen, scharfen Nägel hinterließen fünf parallele Spuren, die sich quer vom linken Ohr bis hinunter zum rechten Kiefer zogen. Zara wurde vage bewusst, dass die Wunden, die die Bestie riss, beinahe genauso aussahen, doch der rationale Teil ihres Verstandes lag unter den Trümmern ihrer Hilflosigkeit begraben.

Der zweite Schwertkämpfer ließ seine Klinge in einem flachen Bogen auf Zara hernieder sausen. Sie sah das Aufblitzen im Augenwinkel und wirbelte herum, um sich ihrem Gegner zu stellen. Das Schwert teilte pfeifend die kalte Luft und schlitzte Zaras rechten Oberarm, als sie versuchte, unter dem Hieb wegzutauchen. Zara stieß ein wütendes Zischen aus, ignorierte den Schmerz und packte den Mann mit einer Hand am Hals, bevor er ein zweites Mal zuschlagen konnte. Ohne die geringste Anstrengung hob Zara den hilflos mit seinem Schwert in die Luft schlagenden Burschen mit einem Arm in die Höhe und weidete sich grinsend an dem schmerzverzerrten Gesicht des Mannes, der japsend nach Luft schnappte. Sie drückte seine Luftröhre noch weiter zu, und er lief rot an. Seine Lider flatterten, als seine Gegenwehr immer mehr erschlaffte; das Schwert entglitt seinen kraftlosen Fingern und blieb wippend im Schnee stecken.

Dann krachten wieder Schüsse, und Zara wurde von Treffern in die Brust und den Rücken durchgeschüttelt. Überrascht lockerte sie ihren Griff, und der Mann stürzte schwer zu Boden, wo er reglos im Schnee liegen blieb. Zara wandte sich den Schützen zu, die bereits hektisch dabei waren, ihre Musketen nachzuladen. Bevor sie aber auch nur dazu kamen, nach ihren Pulverfläschchen zu greifen, geschweige denn, mit dem Stopfer eine Bleikugel in den Lauf ihrer Waffe zu schieben, tauchte Zara mit zwei langen Sätzen geradewegs in ihrer Mitte auf, und im nächsten Moment färbte sich der Schnee rot von Blut.

Dann stand Zara vor dem letzten der vier Schützen, und schlagartig hörte der Mann auf, wie ein Verrückter an seiner Muskete herumzufingern; stattdessen schluckte er schwer, warf die Muskete vor Zara in den Schnee und wich ängstlich einen Schritt zurück. Seine Lippen zitterten, und mit vor Furcht bebender Stimme flehte er: „Bitte, verschont mich! Ich bitte Euch. Ich habe eine Gemahlin. Ich habe Kinder und ...“

„Und ich habe Durst“, erwiderte Zara, dann sprang sie vor. Sie riss den Mann mit einem brutalen Ruck an sich und bog seinen Kopf beiseite, sodass sein Hals frei lag. Ihr Kopf sank in die Halsbeuge des Mannes, der sich verzweifelt in ihrem Griff wand, doch Zara hielt ihn so mühelos fest wie ein kleines Kind. Sie riss den Mund auf, weiter, als es einem normalen Mensehen jemals möglich gewesen wäre, und ihre Eckzähne wurden länger und länger. Einen Moment später gruben sie sich in den Hals des zappelnden Mannes und zerfetzten die Halsschlagader.

Zara stöhnte wohlig, als das Blut über ihre Zunge spülte und ihre Kehle herabströmte, ein steter Strom des Lebens, der ihr neue Kraft gab und ihre Gier nach Blut nur noch mehr anfachte. Während sie den Mann mit beiden Händen festhielt, trank sie in vollen Zügen, saugte das Leben aus ihm heraus und nahm es in sich selbst auf, und mit jedem Schluck, den sie nahm, wurden ihre Wangen und ihre Lippen röter.

Als Zara kurz den Kopf hob, gänzlich erfüllt von diesem süßen Gefühl der Freiheit, bemerkte sie, dass der Anführer der Bande sie mit schreckweiten Augen anstarrte. Er drückte sich mit dem Rücken gegen die Wand des Felskessels, sein Schwert mit beiden Händen vor seine Brust gepresst wie einen Schutzschild, und zitterte wie Espenlaub.

„O ihr Götter“, raunte er fassungslos, als ihn Zaras Blick traf, brennend und durchdringend wie Feuer. „O ihr Götter ...“

Zara kümmerte es nicht, sie vergrub ihre Zähne erneut im Hals ihres Opfers und saugte den Mann mit gierigen, schmatzenden, irgendwie feuchten Lauten aus, bis kein einziger Tropfen Blut mehr in seinen Adern pulste. Dann packte sie mit beiden Händen seinen Kopf und brach ihm mit einer ruckartigen Bewegung das Genick, damit er nicht als Vampir wieder auferstand. Sie ließ die Leiche achtlos zu Boden fallen, richtete sich zu voller Größe auf und seufzte zufrieden. Ihre Blässe war einem sanften Zartrosa gewichen, das ihre Wagen mit Leben füllte, und ihre Lippen schimmerten voll und blutrot. Ihre Augen glühten vor Energie, und wenn die langen Fangzähne nicht gewesen wären und das blutverschmierte Maul, hätte ihre einnehmende Schönheit einen unbeteiligten Betrachter blenden können.

Über der ausgesaugten Leiche ihres letzten Opfers stehend, ließ sie den Blick voller Zufriedenheit durch den Felskessel gleiten. Überall lagen zusammengekrümmte Leiber, und mit einer Mischung aus Genugtuung und Enttäuschung stellte Zara fest, dass außer ihr nur noch der Kerl mit dem Glubschauge auf den Beinen war; sonst war keiner ihrer Angreifer mehr am Leben.

Zaras Blick richtete sich auf den Mann, der sich mit dem Rücken gegen den Fels presste, als wolle er darin verschwinden. Er stank vor Furcht, die ihn umgab wie eine übel riechende gelbe Schwefelwolke und nicht nur seinen Verstand, sondern auch seinen Körper lähmte wie ein schleichendes Gift. Er versuchte gar nicht erst, zu einem der beiden Ausgänge aus dem Felskessel zu laufen, entweder, weil die Angst ihn lähmte oder weil er wusste, dass sie ihn sowieso einholen würde. Vielleicht glaubte er auch, dass das hier nur ein Traum war, ein Albtraum, aus dem er jeden Moment erwachen würde, doch das hier war die Wirklichkeit, und das einzige Erwachen, das ihm bevorstand, würde ein böses werden.

Der beißende Gestank von verbranntem Schwarzpulver waberte über dem Schnee; der Rauch teilte sich vor ihr wie Bodennebel, als Zara langsam, ohne Hast, auf den Mann zuschritt.