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Zara wich hastig zurück, um den Klauen ein weiteres Mal zu entgehen. Die Bestie schlug immer wieder nach ihr, und Zara parierte die Hiebe mit ihrer Schwertklinge, als würden sie miteinander fechten. Immer, wenn der geschliffene Stahl und die eisenharten Krallen mit einem metallischen Kreischen aufeinander trafen, sprühten Funken, als schlüge Metall auf Metall. Die mörderischen Klauen zischten unbarmherzig auf Zara zu, dahinter der knurrende Schädel des Ungeheuers. Sie hielt sich die Bestie vom Leib, so gut sie konnte, doch die Pranken der Bestie schienen überall gleichzeitig zu sein, und Zara blieb nichts anderes übrig, als fechtend von der hoch aufragenden Bestie zurückzuweichen, die ihr auf den Hinterpfoten staksend nachkam. Der Anblick war fast lächerlich, wäre es nicht um Leben und Tod gegangen. Zara parierte die Attacken der Kreatur, so gut sie konnte, aber mit jedem wuchtigen Hieb, den sie abwehrte, ließ ihre Kraft mehr nach, und auch der Blutverlust machte ihr zu schaffen; schon bereitete es ihr Mühe, sich auf den Beinen zu halten. Doch sie gab nicht auf, wich aber Schritt für Schritt vor der Bestie zurück – und stieß mit dem Rücken gegen den borkigen Stamm der Eiche.

Einen Moment lang war sie abgelenkt, und darauf hatte die Bestie offenbar nur gewartet, denn plötzlich ließ sie sich zurück auf alle viere fallen, und kaum, dass die Vordertatzen den Boden wieder berührten, lief ein Ruck durch Körper der Bestie, die Muskeln an den Hinterbeinen spannten sich – und dann sprang sie fauchend auf Zara zu, massig und schwer. Zara versuchte noch, sich wegzudrehen, doch da krachte die Bestie bereits mit ihrem gesamten Körpergewicht gegen die Kriegerin, die dem nicht das Geringste entgegenzusetzen hatte und abermals durch die Luft geschleudert wurde.

Der Schwung der Bestie trug sie und das Untier mehrere Meter weit nach hinten. Sie spürte den riesigen, muskulösen Körper direkt über sich. Dann krachte sie zu Boden, und als der schwere Leib auf ihren Körper prallte, glaubte sie zu hören, wie ihre Knochen knackten; das Biest musste Tonnen wiegen. Sie schielte nach oben und sah die nackte, vernarbte Haut der Kreatur direkt über sich, die sich anfühlte wie Schlangenschuppen. Die Bestie lag seitlich auf ihr, und während Zara noch verwirrt zu realisieren versuchte, was geschehen war, sprang das Biest plötzlich auf. Der Schädel zuckte vor, die Kiefer fielen krachend aufeinander, und Zara schrie wieder, als sich die langen gelben Hauer in ihre Schwerthand gruben. Plötzlich verlor sie jedes Gefühl in den Fingern. Das Schwert fiel zu Boden, und Zara spürte, wie sich die Hauer in ihrer Hand bewegten. Sie keuchte vor Schmerz, die Zähne fest zusammengebissen, um nicht zu schreien, während die Kreatur wild an ihrer Hand zerrte, um sie ihr abzureißen. Zara zwang sich, die Nerven zu behalten – Nicht durchdrehen! Jetzt bloß nicht durchdrehen! –, während sie mit der freien Hand nach dem Messer in ihrem Stiefelschaft tastete, es mit einem Ruck herauszog und die scharfe, leicht gewundene Klinge mit einem wütenden Keuchen bis zum Heft in die wuchtige Schnauze der Kreatur stieß. Dampfendes schwarzes Blut spritzte auf ihre Hand.

Die Bestie riss das Maul zu einem schmerzerfüllten Heulen auf und ließ von Zara ab. Das Biest schüttelte sich, und Blut sprühte aus der Wunde an seiner Schnauze.

Zara nutzte die Gelegenheit, um sich mit weichen Knien aufzurappeln, das blutige Messer fest umklammert, und obwohl sie kaum genug Kraft hatte, sich auf den Beinen zu halten, setzte sie der Bestie sofort nach. Das schrille Schmerzgeheul der Kreatur gab ihr neue Kraft. Sie taumelte vor, stieß das Messer nach unten und erwischte die Bestie an der Flanke. Das Biest jaulte wieder und schnappte nach ihr, doch Zara wich den mahlenden Kiefern aus, riss das Messer heraus und stieß noch einmal zu. Und noch einmal. Und ein viertes Mal. „Stirb, du Miststück!“, stieß sie wütend hervor. „Stirb schon!“ Die Klinge sauste wieder nach unten. Und noch einmal. Und wieder. Und jedes Mal wurde das Jaulen der Bestie schriller und durchdringender. Blut quoll in Strömen aus den Wunden und rann über die nackte Narbenhaut.

Doch die Bestie war noch längst nicht am Ende. Als sich Zara gerade anschickte, die Klinge ein weiteres Mal nach unten sausen zu lassen, wischten unvermittelt die Tatzen vor und schlugen Zara das Messer aus der Hand. Die Klinge wurde ein gutes Stück weit fortgeschleudert, unerreichbar für Zara, die sich der Bestie plötzlich unbewaffnet gegenübersah.

Egal, wie sehr sie sich einredete, keine Angst zu haben – Keine Schwäche zu zeigen, verdammt! Keine Schwäche zeigen! –, so wie Zara die Furcht der Menschen riechen konnte, roch die Bestie, dass Zara vor Panik schier verging. Die Kreatur war zwar schwer verletzt, doch sie hatte noch genug Kraft, die Sache zu Ende zu bringen.

Ein tiefes, dunkles Grollen wie ferner Donner entrang der Kehle der Kreatur, als sie sich mit nahezu majestätischer Eleganz in Bewegung setzte und langsam auf Zara zukam, die mit leeren Händen Schritt für Schritt zurückwich. Ihr Blick glitt unstet hin und her, auf der Suche nach irgendetwas, das sie als Waffe benutzen konnte. Sie sah den Schnee, ein paar Felsbrocken, den Baum und – nur ein paar Schritte zu ihrer Rechten, nicht weit von der Kante des Plateaus entfernt – das Schwert, das ihr aus der Hand geglitten war, als sie und die Bestie zusammen zu Boden gestürzt waren! Der Stahl schimmerte kalt im Schneegestöber, Stahl auf blutigem Schnee. Zara bewegte sich langsam in die entsprechende Richtung, ohne die Bestie aus den Augen zu lassen. Als wüsste das verdammte Biest genau, was sie im Sinn hatte, riss die Kreatur mit einem Mal den Kopf in den Nacken und stieß ein wütendes Brüllen aus, das gleichzeitig Warnung und Angriffssignal war. Im nächsten Moment schoss das Biest vor, doch Zara war schneller. Sie sprang hastig zur Seite, rollte sich über die Schulter ab, schnappte sich das im Schnee liegende Schwert, kam wieder auf die Beine und wirbelte herum, just in dem Moment, als die Bestie mit weit aufgerissenem Maul auf sie zustürmte.

Zara sah das gähnende, zähnestarrende Maul auf sich zukommen wie einen Abgrund und wusste instinktiv, dass dies der Moment der Entscheidung war. Ihre gesunde Hand schloss sich fester um den Griff des Schwerts. Sie zwang sich abzuwarten, nichts zu überstürzen, während das gewaltige Ungetüm wie eine lebende Wand aus Klauen und Krallen und Tod auf sie zuschoss. Drei Meter wurden zu zweien, zwei Meter zu einem, der Schädel des Biests schnellte vor, bereit, ihr den Kopf abzubeißen ...

... und Zara sprang aus dem Stand, so hoch sie nur konnte, schnellte in die Höhe wie ein Kastenteufel, entging den tödlichen Kiefern um Haaresbreite, packte mit der verletzten Hand in die fleischigen Hautfalten am stämmigen Hals der Kreatur, schwang sich auf den Rücken der Bestie, als würde sie sich auf Kjell schwingen, und sobald sie auf der verwirrten Kreatur saß, vor sich den wuchtigen Schädel der Bestie, die – von ihrem eigenen Schwung vorwärtsgetragen – immer noch weiterlief, riss Zara ihr Schwert empor – und stieß die blitzende Klinge mit aller Kraft, die sie noch aufbringen konnte, nach unten!