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»Also werden wir auch warten«, sagte Drakon und klang darüber so unglücklich, wie sie selbst sich fühlte. »Eine Sache an den Enigmas wundert mich ja sehr.«

»Wenn Sie vorhaben mich zu fragen, will ich hoffen, dass Sie nicht von mir erwarten, mehr zu wissen als jeder andere hier.«

»Es ist eine Frage, die die mobilen Streitkräfte betrifft«, sagte Drakon und benutzte dabei die alte Syndikatsbezeichnung für Kriegsschiffe, während er auf die Darstellungen der Enigma-Invasoren deutete. Die fremden Schiffe erinnerten in ihrer Form an Schildkröten; gewölbte Panzer bildeten abgeflachte Hüllen. Die dunkle Enigma-Panzerung glänzte matt im Schein des weit entfernten Sterns von Midway. »Mir ist ja klar, wieso der Panzer so geschwungen ist. Da wird jeder Treffer viel besser abgelenkt als bei einer geraden Oberfläche. Außerdem wird das Material viel stärker belastet, wenn man eine Konstruktion mit Ecken und Kanten entwirft.«

Seine Hand bewegte sich zur Seite, um auf die Umrisse der menschlichen Kriegsschiffe zu zeigen, die sich an einer anderen Stelle innerhalb des Displays befanden. Es waren an Haifische erinnernde Hüllen, von den schlanken Jägern und den Leichten Kreuzern bis hin zu den fülligeren Schweren Kreuzern. Nahe dem Gasriesen war das Schlachtschiff Midway im Raumdock festgemacht, und das Schiff wirkte wie eine noch größere, plumpere Version der Schweren Kreuzer. »Wieso verfügen die Enigmas nicht über Schlachtschiffe?«, redete Drakon weiter. »Ihre größten Schiffe überragen unsere Schweren Kreuzer nur um ein kleines bisschen.«

»Dafür sind deren Schiffe auch viel besser zu manövrieren als unsere eigenen«, hielt Iceni dagegen. »Wegen der Panzerung, der Schildgeneratoren und der Waffen, deren Gewicht ebenfalls zu Buche schlägt, sind unsere Schlachtschiffe am schwerfälligsten. Sie beschleunigen nur langsam und brauchen lange, um abzubremsen. Außerdem müssen sie einen sehr weiten Radius fliegen, wenn sie eine Vektorenänderung vornehmen sollen. Ein so träges Schiff dürfte nicht mit der Art vereinbar sein, auf die die Enigmas kämpfen.«

»Aber was ist mit Schlachtkreuzern?«, wollte Drakon wissen. »Sind die nicht ziemlich gut zu manövrieren?«

»Ja. Sie sind sehr flink, weil sie den Antrieb eines Schlachtschiffs haben, aber nicht annähernd so massiv gepanzert sind und zudem deutlich weniger Waffen an Bord haben. Auch die Schildstärke fällt bei ihnen geringer aus.« Iceni schüttelte den Kopf und konzentrierte sich wieder auf die Enigma-Schiffe. »Ich weiß einfach nicht, warum die Enigmas keinen Schiffstyp besitzen, der auch nur annähernd so groß ist wie unsere Schlachtkreuzer. Vielleicht hat Black Jack ja die Antwort darauf gefunden.«

Drakons Gesicht wirkte mit einem Mal wie versteinert. »Sie meinen, während seine Flotte in Stücke geschossen wurde, nachdem die auf Seiten der Enigmas für so viel Wirbel gesorgt hat, dass die sich zu einem erneuten Angriff auf uns entschieden haben?«

Sie stellte fest, dass sie den Allianz-Admiral verteidigen wollte, auch wenn so etwas vor nicht einmal einem Jahr völlig undenkbar gewesen wäre. »Wir wissen nicht, ob die Enigmas nicht so oder so irgendwann wieder hergekommen wären. Und wir wissen auch nicht, ob Black Jacks Flotte tatsächlich zerstört wurde.«

Malin stutzte, als er über seine Komm-Verbindung eine Nachricht erhielt, dann wandte er sich zu Drakon um. »General, einer unserer Satelliten ist mit dem Rand eines eng gebündelten Komm-Strahls in Berührung gekommen, der von diesem Planeten kommend auf die Syndikat-Flotte gerichtet war.«

Sie sollte so tun, als würde sie ihren Verdacht in andere Richtungen lenken, aber Iceni konnte nicht anders. Ihre Augen richteten sich auf Drakon. Die Blicke trafen sich, und jeder schien den anderen vorwurfsvoll zu fragen: Haben Sie die Nachricht gesendet?

Der General schüttelte den Kopf als Antwort auf ihre unausgesprochene Frage. »Es müssen noch immer Agenten der Schlangen hier auf dem Planeten aktiv sein«, sagte er.

»Ja«, stimmte sie ihm zu. »Die Übertragung ist von keiner mir bekannten Quelle aus erfolgt. Konnten wir die Herkunft des Strahls lokalisieren?«

»Nein, Madam Präsidentin«, antwortete Malin. »Der Kontakt war zu kurz, und dann wurde der Strahl auch schon abgeschaltet. Es war eine komprimierte Übertragung, was bedeutet, dass in der kurzen Zeit, in der er aktiv war, eine ganze Enzyklopädie an Informationen übertragen worden sein kann.«

»Wir sollten dennoch in der Lage sein, einen Hinweis zu finden, woher der Strahl kam«, beharrte Morgan.

Malin sah sie ausdruckslos an. »Die sofort durchgeführte Analyse konnte bestimmen, dass der Strahl von dieser Hälfte der Hemisphäre des Planeten gesendet wurde.«

»Und über dieses Maß an Inkompetenz freuen Sie sich vermutlich auch noch, wie?«, fuhr Morgan ihn energisch an.

»Ich bin bereit, die Grenzen zu akzeptieren, die in der realen Welt existieren, aber ich habe nicht die Absicht, mich mit diesem Maß an Analyse zufriedenzugeben«, konterte Malin und behielt den emotionslosen Gesichtsausdruck bei, da er zweifellos wusste, dass er Morgan damit nur noch mehr ärgern konnte.

Eine winzige Geste von Drakon genügte, und die beiden verstummten sofort, auch wenn Morgan unübersehbar für eine weitere verbale Salve bereit gewesen war. »Ich will, dass Sie beide die Daten überprüfen, die der Satellit aufgefangen hat. Machen Sie das unabhängig voneinander, und finden Sie heraus, ob einer von Ihnen die Herkunft dieses Strahls präziser bestimmen kann.«

Beide Offiziere salutierten, Malin kehrte an sein Terminal zurück, während Morgan mit eiligen Schritten das Kommandozentrum verließ.

»Was ist?«, fragte Drakon, als ihm bewusst wurde, dass Iceni ihn die ganze Zeit über beobachtet hatte.

»Ich habe zugesehen, wie Sie die Lage entschärft haben«, sagte sie. »Ich muss zugeben, mich wundert, warum Sie die beiden als Ihre Assistenten behalten, auch wenn sie fraglos individuelle Fähigkeiten besitzen. Aber dann sehe ich, wie Sie aus der Rivalität zwischen den beiden Nutzen ziehen. Wenn jemand die Position enger eingrenzen kann, von der aus das Signal gesendet wurde, dann einer von diesen beiden, weil sie sehr gut in dem sind, was sie tun. Und dann will keiner von beiden, dass der andere erfolgreich ist und man selbst das Nachsehen hat.«

»Das ist im Wesentlichen der Hintergedanke dabei«, bestätigte Drakon. »Sie unterstützen außerdem mich und sich gegenseitig auch noch. Wenn mir in einem Plan ein Denkfehler unterläuft, wird einer von beiden ihn entdecken und mich unverzüglich darauf hinweisen. Wenn einer von beiden etwas übersieht, dann fällt es dem anderen auf. Das Ganze bringt zwar so manches Drama mit sich, aber beide wissen, wann Schluss ist.«

»Wirklich?«, hakte sie nach.

Vielleicht lag es an ihrem Tonfall, der es offensichtlich machte, dass sie sich auf Morgan bezog, denn Drakon errötete ein wenig. »Niemand ist vollkommen«, murmelte er, dann befasste er sich intensiv mit dem Display.

Iceni fragte sich, ob er damit sie, sich selbst oder Morgan meinte. Waren Drakons Worte eine indirekte Entschuldigung, Kritik an ihr oder eine trotzige Verteidigung seines eigenen Verhaltens?

Warum kümmert mich das? Es ist schließlich nicht so, als wären da nicht viel wichtigere Dinge, die meine Aufmerksamkeit erfordern.

Auf dem Display blieben die Syndikat-Flotte und die Enigma-Streitmacht weiterhin passiv und ließen nicht erkennen, welche Absichten sie hegen mochten. Es war schon seltsam, wie schwierig es sein konnte, sich mit einem gänzlich untätigen Gegner konfrontiert zu sehen.