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In diesem Moment bedienten sich Malin und Morgan ihrer eigenen Methoden, um sich durch den Sumpf der Software zu kämpfen und dabei nach den Spuren zu suchen, die ihre Beute hinterlassen haben mochte. Wenn jemand das Komm-System dieses Kommandozentrums benutzt hatte, um die Nachricht an die Syndikat-Flotte zu senden, dann sollte es irgendwo einen Hinweis auf dieses Ereignis geben. So wie Jäger im Unterholz nach abgebrochenen Zweigen und plattgetrampelten Blumen Ausschau hielten, so würden Malin und Morgan nach verdächtigen Anzeichen in den Rechnern suchen. Hatten sie erst einmal einen Hinweis auf ihre Beute, würden sie diese Information nutzen, um nach weiteren Spuren zu suchen. Die Spuren würden dann wiederum eine Fährte bilden, und früher oder später würde die Flucht ihrer Beute ein Ende finden. Die einzigen Unbekannten waren dabei in der Regel die Fragen, wie viel Zeit das in Anspruch nehmen würde und ob sie beide gemeinsam die Beute zur Strecke bringen würden oder ob einer von ihnen einen Vorsprung haben würde.

Icenis rechte Hand Togo war zurückgekehrt. Der Mann beugte sich vor und flüsterte ihr irgendeinen Bericht ins Ohr. Es musste etwas Heikles sein, das er ihr nicht mal über eine gesicherte Komm-Leitung mitteilen wollte aus Angst, die Meldung könnte abgefangen oder mitgehört werden. Dennoch war Drakon sich sicher, dass Togo die Quelle der Übertragung noch nicht gefunden hatte.

Ich habe keinen Zweifel daran, dass Togo weiß, was er tut. Wäre er nicht ein außerordentlich fähiger Mann, würde Iceni ihn nicht so weit in ihre Nähe lassen. Aber Togo wird nicht von dieser ausgeprägten Rivalität angetrieben, wie sie zwischen Malin und Morgan herrscht. Diese Rivalität ist manchmal schwer zu ertragen, aber in den meisten Fällen ist sie von unschätzbarem Wert.

Ich frage mich, was Togo zu seinem Eifer anspornt. Es könnte wichtig sein, das zu wissen.

»General«, sagte Malin auf eine Weise, die Drakon sofort aus seinen Überlegungen über das Verhältnis zwischen Togo und Iceni holte.

Hatte Malin den Wettlauf bereits gewonnen?

Doch als Drakon Malin anblickte, stellte er fest, dass der Colonel nicht triumphierend dastand. Vielmehr schaute er mit ernster Miene in Richtung des Eingangs zum Kommandozentrum.

Morgan war soeben hereingeschlendert. Sie schien es nicht eilig zu haben, sondern bewegte sich mit der Gelassenheit eines Panthers, der genau wusste, dass seine Beute in der Falle saß. Eine Hand bewegte sich nach unten und fasste im Gehen nach der Waffe, die sie an der Hüfte in einem Halfter trug.

Dabei steuerte Morgan geradewegs auf Präsidentin Iceni zu.

Drakon machte einen Schritt nach vorn, war aber nicht so schnell wie Togo Icenis Leibwächter/Assistent. Der drehte sich beängstigend schnell um und stellte sich zwischen Morgan und Iceni. Eine Serie von Reaktionen und Gegenreaktionen folgte, bis Morgan und Togo sich gegenüberstanden und jeder seine Waffe auf das Gesicht des Kontrahenten gerichtet hielt, während sie mit der jeweils freien Hand versuchten, sich gegenseitig aus dem Weg zu drängen und einen Vorteil gegenüber dem anderen zu erlangen.

»Schluss jetzt!«, sagte Drakon mit zwar leiser, aber so bedrohlich klingender Stimme, dass jeder in Hörweite mitten in der Bewegung erstarrte, auch Morgan und Togo. Unter anderen Umständen wäre es wohl amüsant gewesen zu beobachten, wie jeder Arbeiter reglos an seiner Konsole saß und nicht einmal zu atmen wagte. Aber in diesem Augenblick konnte Drakon über die Situation nicht lachen. »Waffe runter, Colonel Morgan.«

Sie atmete einmal tief durch, ohne dabei den Blick von Togos Gesicht zu nehmen, dann erst ging Morgan einen Schritt nach hinten, was mit solcher Eleganz geschah, als würde sie eine Figur aus einem Ballett beschreiben. Die Waffe nahm sie in einer fließenden Bewegung herunter, bis der Lauf zu Boden gerichtet war.

Präsidentin Icenis Miene zeigte keine Regung, während ihre Augen Erstaunen, Sorge und Verärgerung ausstrahlten. Sie sprach im gleichen Tonfall und mit der gleichen Lautstärke wie Drakon: »Aus dem Weg.«

Togo, dem äußerlich nichts anzumerken war, ging einen Schritt zurück und ließ seine Waffe in einem Versteck in seiner Kleidung verschwinden.

»Was zum Teufel ist hier los?«, fragte Drakon an Morgan gewandt.

Sie sah ihn an und schätzte erkennbar sein Maß an Verärgerung ein. Morgan versuchte nie, etwas auf die Spitze zu treiben, wenn sie wusste, dass er dafür nicht in der Stimmung war. In sachlichem Tonfall und mit einem Gesichtsausdruck frei von allen Emotionen antwortete sie: »Sir, Sie haben mich gebeten, den Absender der Nachricht an die Schlangen ausfindig zu machen. Ich habe ihn ausfindig gemacht.«

»Und dann sollten Sie mich von Ihren Resultaten in Kenntnis setzen.«

»Der Absender ist genau hier, General. Benachrichtigung und Verhaftung müssen gleichzeitig erfolgen.«

Iceni hatte sich vom ersten Schreck erholt und bekam vor Wut einen roten Kopf. »Will diese Offizierin etwa andeuten, dass ich …«

Bevor sie ausreden konnte, war Morgan schon wieder unterwegs, diesmal aber ging sie nicht auf Iceni zu, sondern sie hatte eine der Konsolen ganz in ihrer Nähe ins Auge gefasst. Togo, der Morgan unablässig beobachtete, stellte sich so neben Iceni, dass er schützend zwischen ihr und Morgan stand.

Morgan blieb neben einer Controllerin stehen, die über ihre Konsole gebeugt saß, als sei sie völlig in die Anzeigen vertieft, die die Instrumente ihr lieferten. Doch Drakon entging die dünne Schweißschicht im Genick der Frau nicht, als Morgan ihre Handfeuerwaffe wieder hob und diesmal den Lauf gegen den Kopf der Controllerin drückte. »Keine Angst«, sprach Morgan in einem nur scheinbar mitfühlenden, in Wahrheit aber spöttischen Unterton. »Ich werde Ihr Gehirn nicht auf der gesamten Konsole verteilen, solange Sie nicht versuchen, irgendjemandem wehzutun. Keine Bomben in der Nähe? Keine Bomben am Körper? Oder im Körper?« Die Controllerin gab einen verneinenden Laut von sich. »Sehr gut. Dann werden Sie vielleicht weiterleben dürfen. Aber ich glaube, da wollen sich erst noch ein paar Leute mit Ihnen unterhalten, bevor sie darüber entscheiden.«

»Bi-bitte«, stammelte die Controllerin, die vor Angst zu zittern begonnen hatte. »Ich musste es tun. M-Meine F-Familie …«

Während zwei Wachleute herbeigeeilt kamen, um sich zu der glücklosen Arbeiterin zu stellen, warf Iceni der Frau einen vernichtenden Blick zu. »Togo, begleiten Sie die Wachen und diese Gefangene zu einer Arrestzelle mit vollem Sicherheitsspektrum. Ich will alles erfahren, was sie weiß. Vor allem ihre Kontakte.« Als Togo sich in Bewegung setzte, fügte Iceni eine Ergänzung an: »Ich will die Fakten, wie auch immer die aussehen mögen. Nur die Fakten, weiter nichts.«

Die anderen Arbeiter lösten sich nach und nach aus ihrer Starre und betrachteten ihre Kollegin, wobei sie keinen Hehl aus ihrem Zorn und Hass auf die Frau machten. »Schlange.« Das Wort war kaum zu hören gewesen, als es diejenigen flüsterten, die sich in unmittelbarer Nähe der gefassten Agentin befanden. Aber dann wurde es von den anderen wiederholt, bis überall im Kommandozentrum der anklagende Begriff zu hören war.

Drakon sah der Agentin die Verzweiflung an, als sie das hörte. Sie mochte zwar noch atmen und denken, doch für diejenigen, die bis gerade eben ihre Freunde gewesen waren, war sie schon jetzt tot.

Mit zufriedener Miene salutierte Morgan vor Drakon. »Sie wollten die Schlange, Sie haben die Schlange bekommen.«

»Konnten Sie feststellen, ob sie allein gearbeitet hat?«

»Nein, Sir. Ich bin nicht über die Schnittstellen hinausgekommen, die ihre Kontakte benutzt haben. Aber es gibt jede Menge Spuren.«

»Wir konnten nicht erwarten, wirklich alle Schlangen auszuschalten, wenn wir nur die zu fassen bekommen, die offensichtlich waren«, warf Malin ein. »Wären die Dateien über die Schlangen nicht zum Teil zerstört worden, hätten wir vielleicht auch noch jeden Maulwurf ausfindig machen können, auf den die Schlangen in diesem Sternensystem zurückgreifen können.«