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Drakon verfolgte das Geschehen beeindruckt mit, auch wenn er nicht die ganze Tragweite dieser Leistung verstand, während ein Projektil nach dem anderen auf einen anderen Kurs geschickt wurde. Allerdings fiel ihm auf, dass die Trefferquote abnahm, je weiter sich die Projektile von den sechs Schiffen entfernten.

Am Ende war es aber nur noch ein Projektil, das weiter auf diese Welt zuhielt. Immer wieder feuerten die sechs Schiffe auf das Objekt, ohne jedoch irgendeine Wirkung zu erzielen. Drakon versuchte zu berechnen, wie viel Schaden ein einzelnes Projektil anrichten konnte, wenn es auf dem Planeten einschlug. »Irgendwelche Schätzungen?«, fragte er an Malin und Morgan gewandt, die beide mit Kopfschütteln reagierten.

»Das hängt zu sehr davon ab, wo das Projektil einschlägt«, erklärte Malin.

Der Beschuss endete, im Kommandozentrum war ein lautes Seufzen zu hören, da jeder im gleichen Moment enttäuscht auszuatmen schien. Sie waren so dicht vor einem kompletten Erfolg gewesen, und dann hatte es doch nicht geklappt …

Aber niemand wollte sich beklagen, immerhin war ein Bombardement, das die gesamte Bevölkerung auslöschen sollte, auf ein einzelnes Projektil reduziert worden. Dieser eine Treffer würde zwar immer noch schwere Verwüstungen anrichten, aber keine planetenweite Katastrophe mehr auslösen können. »Wenn Sie beide sich dann entschlossen haben sollten, wieder meine Befehle auszuführen, dann könnten Sie jetzt die Flugbahn dieses einzelnen Steins berechnen, damit wir ungefähr wissen, wo der einschlagen wird«, wies er Morgan und Malin an. »Wir müssen …«

Die sechs Schiffe feuerten gleichzeitig eine einzelne Salve ab.

Anstatt den Erfolg zu vermelden, schluchzte der Supervisor vor Erleichterung.

Iceni war im Begriff, den Mann zu ermahnen, aber dann lächelte sie und stieß einen tiefen Seufzer aus. »Ich weiß zwar nicht, woher sie kommen und wer oder was sie sind, aber wir haben unglaubliches Glück gehabt, dass sie heute hergekommen sind.«

»Vielleicht hatte das mit Glück gar nichts zu tun«, sagte Malin, der mit berechnender Miene die Darstellungen der sechs seltsamen Schiffe betrachtete.

Drakon sah zu Morgan und stellte bei ihr den gleichen Gesichtsausdruck fest wie bei Malin. »Was denken Sie?«

Morgan grinste wieder auf ihre gewohnt freche Weise. »Wir brauchen, was die haben.«

»Fangen Sie gar nicht erst damit an, einen Plan zu entwickeln, wie wir eines von diesen Schiffen entern können!«, warnte Drakon sie.

»Und für eine Siegesfeier könnte es noch zu früh sein«, warf Malin ein. »Die zweite Gruppe Enigmas hat ein Bombardement gestartet.«

Leise fluchend drehte sich Drakon zum Display um. Tatsächlich hatten die Schiffe, die auf dem Weg zum Gasriesen waren, Projektile abgeworfen, die die Einrichtung der mobilen Streitkräfte und damit auch das dort angedockte Schlachtschiff treffen sollten. »Wir müssen das Ding von der Stelle bewegen.«

»Wir können keine Nachricht senden, die würde viel zu spät dort eintreffen«, stellte Iceni klar. »Was geschehen ist, ist geschehen. In der Vergangenheit hat Kapitan-Leytenant Kontos einige bemerkenswerte Fähigkeiten unter Beweis gestellt. Ich bin mir sicher, er wird einsehen, dass er das Schiff aus der Schussbahn nehmen muss, bevor die Projektile dort ankommen. Kommodor Marphissa konnte die Enigma-Schiffe nicht mehr rechtzeitig erreichen, um das Bombardement zu verhindern, aber sie wird dafür sorgen, dass die nicht noch mehr Schaden anrichten.«

Doch im nächsten Moment war es mit Icenis aufgesetzter Gelassenheit vorbei. »Was macht er denn da?«

Drakon sah zum Display und versuchte zu verstehen, was sich da vor seinen Augen abspielte. »Das Schlachtschiff hat den Hauptantrieb gestartet.«

»Aber es ist immer noch an der Einrichtung angedockt! Es wird sich vom Dock losreißen und völlig unnötig beschädigt werden!« Icenis Meinung von Kapitan-Leytenant Kontos schien sich von einem Augenblick auf den anderen radikal zu verschlechtern.

Doch während Minute um Minute verstrich, änderte sich Icenis Mienenspiel abermals, nun in Richtung Unglauben. »Laut der Daten des Schlachtschiffs arbeitet der Hauptantrieb mit voller Leistung, aber das Schiff ist immer noch angedockt. Wie soll das möglich sein?«

»Die Einrichtung bewegt sich als Ganze von der Stelle«, meldete der Supervisor des Kommandozentrums prompt.

»Das sehe ich auch!«, fauchte Iceni. »Und wieso wird die Station nicht unter dem Druck zerrissen? Was zum Teufel veranstaltet Kontos da?«

Als wollte er ihr auf diese Frage antworten, ging in dieser Sekunde eine Mitteilung ein, die Kapitan-Leytenant Kontos auf der Brücke des Schlachtschiffs Midway zeigte. Wie immer gab sich der jugendliche Kontos von den ernsten Umständen völlig unbeeindruckt. »An Präsidentin Iceni. Als die Enigma-Streitmacht ins System kam, habe ich mir überlegt, dass es womöglich notwendig werden würde, diese Einrichtung vor der üblichen Art von Angriffen beschützen zu müssen. Daher habe ich den Werftarbeitern aufgetragen, die Verbindungen zwischen Schiff und Dock mit allen verfügbaren Mitteln zu verstärken. Sie haben rund um die Uhr gearbeitet, und sie sind sogar jetzt noch im Einsatz, während ich versuche, den Antrieb der Midway zu benutzen, um die Einrichtung aus dem Einzugsbereich des nahenden Bombardements zu bringen. Ich glaube, unsere Chancen stehen ganz gut. Ich habe Kommodor Marphissa ebenfalls von meinem Vorhaben berichtet. Wenn wir Erfolg haben, werde ich mich melden und berichten. Für das Volk. Kontos, Ende.«

»Er ist verrückt«, flüsterte jemand so laut, dass es jeder im totenstillen Kommandozentrum hören konnte.

»Es könnte funktionieren«, wandte der Supervisor ein.

Iceni sah aus, als würde sie jeden Moment vor Wut platzen. »Er setzt das Schlachtschiff aufs Spiel … mein Schlachtschiff! Dieser haarsträubende Plan kann unmöglich funk …«

»Madam Präsidentin?«, wurde sie von einem Spezialisten gefragt, der bei jeder Silbe unüberhörbar zwischen Zögern und Wagemut schwankte. »Die Berechnungen ergeben, dass die Einrichtung rechtzeitig das Gefahrengebiet verlassen wird.«

»Was? Ganz sicher?«

»Wenn man die eingehenden Datenströme ins Verhältnis zur bekannten Masse der Einrichtung und zu den Leistungsdaten des Hauptantriebs der Midway setzt, lautet das Ergebnis ja, Madam Präsidentin.«

Iceni starrte aufs Display und schwieg, da ihr die Worte fehlten. Die Einrichtung der mobilen Streitkräfte und das Schlachtschiff bewegten sich quälend langsam aus der Gefahrenzone. Die Projektile der Enigmas trafen ein, schossen bedenklich nahe an der Einrichtung vorbei, trafen dann auf den Gasriesen, prallten von seiner Atmosphäre ab und flogen ziellos in die Tiefen des Alls.

»Colonel Rogero hatte mir gesagt, dass Kontos gut ist«, merkte Drakon an.

»Ja«, stimmte Iceni ihm zu. Ihre Stimme war noch ein wenig zittrig. »Er hat eine großartige Zukunft vor sich. Sofern ich ihn nicht vorher umbringe.«

»Eine Gruppe ist immer noch übrig«, warf Morgan ein, während sie zusahen, wie Kommodor Marphissas Flotte sich bemühte, die Enigmas abzufangen, die eben erst die Einrichtung der mobilen Streitkräfte angegriffen hatten. »Die Gruppe, die Kurs auf das Portal genommen hat.«

Mit mürrischer Miene musterte Drakon diese Schiffe. »Die rätselhaften Schiffe haben uns vor der ersten Gruppe bewahrt, Kapitan-Leytenant Kontos hat den Angriff der zweiten ins Leere laufen lassen, und Kommodor Marphissa wird sich um die Gruppe selbst kümmern, sobald sie sie erreicht hat. Und jetzt sind wir darauf angewiesen, dass CEO Boyens sich der dritten Gruppe annimmt.«