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Fertig. Mehr musste er nicht sagen. Aber es war seine erste — und womöglich auch einzige — persönliche Nachricht an Black Jack. Drakon stellte sich vor, wie der legendäre Admiral der Allianz ihm gegenübersaß.

Sind Sie als Person so real, wie Sie erscheinen? Ich will es doch hoffen. Wenn Sie wirklich dieser Mann sind, würde ich genau das von einem Befehlshaber zum anderen zu Ihnen sagen. »Ich bin froh, dass wir uns nie im Krieg begegnet sind, Admiral. Ich bin mir nicht sicher, ob ich eine solche Begegnung überlebt hätte, aber ich weiß, ich hätte Ihnen zuvor noch die Schlacht Ihres Lebens geliefert. Für das Volk. Drakon, Ende.«

Ein paar Minuten später saß er noch an seinem Schreibtisch, da meldete sich Colonel Malin bei ihm. Selbst wenn Drakon durch die jüngsten Ereignisse nicht schon wachsam genug gewesen wäre, hätte ihn die finstere Miene des Mannes so oder so augenblicklich in Unruhe versetzt. »Was ist los?«

»Die Agentin ist tot, General.«

Fünf

Drakon brauchte einen Moment, um sich zu sammeln, dann erst fragte er: »Was ist passiert?«

»Ich bin mit einem kompletten Trupp zur Sicherheitszelle gegangen, um die Agentin zu verlegen, General«, antwortete Malin. »Als wir an der Zelle ankamen, haben wir sie tot vorgefunden. Die medizinischen Werte aus der Zelle sind manipuliert worden, um den Anschein zu erwecken, dass sie lebt und wohlauf ist. Eine erste Untersuchung lässt ein schnell wirkendes Gift als Todesursache vermuten.«

»Wie lange ist sie schon tot?«

»Noch keine Stunde. Den genauen Zeitpunkt werden wir erfahren, wenn die Autopsie abgeschlossen ist.«

Was das zu bedeuten hatte, war klar. »Jemand hatte etwas dagegen, dass wir sie abholen. Wer wusste, dass Sie auf dem Weg zur Zelle sind?«

»Einige Seniormitglieder von Präsidentin Icenis Stab«, sagte Malin. »Wir konnten nicht einfach herkommen und die Gefangene ohne Wissen der Präsidentin mitnehmen.«

»Das ist richtig.« Iceni wäre aus der Haut gefahren, wenn seine Leute auf diese Weise versucht hätten, sie vor vollendete Tatsachen zu stellen. »Ich nehme an, die Überwachungssysteme rund um die Zelle liefern auch keinen Hinweis, richtig?«

»Nicht den geringsten«, bestätigte Malin. »Ich lasse sie analysieren, aber ich gehe davon aus, dass diese Systeme ebenfalls gehackt wurden und uns für den Zeitraum, in dem die Agentin ermordet wurde, falsche Bilder zeigen werden, auf denen niemand zu sehen ist. Sir, ich übernehme die volle Verantwo …«

»Das tun Sie nicht«, unterbrach Drakon ihn sofort. »Ich hätte Sie zur Zelle schicken und mich dann erst bei Iceni melden sollen, um ihre Zustimmung einzuholen. Ich habe es zugelassen, dass die Schlangen, die sich hier noch immer versteckt halten, mir einen Schritt voraus sein konnten. Wir müssen endlich dafür sorgen, dass wir denen mal zuvorkommen.«

»General, so viele Dinge erfordern gleichzeitig Ihre Aufmerksamkeit. Die Schlangen dagegen müssen sich nur darauf konzentrieren, wie sie am besten Ihre Arbeit und die von Präsidentin Iceni sabotieren können.« Malin nickte entschlossen, um seine Worte zu unterstreichen. »Ich werde daran arbeiten. Und … ich werde Colonel Morgan informieren, wenn Sie das wünschen. Sie muss davon erfahren, immerhin sucht sie nach versteckten Schlangen.«

Drakon zog eine Braue hoch. »Sie muss erfahren, was passiert ist. Aber wenn sie es von Ihnen zu hören bekommt, wird sie sich über Sie lustig machen.«

»Das habe ich auch verdient, General. Es wird …« Malins Lächeln hatte etwas Bissiges. »Es wird mich dazu motivieren, solche Vorfälle zukünftig zu verhindern. Ich werde Ihnen einen detaillierten Bericht liefern, sobald die Umstände des Todes der Agentin vollständig untersucht worden sind.«

»Danke.« Drakon sah an Malin vorbei und fragte sich, wieso er das seltsame Gefühl hatte, dass da noch irgendetwas war. Etwas Wichtiges. Oder zumindest etwas, das wichtig sein sollte. »Colonel Malin, wie hieß die Agentin?«

»Wie bitte, General?« Malin wirkte wie von dieser Frage überrumpelt.

»Ihr Name. Wie lautete der Name dieser Agentin?«

Malin sah auf sein Daten-Pad. »Yvette Saludin, Sir. Ist das von Bedeutung?«

»Für sie war es das.« Drakon schloss die Augen. »Die Schlangen haben ihre Familie für den Fall bedroht, dass sie nicht kooperiert. Wo ist diese Familie?«

»Im Chako-Sternensystem, Sir. Nach den letzten Informationen, die uns vorliegen, hat das Syndikat immer noch die Kontrolle über Chako.«

»Dann können wir nichts für sie tun.« Er öffnete die Augen wieder und konzentrierte sich auf Malin. »Macht Ihnen das zu schaffen?«

»Mir, General?« Malin schüttelte erstaunt den Kopf. »Nein, Sir. Wir hatten keine andere Möglichkeit, als sie zu verhaften, und ihr letztliches Schicksal war ohnehin in dem Moment besiegelt, als sie anfing, für die Schlangen zu arbeiten. Von da an war sie sowieso schon tot. Ich bedauere nur, dass es mir nicht gelungen ist, durch sie auf die Spur jener Schlangen zu kommen, die sich immer noch in unseren Reihen versteckt halten.«

»Das verstehe ich.« Auch wenn Malin noch so sehr darüber redete, wie sehr er das System des Syndikats ablehnte, konnte er doch auffallend kaltblütig sein. Morgan tötete mit einem Feuer, das sich den Weg durch ihre Adern bahnte, aber wenn Malin tötete, dann war das Blut in seinen Adern zu Eis erstarrt. Die beiden konnten gegensätzlicher nicht sein, und doch kam das Gleiche für denjenigen dabei heraus, der das Pech hatte, von ihnen zur Zielscheibe auserkoren zu werden. »Irgendwas Neues von Boyens’ Flotte?«, fragte Drakon, der mit einem Mal unbedingt das Thema wechseln wollte.

»Nein, Sir. Die mobilen Streitkräfte haben einen Leichten Kreuzer losgeschickt, damit er zwischen der Allianz-Flotte und den Syndikatsschiffen Beobachtungssatelliten aussetzt. Wir haben ein paar Übermittlungen abgefangen, aber die bestehen alle nur daraus, dass CEO Boyens Black Jack auffordert, mit seiner Flotte das System zu verlassen, während Black Jack ein ›nach Ihnen‹ zurückschickt.«

»Ich habe Black Jack eben eine Nachricht geschickt«, erklärte Drakon. »Welche Wirkung sie haben wird, weiß ich jetzt noch nicht. Das werden wir abwarten müssen.«

Die Nachricht von der Allianz-Flotte kam nicht von Black Jack, sondern von einer Frau, die sich als Victoria Rione vorstellte, die Gesandte der Allianz-Regierung. Iceni musterte skeptisch das Bild dieser Frau. Eine Gesandte? Wie viel Macht besaß die überhaupt?

Aber die Worte der Frau zogen schnell Icenis Aufmerksamkeit auf sich.

»Wir haben mit CEO Boyens geredet«, informierte sie die Gesandte Victoria Rione. »Was Ihnen zweifellos bekannt ist. Diese Diskussionen waren nicht besonders ergiebig. Er will, dass wir so schnell wie möglich aufbrechen. Die Gründe dafür kennen Sie so gut wie ich. CEO Boyens hat sich nach dem Bemühen, uns zum Weiterflug zu überreden, inzwischen auf nicht ganz so unterschwellige Drohungen verlegt. Wenn die auch keine Wirkung zeigen, wird er wohl als Nächstes offen drohen. Präsidentin Iceni, es ist offensichtlich, dass CEO Boyens nicht über genügend Feuerkraft verfügt, um die anwesende Allianz-Flotte zu gefährden. Von den Offizieren in dieser Flotte wurde mir gesagt, dass CEO Boyens es nicht wagt, mit seinen Schiffen die unmittelbare Nähe des Hypernet-Portals zu verlassen, solange wir uns hier aufhalten.« Riones Miene nahm einen noch eindringlicheren Zug an. »Sein nächster Schritt wird vermutlich darin bestehen, etwas zu bedrohen, was für Sie und für uns von großer Wichtigkeit ist. Etwas, das CEO Boyens angreifen kann, ohne seine Flotte von der Stelle zu bewegen.«