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Iceni verkniff sich einen Fluch. Das Hypernet-Portal. Wenn Boyens damit droht, es so schwer zu beschädigen, dass es kollabiert, werden wir nicht in der Lage sein, ihn davon abzuhalten. Ich bin mir aber auch nicht sicher, ob Boyens eine solche Drohung in die Tat umsetzen würde, denn die Syndikatsregierung würde sich gar nicht darüber freuen, ein Portal zu verlieren. Könnten wir jedoch mit den Konsequenzen klarkommen, wenn er es tatsächlich machen würde? Wir hätten immer noch den Handelsverkehr zwischen den Sprungpunkten, aber das Portal ebnet uns den Weg zu sehr viel mehr.

»Es gibt da allerdings unter Umständen eine Vorgehensweise, die für den Drohenden sehr frustrierend wäre«, fuhr Rione fort.

Während Iceni aufmerksam zuhörte, begann sie zu grinsen. Ich werde Drakon davon überzeugen müssen.

»Sie wollen der Allianz ein Teileigentum am Hypernet-Portal übertragen?« Drakon starrte sie an, als überlege er, wann sie wohl den Verstand verloren hatte. Er hatte sich ohne Widerwort zu einem weiteren privaten Treffen im ehemaligen Konferenzraum der Schlangen bereit erklärt, der von beiden Seiten als neutrales Gebiet betrachtet wurde. Die schnelle Einwilligung des Generals hatte Iceni einerseits gefreut, andererseits aber auch skeptisch werden lassen, welche Absichten Drakon antreiben mochten. Nicht umsonst lautete ein altes Sprichwort der Syndikatwelten, dass man einem geschenkten Gaul ganz unbedingt ins Maul schauen musste.

»Damit setzen wir Boyens schachmatt«, erklärte sie weiter. »Wenn das Portal zum Teil der Allianz gehört, kann er nicht damit drohen, es zu beschädigen. Das wäre ein Angriff der Syndikatwelten auf Eigentum der Allianz-Regierung.«

»Also ein Verstoß gegen den Friedensvertrag?«

»Ohne jeden Zweifel. Boyens hat sich bereits als Repräsentant der Syndikatwelten und seine Flotte als Streitmacht von deren Regierung zu erkennen gegeben. Er kann jetzt unmöglich behaupten, ein Angriff auf das Hypernet-Portal habe nichts mit den Syndikatwelten zu tun.«

»Die Syndikatsregierung auf Prime würde ihn einen Kopf kürzer machen.« Dann hielt Drakon inne. Ihm war anzusehen, wie er über etwas nachdachte. »Wie viel?«

»Wie viel vom Portal? Es ist nicht wichtig, wie groß oder klein das Allianz-Eigentum ist. Ein Angriff auf das Portal wäre damit auch ein Angriff auf die Allianz. Wären Sie bereit, der Allianz einen Anteil von einem Prozent zu überlassen?«

»Ein Prozent? Und was erhalten wir im Gegenzug?«

»Das haben wir bereits. Wir gewähren ihnen ein Teileigentum am Hypernet-Portal in dankbarer Anerkennung der Verteidigung dieses Sternensystems gegen die Enigma-Rasse.«

Drakon grübelte eine Weile darüber nach. »Sind Sie auf diese Idee gekommen?«

»Ich wünschte, ich könnte das bejahen. Zu Black Jacks Flotte gehört eine Allianz-Politikerin namens Rione, die diesen Vorschlag gemacht hat. Wir haben nicht viele Informationen über sie, aber das Wenige, was wir finden konnten, besagt, dass sie eine Vize-Präsidentin der Callas-Republik und eine Senatorin der Allianz ist.«

»Klingt ziemlich wichtig«, meinte Drakon.

»Allerdings. Deshalb ist es auch so eigenartig, dass sie sich nur als Gesandte der Allianz-Regierung vorgestellt hat. Wir sind hier weit von der Allianz entfernt, aber wir haben ein paar Gerüchte aufgeschnappt, dass es nach dem Krieg bei denen auch hoch hergegangen sein muss. Es ist zwar nicht mit dem vergleichbar, womit sich die Syndikatwelten konfrontiert sehen, beinhaltet aber allem Anschein ebenfalls durchaus einige Probleme.« Iceni hielt kurz inne. »Falls Black Jack die Allianz-Regierung übernommen hat, benötigt er Politiker, die für ihn die Schwerarbeit erledigen, also zum Beispiel die Herrschaft über all die Sternensysteme. Riones Titel einer Gesandten — einer persönlichen Gesandten von Black Jack, wohlgemerkt — kann in Bezug auf diese Frau bedeuten, dass sie über viel mehr Macht verfügt als auf ihrem vorangegangenen Posten.«

Drakon nickte und betrachtete dabei das Bild, das im Display über dem Tisch schwebte und Rione zeigte. »Sie sieht ziemlich gut aus. Was glauben Sie, wie persönlich ihre Beziehung zu Black Jack ist?«

»Ich glaube«, sagte Iceni und bemerkte den frostigen Unterton, »diese Rione ist eine sehr geschickt taktierende Frau, die für mein Empfinden so nah an einen CEO des Syndikats herankommt, wie es jemand aus der Allianz überhaupt nur schaffen kann. Ich bezweifle sehr, dass sie ihren Körper hat einsetzen müssen, um Karriere zu machen.«

»Ich meinte das nicht … Kommen Sie, Sie wissen, wie so was läuft. Derjenige, der das Sagen hat, bestimmt die Beschäftigungsbedingungen, ohne Rücksicht darauf, was die Untergebenen wollen und was die Gesetze besagen, die ohnehin von jedem missachtet werden. Falls Black Jack sie haben wollte, dann hat sie mit dieser Entscheidung möglicherweise gar nichts zu tun.«

»Ich weiß, wie es im Syndikatsystem läuft«, räumte Iceni ein. »Sie haben recht. Er könnte es von ihr gefordert haben. Aber nach dem Wenigen zu urteilen, was ich von Black Jack gesehen und gehört habe, scheint er mir nicht der Typ zu sein, der so etwas macht. Nicht jeder missbraucht seine Untergebenen auf diese Weise, nicht mal im Syndikat.«

»Da muss ich Ihnen zustimmen«, sagte Drakon. »Aber wir können auf jeden Fall von Einem ausgehen: Wenn dieser Vorschlag von Black Jacks Gesandter überbracht wurde, dann stammt er von Black Jack.«

»Ja, das passt zu dieser Art von extrem geschickten politischen Taktierereien, die wir bei Black Jack schon erlebt haben.« Iceni nickte, dann ließ sie Drakon für einen Moment ihr Unbehagen erkennen. »Wir wollen schließlich Black Jack nicht enttäuschen, immerhin sind wir nach wie vor auf seinen Schutz angewiesen. Aber wir werden auch einen Präzedenzfall schaffen, wenn wir tun, worum er … uns bittet.«

»Dagegen können wir aber eigentlich nicht viel unternehmen, nicht wahr?«, hielt er dagegen. »Ein Prozent … damit kann ich leben. Eine solche Vereinbarung ist für beide Seiten von Vorteil. Ich muss zugeben, ich würde zu gern Boyens’ Gesicht sehen, wenn er das zu hören bekommt.« Sein Blick wanderte zum Display des Sternensystems nahe der Wand. »Die Revolte gegen das Syndikat war für uns eine Frage des Überlebens. Über manche Aspekte der Unabhängigkeit hatte ich mir nicht so viele Gedanken gemacht. Zum Beispiel über formale Vereinbarungen wie diese hier mit der Allianz. Oder der Vorschlag, den wir Taroa vorgelegt haben. Wissen wir genug über solche Dinge, um einschätzen zu können, dass wir alles richtig machen?«

»Sie machen sich Sorgen wegen meiner Fähigkeiten, General Drakon?«

»Nein, aber wir begeben uns hier in ziemlich tiefes Gewässer.«

»Stimmt.« Sie veränderte das Display, um einen großen Teil des sie umgebenden Weltalls darstellen zu können. »Mit diesen Vereinbarungen erbauen wir eine Art Festung. Wir werden selbst stärker, indem wir uns deren Kraft zunutze machen. Würden wir das Ganze verkehrt angehen, dann würde unsere Kraft in Richtung der anderen abfließen. Aber ich bin davon überzeugt, dass wir von all diesen Vereinbarungen mehr profitieren als unsere jeweiligen Partner.«

»Sofern uns genug Zeit bleibt, um davon zu profitieren«, wandte Drakon ein.

»Ja. Wir benötigen Zeit und noch viel mehr Verbündete in den ringsum gelegenen Sternensystemen. Taroa will bei Kane eingreifen.«

»Ich weiß.« Er verzog den Mund. »Kane ist momentan ein Hexenkessel. Wenn wir jetzt da auftauchen, werden wir dadurch unter Umständen zu dem einen Feind, den sie vereint bekämpfen wollen. Ulindi macht mir auch Sorgen.«

»Was hören wir denn von Ulindi?«, wollte Iceni wissen.