Natürlich hatten die Siegermächte auch ihren alten Plan zur Vollendung gebracht, dem Volke einen völlig übertriebenen Föderalismus einzuimpfen, um dauerhaften Streit innerhalb der Nation sicherzustellen. Es gab zahlreiche sogenannte Bundesländer, die sich natürlich prompt sofort gegenseitig in alle Angelegenheiten hineinredeten und alles zerpflückten, was das vollkommen unfähige Bundesparlament an Beschlüssen ausschied. Ausgerechnet auf mein geliebtes Bayern machte diese Maßnahme sogar den unsinnigsten und nachhaltigsten Eindruck. Hier, wo ich den Grundstein meiner Bewegung einst legte, wurden nun mit Vorliebe die allerdümmsten Kraftmeier verehrt, die ihre scheinheilige Frömmelei und ihre jederzeitige Käuflichkeit durch das Leeren und Schwenken großer Maßkrüge zu verbergen trachteten und an denen die gelegentlichen Bordellbesuche noch das Ehrlichste waren.
Im Norden des Landes hatte sich unterdessen die Sozialdemokratie breitgemacht, die ihren Herrschaftsbereich zu einem riesigen sozialromantischen Vereinsheim ausbaute und dafür das Volksvermögen nach Herzenslust verschleuderte. Die übrigen Gestalten dieser Republik waren, so schien es mir, alle gleichermaßen wenig erwähnenswert, es handelte sich um das übliche Schwätzervolk parlamentarischer Politikdarsteller, deren übelste Gestalten wie schon nach dem Ersten Weltkriege mit größter Dringlichkeit zum Kanzler berufen wurden. Es muss sich wohl dann auch um einen besonderen »Spaß« des Schicksals gehandelt haben, dass es ausgerechnet die klobigste und teigartigste unter diesen geistigen Mikroben erwählte, um ihr die sogenannte Wiedervereinigung in den ausladenden Schoß zu schleudern.
Bei dieser vorgeblichen »Wiedervereinigung« handelte es sich zugegebenermaßen um eine der wenigen erstklassigen Propagandalügen dieser Republik: Denn zu einer echten Wiedervereinigung fehlten doch einige nicht ganz unwesentliche Bestandteile wie eben jenes den Polen verehrte Schlesien, aber auch Elsass-Lothringen oder Österreich. Allein schon daran kann man auch die Dürftigkeit jener handelnden Regierungsdarsteller ermessen, dass sie gerade mal in der Lage waren, dem zu jener Zeit schwächelnden Russen ein paar völlig heruntergewirtschaftete Quadratkilometer abzuschwatzen, nicht aber dem französischen Erbfeinde eine prosperierende Region, die das Land wirklich weitergebracht hätte.
Doch je größer die Lüge, desto bereitwilliger wird sie geglaubt – zum Dank für seine heroische »Vereinigungs«-Tat durfte jener Kanzlerplatzhalter sechzehn Jahre lang das Land »regieren«, vier Jahre länger als ich selbst. Unvorstellbar. Dabei wirkte der Mann doch wie Göring nach Einnahme eines Doppelzentners Barbital. Allein schon der Anblick war lähmend. Fünfzehn Jahre lang habe ich am Erscheinungsbild einer kraftvollen Partei gearbeitet, jetzt musste ich lesen, dass man dieses Land genauso gut in der Strickjacke verwalten konnte. Ich war nur froh, dass Goebbels das nicht mehr mitbekommen hatte. Der arme Mann würde im Grabe weiß glühend rotieren, bis es durch den deutschen Mutterboden hinaufraucht.
Der französische Erbfeind hatte sich inzwischen zu unserem engsten Freunde entwickelt. Bei jeder Gelegenheit fielen sich die leitenden Hampelmänner um den Hals und schworen, sich nie wieder wie echte Männer streiten zu wollen. Der feste Wille dazu wurde in einem europäischen Bündnis zementiert, einer Bande gleich, wie sie Schulbuben manchmal schließen. Diese Bande verbrachte die weitere Zeit damit, darüber zu streiten, wer gerade der Anführer sein durfte und wer wie viele Süßigkeiten mitzubringen hatte. Der Ostteil des Kontinents versuchte es unterdessen dem Westteile an Albernheit gleichzutun, wenn auch mit einem Unterschied: Hier unterblieben Streitereien vollkommen, weil es einzig und allein galt, den bolschewistischen Gewaltherrschaften hinterherzuspeicheln. Während ich derlei las, wurde mir so überwältigend schlecht, dass ich mehrfach überlegte, mich zu übergeben. Ich hatte dann aber keine Lust dazu.
Dass man sich im Westen überhaupt vorwiegend kindischen Streitereien widmen konnte, hatte seine Ursache darin, dass sich um die wichtigeren Dinge das amerikanische Finanzjudentum kümmerte, das dort ungebrochen herrschte. Es hatte sich aus der deutschen Restmasse die Dienste des windelweichen Sturmbannführers Wernher von Braun gesichert, ein mir schon von jeher suspekter Opportunist, der ja auch erwartungsgemäß sofort bereit war, seine bei der Produktion unserer V2 gewonnenen Kenntnisse an den Höchstbietenden zu verschachern. Seine Raketen sicherten den Transport der amerikanischen Weltzerstörungswaffen und damit die Weltherrschaft, was verwirrenderweise in knapp fünfundvierzig Jahren zum Bankrott des bolschewistisch-jüdischen Modells im Osten führte. Und ich kann nicht verhehlen, dass mich das zunächst stark verwirrte.
Welcher Taschenspielertrick mochte dahinterstecken?
Seit wann ruinierte der Jude den Juden?
Das Rätsel musste vorerst ungelöst bleiben. Fest stand: In der Folge der Beseitigung der bolschewistischen Herrschaftssysteme hatte man dem deutschen Marionettenregime einen Friedensvertrag und die Unabhängigkeit ausgehändigt. Von einer echten Unabhängigkeit konnte ohne eigene Raketenwaffen natürlich keine Rede sein. Im Gegenteil mühten sich Regierungen jedweder Couleur nicht um solide Aufrüstung, sondern um eine tiefere Verstrickung in europäische Händel, was die Außenpolitik extrem vereinfachte; im Grunde schrieben Dutzende Rücksichtnahmen vor, was man zu tun hatte, man hätte das Amt genauso gut einem Fünfjährigen anvertrauen können.
Die einzige vorherrschende Ideologie bestand in einer völlig ungebremsten Expansion des Kinderbündnisses, was dazu führte, dass praktisch jeder dabei war, selbst die unterentwickeltsten Besiedler europäischer Randregionen. Wenn allerdings jedermann im selben Verein ist, ist die Mitgliedschaft nichts Besonderes mehr. Wer sich dann Vorteile durch eine Vereinigung suchen will, muss innerhalb des Vereins einen neuen Verein gründen. Dieselben Bestrebungen gab es erwartungsgemäß auch hier, die Stärkeren überlegten bereits, sich in einem eigenen Klub zusammenzutun oder die Schwächsten hinauszubefördern, was den Urverein selbstverständlich völlig ad absurdum führte.
Wahrhaft erschütternd zeigte sich allerdings die deutsche Gegenwart. An der Spitze des Landes stand eine klobige Frau mit der zuversichtlichen Ausstrahlung einer Trauerweide, die sich schon dadurch diskreditierte, dass sie den bolschewistischen Ostspuk sechsunddreißig Jahre lang mitgemacht hatte, ohne dass ihre Umgebung dabei irgendeine Form von Unwohlsein hatte feststellen können. Sie hatte sich mit den bayerischen Gemütstrinkern zusammengetan, einer, wie mir schien, erbärmlichen Kopie des Nationalsozialismus, die halbgare, sozial wirkende Elemente statt mit nationaler Gesinnung mit der altbekannt ultramontanen Vatikanhörigkeit der Zentrumselemente vergangener Tage verbrämte. Weitere Lücken im Programm stopfte man mit Gebirgsschützen und Blaskapellen, es war derart dürftig, man hätte nur so dreinschlagen mögen in die Reihen des verlogenen Gesindels.
Weil aber auch das zur Regierungstätigkeit noch nicht reichte, wählte die Ostfrau eine weitere Gruppierung, die aus rat- und orientierungslosen Jünglingen bestand, welche sich als Maskottchen einen in jeder Hinsicht unbrauchbaren Außenminister hielt. All jenen Mitgliedern der Jünglingspartei war zu eigen, dass ihnen die Unsicherheit und Unerfahrenheit bei jeder Bewegung aus allen Poren quoll. Kein Mensch der Welt hätte solchen feigen Figuren auch nur eine Schachtel Reißzwecken anvertrauen mögen, wenn es nur den Hauch einer Alternative gegeben hätte. Den gab es aber nicht.
Es trieb mir im Angesicht der Sozialdemokratie die Tränen in die Augen, wenn ich etwa an einen Otto Wels dachte, einen Paul Löbe. Gewiss, das waren vaterlandslose Gesellen gewesen, Lumpen, gar keine Frage, aber doch Lumpen von einem gewissen Format. Heute wurde die deutsche Sozialdemokratie von einem penetranten Wackelpudding und einer biederen Masthenne geleitet. Wer seine Hoffnungen weiter links suchte, war sogar vollends verraten. Es gab dort nicht einen, der wusste, wie man einen Bierkrug auf dem Schädel des politischen Gegners zertrümmert, der Leiter des Schweinestalls hatte zudem mehr Angst um den Lack seines Sportwagens als um die Nöte seiner Anhänger.