»Das reicht jetzt«, hat die jetzige Frau Sawatzki gebremst, »wir müssen noch zum Kinderwagenkaufen, bevor ich mich nicht mehr rühren kann.«
»Ist ja gut«, hat Sawatzki geantwortet, »aber denken Sie bitte noch über meinen Vorschlag nach.« Dann sind die beiden abgezogen. Und ich könnte schwören, ich hätte gehört, wie er beim Hinausgehen zu ihr so etwas sagte wie: »Hast du ihm eigentlich schon gesagt, wie der Kleine heißen soll?« Aber da kann ich mich auch irren.
Ja, sein Vorschlag. Er hat völlig recht, der Schritt ist absolut logisch. Wenn einen eine Handvoll Parteien fragen, ob man Mitglied werden möchte, ist man gut beraten, den Wert der eigenen Person nicht für andere Zwecke zu verschenken als die eigenen. 1919 wäre ich in einer anderen Partei untergegangen. Stattdessen habe ich eine bedeutungslose Kleinstpartei übernommen und nach meinem Wunsche geformt, was wesentlich effektiver war. In diesem Falle nun könnte ich mit dem Schwung einer Buchveröffentlichung und der zeitgleich startenden neuen Sendung eine Propagandaoffensive starten und dann eine Bewegung gründen. Er hat mir auch schon einige Entwürfe für Plakate auf den mobilen Telefonapparat geschickt. Sie gefallen mir gut, wirklich gut.
Sie zeigen mich und sind stark in Anlehnung an die alten Plakate gehalten. Damit fallen sie mehr auf als mit jeder noch so neuen Schrifttype, sagt Sawatzki, und er hat recht. Ich sollte auf ihn hören, er hat ein Händchen dafür. Er hat auch bereits einen neuen Wahlspruch geliefert. Er prangt unter allen Plakaten, als verbindendes Element. Er greift alte Verdienste auf, alte Zweifel, und hat obendrein ein humorvoll-versöhnliches Element, mit dem man die Wählerschaft dieser Piraten und anderen Jungvolks auf die eigene Seite ziehen kann. Der Slogan lautet:
»Es war nicht alles schlecht.«
Damit kann man arbeiten.
DER AUTOR
Timur Vermes wurde 1967 in Nürnberg als Sohn einer Deutschen und eines Ungarn geboren. Er studierte in Erlangen Geschichte und Politik und arbeitete anschließend als Journalist. Er schrieb bis 2001 für die »Abendzeitung« und den Kölner »Express«, dann arbeitete er für mehrere Magazine, zuletzt als Textchef der Mode- und Fitness-Zeitschrift »Shape«. Seit 2009 veröffentlichte er als Ghostwriter vier Bücher, zwei weitere sind in Vorbereitung.
Copyright
Dieser Titel ist auch als Hörbuch erschienen
Vollständige E-Book-Ausgabe
des in der Bastei Lübbe GmbH & Co. KG erschienenen Werkes
Lübbe Digital in der Bastei Lübbe GmbH & Co. KG
Originalausgabe
Copyright © 2012 by Eichborn Verlag in der Bastei Lübbe GmbH & Co. KG, Köln
Redaktion: Dr. Werner Irro
Umschlaggestaltung: Johannes Wiebel, punchdesign
Einbandmotiv: © Johannes Wiebel, punchdesign, München
Datenkonvertierung: Fotosatz Amann, Aichstetten
ISBN 978-3-8387-2019-7
Sie finden uns im Internet unter www.eichborn.de
Bitte beachten Sie auch www.luebbe.de