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»An diesem Ende nicht«, sagte Mike. »Heute nicht mehr. Aber ich nehme an, daß manchmal Landstreicher da sind. Vagabunden, die hier von den Güterzügen abspringen.«

»Die würden sowieso nichts sehen«, sagte Stan. »Ihnen dürfte hier nichts passieren. Jedenfalls den meisten.« Er sah Bill an. »Was glaubst du, Bill -können überhaupt irgendwelche Erwachsene Es sehen?«

»Ich w-w-weiß n-nicht«, antwortete Bill. »Ein p-p-paar m-muß es w-wohl geben.«

»Ich wünschte, wir würden einem von ihnen begegnen«, sagte Richie mürrisch. »Dies hier ist wirklich keine Aufgabe für Kinder, wenn ihr versteht, was ich meine. Es müßte ein Erwachsener hier sein.«

Bill wußte genau, was er meinte. Jedesmal, wenn die Hardy-Jungs in Schwierigkeiten gerieten, war ihr Vater, Fenton Hardy, zur Stelle, um ihnen beizustehen. Und ebenso Rick Brants Vater in den >Rick Brant Science Adventures<. Scheiße, sogar Nancy Drew hatte einen Vater, der in letzter Minute auftauchte, wenn die Bösewichter sie gefesselt und in einen Minenschacht geworfen hatten oder dergleichen.

»Ein Erwachsener müßte hier sein«, wiederholte Richie seufzend, während er das verschlossene Haus mit dem abbröckelnden Verputz, den schmutzigen Fenstern und der schattigen Veranda betrachtete. Ben spürte, daß ihrer aller Entschlossenheit für einen Moment ins Wanken geriet.

Dann sagte Bilclass="underline" »K-K-Kommt mal h-her und sch-sch-schaut euch d-das an.«

Sie gingen zur linken Seite der Veranda, wo das Schutzgitter abgerissen war. Die verwilderten Rosen waren noch da... und jene, die der Aussätzige/Werwolf/Clown berührt hatte, als er rausgeklettert war, waren immer noch schwarz und verdorrt.

»Es hat sie nur berührt, und das ist passiert?« fragte Bev erschrocken.

Bill nickte. »S-S-Seid ihr euch immer n-noch ganz s-s-sicher?«

Einen Moment lang schwiegen alle. Sie waren sich nicht sicher; obwohl sie an Bills Gesicht ablesen konnten, daß er sein Vorhaben nicht aufgeben, daß er auch ohne sie dieses Haus betreten würde, waren sie sich nicht sicher. Neben der Entschlossenheit stand in Bills Gesicht auch so etwas wie Schuldbewußtsein geschrieben. Wie er ihnen schon früher einmal gesagt hatte - George war nicht ihr Bruder gewesen.

Aber all die anderen Kinder, dachte Ben. Betty Ripsom, Cheryl Lamonica, der Clements-Junge, Eddie Corcoran (vielleicht), Ronnie Grogan... ja, sogar Patrick Hockstetter. Es tötet Kinder, verdammt noch mal, Kinder!

»Ich komme mit, Big Bill«, sagte er.

»Ich auch«, sagte Bev.

»Na klar«, sagte Richie. »Glaubst du, wir überlassen den ganzen Spaß dir allein?«

Bill sah sie an, schluckte und nickte dann. Er reichte Beverly die Blechdose.

»Bist du sicher, Bill?«

»G-G-Ganz sicher.«

Sie nickte, und trotz ihrer Angst vor der Verantwortung fühlte sie sich durch sein Vertrauen geschmeichelt. Sie schob eine der beiden Kugeln in die rechte Vordertasche ihrer Jeans. Die andere legte sie in die Gummimulde für die Munition ein; dann schloß sie ihre Faust fest um die Gummischlaufe und entschied sich, die Schleuder so zu tragen.

»Gehen wir«, sagte sie mit einer leicht schwankenden Stimme. »Los, gehen wir, bevor ich Feigling doch noch kneife.«

Bill nickte, dann sah er Eddie forschend an. »Sch-Sch-Schaffst du's, Eddie?«

Eddie nickte. »Na klar. Letztes Mal war ich allein. Diesmal sind meine Freunde bei mir. Stimmt's?« Er schaute in die Runde und lächelte ein wenig.

Richie klopfte ihm auf den Rücken. »Stimmt genau, Senhor. Wenn jemand versuchen sollte, deinen Aspirator zu stehlen, bringen wir ihn um. Aber wir bringen ihn hübsch langsam um.«

»Das hört sich ja schrecklich an, Richie«, kicherte Bev.

»Z-Zuerst unter die V-Veranda«, sagte Bill. »Ihr b-b-bleibt alle h-hinter mir. Dann in den K-K-K-Keller.«

»Und was soll ich tun, wenn du vorangehst und ein Monster dich anspringt?« fragte Beverly. »Durch dich hindurchschießen?«

»W-W-Wenn's gar nicht anders g-g-geht«, sagte Bill. »Aber ich w-würde vorschlagen, d-daß du zuerst v-v-versuchst, an mir vorbei zu schießen.«

Richie wieherte vor Lachen.

»W-W-Wir werden d-durchs ganze H-H-Haus gehen, wenn's sein m-muß.« Er zuckte die Achseln. »V-V-Vielleicht wird gar n-nichts p-p-passie-ren.«

»Hältst du das für möglich?« fragte Mike.

»N-Nein«, gab Bill zu. Es ist h-h-hier.«

Ben glaubte, daß er recht hatte. Das Haus Nr. 29 in der Neibolt Street schien in einer Art giftigem Umschlag zu stecken. Er war nicht zu sehen... aber zu spüren. Ben fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.

»S-S-Seid ihr b-bereit?« fragte Bill.

Alle erwiderten seinen Blick. »Bereit, Bill«, sagte Richie.

»Dann k-k-kommt!« sagte Bill. »Bleib dicht hinter mir, Beverly.« Er ließ sich auf die Knie nieder und kroch unter die Veranda.

8

Die anderen folgten Bilclass="underline" als erste Bev, dann Ben, Eddie, Richie, Stan und Mike. Die Blätter unter der Veranda knisterten und verbreiteten einen säuerlichen alten Gestank. Ben rümpfte die Nase uund dachte, daß er an welkem Laub noch nie einen solchen Geruch wahrgenommen hatte... und dann fiel ihm plötzlich eine beängstigende Assoziation ein: sie rochen so, wie er sich vorstellte, daß eine Mumie direkt nach der Öffnung des Sarges riechen würde.

Bill hatte inzwischen das zerbrochene Kellerfenster erreicht und blickte in den Keller hinunter. Sein Finger lag jetzt auf dem Abzug der Pistole.

Ben kroch neben ihn: »Siehst du was?«

Bill schüttelte den Kopf. »A-A-Aber das h-hat n-n-n-nichts zu s-s-sagen. Sch-Schau mal; da ist der K-K-Kohlehaufen, der R-Richie und mir erm-m-m-möglicht hat zu f-f-fliehen.«

Auch Ben, der zwischen ihnen hindurchschaute, sah ihn, und langsam überkam ihn trotz seiner Angst ein Gefühl der Erregung. Er begrüßte das, weil er wußte, daß diese Erregung eine Waffe sein konnte. Den Kohlehaufen zu sehen, war so ähnlich wie endlich ein berühmtes Wahrzeichen mit eigenen Augen zu sehen, von dem man bisher nur gelesen oder von anderen gehört hatte.

Bill drehte sich um und glitt gelenkig durchs Fenster. Beverly drückte Ben die Schleuder in die Hand, wobei sie darauf achtete, daß seine Finger sich fest um die Mulde mit der Kugel schlössen. »Gib sie mir, sobald ich unten bin«, sagte sie. »In derselben Sekunde*.«

»Verstanden.«

Sie ließ sich ebenso gelenkig wie Bill hinabgleiten. Dabei rutschte ihre Bluse aus den Jeans heraus, und einen atemberaubenden Augenblick lang konnte Ben ihren flachen weißen Bauch sehen. Gleich darauf reichte er ihr die Schleuder, und bei der Begrüßung ihrer Hände überlief ihn ein süßer Schauder.

»Okay, ich hab' sie. Komm runter«, sagte Bev.

Ben drehte sich um und begann sich durchs Fenster zu zwängen. Einen schrecklichen demütigenden Moment lang war er ganz sicher, daß er stek-kenbleiben würde - sein Gesäß hing im Fensterrahmen fest, und er kam einfach nicht weiter. Und erschrocken erkannte er, daß er zwar wieder herauskommen könnte, daß er sich dabei aber vermutlich die Hose zerreißen würde - und die Unterhose vielleicht auch noch. Und Beverly sah ihm zu!

»Beeil dich!« zischte Eddie.

Ben stemmte sich mit aller Kraft nach hinten, und endlich ging sein Gesäß durchs Fenster. Sein Hemd rutschte aus der Hose bis zu den Achseln hoch, die Bluejeans preßten seine Hoden schmerzhaft ein. Seine Beine baumelten nach unten, aber dafür saß er jetzt mit dem Bauch fest.

»Zieh ihn ein, Haystack«, kicherte Richie hysterisch. »Zieh ihn lieber ein, sonst müssen wir noch 'nen Kran organisieren, um dich wieder rauszuholen.«

»Piep-piep, Richie«, keuchte Ben mit zusammengebissenen Zähnen. Er zog seinen Bauch ein, bis er fast erstickte. Nie zuvor war ihm aufgefallen, wie riesig sein blöder Bauch war. Er versuchte sich zu bewegen, kam aber nicht weiter.