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»Ich k-k-k-kann die P-P-Pumpe hören... w-wie in den B-B-Barrens.«

Bev trat zu ihm. Ben folgte ihr, und nun konnte auch er es hören - ein stetiges dumpfes Summen. Nur hörte es sich jetzt, wie es so in den Rohren widerhallte, überhaupt nicht nach einer Maschine an. Es klang irgenwie lebendig.

»H-H-Hier ist Es h-hergekommen«, sagte Bill zu Richie. Sein Gesicht war immer noch leichenblaß, aber seine Augen glühten vor Erregung. »V-V-Von h-hier ist Es an jenem T-T-Tag gek-kommen, und h-h-hier k-kommt Es immer her! Aus den Abflußr-r-rohren!«

Richie nickte. »Wir waren unten im Keller, aber Es kam von hier oben. Denn hier konnte Es hinausgelangen.«

»Und Es hat das alles angerichtet?« fragte Beverly und betrachtete die Scherben.

»Es war w-w-wohl s-sehr in Eile«, sagte Bill ernst.

Ben spähte ins Rohr hinab. Es hatte einen Durchmesser von etwa drei Fuß und war dunkel wie ein Minenschacht. Die innere Keramikoberfläche des Rohrs war dick verkrustet - womit, daran wollte Ben lieber nicht denken. Jenes Summen drang hypnotisch an seine Ohren... und plötzlich sah er etwas. Er sah es zuerst nicht mit seinen physischen Augen, sondern nur mit dem geistigen Auge.

Es kam mit rasender Geschwindigkeit auf sie zu, füllte dieses dunkle Rohr ganz aus; Es hatte jetzt SEINE eigene Gestalt, was immer das auch sein mochte; erst wenn Es hier war, würde Es irgendeine Gestalt annehmen, die den tiefsten Ängsten der

Kinder entsprang. Es kam, Es stieg empor aus SEINEN tiefen Tunneln, die irgendwie mit dem Kanalisationssystem von Derry in Verbindung standen. Es stieg empor aus SEINEN eigenen verruchten Wegen und schwarzen Katakomben unter der Erde; SEINE gelblichgrünen Augen glühten wild; Es kam näher und näher; Es KAM.

Und dann sah Ben seine Augen dort unten in der Finsternis. Zuerst waren es nur Funken; dann wurden sie deutlich sichtbar - glühende bösartige Augen. Durch das Summen des Pumpwerks konnte Ben jetzt ein neues Geräusch hören - Huuuuuuu-huuuuuuu... Ein betäubender Gestank schlug ihm plötzlich aus dem Rohr entgegen, und er wich hustend und würgend zurück.

»Es kommt!« schrie er. »Bill, ich habe Es gesehen! Es kommt!«

Beverly hob die Schleuder. »Gut. Ich bin bereit«, sagte sie.

etwas kam aus dem Abflußrohr hervorgeschossen. Als Ben später versuchte, sich diesen allerersten Moment noch einmal zu vergegenwärtigen, konnte er sich nur an einen weißlichen wirbelnden Umriß erinnern, der nicht geisterhaft, sondern physisch war, und hinter dem er irgendeine andere Gestalt, eine reale, endgültige Gestalt spürte... aber seine Augen konnten nicht genau erfassen, was er sah.

Dann stolperte Richie rückwärts und schrie mit einem Gesicht, das eine einzige Maske des Schreckens war, immer und immer wieder: »Der Werwolf! Bill! Der Teenage-Werwolf! Der Werwolf!« Und plötzlich nahm das bisher umrißhafte Es diese Gestalt an, für Ben, für sie alle. Richies Es war auch ihr Es geworden.

Der Werwolf stand über dem Abflußrohr, eine behaarte Pfote links davon, die andere rechts. seine grünen Augen stierten sie aus seinem wilden Gesicht an. Gelblichweißer Schaum sickerte durch seine gebleckten Zähne. es/er stieß ein ohrenbetäubendes Knurren aus. seine Arme schössen auf Beverly zu, wobei die Säume seines High-School-Jacketts etwas hochrutschten und ein Stück Fell enthüllten. sein Hecheln war heiß und klang mordlustig.

Beverly schrie. Ben packte sie am Rücken ihrer Bluse und riß sie so hefig zurück, daß die Nähte unter den Achseln platzten. Eine große Pranke mit langen Krallen durchschnitt die Luft, wo Bev soeben noch gestanden war. Beverly prallte gegen die Wand. Die Silberkugel flog aus der Gummimulde der Schleuder heraus. Sie funkelte einen Moment lang in der Luft, dann fing Mike sie geschickt auf und gab sie Beverly zurück.

»Schieß, Baby«, sagte er. Seine Stimme klang ganz ruhig, fast heiter. »Schieß!«

Der Werwolf brüllte wieder laut; dann hob er den Kopf zur Decke und stieß ein entsetzliches Geheul aus, das einem das Blut in den Adern gefrieren ließ.

Und das Heulen verwandelte sich in Gelächter. Der Werwolf sprang Bill an, während dieser sich nach Beverly umdrehte. Ben versetzte ihm rasch einen heftigen Stoß, und Bill fiel hin.

»Schieß, Bev!« schrie Richie. »Um Gottes willen, erschieß Es!«

Der Werwolf machte einen Satz vorwärts; Ben zweifelte weder damals noch später daran, daß er genau wußte, wer ihr Anführer war. er hatte es in erster Linie auf Bill abgesehen. Beverly spannte die Schleuder und schoß.

Wie einige Tage zuvor in den Barrens, so wußte sie auch jetzt sofort, daß sie schlecht gezielt hatte. Aber diesmal beschrieb die Kugel keine rettende Kurve. Sie verfehlte das Monster um mehr als einen Fuß und schlug ein Loch in die Tapete über der Badewanne. Bill, dessen Arme an zahlreichen Stellen bluteten, weil Porzellansplitter ihm die Haut aufgerissen hatten, stieß einen lauten Fluch aus.

Der Werwolf wirbelte herum und starrte Beverly mit seinen glühenden grüngelben Augen an. Ohne zu überlegen, stellte Ben sich schützend vor sie, während sie in ihrer Tasche nach der zweiten Silberkugel tastete. Ihre Jeans waren viel zu eng, weil sie - ebenso wie die Shorts, die sie am Tag vor Patrick Hockstetters Tod getragen hatte - noch vom Vorjahr stammten. Endlich schlössen ihre Finger sich um die Kugel. Sie zog kräftig und krempelte dabei die Tasche nach außen. Vierzehn Cent, zwei alte Kinokarten sowie Baumwollflusen fielen auf den Boden.

Der Werwolf sprang Ben mit gefletschten Zähnen an. Ben packte blindlings zu. In seinen Reaktionen war jetzt kein Raum für Angst - statt dessen spürte er eine Art Zorn, vermischt mit Verwirrung und dem Gefühl, daß die Zeit plötzlich zum Stillstand gekommen war. Er grub seine Hände in rauhes, struppiges Haar - das Fell, dachte er, ich habe ihn am Fell gepackt! - und darunter spürte er seine schweren Schädelknochen. Er stieß mit all seiner Kraft nach diesem Wolfskopf, doch obwohl er ein großer, starker Junge war, blieb das völlig wirkungslos. Wenn er nicht im letzten Moment bis zur Wand zurückgewichen wäre, hätte der Werwolf ihm mit seinen Zähnen die Kehle aufgeschlitzt.

Mit wild funkelnden Augen verfolgte er Ben. er knurrte bei jedem Atemzug. er stank entsetzlich nach Unrat, aber da war auch noch ein anderer, ebenso unangenehmer Geruch - wie nach verschimmelten Haselnüssen. er hob eine seiner schweren Pranken, Krallen rissen dicht neben ihm blutlose Wunden in die Tapete und den Verputz. Er hörte verschwommen Richie etwas brüllen, Eddie heulen, Bev sollte ihn doch erschießen. Aber Beverly schoß nicht. Sie hatte nur noch eine einzige Chance. Das beunruhigte sie aber nicht; sie war plötzlich überzeugt, daß sie beim nächsten Schuß treffen würde. Sie sah alles mit überwältigender Schärfe. Die dreidimensionale Wirklichkeit trat für sie in diesem Moment so deutlich zutage, wie sie es später nie mehr erleben sollte. Jede Angst fiel von ihr ab und wurde vom Hochgefühl eines Jägers abgelöst, der sich seiner Beute sicher ist. Ihr Puls verlangsamte sich. Bisher hatte sie die Schleuder mit zitternder Hand krampfhaft umklammert; nun aber entspannte sie sich. Sie holte ganz tief Luft, nahm vage leises Klirren wahr, kümmerte sich aber nicht darum. Sie machte einen Schritt nach links und wartete auf den Moment, wo der Kopf des Werwolfs sich genau in der Mitte hinter den V-förmigen Bügeln befinden würde.

Wieder sausten die Pranken des Werwolfs herab, und Ben versuchte sich zu ducken... doch plötzlich war er in seinem Griff, er riß Ben an sich, als wäre er eine Stoffpuppe. sein Maul öffnete sich.