Но оставим эту проблему до другого раза и вчитаемся в перипетии судеб тех, кому посвящены 12 очерков, составивших книгу. Мне остается только поблагодарить всех героев этих очерков за радость интересного общения.
Эта книга была бы невозможна без всесторонней помощи со стороны Еврейской общины г. Фрайбурга, в частности, ее председателя Ирины Кац, членов правления Михаила Кимерлинга (между прочим еще и оператора всех видеоинтервью!) и Леонида Вайнштейна, а также ее сотрудниц – Елены Миллер и Марии Заммираловой. Спонсорскую поддержку оказали Управление культуры мэрии города Фрайбурга (Бритта Бауманн) и немецкое отделение фонда «Джойнт» (Лилиана Фурман). Слова благодарности и в адрес Юрия Векслера, Михаила Гольдберга, Леонида Комиссаренко, Екатерины Полян, Софии Полян и Михаила Румера.
ESSAYS ÜBER DIE SCHICKSALE DER FREIBURGER JUDEN
Zu Beginn der 1990er zählten die jüdischen Gemeinden in Deutschland nicht mehr als 27 bis 28 Tausend Personen, dabei sah ihre demographische Struktur so aus, dass es dem deutschen Judentum wieder das Aussterben drohte.
Viele kleine und auch mittlere Gemeinden waren mit der Bedrohung konfrontiert, durch Fehlen der Mitglieder sich aufzulösen. So wurde zum Beispiel 1987 in Freiburg eine wunderschöne Synagoge neu gebaut, aber wenn die demographische Struktur so geblieben wäre, wie sie damals war, hätte man 2006 keinen Minjan zusammen bekommen, d. h. es hätte keine zehn jüdische Männer gegeben, die für den Gottesdienst, Beerdigungen oder andere rituelle Bedürfnisse erforderlich sind. So machte einer der damaligen Vorstandsmitglieder, Klaus Teschemacher, den bitteren Witz: Bald wird die wichtigste jüdische Einrichtung in Deutschland nicht die Synagoge, sondern der Friedhof sein.
Im April 1990 haben sich die ersten 70 sowjetischen Juden, die sich in Deutschland, genauer gesagt, in der DDR mit einem Visum als Touristen oder dienstlich bzw. geschäftlich aufhielten, bei den ostdeutschen Behörden «gemeldet» und kehrten nicht mehr in ihre Heimat zurück, wo in dieser Zeit ein starker Antisemitismus aufkam und die Gefahr der jüdischen Pogromen drohte.
…Am 13. Dezember 1990 stand plötzlich eine 4-köpfige Familie aus Russland vor der Synagogentür. Das waren Vadim Hersonski, seine Ehefrau und ihre zwei Kinder – der Sohn und die Tochter. Sie waren ursprünglich bei einer deutschen Familie in Emmendingen-Wasser zu Gast gewesen, im Austausch zu einem deutschen Besuch in Moskau. Nun sind sie hier und wollen keinesfalls zurück in die UdSSR, wo Antisemitismus und Vorpogromstimmungen gerade angeheizt werden.
Dieser Vorfall, der sich Teschemachers Gedächtnis so einprägte (siehe die das Buch eröffnende Skizze über ihn) war eigentlich die erste Kontaktaufnahme des – noch nicht einmal postsowjetischen, sondern sowjetischen – Judentums mit den Freiburger Juden. Die Kontaktaufnahme, die dazu führte, dass sich zu den ersten Dutzenden der Mitglieder, die damals in den deutschen jüdischen Gemeinden registriert waren, noch über 200 Tausend ehemalige sowjetische Juden zugesellten.
Es wurden die grundlegenden Einwanderungsbestimmungen entwickelt, die relativ gesehen die sowjetischen und postsowjetischen Juden nach dem Einwanderungsstatus den sogenannten «Kontingentflüchtlingen» gleich setzten. Mit der Zuwanderung nach Deutschland von Juden aus der ehemaligen Sowjetunion wuchs nicht nur die Mitgliederanzahl der Gemeinden, sondern die Anzahl der Gemeinden selbst: Es wurden sowohl neue orthodoxe als auch liberalen und Chabad-Gemeinden gegründet. Die Zahl der Einwanderer belief sich auf 205.700 Personen im Spitzenjahr 2005, dabei wurden 107.700 als Mitglieder bei den Gemeinden angemeldet.
In den Jahren 2005–2006, als die jüdische Einwanderung nach Deutschland genau sein 15-jähriges Jubiläum zu feiern schien, gab es eine Änderung in den Trends und die Zahlen gingen langsam, aber sich beschleunigend, nach unten. In der ersten Linie war das mit dem Inkrafttreten des Zuwanderungsgesetzes verbunden. Ein Bestandteil dieses Gesetzes betraf die Juden aus der ehemaligen Sowjetunion: Statt «Kontingentflüchtlinge», wurden sie nun «jüdische Einwanderer» genannt. Aber die Veränderung betraf nicht nur die Bezeichnung. Der neue Status stoppte fast die ganze Einwanderung, brachte sie zum Minimalwert. 2015 sank die Gesamtmitgliederzahl der jüdischen Gemeinden in Deutschland unter 100.000 und belief sich auf 99.700 Personen, was dem Stand von Mitte 2003 sich gleicht.
1990 zählte man in Freiburg 201 Personen als Mitglieder. Den Höhepunkt erreichte die Mitgliederzahl in Freiburg wie auch in ganz Deutschland 2005: Damals hatte die Freiburger Gemeinde 738 Mitglieder. Schon 2015 sank wieder die Zahl auf 592 Menschen, was ein Viertel weniger ist als 2005.
2015–2016 (je nachdem, wie man den Beginn definiert) sind es 25 Jahre des offiziellen Beginns der jüdischen Migration nach Deutschland aus der UdSSR und den postsowjetischen Ländern, vor allem aus der Ukraine und Russland. Die Geschichte dieser Migrationswelle, die für die UdSSR die letzte war, ist noch nicht geschrieben.
Die Dokumentenbasis einer solchen Studie muss facettenreich und umfassend sein. Neben diversen amtlichen und nicht amtlichen Dokumenten und Statistiken, neben soziologischen Ausführungen und Medienveröffentlichungen müssen auch sogenannte Ego-Dokumente – Tagebücher, Erinnerungen und Interviews derjenigen, um die es sich eigentlich handelt, d. h. jüdischer Auswanderer – einen würdigen Platz darin einnehmen. Die Aktualität der Frage wird noch dadurch verstärkt, dass die meisten Migranten der ersten Generation schon im hohen Alter sind.
Zugleich sind das Menschen mit garantiert spannenden Schicksalen, die unmittelbaren Nachkommen, Geschichtswissenschaftlern und einfachen Lesern erzählt werden wollen. Da Einwanderer exzellent ausgebildet sind und über eine gewisse Menge an Freizeit verfügen, kann man durchaus damit rechnen, dass sie bereit wären, die Peripetien ihres eigenen Lebens bzw. des Lebens ihrer Väter und Großväter zu beschreiben.
Und gerade damit rechnete ich, als ich vorschlug, ein entsprechendes Pilotprojekt in der Israelitischen Gemeinde Freiburg zu starten. Der Gemeindevorstand zeigte Verständnis und erklärte sich bereit, diese Idee zu unterstützen. Im Endergebnis erhielten die Gemeindemitglieder zusammen mit einem der Rundbriefe folgenden Text (hier gekürzt):
«Ohne mich ist das Volk nicht vollständig!»
(A. Platonow)
«Jeder bzw. jede von Ihnen lebt in Deutschland sein bzw. ihr nicht gerade einfaches, jedoch einzigartiges, ereignis – und erlebnisreiches Leben, wo auch immer es begonnen haben mag… Sowohl hier und heute als auch dort und damals war Ihr Leben und das Leben ihrer Eltern und anderer Vorfahren voller Ereignisse, die sowohl vom Standpunkt Ihres persönlichen Lebenslaufes als auch vom geschichtlichen Standpunkt aus von Interesse sind. Ihre individuellen Schicksale fügen sich zur allgemeinen Geschichte – der Geschichte des Judentums und der Menschheit – zusammen.