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Lemby hatte sich vorgebeugt und wie um Gehör bittend die Hand erhoben. »Mr. Wireman …«

»Tut mir leid, Captain. Ich wünschte, Ihre Regierung hätte nicht einen strebsamen Offizier für eine politische Mission ausgesucht. Ich glaube, sie wählte Sie, weil sie herausgefunden hatte, daß Hammil nicht mehr an der Macht war, und weil sie die jetzige Situation voraussah. Nun wird man allen Zorn an Ihnen auslassen und Ihnen den Rang aberkennen. Man wird Sie vor die Wahl stellen: Entweder Entehrung oder an die Front. Ich weiß, wie Ihre Entscheidung aussehen wird.«

Lemby stand gefaßt auf. »Sie zielen gut, Mr. Wireman; die Erde kann glücklich sein, Sie zu haben.«

Michael Wireman schaute auf. »Ich habe vor, mein Bestes zu tun.«

* * *

Ralph Wireman stand neben seinem Sohn und schaute vom Berggipfel hinunter. Er konnte dieses Neue an Michael noch immer nicht fassen. Er konnte es nicht verstehen.

»Jeden Tag lerne ich ein wenig dazu, Vater«, sagte Michael, müde dastehend. »Wie ich handeln muß und was zu geschehen hat. Jeder könnte das erlernen.«

»Das ist nicht wahr«, entgegnete Ralph Wireman schnell.

»Es ist wahr. Tut mir leid, Vater. Was dir schwierig erscheint, ist in Wirklichkeit nicht mehr als das, was jedes Baby lernen muß, wenn es zum erstenmal einem anderen Baby begegnet. Es muß lernen, was ihm gehört und was dem andern, und wie man diesbezüglich übereinkommen kann. Jedes Kind will zuerst immer alles für sich haben. Mit Kämpfen und Weinen werden die Grenzen schmerzvoll gezogen. Wenn das Kind dann größer ist, sieht es die begangenen Fehler ein: die Gemeinheiten, die Betrügereien, die nutzlosen Kämpfe, und muß mit dieser Erinnerung weiterleben. Es lebt weiter und läßt sich ständig von der Vergangenheit beeinflussen. Wenn es älter ist, sieht es, daß Irrtum Irrtum gebiert, daß Schande Schande zeugt und daß Betrug ebenso ein Teil der menschlichen Seele ist wie Treue. Und dann muß es lernen, damit zu leben, das ist alles.

Ein Mensch kann sich nicht selbst führen. Er kann nur etwas für andere tun, weil er sie so sieht, wie sie wirklich sind. Selbst sieht sich ein Mensch immer anders.«

Ralph Wireman faßte ihn am Arm. »Glaubst du das? Du sprichst mit mir, Michael. Ich habe berühmte Männer gekannt, ich selbst war berühmt. Ein berühmter Mann weiß, daß er berühmt ist. Ohne dieses Wissen kann er nicht wirken. Wenn ein Mann ein Führer ist, aber nicht weiß, daß er besser ist als der Rest, wie soll er da die eigenmächtigen Entscheidungen vertreten können, die er treffen muß? Nein, das wäre unmöglich!«

»Tut mir leid, Vater«, sagte Michael Wireman. Er trat den Rückweg an, langsam, damit sein Vater folgen konnte, und gemeinsam gingen sie zum Zelt zurück, in dem Michael Wiremans Mutter ruhte. Dann warteten sie auf den Hubschrauber, der sie alle in die Stadt bringen würde.

ENDE

Der Moewig-Verlag in München ist Mitglied der Selbstkontrolle deutscher Romanheft-Verlage. TERRA-Sonderbände erscheinen monatlich im Moewig-Verlag, München 2, Türkenstraße 24. Postscheckkonto München 139 68. Erhältlich bei allen Zeitschriftenhandlungen. — Preis je Band 1,– DM. — Gesamtherstellung: Buchdruckerei Hieronymus Mühlberger, Augsburg. — Printed in Germany 1965. — Scan by Brrazo 08/2008 — Zur Zeit ist Anzeigenpreisliste Nr. 11 gültig. — Für die Herausgabe und Auslieferung in Österreich verantwortlich: Farago & Co. Baden bei Wien. Dieser Band darf nicht in Leihbüchereien und Lesezirkeln geführt und nicht zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden.