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»Nach ihrer Vertreibung aus Israel bewahrten die in alle Welt zerstreuten Juden überall in der Diaspora diesem Land die Treue, und unablässig erflehten und erhofften sie den Tag der Rückkehr und die Wiederherstellung ihrer nationalen Freiheit.«

In Paris wurde das Geräusch der atmosphärischen Störungen stärker und übertönte die Stimme, während Barak ben Kanaan und die anderen Beauftragten des Jischuw in fieberhafter Aufregung vor dem Lautsprecher saßen.

»Jahrhundertelang blieb in den Juden die Sehnsucht lebendig, in das Land ihrer Väter heimzukehren und wieder eine Nation zu werden. In den letzten Jahrzehnten kamen sie in Massen hierher zurück. Sie machten die Wüste urbar, erweckten ihre alte Sprache zu neuem Leben, errichteten Siedlungen, bauten Städte und bildeten eine unablässige wachsende Gemeinschaft mit eigenem wirtschaftlichem und kulturellem Leben. Sie kamen hierher auf der Suche nach Frieden, waren jedoch entschlossen, sich ihrer Haut zu wehren. Sie brachten die Segnungen des Fortschritts allen Bewohnern des Landes

—.«

In Safed lauschten die Kabbalisten, in der Hoffnung auf Worte, die eine Erfüllung der alten Prophezeiungen darstellen würde. Im Jerusalem-Korridor lauschten die müden Palmach-Soldaten der Hügelbrigade, und auch in den abgeschnittenen und belagerten Siedlungen der glühenden Negev-Wüste lauschten die Menschen.

»— wurde ihnen zugestanden durch die Balfour-Deklaration vom 2. November 1917 und bestätigt durch das Mandat des Völkerbunds, das die ausdrückliche internationale Anerkennung enthielt —.«

In Ejn Or kam David ben Ami in das Dienstzimmer des Kommandeurs gestürzt. Ari legte den Finger an den Mund und zeigte auf das Radio.

»Die jüngste Vernichtungswelle, der Millionen europäischer Juden zum Opfer fielen, bewies von neuem die Notwendigkeit —«

Sara ben Kanaan saß in Yad El am Lautsprecher, und während sie zuhörte, mußte sie daran denken, wie sie das erste Mal Barak auf einem weißen Araberhengst nach Rösch Pina hatte hereinreiten sehen.

»— Wiedererrichtung eines jüdischen Staates, dessen Tore allen Juden offenstehen und durch den das jüdische Volk als gleichberechtigtes Mitglied in den Kreis der Völkerfamilie —«

Dov und Karen saßen schweigend im Speisesaal, hielten sich bei den Händen und lauschten atemlos.

»Im zweiten Weltkrieg hat sich die jüdische Bevölkerung von Palästina mit ihrer ganzen Kraft eingesetzt. Am 29. November 1947 hat die Generalversammlung der UNO eine Resolution angenommen, welche die Errichtung eines jüdischen Staates in Palästina fordert. Niemand kann das Recht des jüdischen Volkes auf staatliche Unabhängigkeit bestreiten. Genau wie alle anderen Nationen hat auch das jüdische Volk ein natürliches Recht auf staatliche Souveränität.«

»Wir proklamieren hiermit die Errichtung eines jüdischen Staates in Palästina, des Staates Israel.«

Kitty Fremont fühlte ihr Herz klopfen — und Jordana lächelte.

»Der Staat Israel steht den Juden in aller Welt zur Einwanderung offen; er wird die Erschließung und Entwicklung des Landes zum Nutzen aller seiner Einwohner fördern; er beruht auf den Grundsätzen der Freiheit, der Gerechtigkeit und des Friedens, gemäß den Konzeptionen der Propheten Israels; er gewährleistet die volle soziale und politische Gleichberechtigung aller seiner Bürger, gleichgültig welcher Religion, welcher Rasse, welchen Geschlechts; er garantiert die Freiheit des religiösen und des kulturellen Lebens, den Schutz der heiligen Stätten aller Religionen und wird die in der Charta der Vereinten Nationen niedergelegten Grundsätze loyal befolgen —«

»— richten wir dennoch an die arabischen Einwohner des Staates Israel die Aufforderung, den Frieden zu wahren und sich zu beteiligen an der Entwicklung des Staates, und zwar auf der Grundlage der vollen staatsbürgerlichen Gleichberechtigung und entsprechender Vertretung in allen staatlichen Körperschaften —«

»— bieten wir allen benachbarten Staaten und ihren Völkern in Frieden und Freundschaft die Hand und fordern sie auf zu friedlicher Zusammenarbeit —«

»Im Vertrauen auf Gott, den Allmächtigen, setzen wir unsere Unterschrift unter diese Deklaration bei dieser Sitzung des Provisorischen Staatsrats, auf dem Boden der Heimat, in der Stadt Tel Aviv, an diesem Vorabend des Sabbat, dem 5. Ijjar 5708, dem 14. Mai 1948.«

So war nach zweitausend Jahren die Wiedergeburt des Staates Israel Wirklichkeit geworden. Bereits wenige Stunden später erfolgte die Anerkennung des neuen Staates durch die USA. Doch während die begeisterte Menschenmenge auf den Straßen von Tel Aviv Horra tanzte, stiegen bereits ägyptische Bomber auf, um die Stadt zu zerstören, und die Armeen der arabischen Welt überschritten die Grenzen des neugeborenen Staates.

IX.

Als die einzelnen arabischen Armeen die Grenzen des Staates Israel verletzten, rühmten sie sich schon im voraus ihres unmittelbar bevorstehenden Sieges und gaben eine Reihe großsprecherischer Kommuniqués heraus, die lebhafte Schilderungen der in ihrer Vorstellung bereits errungenen Triumphe enthielten. Die Araber erklärten zugleich, daß sie einen wunderbaren »Plan« ausgearbeitet hätten, um die Juden mit vereinten Kräften ins Meer zu werfen. Falls es einen solchen Plan überhaupt gab, konnte er jedenfalls nicht in die Tat umgesetzt werden, weil jedes einzelne arabische Land seine eigene Vorstellung davon hatte, wer das Kommando führen und nach dem Sieg über Palästina herrschen sollte. Sowohl Bagdad als auch Kairo erhoben Ansprüche darauf, über die arabische Welt und ein »Großarabisches Reich« zu herrschen. Doch auch Saudi-Arabien wollte als das Land, das die heiligen Städte Mekka und Medina besaß, auf den Führungsanspruch nicht verzichten. Transjordanien wiederum erhob auf Palästina als einen Teil des Mandatsgebiets Ansprüche, und schließlich bestand Syrien auch weiterhin darauf, daß Palästina nur der südliche Teil einer Provinz des Ottomanischen Reichs sei. Das waren die politischen Voraussetzungen, unter denen die »vereinigten« Araber angriffen.

NEGEV-WÜSTE

Von Stützpunkten auf der Halbinsel Sinai aus ging eine von viel rühmenden Worten angekündigte ägyptische Streitmacht durch das in den Händen der Araber befindliche Gaza an der Küste zum Angriff vor. Von den zwei ägyptischen Kolonnen, die durch Tanks, Panzerwagen, Artillerie und moderne Luftgeschwader verstärkt waren, ging die erste auf der Küstenstraße vor, die längs der Eisenbahn in genau nördlicher Richtung zu der provisorischen jüdischen Hauptstadt Tel Aviv führte. Die Ägypter waren fest davon überzeugt, daß die Bewohner der jüdischen Siedlungen beim bloßen Anblick eines so furchterregenden, machtvollen Gegners die Flucht ergreifen würden.

Bei dem ersten Kibbuz, Nirim, griffen die Ägypter Hals über Kopf an und wurden blutig abgewiesen. Bei der zweiten und dritten Siedlung stießen sie auf den gleichen erbitterten Widerstand. Diese unerfreuliche Erfahrung veranlaßte den ägyptischen Führungsstab, seinen Plan zu revidieren. Man beschloß, die Siedlungen, bei denen man auf zäheren Widerstand stoßen würde, links liegen zu lassen und die Küste entlang weiter nach Norden vorzugehen. Allerdings entstand dadurch die Gefahr, daß die Entfernungen für den Nachschub allzu groß wurden und die Verteidiger dieser jüdischen Widerstandsnester ihnen in den Rücken fallen konnten; an bestimmten, strategisch wichtigen Punkten mußten sie also wohl oder übel haltmachen und kämpfen.

Die ägyptische Artillerie und die ägyptische Luftwaffe machten einige Siedlungen dem Erdboden gleich. Nach heftigen Kämpfen eroberten die Ägypter drei Siedlungen. Doch die meisten Siedlungen hielten stand und mußten vom Gegner umgangen werden.

Die für den Vormarsch der Ägypter strategisch wichtigste Siedlung war der Kibbuz Negba — das Tor zur Negev-Wüste —, in der Nähe der Stelle gelegen, wo von der Straße nach Tel Aviv eine Straße abzweigte, die ins Innere des Landes führte. Das war einer der Punkte, den die Ägypter unbedingt erobern mußten.