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»Ja, das war der Punkt, wo man Ihnen den Amateur anmerkte. Sie wollten dem alten Herrn alles auf den Kopf zusagen- aber wozu? Wenn er es gewesen war, dann war ihm das ja nicht neu. Verstehen Sie?« Man sagt einem Verdächtigen eben gerade nicht alles auf den Kopf zu! Man lässt etwas aus. Die Sache mit der Sauerstoffflasche zum Beispiel. Das durften Sie ihm nicht sagen. Wenn ich Sie nicht zurückgehalten hätte, hätten Sie vielleicht alles verdorben. Und was wäre dann gewesen?

Man darf einem, den man eines Verbrechens überführen will, immer nur einen Teil der Geschichte erzählen, und weil er sie ja ganz kennt, weiß er in der Aufregung später nicht mehr, welchen Teil Sie ihm erzählt haben - und welchen nicht. Dann bringen Sie ihn so weit, dass er Ihnen den Teil erzählt, den Sie ihm nicht erzählt haben. Verstehen Sie? Dann hat er sich verraten. So wie eben, als Professor Anson zu erkennen gab, dass er wusste, dass mit der Sauerstoffflasche etwas nicht stimmte.« »Ich bin Ihnen dafür zu Dank verpflichtet, Mr. Doheny.« Der Beamte zuckte die Achseln. »Nur so ein Trick, den der Beruf mit sich bringt. Ein alter Trick, aber die guten Tricks sind alle alt, zwangsläufig. Tja, ich glaube, ich verabschiede mich jetzt, Professor. Hoffe, wir sehen uns nicht wieder. Dienstlich, meine ich.« Brade schüttelte ihm zerstreut die Hand und blickte sich in seinem Arbeitszinmer um, als sähe er es zum erstenmal. »Haben Sie darüber nachgedacht«, sagte er, »dass diese ganze Sache knapp hundert Stunden gedauert hat?«

»Kam Ihnen länger vor, wie?« »Allerdings - wie ein ganzes Leben.« Doheny neigte den Kopf zur Seite und fragte: »Wie wird sich das alles auf Ihre Position hier auswirken?«

»Wie? Ach so, ja, wissen Sie« - in seinem kurzen Auflachen schwang eine Spur wilder Trotz mit -, »mir ist es eigentlich egal. Als ich herausgefunden hatte, dass ich mit der Kündigung rechnen muss, da fühlte ich mich auf einmal wie befreit. Ich brauchte mir jetzt keine Sorgen mehr darüber zu machen, ob ich meine Stellung verlieren würde, das hatte ich hinter mir. Ich weiß nicht, ob ich mich verständlich ausgedrückt habe.«

»Doch, das haben Sie; ich verstehe, was Sie meinen.« »Als Cap mir schließlich sagte, dass man mir kündigen würde -« Brade hielt jäh inne und versank in Nachdenken. Hatte Cap ihm die Wahrheit gesagt? Hatte Littleby wirklich beschlossen, sein Anstellungsverhältnis nicht mehr zu verlängern? Oder war das nur ein Teil von Caps Taktik gewesen, ihn von Ralphs Arbeit abzubringen? Hatte es sozusagen zu seiner psychologischen Kriegführung gehört? Schließlich, wenn man an Littlebys versöhnlich stimmenden Mitteilungszettel von heute morgen dachte – Aber was sollte es? Gleichsam mit einem Stich der Erleichterung war sich Brade bewusst, dass ihm der Ausgang der Sache tatsächlich gleichgültig war. »Mir ist es egal«, sagte er. »Ich habe mich lange genug zurückgehalten und bemüht, nicht aufzufallen. Es macht viel mehr Spaß, auch einmal zurückzuschlagen. Als ich es Ranke und Foster vorgestern zeigte, da wurde mir klar, was so in einem steckt, was man erreichen kann, wenn man auf nichts Rücksicht zu nehmen braucht. Aber davon können Sie ja nichts wissen.«

Doheny beobachtete ihn mit den interessierten Augen des Amateurpsychologen. »Sie haben überhaupt einen ausgezeichneten Kampf gekämpft, Professor.«

Brade sagte mit plötzlich erwachender Energie. »Ja, es war ein Kampf, von Anfang bis zum Ende.« Das war es wirklich gewesen; er hatte gegen alles gekämpft, gegen mögliche familiäre Erschütterungen wie gegen die drohende Gefahr des elektrischen Stuhls. Er sagte langsam: »Und ich habe gewonnen.« »Das haben Sie, Professor.«

Brade lachte vor Erleichterung und Freude. Er dachte an Littleby. Der Ärmste musste mit seinen eigenen Problemen fertig werden, jetzt hatte er einen Mörder und einen Ermordeten in seinem Institut. Er würde sich in dieser Angelegenheit mit dem Dekan auseinandersetzen müssen, einem kleinen Tyrannen mit einem falschen Lächeln. Und der Dekan musste dem Präsidenten der Universität Rechenschaft ablegen. Und dann kamen die Kuratoren. Und dann die Presse. Die Reihe hinauf und hinunter war kein einziger sicher. Jeder musste mit seinem eigenen Teufel kämpfen. . Er sagte: »Ich gehe jetzt nach Hause. Es ist schon wieder spät geworden. Doris muss auch alles erfahren.« »Machen Sie sich wegen Ihrer Frau keine Gedanken«, sagte Doheny. »Ich dachte mir, dass Sie nicht dazu kommen werden, sie anzurufen, und da habe ich das erledigt und ihr gesagt, dass alles in Ordnung ist.

Ich habe gesagt, Sie kämen vielleicht etwas später, weil ich glaubte, die Jungens auf dem Revier wollten Ihnen noch ein paar Fragen stellen.« »So?«

»Aber es sieht so aus, als wäre das nicht der Fall. Also gehen Sie ruhig nach Hause. Wenn ich Sie noch einmal sprechen muss, weiß ich ja, wo ich Sie finde.«

»Ja. Und vielen Dank, Mr. Doheny.«

Sie reichten sich noch einmal die Hand und verließen zusammen das Gebäude. Brade wandte sich der Treppe zu, die außen an der Hauswand entlang zum Parkplatz führte.

Er drehte sich ein letztes Mal um. »Und, Mr. Doheny, das Komische ist, dass ich nach all diesen Jahren endlich das Bewusstsein der Sicherheit habe. Was aus meiner Stellung wird, ist mir völlig gleichgültig; ich habe Sicherheit an der einzigen Stelle, wo es darauf ankommt: hier drin.« Er klopfte sich an die Brust.

Er eilte die Stufen hinunter und kümmerte sich kaum darum, ob der Beamte ihn verstanden hatte.

Er fuhr jetzt nach Hause zu Doris - mit seiner neugewonnenen Sicherheit im Herzen.