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»Ja, Flambeau«, sagt die Stimme, »Sie sehen wirklich wie ein Fliegender Stern aus; aber das bedeutet letzten Endes immer ein Fallender Stern.«

Die silberne funkelnde Gestalt da oben scheint sich vorwärts in den Lorbeer zu lehnen und lauscht, des Fluchtwegs sicher, der kleinen Gestalt da unten.

»Sie haben niemals Besseres geleistet, Flambeau. Es war eine schlaue Idee, aus Kanada (vermutlich mit einer Pariser Fahrkarte) genau eine Woche nach dem Tod von Frau Adams anzukommen, als niemand in der Stimmung war, Fragen zu fragen. Es war schlauer, die Flüchtigen Sterne und den genauen Tag von Fischers Ankunft herauszufinden. Aber was dem folgte, war nicht mehr Schlauheit, sondern das reine Genie. Die Steine zu stehlen war für Sie, nehme ich an, kein Problem. Sie hätten das mit einer Handbewegung auf hundert andere Weisen tun können als unter dem Vorwand, einen Eselsschwanz aus Papier an Fischers Frack zu heften. Aber was das übrige angeht, da haben Sie sich selbst übertroffen.«

Die silberne Gestalt zwischen den grünen Zweigen scheint wie gebannt zu verweilen, obwohl der Fluchtweg hinter ihr leicht ist; sie starrt den Mann unten an.

»O ja«, sagt der Mann unten, »ich kenne die ganze Geschichte. Ich weiß, daß Sie nicht nur die Pantomime in Gang gesetzt haben, sondern sie außerdem zu einem doppelten Zweck benutzten. Eigentlich wollten Sie die Steine still stehlen; da erreichte Sie eine Nachricht von einem Komplizen, daß Sie bereits unter Verdacht stünden und daß ein fähiger Polizeibeamte unterwegs sei, um Sie an diesem Abend hoppzunehmen. Ein gewöhnlicher Dieb wäre für die Warnung dankbar gewesen und geflohen; aber Sie sind ein Dichter. Sie waren bereits auf den schlauen Einfall gekommen, die Juwelen im Gefunkel falscher Theaterjuwelen zu verstecken. Jetzt erkannten Sie, daß zum Kostüm des Harlekins das Erscheinen des Polizisten vorzüglich paßte. Der würdige Beamte machte sich von der Polizeistation in Putney aus auf den Weg, um Sie aufzustöbern und geriet in die verrückteste Falle, die je auf Erden gestellt wurde. Als sich die Vordertür öffnete, marschierte er prompt auf die Bühne einer Weihnachtspantomime, wo er unter brausendem Gelächter der ehrenwertesten Menschen aus Putney vom tanzenden Harlekin getreten, geschlagen, niedergeschmettert und betäubt werden konnte. O nein, nie werden Sie etwas Besseres leisten können. Und jetzt könnten Sie mir übrigens die Diamanten zurückgeben.«

Der grüne Ast, auf dem die glitzernde Gestalt schaukelte, raschelte wie vor Erstaunen; aber die Stimme fuhr fort:

»Ich möchte, daß Sie sie zurückgeben, Flambeau, und ich möchte, daß Sie dieses Leben aufgeben. Noch haben Sie Jugend und Ehrgefühl und Witz; aber bilden Sie sich nicht ein, daß die in diesem Gewerbe andauern. Männer mögen sich auf einer gewissen Ebene des Guten halten können, aber kein Mann war je imstande, sich auf einer Ebene des Bösen zu halten. Der Weg führt tiefer und tiefer hinab. Ein freundlicher Mann trinkt und wird grausam; ein aufrichtiger Mann tötet und leugnet es ab. Mancher Mann, den ich kannte, begann wie Sie als ehrbarer Gesetzloser, der fröhlich die Reichen beraubte, und endete im tiefsten Sumpf. Maurice Blum begann als Anarchist aus Überzeugung, ein Vater der Armen; er endete als schmieriger Spion und Zwischenträger, den beide Seiten ausnutzten und verachteten. Harry Burke begann seine Bewegung des Freien Geldes ehrlich genug; jetzt schmarotzt er bei einer halbverhungerten Schwester um endlose Schnäpse. Lord Amber begab sich aus einer Art von Ritterlichkeit in die übelste Gesellschaft; jetzt wird er von den miesesten Geiern Londons erpreßt. Hauptmann Barillon war vor Ihrer Zeit der große Gentleman-Verbrecher; er starb in einem Irrenhaus, schreiend aus Angst vor den Spitzeln und Hehlern, die ihn betrogen und zu Tode gehetzt haben. Ich weiß, daß die Wälder hinter Ihnen grenzenlos aussehen, Flambeau; ich weiß, daß Sie in ihnen blitzschnell wie ein Affe verschwinden können. Aber eines Tages werden Sie ein alter grauer Affe sein, Flambeau. Sie werden in Ihrem grenzenlosen Wald sitzen mit kaltem Herzen und dem Tode nahe, und die Baumwipfel werden sehr kahl sein.«

Alles blieb still, als ob der kleine Mann da unten den anderen im Baume an einer langen unsichtbaren Leine hielte; und er fuhr fort:

»Ihr Niedergang hat schon begonnen. Sie haben sich immer gebrüstet, daß Sie nichts Gemeines täten, aber heute abend tun Sie etwas Gemeines. Sie lassen einen ehrenhaften Jungen im Verdacht, gegen den bereits eine ganze Menge anderer Dinge vorgebracht werden; Sie trennen ihn von der Frau, die er liebt und die ihn liebt. Aber bevor Sie sterben, werden Sie noch gemeinere Dinge tun.«

Drei funkelnde Diamanten fielen aus dem Baum auf den Rasen. Der kleine Mann bückte sich, um sie aufzuheben, und als er wieder aufblickte, war der silberne Vogel aus dem grünen Käfig des Baumes verschwunden.

Die Rückgabe der Juwelen (die von allen ausgerechnet Father Brown zufällig gefunden hatte) beschloß den Abend ungeheuer triumphal; und Sir Leopold ging in strahlendster Laune sogar so weit, dem Priester zu sagen, daß er, obwohl selbst von sehr viel weiterem Blick, durchaus jene respektieren könne, deren Glaube von ihnen verlange, abgeschlossen und ohne Kenntnis von dieser Welt zu leben.

Der unsichtbare Mann

Im kalten blauen Zwielicht zweier steiler Straßen in Camden Town glühte das Geschäft an der Ecke, eine Konditorei, wie das Ende einer Zigarre. Oder vielleicht sollte man eher sagen wie das Ende eines Feuerwerks, denn das Licht war vielfarben und von einiger Komplexität, da es von vielen Spiegeln gebrochen wurde und auf vielen vergoldeten und fröhlich-bunten Kuchen und Süßigkeiten tanzte. Gegen dieses eine feurige Glas drückten sich die Nasen vieler Gassenjungen, denn all die Schokolade war in jenes metallische Rot und Gold und Grün eingewickelt, das fast noch besser als die Schokolade selbst ist; und der ungeheure weiße Hochzeitskuchen in der Mitte des Schaufensters war irgendwie zugleich unerreichbar und zufriedenstellend, so als wäre der ganze Nordpol leckeres Geschleck. Solch herausfordernder Regenbogenglanz war natürlich geeignet, die Jugend der Nachbarschaft bis zum Alter von 10 oder 12 Jahren zu versammeln. Aber diese Ecke war auch für die reifere Jugend anziehend; und ein junger Mann von nicht weniger als 24 Jahren starrte in das nämliche Schaufenster. Auch für ihn war der Laden von feurigem Zauber, aber diese Anziehungskraft kann nicht allein mit der Schokolade erklärt werden, die er jedoch keineswegs verachtete.

Er war ein großer, kräftiger, rothaariger junger Mann, mit einem entschlossenen Gesicht, aber einem gleichgültigen Auftreten. Er trug unter dem Arm eine flache graue Mappe mit Schwarzweißskizzen, die er mit mehr oder weniger Erfolg Verlegern verkaufte, seit sein Onkel (ein Admiral) ihn als Sozialisten enterbt hatte, wegen eines Vortrags, den er gegen jene Wirtschaftstheorie gehalten hatte. Sein Name war John Turnbull Angus.

Nachdem er schließlich doch eingetreten war, durchschritt er den Laden bis in das Hinterzimmer, eine Art Café, wobei er im Vorbeigehen lässig seinen Hut vor der jungen Dame lüftete, die dort bediente. Sie war ein dunkles, elegantes, waches Mädchen in Schwarz, mit gesunder Gesichtsfarbe und sehr lebhaften dunklen Augen; und nach der gebräuchlichen Pause folgte sie ihm in das Hinterzimmer, um seine Bestellung entgegenzunehmen.