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Jetzt seh' ich schon ein Dutzend toben;

Naturgemäß geschieht es nicht.

Faust

Vernahmst du nichts von Nebelstreifen,

Die auf Siziliens Küsten schweifen?

Dort, schwankend klar, im Tageslicht,

Erhoben zu den Mittellüften,

Gespiegelt in besondern Düften,

Erscheint ein seltsames Gesicht:

Da schwanken Städte hin und wider,

Da steigen Gärten auf und nieder,

Wie Bild um Bild den äther bricht.

Kaiser

Doch wie bedenklich! Alle Spitzen

Der hohen Speere seh' ich blitzen;

Auf unsres Phalanx blanken Lanzen

Seh' ich behende Flämmchen tanzen.

Das scheint mir gar zu geisterhaft.

Faust

Verzeih, o Herr, das sind die Spuren

Verschollner geistiger Naturen,

Ein Widerschein der Dioskuren,

Bei denen alle Schiffer schwuren;

Sie sammeln hier die letzte Kraft.

Kaiser

Doch sage: wem sind wir verpflichtet,

Daß die Natur, auf uns gerichtet,

Das Seltenste zusammenrafft?

Mephistopheles

Wem als dem Meister, jenem hohen,

Der dein Geschick im Busen trägt?

Durch deiner Feinde starkes Drohen

Ist er im Tiefsten aufgeregt.

Sein Dank will dich gerettet sehen,

Und sollt' er selbst daran vergehen.

Kaiser

Sie jubelten, mich pomphaft umzuführen;

Ich war nun was, das wollt' ich auch probieren

Und fand's gelegen, ohne viel zu denken,

Dem weißen Barte kühle Luft zu schenken.

Dem Klerus hab' ich eine Lust verdorben,

Und ihre Gunst mir freilich nicht erworben.

Nun sollt' ich, seit so manchen Jahren,

Die Wirkung frohen Tuns erfahren?

Faust

Freiherzige Wohltat wuchert reich;

Laß deinen Blick sich aufwärts wenden!

Mich deucht, er will ein Zeichen senden,

Gib acht, es deutet sich sogleich.

Kaiser

Ein Adler schwebt im Himmelhohen,

Ein Greif ihm nach mit wildem Drohen.

Faust

Gib acht: gar günstig scheint es mir.

Greif ist ein fabelhaftes Tier;

Wie kann es sich so weit vergessen,

Mit echtem Adler sich zu messen?

Kaiser

Nunmehr, in weitgedehnten Kreisen,

Umziehn sie sich; — in gleichem Nu

Sie fahren aufeinander zu,

Sich Brust und Hälse zu zerreißen.

Faust

Nun merke, wie der leidige Greif,

Zerzerrt, zerzaust, nur Schaden findet

Und mit gesenktem Löwenschweif,

Zum Gipfelwald gestürzt, verschwindet.

Kaiser

Sei's, wie gedeutet, so getan!

Ich nehm' es mit Verwundrung an.

Mephistopheles

Dringend wiederholten Streichen

Müssen unsre Feinde weichen,

Und mit ungewissem Fechten

Drängen sie nach ihrer Rechten

Und verwirren so im Streite

Ihrer Hauptmacht linke Seite.

Unsers Phalanx feste Spitze

Zieht sich rechts, und gleich dem Blitze

Fährt sie in die schwache Stelle. —

Nun, wie sturmerregte Welle

Sprühend, wüten gleiche Mächte

Wild in doppeltem Gefechte;

Herrlichers ist nichts ersonnen,

Uns ist diese Schlacht gewonnen!

Kaiser

Schau! Mir scheint es dort bedenklich,

Unser Posten steht verfänglich.

Keine Steine seh' ich fliegen,

Niedre Felsen sind erstiegen,

Obre stehen schon verlassen.

Jetzt! — Der Feind, zu ganzen Massen

Immer näher angedrungen,

Hat vielleicht den Paß errungen,

Schlußerfolg unheiligen Strebens!

Eure Künste sind vergebens.

Mephistopheles

Da kommen meine beiden Raben,

Was mögen die für Botschaft haben?

Ich fürchte gar, es geht uns schlecht.

Kaiser

Was sollen diese leidigen Vögel?

Sie richten ihre schwarzen Segel

Hierher vom heißen Felsgefecht.

Mephistopheles

Setzt euch ganz nah zu meinen Ohren.

Wen ihr beschützt, ist nicht verloren,

Denn euer Rat ist folgerecht.

Faust

Von Tauben hast du ja vernommen,

Die aus den fernsten Landen kommen

Zu ihres Nestes Brut und Kost.

Hier ist's mit wichtigen Unterschieden:

Die Taubenpost bedient den Frieden,

Der Krieg befiehlt die Rabenpost.

Mephistopheles

Es meldet sich ein schwer Verhängnis:

Seht hin! gewahret die Bedrängnis

Um unsrer Helden Felsenrand!

Die nächsten Höhen sind erstiegen,

Und würden sie den Paß besiegen,

Wir hätten einen schweren Stand.

Kaiser

So bin ich endlich doch betrogen!

Ihr habt mich in das Netz gezogen;

Mir graut, seitdem es mich umstrickt.

Mephistopheles

Nur Mut! Noch ist es nicht mißglückt.

Geduld und Pfiff zum letzten Knoten!

Gewöhnlich geht's am Ende scharf.

Ich habe meine sichern Boten;

Befehlt, daß ich befehlen darf!

Obergeneral

Mit diesen hast du dich vereinigt,

Mich hat's die ganze Zeit gepeinigt,

Das Gaukeln schafft kein festes Glück.

Ich weiß nichts an der Schlacht zu wenden;

Begannen sie's, sie mögen's enden,

Ich gebe meinen Stab zurück.

Kaiser

Behalt ihn bis zu bessern Stunden,

Die uns vielleicht das Glück verleiht.

Mir schaudert vor dem garstigen Kunden

Und seiner Rabentraulichkeit.

Den Stab kann ich dir nicht verleihen,

Du scheinst mir nicht der rechte Mann;

Befiehl und such uns zu befreien!

Geschehe, was geschehen kann.

Mephistopheles

Mag ihn der stumpfe Stab beschützen!

Uns andern könnt' er wenig nützen,

Es war so was vom Kreuz daran.

Faust

Was ist zu tun?

Mephistopheles

Es ist getan! —

Nun, schwarze Vettern, rasch im Dienen,

Zum großen Bergsee! grüßt mir die Undinen

Und bittet sie um ihrer Fluten Schein.

Durch Weiberkünste, schwer zu kennen,

Verstehen sie vom Sein den Schein zu trennen,

Und jeder schwört, das sei das Sein.

Faust

Den Wasserfräulein müssen unsre Raben

Recht aus dem Grund geschmeichelt haben;

Dort fängt es schon zu rieseln an.

An mancher trocknen, kahlen Felsenstelle

Entwickelt sich die volle, rasche Quelle;