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Ein echt Gespenst, auch klassisch hat's zu sein.

Mephistopheles

Wohin denn aber soll die Fahrt sich regen?

Mich widern schon antikische Kollegen.

Homunculus

Nordwestlich, Satan, ist dein Lustrevier,

Südöstlich diesmal aber segeln wir —

An großer Fläche fließt Peneios frei,

Umbuscht, umbaumt, in still — und feuchten Buchten;

Die Ebne dehnt sich zu der Berge Schluchten,

Und oben liegt Pharsalus, alt und neu.

Mephistopheles

O weh! hinweg! und laßt mir jene Streite

Von Tyrannei und Sklaverei beiseite.

Mich langeweilt's; denn kaum ist's abgetan,

So fangen sie von vorne wieder an;

Und keiner merkt: er ist doch nur geneckt

Vom Asmodeus, der dahinter steckt.

Sie streiten sich, so heißt's, um Freiheitsrechte;

Genau besehn, sind's Knechte gegen Knechte.

Homunculus

Den Menschen laß ihr widerspenstig Wesen,

Ein jeder muß sich wehren, wie er kann,

Vom Knaben auf, so wird's zuletzt ein Mann.

Hier fragt sich's nur, wie dieser kann genesen.

Hast du ein Mittel, so erprob' es hier,

Vermagst du's nicht, so überlaß es mir.

Mephistopheles

Manch Brockenstückchen wäre durchzuproben,

Doch Heidenriegel find' ich vorgeschoben.

Das Griechenvolk, es taugte nie recht viel!

Doch blendet's euch mit freiem Sinnenspiel,

Verlockt des Menschen Brust zu heitern Sünden;

Die unsern wird man immer düster finden.

Und nun, was soll's?

Homunculus

Du bist ja sonst nicht blöde;

Und wenn ich von thessalischen Hexen rede,

So denk' ich, hab' ich was gesagt.

Mephistopheles

Thessalische Hexen! Wohl! das sind Personen,

Nach denen hab' ich lang' gefragt.

Mit ihnen Nacht für Nacht zu wohnen,

Ich glaube nicht, daß es behagt;

Doch zum Besuch, Versuch —

Homunculus

Den Mantel her,

Und um den Ritter umgeschlagen!

Der Lappen wird euch, wie bisher,

Den einen mit dem andern tragen;

Ich leuchte vor.

Wagner

Und ich?

Homunculus

Eh nun,

Du bleibst zu Hause, Wichtigstes zu tun.

Entfalte du die alten Pergamente,

Nach Vorschrift sammle Lebenselemente

Und füge sie mit Vorsicht eins ans andre.

Das Was bedenke, mehr bedenke Wie.

Indessen ich ein Stückchen Welt durchwandre,

Entdeck' ich wohl das Tüpfchen auf das i.

Dann ist der große Zweck erreicht;

Solch einen Lohn verdient ein solches Streben:

Gold, Ehre, Ruhm, gesundes langes Leben,

Und Wissenschaft und Tugend — auch vielleicht.

Leb wohl!

Wagner

Leb wohl! Das drückt das Herz mir nieder.

Ich fürchte schon, ich seh' dich niemals wieder.

Mephistopheles

Nun zum Peneios frisch hinab!

Herr Vetter ist nicht zu verachten.

Am Ende hängen wir doch ab

Von Kreaturen, die wir machten.

KLASSISCHE WALPURGISNACHT. PHARSALISCHE FELDER

Erichtho

Zum Schauderfeste dieser Nacht, wie öfter schon,

Tret' ich einher, Erichtho, ich, die düstere;

Nicht so abscheulich, wie die leidigen Dichter mich

Im übermaß verlästern… Endigen sie doch nie

In Lob und Tadel… überbleicht erscheint mir schon

Von grauer Zelten Woge weit das Tal dahin,

Als Nachgesicht der sorg — und grauenvollsten Nacht.

Wie oft schon wiederholt' sich's! wird sich immerfort

Ins Ewige wiederholen… Keiner gönnt das Reich

Dem andern; dem gönnt's keiner, der's mit Kraft erwarb

Und kräftig herrscht. Denn jeder, der sein innres Selbst

Nicht zu regieren weiß, regierte gar zu gern

Des Nachbars Willen, eignem stolzem Sinn gemäß…

Hier aber ward ein großes Beispiel durchgekämpft:

Wie sich Gewalt Gewaltigerem entgegenstellt,

Der Freiheit holder, tausendblumiger Kranz zerreißt,

Der starre Lorbeer sich ums Haupt des Herrschers biegt.

Hier träumte Magnus früher Größe Blütentag,

Dem schwanken Zünglein lauschend wachte Cäsar dort!

Das wird sich messen. Weiß die Welt doch, wem's gelang.

Wachfeuer glühen, rote Flammen spendende,

Der Boden haucht vergoßnen Blutes Widerschein,

Und angelockt von seltnem Wunderglanz der Nacht,

Versammelt sich hellenischer Sage Legion.

Um alle Feuer schwankt unsicher oder sitzt

Behaglich alter Tage fabelhaft Gebild…

Der Mond, zwar unvollkommen, aber leuchtend hell,

Erhebt sich, milden Glanz verbreitend überall;

Der Zelten Trug verschwindet, Feuer brennen blau.

Doch über mir! welch unerwartet Meteor?

Es leuchtet und beleuchtet körperlichen Ball.

Ich wittre Leben. Da geziemen will mir's nicht,

Lebendigem zu nahen, dem ich schädlich bin;

Das bringt mir bösen Ruf und frommt mir nicht.

Schon sinkt es nieder. Weich' ich aus mit Wohlbedacht!

Homunculus

Schwebe noch einmal die Runde

über Flamm — und Schaudergrauen;

Ist es doch in Tal und Grunde

Gar gespenstisch anzuschauen.

Mephistopheles

Seh' ich, wie durchs alte Fenster

In des Nordens Wust und Graus,

Ganz abscheuliche Gespenster,

Bin ich hier wie dort zu Haus.

Homunculus

Sieh! da schreitet eine Lange

Weiten Schrittes vor uns hin.

Mephistopheles

Ist es doch, als wär' ihr bange;

Sah uns durch die Lüfte ziehn.

Homunculus

Laß sie schreiten! setz ihn nieder,

Deinen Ritter, und sogleich

Kehret ihm das Leben wieder,

Denn er sucht's im Fabelreich.

Faust

Wo ist sie? —

Homunculus

Wüßten's nicht zu sagen,

Doch hier wahrscheinlich zu erfragen.

In Eile magst du, eh' es tagt,

Von Flamm' zu Flamme spürend gehen:

Wer zu den Müttern sich gewagt,

Hat weiter nichts zu überstehen.

Mephistopheles

Auch ich bin hier an meinem Teil;

Doch wüßt' ich Besseres nicht zu unserm Heil,

Als: jeder möge durch die Feuer

Versuchen sich sein eigen Abenteuer.

Dann, um uns wieder zu vereinen,

Laß deine Leuchte, Kleiner, tönend scheinen.

Homunculus

So soll es blitzen, soll es klingen.

Nun frisch zu neuen Wunderdingen!

Faust

Wo ist sie? — Frage jetzt nicht weiter nach…

Wär's nicht die Scholle, die sie trug,

Die Welle nicht, die ihr entgegenschlug,

So ist's die Luft, die ihre Sprache sprach.

Hier! durch ein Wunder, hier in Griechenland!

Ich fühlte gleich den Boden, wo ich stand;

Wie mich, den Schläfer, frisch ein Geist durchglühte,

So steh' ich, ein Antäus an Gemüte.

Und find' ich hier das Seltsamste beisammen,

Durchforsch' ich ernst dies Labyrinth der Flammen.

AM OBEREN PENEIOS

Mephistopheles