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Erfährst du, was ich dir verhieß.

Mephistopheles

Was krächzt vorbei mit Flügelschlag?

So schnell, daß man's nicht sehen mag,

Und immer eins dem andern nach,

Den Jäger würden sie ermüden.

Sphinx

Dem Sturm des Winterwinds vergleichbar,

Alcides' Pfeilen kaum erreichbar;

Es sind die raschen Stymphaliden,

Und wohlgemeint ihr Krächzegruß,

Mit Geierschnabel und Gänsefuß.

Sie möchten gern in unsern Kreisen

Als Stammverwandte sich erweisen.

Mephistopheles

Noch andres Zeug zischt zwischen drein.

Sphinx

Vor diesen sei Euch ja nicht bange!

Es sind die Köpfe der lernäischen Schlange,

Vom Rumpf getrennt, und glauben was zu sein.

Doch sagt, was soll nur aus Euch werden?

Was für unruhige Gebärden?

Wo wollt Ihr hin? Begebt Euch fort!…

Ich sehe, jener Chorus dort

Macht Euch zum Wendehals. Bezwingt Euch nicht,

Geht hin! begrüßt manch reizendes Gesicht!

Die Lamien sind's, lustfeine Dirnen,

Mit Lächelmund und frechen Stirnen,

Wie sie dem Satyrvolk behagen;

Ein Bocksfuß darf dort alles wagen.

Mephistopheles

Ihr bleibt doch hier? daß ich euch wiederfinde.

Sphinxe

Ja! Mische dich zum luftigen Gesinde.

Wir, von ägypten her, sind längst gewohnt,

Daß unsereins in tausend Jahre thront.

Und respektiert nur unsre Lage,

So regeln wir die Mond — und Sonnentage.

Sitzen vor den Pyramiden,

Zu der Völker Hochgericht;

überschwemmung, Krieg und Frieden —

Und verziehen kein Gesicht.

AM UNTERN PENEIOS

Peneios

Rege dich, du Schilfgeflüster!

Hauche leise, Rohregeschwister,

Säuselt, leichte Weidensträuche,

Lispelt, Pappelzitterzweige,

Unterbrochnen Träumen zu!…

Weckt mich doch ein grauslich Wittern,

Heimlich allbewegend Zittern

Aus dem Wallestrom und Ruh'.

Faust

Hör' ich recht, so muß ich glauben:

Hinter den verschränkten Lauben

Dieser Zweige, dieser Stauden

Tönt ein menschenähnlichs Lauten.

Scheint die Welle doch ein Schwätzen,

Lüftein wie — ein Scherzergetzen.

Nymphen

Am besten geschäh' dir,

Du legtest dich nieder,

Erholtest im Kühlen

Ermüdete Glieder,

Genössest der immer

Dich meidenden Ruh;

Wir säuseln, wir rieseln,

Wir flüstern dir zu.

Faust

Ich wache ja! O laßt sie walten,

Die unvergleichlichen Gestalten,

Wie sie dorthin mein Auge schickt.

So wunderbar bin ich durchdrungen!

Sind'd Träume? Sind's Erinnerungen?

Schon einmal warst du so beglückt.

Gewässer schleichen durch die Frische

Der dichten, sanft bewegten Büsche,

Nicht rauschen sie, sie rieseln kaum;

Von allen Seiten hundert Quellen

Vereinen sich im reinlich hellen,

Zum Bade flach vertieften Raum.

Gesunde junge Frauenglieder,

Vom feuchten Spiegel doppelt wieder

Ergetztem Auge zugebracht!

Gesellig dann und fröhlich badend,

Erdreistet schwimmend, furchtsam watend;

Geschrei zuletzt und Wasserschlacht.

Begnügen sollt' ich mich an diesen,

Mein Auge sollte hier genießen,

Doch immer weiter strebt mein Sinn.

Der Blick dringt scharf nach jener Hülle,

Das reiche Laub der grünen Fülle

Verbirgt die hohe Königin.

Wundersam! auch Schwäne kommen

Aus den Buchten hergeschwommen,

Majestätisch rein bewegt.

Ruhig schwebend, zart gesellig,

Aber stolz und selbstgefällig,

Wie sich Haupt und Schnabel regt…

Einer aber scheint vor allen

Brüstend kühn sich zu gefallen,

Segelnd rasch durch alle fort;

Sein Gefieder bläht sich schwellend,

Welle selbst, auf Wogen wellend,

Dringt er zu dem heiligen Ort….

Die andern schwimmen hin und wider

Mit ruhig glänzendem Gefieder,

Bald auch in regem prächtigen Streit,

Die scheuen Mädchen abzulenken,

Daß sie an ihren Dienst nicht denken,

Nur an die eigne Sicherheit.

Nymphen

Leget, Schwestern, euer Ohr

An des Ufers grüne Stufe;

Hör' ich recht, so kommt mir's vor

Als der Schall von Pferdes Hufe.

Wüßt' ich nur, wer dieser Nacht

Schnelle Botschaft zugebracht.

Faust

Ist mir doch, als dröhnt' die Erde,

Schallend unter eiligem Pferde.

Dorthin mein Blick!

Ein günstiges Geschick,

Soll es mich schon erreichen?

O Wunder ohnegleichen!

Ein Reuter kommt herangetrabt,

Er scheint von Geist und Mut begabt,

Von blendend-weißem Pferd getragen…

Ich irre nicht, ich kenn' ihn schon,

Der Philyra berühmter Sohn! —

Halt, Chiron! halt! Ich habe dir zu sagen…

Chiron

Was gibt's? Was ist's?

Faust

Bezähme deinen Schritt!

Chiron

Ich raste nicht.

Faust

So bitte! nimm mich mit!

Chiron

Sitz auf! so kann ich nach Belieben fragen:

Wohin des Wegs? Du stehst am Ufer hier,

Ich bin bereit, dich durch den Fluß zu tragen.

Faust

Wohin du willst. Für ewig dank' ich's dir…

Der große Mann, der edle Pädagog,

Der, sich zum Ruhm, ein Heldenvolk erzog,

Den schönen Kreis der edlen Argonauten

Und alle, die des Dichters Welt erbauten.

Chiron

Das lassen wir an seinem Ort!

Selbst Pallas kommt als Mentor nicht zu Ehren;

Am Ende treiben sie's nach ihrer Weise fort,

Als wenn sie nicht erzogen wären.

Faust

Den Arzt, der jede Pflanze nennt,

Die Wurzeln bis ins tiefste kennt,

Dem Kranken Heil, dem Wunden Linderung schafft,

Umarm' ich hier in Geist — und Körperkraft!

Chiron

Ward neben mir ein Held verletzt,

Da wußt' ich Hülf' und Rat zu schaffen;

Doch ließ ich meine Kunst zuletzt

Den Wurzelweibern und den Pfaffen.

Faust

Du bist der wahre große Mann,

Der Lobeswort nicht hören kann.

Er sucht bescheiden auszuweichen

Und tut, als gäb' es seinesgleichen.

Chiron

Du scheinest mir geschickt zu heucheln,

Dem Fürsten wie dem Volk zu schmeicheln.

Faust

So wirst du mir denn doch gestehn:

Du hast die Größten deiner Zeit gesehn,

Dem Edelsten in Taten nachgestrebt,

Halbgöttlich ernst die Tage durchgelebt.

Doch unter den heroischen Gestalten

Wen hast du für den Tüchtigsten gehalten?

Chiron

Im hehren Argonautenkreise

War jeder brav nach seiner eignen Weise,

Und nach der Kraft, die ihn beseelte,

Konnt' er genügen, wo's den andern fehlte.

Die Dioskuren haben stets gesiegt,

Wo Jugendfüll' und Schönheit überwiegt.

Entschluß und schnelle Tat zu andrer Heil,