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Verflucht Geschick! Betrogne Mannsen!

Von Adam her verführte Hansen!

Alt wird man wohl, wer aber klug?

Warst du nicht schon vernarrt genug!

Man weiß, das Volk taugt aus dem Grunde nichts,

Geschnürten Leibs, geschminkten Angesichts.

Nichts haben sie Gesundes zu erwidern,

Wo man sie anfaßt, morsch in allen Gliedern.

Man weiß, man sieht's, man kann es greifen,

Und dennoch tanzt man, wenn die Luder pfeifen!

Lamien

Halt! er besinnt sich, zaudert, steht;

Entgegnet ihm, daß er euch nicht entgeht!

Mephistopheles

Nur zu! und laß dich ins Gewebe

Der Zweifelei nicht törig ein;

Denn wenn es keine Hexen gäbe,

Wer Teufel möchte Teufel sein!

Lamien

Kreisen wir um diesen Helden!

Liebe wird in seinem Herzen

Sich gewiß für eine melden.

Mephistopheles

Zwar bei ungewissem Schimmer

Scheint ihr hübsche Frauenzimmer,

Und so möcht' ich euch nicht schelten.

Empuse

Auch nicht mich! als eine solche

Laßt mich ein in eure Folge.

Lamien

Die ist in unserm Kreis zuviel,

Verdirbt doch immer unser Spiel.

Empuse

Begrüßt von Mühmichen Empuse,

Der Trauten mit dem Eselsfuße!

Du hast nur einen Pferdefuß,

Und doch, Herr Vetter, schönsten Gruß!

Mephistopheles

Hier dacht' ich lauter Unbekannte

Und finde leider Nahverwandte;

Es ist ein altes Buch zu blättern:

Vom Harz bis Hellas immer Vettern!

Empuse

Entschieden weiß ich gleich zu handeln,

In vieles könnt' ich mich verwandeln;

Doch Euch zu Ehren hab' ich jetzt

Das Eselsköpfchen aufgesetzt.

Mephistopheles

Ich merk', es hat bei diesen Leuten

Verwandtschaft Großes zu bedeuten;

Doch mag sich, was auch will, eräugnen,

Den Eselskopf möcht' ich verleugnen.

Lamien

Laß diese Garstige, sie verscheucht,

Was irgend schön und lieblich deucht;

Was irgend schön und lieblich wär' —

Sie kommt heran, es ist nicht mehr!

Mephistopheles

Auch diese Mühmchen zart und schmächtig,

Sie sind mir allesamt verdächtig;

Und hinter solcher Wänglein Rosen

Fürcht' ich doch auch Metamorphosen.

Lamien

Versuch es doch! sind unsrer viele.

Greif zu! Und hast du Glück im Spiele,

Erhasche dir das beste Los.

Was soll das lüsterne Geleier?

Du bist ein miserabler Freier,

Stolzierst einher und tust so groß! —

Nun mischt er sich in unsre Scharen;

Laßt nach und nach die Masken fahren

Und gebt ihm euer Wesen bloß.

Mephistopheles

Die Schönste hab' ich mir erlesen…

O weh mir! welch ein dürrer Besen!

Und diese?… Schmähliches Gesicht!

Lamien

Verdienst du's besser? dünkt es nicht.

Mephistopheles

Die Kleine möcht' ich mir verpfänden…

Lacerte schlüpft mir aus den Händen!

Und schlangenhaft der glatte Zopf.

Dagegen fass' ich mir die Lange…

Da pack' ich eine Thyrsusstange,

Den Pinienapfel als den Kopf!

Wo will's hinaus?… Noch eine Dicke,

An der ich mich vielleicht erquicke;

Zum letztenmal gewagt! Es sei!

Recht quammig, quappig, das bezahlen

Mit hohem Preis Orientalen…

Doch ach! der Bovist platzt entzwei!

Lamien

Fahrt auseinander, schwankt und schwebet

Blitzartig, schwarzen Flugs umgebet

Den eingedrungnen Hexensohn!

Unsichre, schauderhafte Kreise!

Schweigsamen Fittichs, Fledermäuse!

Zu wohlfeil kommt er doch davon.

Mephistopheles

Viel klüger, scheint es, bin ich nicht geworden;

Absurd ist's hier, absurd im Norden,

Gespenster hier wie dort vertrackt,

Volk und Poeten abgeschmackt.

Ist eben hier eine Mummenschanz

Wie überall, ein Sinnentanz.

Ich griff nach holden Maskenzügen

Und faßte Wesen, daß mich's schauerte…

Ich möchte gerne mich betrügen,

Wenn es nur länger dauerte.

Wo bin ich denn? Wo will's hinaus?

Das war ein Pfad, nun ist's ein Graus.

Ich kam daher auf glatten Wegen,

Und jetzt steht mir Geröll entgegen.

Vergebens klettr' ich auf und nieder,

Wo find' ich meine Sphinxe wieder?

So toll hätt' ich mir's nicht gedacht,

Ein solch Gebirge in einer Nacht!

Das heiß ich frischen Hexenritt,

Die bringen ihren Blocksberg mit.

Oreas

Herauf hier! Mein Gebirg ist alt,

Steht in ursprünglicher Gestalt.

Verehre schroffe Felsensteige,

Des Pindus letztgedehnte Zweige!

Schon stand ich unerschüttert so,

Als über mich Pompejus floh.

Daneben das Gebild des Wahns

Verschwindet schon beim Krähn des Hahns.

Dergleichen Märchen seh' ich oft entstehn

Und plötzlich wieder untergehn.

Mephistopheles

Sei Ehre dir, ehrwürdiges Haupt,

Von hoher Eichenkraft umlaubt!

Der allerklarste Mondenschein

Dringt nicht zur Finsternis herein. —

Doch neben am Gebüsche zieht

Ein Licht, das gar bescheiden glüht.

Wie sich das alles fügen muß!

Fürwahr, es ist Homunculus!

Woher des Wegs, du Kleingeselle?

Homunculus

Ich schwebe so von Stell' zu Stelle

Und möchte gern im besten Sinn entstehn,

Voll Ungeduld, mein Glas entzweizuschlagen;

Allein, was ich bisher gesehn,

Hinein da möcht' ich mich nicht wagen.

Nur, um dir's im Vertraun zu sagen:

Zwei Philosophen bin ich auf der Spur,

Ich horchte zu, es hieß: Natur, Natur!

Von diesen will ich mich nicht trennen,

Sie müssen doch das irdische Wesen kennen;

Und ich erfahre wohl am Ende,

Wohin ich mich am allerklügsten wende.

Mephistopheles

Das tu auf deine eigne Hand.

Denn wo Gespenster Platz genommen,

Ist auch der Philosoph willkommen.

Damit man seiner Kunst und Gunst sich freue,

Erschafft er gleich ein Dutzend neue.

Wenn du nicht irrst, kommst du nicht zu Verstand.

Willst du entstehn, entsteh auf eigne Hand!

Homunculus

Ein guter Rat ist auch nicht zu verschmähn.

Mephistopheles

So fahre hin! Wir wollen's weiter sehn.

Anaxagoras

Dein starrer Sinn will sich nicht beugen;

Bedarf es Weitres, dich zu überzeugen?

Thales

Die Welle beugt sich jedem Winde gern,

Doch hält sie sich vom schroffen Felsen fern.

Anaxagoras

Durch Feuerdunst ist dieser Fels zu Handen.

Thales

Im Feuchten ist Lebendiges erstanden.

Homunculus

Laßt mich an eurer Seite gehn.

Mir selbst gelüstet's, zu entstehn!

Axanagoras