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Traurig gefangenen,

Alle Schmerzen ins Weite;

Teilet der Herrin Glück,

Teilet Helenens Glück,

Welche zu Vaterhauses Herd,

Zwar mit spät zurückkehrendem,

Aber mit desto festerem

Fuße freudig herannaht.

Preiset die heiligen,

Glücklich herstellenden

Und heimführenden Götter!

Schwebt der Entbundene

Doch wie auf Fittichen

über das Rauhste, wenn umsonst

Der Gefangene sehnsuchtsvoll

über die Zinne des Kerkers hin

Armausbreitend sich abhärmt.

Aber sie ergriff ein Gott,

Die Entfernte;

Und aus Ilios' Schutt

Trug er hierher sie zurück

In das alte, das neugeschmückte

Vaterhaus,

Nach unsäglichen

Freuden und Qualen,

Früher Jugendzeit

Angefrischt zu gedenken.

Panthalis

Verlasset nun des Gesanges freudumgebnen Pfad

Und wendet nach der Türe Flügeln euren Blick!

Was seh' ich, Schwestern? Kehret nicht die Königin

Mit heftigen Schrittes Regung wieder zu uns her?

Was ist es, große Königin, was konnte dir

In deines Hauses Hallen, statt der Deinen Gruß,

Erschütterndes begegnen? Du verbirgst es nicht;

Denn Widerwillen seh' ich an der Stirne dir,

Ein edles Zürnen, das mit überraschung kämpft.

Helena

Der Tochter Zeus' geziemet nicht gemeine Furcht,

Und flüchtig-leise Schreckenshand berührt sie nicht;

Doch das Entsetzen, das, dem Schoß der alten Nacht

Von Urbeginn entsteigend, vielgestaltet noch

Wie glühende Wolken aus des Berges Feuerschlund

Herauf sich wälzt, erschüttert auch des Helden Brust.

So haben heute grauenvoll die Stygischen

Ins Haus den Eintritt mir bezeichnet, daß ich gern

Von oft betretner, langersehnter Schwelle mich,

Entlaßnem Gaste gleich, entfernend scheiden mag.

Doch nein! gewichen bin ich her ans Licht, und sollt

Ihr weiter nicht mich treiben, Mächte, wer ihr seid.

Auf Weihe will ich sinnen, dann gereinigt mag

Des Herdes Glut die Frau begrüßen wie den Herrn.

Chorführerin

Entdecke deinen Dienerinnen, edle Frau,

Die dir verehrend beistehn, was begegnet ist.

Helena

Was ich gesehen, sollt ihr selbst mit Augen sehn,

Wenn ihr Gebilde nicht die alte Nacht sogleich

Zurückgeschlungen in ihrer Tiefe Wunderschoß.

Doch daß ihr's wisset, sag' ich's euch mit Worten an:

Als ich des Königshauses ernsten Binnenraum,

Der nächsten Pflicht gedenkend, feierlich betrat,

Erstaunt' ich ob der öden Gänge Schweigsamkeit,

Nicht Schall der emsig Wandelnden begegnete

Dem Ohr, nicht raschgeschäftiges Eiligtun dem Blick,

Und keine Magd erschien mir, keine Schaffnerin,

Die jeden Fremden freundlich sonst begrüßenden.

Als aber ich dem Schoße des Herdes mich genaht,

Da sah ich, bei verglommner Asche lauem Rest,

Am Boden sitzen welch verhülltes großes Weib,

Der Schlafenden nicht vergleichbar, wohl der Sinnenden.

Mit Herrscherworten ruf' ich sie zur Arbeit auf,

Die Schaffnerin mir vermutend, die indes vielleicht

Des Gatten Vorsicht hinterlassend angestellt;

Doch eingefaltet sitzt die Unbewegliche;

Nur endlich rührt sie auf mein Dräun den rechten Arm,

Als wiese sie von Herd und Halle mich hinweg.

Ich wende zürnend mich ab von ihr und eile gleich

Den Stufen zu, worauf empor der Thalamos

Geschmückt sich hebt und nah daran das Schatzgemach;

Allein das Wunder reißt sich schnell vom Boden auf,

Gebietrisch mir den Weg vertretend, zeigt es sich

In hagrer Größe, hohlen, blutig-trüben Blicks,

Seltsamer Bildung, wie sie Aug' und Geist verwirrt.

Doch red' ich in die Lüfte; denn das Wort bemüht

Sich nur umsonst, Gestalten schöpferisch aufzubaun.

Da seht sie selbst! sie wagt sogar sich ans Licht hervor!

Hier sind wir Meister, bis der Herr und König kommt.

Die grausen Nachtgeburten drängt der Schönheitsfreund

Phöbus hinweg in Höhlen, oder bändigt sie.

Chor

Vieles erlebt' ich, obgleich die Locke

Jugendlich wallet mir um die Schläfe!

Schreckliches hab' ich vieles gesehen,

Kriegrischen Jammer, Ilios' Nacht,

Als es fiel.

Durch das umwölkte, staubende Tosen

Drängender Krieger hört' ich die Götter

Fürchterlich rufen, hört' ich der Zwietracht

Eherne Stimme schallen durchs Feld,

Mauerwärts.

Ach! sie standen noch, Ilios'

Mauern, aber die Flammenglut

Zog vom Nachbar zum Nachbar schon,

Sich verbreitend von hier und dort

Mit des eignen Sturmes Wehn

über die nächtliche Stadt hin.

Flüchtend sah ich durch Rauch und Glut

Und der züngelnden Flamme Loh'n

Gräßlich zürnender Götter Nahn,

Schreitend Wundergestalten

Riesengroß, durch düsteren

Feuerumleuchteten Qualm hin.

Sah ich's, oder bildete

Mir der angstumschlungene Geist

Solches Verworrene? sagen kann

Nimmer ich's, doch daß ich dies

Gräßliche hier mit Augen schau',

Solches gewiß ja weiß ich;

Könnt' es mit Händen fassen gar,

Hielte von dem Gefährlichen

Nicht zurücke die Furcht mich.

Welche von Phorkys'

Töchtern nur bist du?

Denn ich vergleiche dich

Diesem Geschlechte.

Bist du vielleicht der graugebornen,

Eines Auges und eines Zahns

Wechselsweis teilhaftigen

Graien eine gekommen?

Wagest du Scheusal

Neben der Schönheit

Dich vor dem Kennerblick

Phöbus' zu zeigen?

Tritt du dennoch hervor nur immer;

Denn das Häßliche schaut er nicht,

Wie sein heilig Auge noch

Nie erblickte den Schatten.

Doch uns Sterbliche nötigt, ach,

Leider trauriges Mißgeschick

Zu dem unsäglichen Augenschmerz,

Den das Verwerfliche, Ewig-Unselige

Schönheitliebenden rege macht.

Ja, so höre denn, wenn du frech

Uns entgegenest, höre Fluch,

Höre jeglicher Schelte Drohn

Aus dem verwünschenden Munde der Glücklichen,

Die von Göttern gebildet sind.

Phorkyas

Alt ist das Wort, doch bleibet hoch und wahr der Sinn,

Daß Scham und Schönheit nie zusammen, Hand in Hand,

Den Weg verfolgen über der Erde grünen Pfad.

Tief eingewurzelt wohnt in beiden alter Haß,

Daß, wo sie immer irgend auch des Weges sich

Begegnen, jede der Gernerin den Rücken kehrt.

Dann eilet jede wieder heftiger, weiter fort,

Die Scham betrübt, die Schönheit aber frech gesinnt,

Bis sie zuletzt des Orkus hohle Nacht umfängt,

Wenn nicht das Alter sie vorher gebändigt hat.

Euch find' ich nun, ihr Frechen, aus der Fremde her

Mit übermut ergossen, gleich der Kraniche

Laut-heiser klingendem Zug, der über unser Haupt,

In langer Wolke, krächzend sein Getön herab

Schickt, das den stillen Wandrer über sich hinauf

Zu blicken lockt; doch ziehn sie ihren Weg dahin,

Er geht den seinen; also wird's mit uns geschehn.

Wer seid denn ihr, daß ihr des Königes Hochpalast

Mänadisch wild, Betrunknen gleich, umtoben dürft?

Wer seid ihr denn, daß ihr des Hauses Schaffnerin

Entgegenheulet, wie dem Mond der Hunde Schar?

Wähnt ihr, verborgen sei mir, welch Geschlecht ihr seid,