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Du kriegerzeugte, schlachterzogne junge Brut?

Mannlustige du, so wie verführt verführende,

Entnervend beide, Kriegers auch und Bürgers Kraft!

Zu Hauf euch sehend, scheint mir ein Zikadenschwarm

Herabzustürzen, deckend grüne Feldersaat.

Verzehrerinnen fremden Fleißes! Naschende

Vernichterinnen aufgekeimten Wohlstands ihr!

Erobert', marktverkauft', vertauschte Ware du!

Helena

Wer gegenwarts der Frau die Dienerinnen schilt,

Der Gebietrin Hausrecht tastet er vermessen an;

Denn ihr gebührt allein, das Lobenswürdige

Zu rühmen, wie zu strafen, was verwerflich ist.

Auch bin des Dienstes ich wohl zufrieden, den sie mir

Geleistet, als die hohe Kraft von Ilios

Umlagert stand und fiel und lag; nicht weniger,

Als wir der Irrfahrt kummervolle Wechselnot

Ertrugen, wo sonst jeder sich der Nächste bleibt.

Auch hier erwart' ich Gleiches von der muntern Schar;

Nicht, was der Knecht sei, fragt der Herr, nur, wie er dient.

Drum schweige du und grinse sie nicht länger an.

Hast du das Haus des Königs wohl verwahrt bisher

Anstatt der Hausfrau, solches dient zum Ruhme dir;

Doch jetzo kommt sie selber, tritt nun du zurück,

Damit nicht Strafe werde statt verdienten Lohns.

Phorkyas

Den Hausgenossen drohen bleibt ein großes Recht,

Das gottbeglückten Herrschers hohe Gattin sich

Durch langer Jahre weise Leitung wohl verdient.

Da du, nun Anerkannte, neu den alten Platz

Der Königin und Hausfrau wiederum betrittst,

So fasse längst erschlaffte Zügel, herrsche nun,

Nimm in Besitz den Schatz und sämtlich uns dazu.

Vor allem aber schütze mich, die ältere,

Vor dieser Schar, die neben deiner Schönheit Schwan

Nur schlecht befitticht', schnatterhafte Gänse sind.

Chorführerin

Wie häßlich neben Schönheit zeigt sich Häßlichkeit.

Phorkyas

Wie unverständig neben Klugheit Unverstand.

Choretide 1

Von Vater Erebus melde, melde von Mutter Nacht.

Phorkyas

So sprich von Scylla, leiblich dir Geschwisterkind.

Choretide 2

An deinem Stammbaum steigt manch Ungeheur empor.

Phorkyas

Zum Orkus hin! da suche deine Sippschaft auf.

Choretide 3

Die dorten wohnen, sind dir alle viel zu jung.

Phorkyas

Tiresias, den Alten, gehe buhlend an.

Choretide 4

Orions Amme war dir Ur-Urenkelin.

Phorkyas

Harpyen, wähn' ich, fütterten dich im Unflat auf.

Choretide 5

Mit was ernährst du so gepflegte Magerkeit?

Phorkyas

Mit Blute nicht, wonach du allzulüstern bist.

Choretide 6

Begierig du auf Leichen, ekle Leiche selbst!

Phorkyas

Vampyren-Zähne glänzen dir im frechen Maul.

Chorführerin

Das deine stopf' ich, wenn ich sage, wer du seist.

Phorkyas

So nenne dich zuerst; das Rätsel hebt sich auf.

Helena

Nicht zürnend, aber traurend schreit' ich zwischen euch,

Verbietend solchen Wechselstreites Ungestüm!

Denn Schädlicheres begegnet nichts dem Herrscherherrn

Als treuer Diener heimlich unterschworner Zwist.

Das Echo seiner Befehle kehrt alsdann nicht mehr

In schnell vollbrachter Tat wohlstimmig ihm zurück,

Nein, eigenwillig brausend tost es um ihn her,

Den selbstverirrten, ins Vergebne scheltenden.

Dies nicht allein. Ihr habt in sittelosem Zorn

Unsel'ger Bilder Schreckgestalten hergebannt,

Die mich umdrängen, daß ich selbst zum Orkus mich

Gerissen fühle, vaterländ'scher Flur zum Trutz.

Ist's wohl Gedächtnis? war es Wahn, der mich ergreift?

War ich das alles? Bin ich's? Werd' ich's künftig sein,

Das Traum — und Schreckbild jener Städteverwüstenden?

Die Mädchen schaudern, aber du, die älteste,

Du stehst gelassen; rede mir verständig Wort.

Phorkyas

Wer langer Jahre mannigfaltigen Glücks gedenkt,

Ihm scheint zuletzt die höchste Göttergunst ein Traum.

Du aber, hochbegünstigt sonder Maß und Ziel,

In Lebensreihe sahst nur Liebesbrünstige,

Entzündet rasch zum kühnsten Wagstück jeder Art.

Schon Theseus haschte früh dich, gierig aufgeregt,

Wie Herakles stark, ein herrlich schön geformter Mann.

Helena

Entführte mich, ein zehenjährig schlankes Reh,

Und mich umschloß Aphidnus' Burg in Attika.

Phorkyas

Durch Kastor und durch Pollux aber bald befreit,

Umworben standst du ausgesuchter Heldenschar.

Helena

Doch stille Gunst vor allen, wie ich gern gesteh',

Gewann Patroklus, er, des Peliden Ebenbild.

Phorkyas

Doch Vaterwille traute dich an Menelas,

Den kühnen Seedurchstreicher, Hausbewahrer auch.

Helena

Die Tochter gab er, gab des Reichs Bestellung ihm.

Aus ehlichem Beisein sproßte dann Hermione.

Phorkyas

Doch als er fern sich Kretas Erbe kühn erstritt,

Dir Einsamen da erschien ein allzuschöner Gast.

Helena

Warum gedenkst du jener halben Witwenschaft,

Und welch Verderben gräßlich mir daraus erwuchs?

Phorkyas

Auch jene Fahrt, mir freigebornen Kreterin

Gefangenschaft erschuf sie, lange Sklaverei.

Helena

Als Schaffnerin bestellt' er dich sogleich hieher,

Vertrauend vieles, Burg und kühn erworbnen Schatz.

Phorkyas

Die du verließest, Ilios' umtürmter Stadt

Und unerschöpften Liebesfreuden zugewandt.

Helena

Gedenke nicht der Freuden! allzuherben Leids

Unendlichkeit ergoß sich über Brust und Haupt.

Phorkyas

Doch sagt man, du erschienst ein doppelhaft Gebild,

In Ilios gesehen und in ägypten auch.

Helena

Verwirre wüsten Sinnes Aberwitz nicht gar.

Selbst jetzo, welche denn ich sei, ich weiß es nicht.

Phorkyas

Dann sagen sie: aus hohlem Schattenreich herauf

Gesellte sich inbrünstig noch Achill zu dir!

Dich früher liebend gegen allen Geschicks Beschluß.

Helena

Ich als Idol, ihm dem Idol verband ich mich.

Es war ein Traum, so sagen ja die Worte selbst.

Ich schwinde hin und werde selbst mir ein Idol.

Chor

Schweige, schweige!

Mißblickende, Mißredende du!

Aus so gräßlichen einzahnigen

Lippen, was enthaucht wohl

Solchem furchtbaren Greuelschlund!

Denn der Bösartige, wohltätig erscheinend,

Wolfesgrimm unter schafwolligem Vlies,

Mir ist er weit schrecklicher als des drei-+