Выбрать главу

Und Haufen Goldes waren mein,

Am herrlichsten der Edelstein:

Nun der Smaragd allein verdient,

Daß er an deinem Herzen grünt.

Nun schwanke zwischen Ohr und Mund

Das Tropfenei aus Meeresgrund;

Rubinen werden gar verscheucht,

Das Wangenrot sie niederbleicht.

Und so den allergrößten Schatz

Versetz' ich hier auf deinen Platz;

Zu deinen Füßen sei gebracht

Die Ernte mancher blut'gen Schlacht.

So viele Kisten schlepp' ich her,

Der Eisenkisten hab' ich mehr;

Erlaube mich auf deiner Bahn,

Und Schatzgewölbe füll' ich an.

Denn du bestiegest kaum den Thron,

So neigen schon, so beugen schon

Verstand und Reichtum und Gewalt

Sich vor der einzigen Gestalt.

Das alles hielt ich fest und mein,

Nun aber, lose, wird es dein.

Ich glaubt' es würdig, hoch und bar,

Nun seh' ich, daß es nichtig war.

Verschwunden ist, was ich besaß,

Ein abgemähtes, welkes Gras.

O gib mit einem heitern Blick

Ihm seinen ganzen Wert zurück!

Faust

Entferne schnell die kühn erworbne Last,

Zwar nicht getadelt, aber unbelohnt.

Schon ist Ihr alles eigen, was die Burg

Im Schoß verbirgt; Besondres Ihr zu bieten,

Ist unnütz. Geh und häufe Schatz auf Schatz

Geordnet an. Der ungesehnen Pracht

Erhabnes Bild stell' auf! Laß die Gewölbe

Wie frische Himmel blinken, Paradiese

Von lebelosem Leben richte zu.

Voreilend ihren Tritten laß beblümt

An Teppich Teppiche sich wälzen; ihrem Tritt

Begegne sanfter Boden; ihrem Blick,

Nur Göttliche nicht blendend, höchster Glanz.

Lynkeus

Schwach ist, was der Herr befiehlt,

Tut's der Diener, es ist gespielt:

Herrscht doch über Gut und Blut

Dieser Schönheit übermut.

Schon das ganze Heer ist zahm,

Alle Schwerter stumpf und lahm,

Vor der herrlichen Gestalt

Selbst die Sonne matt und kalt,

Vor dem Reichtum des Gesichts

Alles leer und alles nichts.

Helena

Ich wünsche dich zu sprechen, doch herauf

An meine Seite komm! Der leere Platz

Beruft den Herrn und sichert mir den meinen.

Faust

Erst knieend laß die treue Widmung dir

Gefallen, hohe Frau; die Hand, die mich

An deine Seite hebt, laß mich sie küssen.

Bestärke mich als Mitregenten deines

Grenzunbewußten Reichs, gewinne dir

Verehrer, Diener, Wächter all' in einem!

Helena

Vielfache Wunder seh' ich, hör' ich an,

Erstaunen trifft mich, fragen möcht' ich viel.

Doch wünscht' ich Unterricht, warum die Rede

Des Manns mir seltsam klang, seltsam und freundlich.

Ein Ton scheint sich dem andern zu bequemen,

Und hat ein Wort zum Ohre sich gesellt,

Ein andres kommt, dem ersten liebzukosen.

Faust

Gefällt dir schon die Sprechart unsrer Völker,

O so gewiß entzückt auch der Gesang,

Befriedigt Ohr und Sinn im tiefsten Grunde.

Doch ist am sichersten, wir üben's gleich;

Die Wechselrede lockt es, ruft's hervor.

Helena

So sage denn, wie sprech' ich auch so schön?

Faust

Das ist gar leicht, es muß von Herzen gehn.

Und wenn die Brust von Sehnsucht überfließt,

Man sieht sich um und fragt —

Helena

Wer mitgenießt.

Faust

Nun schaut der Geist nicht vorwärts, nicht zurück,

Die Gegenwart allein —

Helena

ist unser Glück.

Faust

Schatz ist sie, Hochgewinn, Besitz und Pfand;

Bestätigung, wer gibt sie?

Helena

Meine Hand.

Chor

Wer verdächt' es unsrer Fürstin,

Gönnet sie dem Herrn der Burg

Freundliches Erzeigen?

Denn gesteht, sämtliche sind wir

Ja Gefangene, wie schon öfter

Seit dem schmählichen Untergang

Ilios' und der ängstlich —

labyrinthischen/ Kummerfahrt.

Fraun, gewöhnt an Männerliebe,

Wählerinnen sind sie nicht,

Aber Kennerinnen.

Und wie goldlockigen Hirten

Vielleicht schwarzborstigen Faunen,

Wie es bringt die Gelegenheit,

über die schwellenden Glieder

Vollerteilen sie gleiches Recht.

Nah und näher sitzen sie schon

An einander gelehnet,

Schulter an Schulter, Knie an Knie,

Hand in Hand wiegen sie sich

über des Throns

Aufgepolsterter Herrlichkeit.

Nicht versagt sich die Majestät

Heimlicher Freuden

Vor den Augen des Volkes

übermütiges Offenbarsein.

Helena

Ich fühle mich so fern und doch so nah,

Und sage nur zu gern: Da bin ich! da!

Faust

Ich atme kaum, mir zittert, stockt das Wort;

Es ist ein Traum, verschwunden Tag und Ort.

Helena

Ich scheine mir verlebt und doch so neu,

In dich verwebt, dem Unbekannten treu.

Faust

Durchgrüble nicht das einzigste Geschick!

Dasein ist Pflicht, und wär's ein Augenblick.

Phorkyas

Buchstabiert in Liebesfibeln,

Tändelnd grübelt nur am Liebeln,

Müßig liebelt fort im Grübeln,

Doch dazu ist keine Zeit.

Fühlt ihr nicht ein dumpfes Wettern?

Hört nur die Trompete schmettern,

Das Verderben ist nicht weit.

Menelas mit Volkeswogen

Kommt auf euch herangezogen;

Rüstet euch zu herbem Streit!

Von der Siegerschar umwimmelt,

Wie Deiphobus verstümmelt,

Büßest du das Fraungeleit.

Bammelt erst die leichte Ware,

Dieser gleich ist am Altare

Neugeschliffnes Beil bereit.

Faust

Verwegne Störung! widerwärtig dringt sie ein;

Auch nicht in Gefahren mag ich sinnlos Ungestüm.

Den schönsten Boten, Unglücksbotschaft häßlicht ihn;

Du Häßlichste gar, nur schlimme Botschaft bringst du gern.

Doch diesmal soll dir's nicht geraten: leeren Hauchs

Erschüttere du die Lüfte. Hier ist nicht Gefahr,

Und selbst Gefahr erschiene nur als eitles Dräun.

Faust

Nein, gleich sollst du versammelt schauen

Der Helden ungetrennten Kreis:

Nur der verdient die Gunst der Frauen,

Der kräftigst sie zu schützen weiß.

Mit angehaltnem stillen Wüten,

Das euch gewiß den Sieg verschafft,

Ihr, Nordens jugendliche Blüten,

Ihr, Ostens blumenreiche Kraft.

In Stahl gehüllt, vom Strahl umwittert,

Die Schar, die Reich um Reich zerbrach,

Sie treten auf, die Erde schüttert,

Sie schreiten fort, es donnert nach.

An Pylos traten wir zu Lande,

Der alte Nestor ist nicht mehr,

Und alle kleinen Königsbande

Zersprengt das ungebundne Heer.

Drängt ungesäumt von diesen Mauern

Jetzt Menelas dem Meer zurück;

Dort irren mag er, rauben, lauern,

Ihm war es Neigung und Geschick.

Herzoge soll ich euch begrüßen,

Gebietet Spartas Königin;

Nun legt ihr Berg und Tal zu Füßen,

Und euer sei des Reichs Gewinn.