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Zurückgegeben sind wir dem Tageslicht,

Zwar Personen nicht mehr,

Das fühlen, das wissen wir,

Aber zum Hades kehren wir nimmer.

Ewig lebendige Natur

Macht auf uns Geister,

Wir auf sie vollgültigen Anspruch.

Ein Teil des Chores

Wir in dieser tausend äste Flüsterzittern, Säuselschweben

Reizen tändelnd, locken leise wurzelauf des Lebens Quellen

Nach den Zweigen; bald mit Blättern, bald mit Blüten überschwenglich

Zieren wir die Flatterhaare frei zu luftigem Gedeihn.

Fällt die Frucht, sogleich versammeln lebenslustig Volk und Herden

Sich zum Greifen, sich zum Naschen, eilig kommend, emsig drängend;

Und wie vor den ersten Göttern bückt sich alles um uns her.

Ein andrer Teil

Wir, an dieser Felsenwände weithinleuchtend glatten Spiegel

Schmiegen wir, in sanften Wellen uns bewegend, schmeichelnd an;

Horchen, lauschen jedem Laute, Vogelsängen, Röhrigflöten,

Sei es Pans furchtbarer Stimme, Antwort ist sogleich bereit;

Säuselt's, säuseln wir erwidernd, donnert's, rollen unsre Donner

In erschütterndem Verdoppeln, dreifach, zehnfach hintennach.

Ein dritter Teil

Schwestern! Wir, bewegtern Sinnes, eilen mit den Bächen weiter;

Denn es reizen jener Ferne reichgeschmückte Hügelzüge.

Immer abwärts, immer tiefer wässern wir, mäandrisch wallend,

Jetzt die Wiese, dann die Matten, gleich den Garten um das Haus.

Dort bezeichnen's der Zypressen schlanke Wipfel, über Landschaft,

Uferzug und Wellenspiegel nach dem äther steigende.

Ein vierter Teil

Wallt ihr andern, wo's beliebet; wir umzingeln, wir umrauschen

Den durchaus bepflanzten Hügel, wo am Stab die Rebe grünt;

Dort zu aller Tage Stunden läßt die Leidenschaft des Winzers

Uns des liebevollsten Fleißes zweifelhaft Gelingen sehn.

Bald mit Hacke, bald mit Spaten, bald mit Häufeln, Schneiden, Binden

Betet er zu allen Göttern, fördersamst zum Sonnengott.

Bacchus kümmert sich, der Weichling, wenig um den treuen Diener,

Ruht in Lauben, lehnt in Höhlen, faselnd mit dem jüngsten Faun.

Was zu seiner Träumereien halbem Rausch er je bedurfte,

Immer bleibt es ihm in Schläuchen, ihm in Krügen und Gefäßen,

Rechts und links der kühlen Grüfte, ewige Zeiten aufbewahrt.

Haben aber alle Götter, hat nun Helios vor allen,

Lüftend, feuchtend, wärmend, glutend, Beeren-Füllhorn aufgehäuft,

Wo der stille Winzer wirkte, dort auf einmal wird's lebendig,

Und es rauscht in jedem Laube, raschelt um von Stock zu Stock.

Körbe knarren, Eimer klappern, Tragebutten ächzen hin,

Alles nach der großen Kufe zu der Keltrer kräft'gem Tanz;

Und so wird die heilige Fülle reingeborner saftiger Beeren

Frech zertreten, schäumend, sprühend mischt sich's, widerlich zerquetscht.

Und nun gellt ins Ohr der Zimbeln mit der Becken Erzgetöne,

Denn es hat sich Dionysos aus Mysterien enthüllt;

Kommt hervor mit Ziegenfüßlern, schwenkend Ziegenfüßlerinnen,

Und dazwischen schreit unbändig grell Silenus' öhrig Tier.

Nichts geschont! Gespaltne Klauen treten alle Sitte nieder,

Alle Sinne wirbeln taumlich, gräßlich übertäubt das Ohr.

Nach der Schale tappen Trunkne, überfüllt sind Kopf und Wänste,

Sorglich ist noch ein und andrer, doch vermehrt er die Tumulte,

Denn um neuen Most zu bergen, leert man rasch den alten Schlauch!

4. AKT

HOCHGEBIRG

Faust

Der Einsamkeiten tiefste schauend unter meinem Fuß,

Betret' ich wohlbedächtig dieser Gipfel Saum,

Entlassend meiner Wolke Tragewerk, die mich sanft

An klaren Tagen über Land und Meer geführt.

Sie löst sich langsam, nicht zerstiebend, von mir ab.

Nach Osten strebt die Masse mit geballtem Zug,

Ihr strebt das Auge staunend in Bewundrung nach.

Sie teilt sich wandelnd, wogenhaft, veränderlich.

Doch will sich's modeln. — Ja! das Auge trügt mich nicht! —

Auf sonnbeglänzten Pfühlen herrlich hingestreckt,

Zwar riesenhaft, ein göttergleiches Fraungebild,

Ich seh's! Junonen ähnlich, Leda'n, Helenen,

Wie majestätisch lieblich mir's im Auge schwankt.

Ach! schon verrückt sich's! Formlos breit und aufgetürmt

Ruht es in Osten, fernen Eisgebirgen gleich,

Und spiegelt blendend flücht'ger Tage großen Sinn.

Doch mir umschwebt ein zarter lichter Nebelstreif

Noch Brust und Stirn, erheiternd, kühl und schmeichelhaft.

Nun steigt es leicht und zaudernd hoch und höher auf,

Fügt sich zusammen. — Täuscht mich ein entzückend Bild,

Als jugenderstes, längstentbehrtes höchstes Gut?

Des tiefsten Herzens frühste Schätze quellen auf:

Aurorens Liebe, leichten Schwung bezeichnet's mir,

Den schnellempfundnen, ersten, kaum verstandnen Blick,

Der, festgehalten, überglänzte jeden Schatz.

Wie Seelenschönheit steigert sich die holde Form,

Löst sich nicht auf, erhebt sich in den äther hin

Und zieht das Beste meines Innern mit sich fort.

Mephistopheles

Das heiß ich endlich vorgeschritten!

Nun aber sag, was fällt dir ein?

Steigst ab in solcher Greuel Mitten,

Im gräßlich gähnenden Gestein?

Ich kenn' es wohl, doch nicht an dieser Stelle,

Denn eigentlich war das der Grund der Hölle.

Faust

Es fehlt dir nie an närrischen Legenden;

Fängst wieder an, dergleichen auszuspenden.

Mephistopheles

Als Gott der Herr — ich weiß auch wohl, warum —

Uns aus der Luft in tiefste Tiefen bannte,

Da, wo zentralisch glühend, um und um,

Ein ewig Feuer flammend sich durchbrannte,

Wir fanden uns bei allzugroßer Hellung

In sehr gedrängter, unbequemer Stellung.

Die Teufel fingen sämtlich an zu husten,

Von oben und von unten auszupusten;

Die Hölle schwoll von Schwefelstank und — säure,

Das gab ein Gas! Das ging ins Ungeheure,

So daß gar bald der Länder flache Kruste,

So dick sie war, zerkrachend bersten mußte.

Nun haben wir's an einem andern Zipfel,

Was ehmals Grund war, ist nun Gipfel.

Sie gründen auch hierauf die rechten Lehren,

Das Unterste ins Oberste zu kehren.

Denn wir entrannen knechtisch-heißer Gruft

Ins übermaß der Herrschaft freier Luft.

Ein offenbar Geheimnis, wohl verwahrt,

Und wird nur spät den Völkern offenbart.

Faust

Gebirgesmasse bleibt mir edel-stumm,

Ich frage nicht woher und nicht warum.

Als die Natur sich in sich selbst gegründet,

Da hat sie rein den Erdball abgeründet,

Der Gipfel sich, der Schluchten sich erfreut

Und Fels an Fels und Berg an Berg gereiht,

Die Hügel dann bequem hinabgebildet,

Mit sanftem Zug sie in das Tal gemildet.

Da grünt's und wächst's, und um sich zu erfreuen,

Bedarf sie nicht der tollen Strudeleien.

Mephistopheles

Das sprecht Ihr so! Das scheint Euch sonnenklar;

Doch weiß es anders, der zugegen war.

Ich war dabei, als noch da drunten siedend

Der Abgrund schwoll und strömend Flammen trug;

Als Molochs Hammer, Fels an Felsen schmiedend,