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Gebirgestrümmer in die Ferne schlug.

Noch starrt das Land von fremden Zentnermassen;

Wer gibt Erklärung solcher Schleudermacht?

Der Philosoph, er weiß es nicht zu fassen,

Da liegt der Fels, man muß ihn liegen lassen,

Zuschanden haben wir uns schon gedacht. —

Das treu-gemeine Volk allein begreift

Und läßt sich im Begriff nicht stören;

Ihm ist die Weisheit längst gereift:

Ein Wunder ist's, der Satan kommt zu Ehren.

Mein Wandrer hinkt an seiner Glaubenskrücke

Zum Teufelsstein, zur Teufelsbrücke.

Faust

Es ist doch auch bemerkenswert zu achten,

Zu sehn, wie Teufel die Natur betrachten.

Mephistopheles

Was geht mich's an! Natur sei, wie sie sei!

's ist Ehrenpunkt: der Teufel war dabei!

Wir sind die Leute, Großes zu erreichen;

Tumult, Gewalt und Unsinn! sieh das Zeichen! —

Doch, daß ich endlich ganz verständlich spreche,

Gefiel dir nichts an unsrer Oberfläche?

Du übersahst, in ungemeßnen Weiten,

Die Reiche der Welt und ihre Herrlichkeiten.

Doch, ungenügsam, wie du bist,

Empfandest du wohl kein Gelüst?

Faust

Und doch! ein Großes zog mich an.

Errate!

Mephistopheles

Das ist bald getan.

Ich suchte mir so eine Hauptstadt aus,

Im Kerne Bürger-Nahrungs-Graus,

Krummenge Gäßchen, spitze Giebeln,

Beschränkten Markt, Kohl, Rüben, Zwiebeln;

Fleischbänke, wo die Schmeißen hausen,

Die fetten Braten anzuschmausen;

Da findest du zu jeder Zeit

Gewiß Gestank und Tätigkeit.

Dann weite Plätze, breite Straßen,

Vornehmen Schein sich anzumaßen;

Und endlich, wo kein Tor beschränkt,

Vorstädte grenzenlos verlängt.

Da freut' ich mich an Rollekutschen,

Am lärmigen Hin — und Widerrutschen,

Am ewigen Hin — und Widerlaufen

Zerstreuter Ameis-Wimmelhaufen.

Und wenn ich führe, wenn ich ritte,

Erschien' ich immer ihre Mitte,

Von Hunderttausenden verehrt.

Faust

Das kann mich nicht zufriedenstellen.

Man freut sich, daß das Volk sich mehrt,

Nach seiner Art behaglich nährt,

Sogar sich bildet, sich belehrt —

Und man erzieht sich nur Rebellen.

Mephistopheles

Dann baut' ich, grandios, mir selbst bewußt,

Am lustigen Ort ein Schloß zur Lust.

Wald, Hügel, Flächen, Wiesen, Feld

Zum Garten prächtig umbestellt.

Vor grünen Wänden Sammetmatten,

Schnurwege, kunstgerechte Schatten,

Kaskadensturz, durch Fels zu Fels gepaart,

Und Wasserstrahlen aller Art;

Ehrwürdig steigt es dort, doch an den Seiten

Da zischt's und pißt's in tausend Kleinigkeiten.

Dann aber ließ ich allerschönsten Frauen

Vertraut-bequeme Häuslein bauen;

Verbrächte da grenzenlose Zeit

In allerliebst-geselliger Einsamkeit.

Ich sage Fraun; denn ein für allemal

Denk' ich die Schönen im Plural.

Faust

Schlecht und modern! Sardanapal!

Mephistopheles

Errät man wohl, wornach du strebtest?

Es war gewiß erhaben kühn.

Der du dem Mond um so viel näher schwebtest,

Dich zog wohl deine Sucht dahin?

Faust

Mit nichten! dieser Erdenkreis

Gewährt noch Raum zu großen Taten.

Erstaunenswürdiges soll geraten,

Ich fühle Kraft zu kühnem Fleiß.

Mephistopheles

Und also willst du Ruhm verdienen?

Man merkt's, du kommst von Heroinen.

Faust

Herrschaft gewinn' ich, Eigentum!

Die Tat ist alles, nichts der Ruhm.

Mephistopheles

Doch werden sich Poeten finden,

Der Nachwelt deinen Glanz zu künden,

Durch Torheit Torheit zu entzünden.

Faust

Von allem ist dir nichts gewährt.

Was weißt du, was der Mensch begehrt?

Dein widrig Wesen, bitter, scharf,

Was weiß es, was der Mensch bedarf?

Mephistopheles

Geschehe denn nach deinem Willen!

Vertraue mir den Umfang deiner Grillen.

Faust

Mein Auge war aufs hohe Meer gezogen;

Es schwoll empor, sich in sich selbst zu türmen,

Dann ließ es nach und schüttete die Wogen,

Des flachen Ufers Breite zu bestürmen.

Und das verdroß mich; wie der übermut

Den freien Geist, der alle Rechte schätzt,

Durch leidenschaftlich aufgeregtes Blut

Ins Mißbehagen des Gefühls versetzt.

Ich hielt's für Zufall, schärfte meinen Blick:

Die Woge stand und rollte dann zurück,

Entfernte sich vom stolz erreichten Ziel;

Die Stunde kommt, sie wiederholt das Spiel.

Mephistopheles

Da ist für mich nichts Neues zu erfahren,

Das kenn' ich schon seit hunderttausend Jahren.

Faust

Sie schleicht heran, an abertausend Enden,

Unfruchtbar selbst, Unfruchtbarkeit zu spenden;

Nun schwillt's und wächst und rollt und überzieht

Der wüsten Strecke widerlich Gebiet.

Da herrschet Well' auf Welle kraftbegeistet,

Zieht sich zurück, und es ist nichts geleistet,

Was zur Verzweiflung mich beängstigen könnte!

Zwecklose Kraft unbändiger Elemente!

Da wagt mein Geist, sich selbst zu überfliegen;

Hier möcht' ich kämpfen, dies möcht' ich besiegen.

Und es ist möglich! — Flutend wie sie sei,

An jedem Hügel schmiegt sie sich vorbei;

Sie mag sich noch so übermütig regen,

Geringe Höhe ragt ihr stolz entgegen,

Geringe Tiefe zieht sie mächtig an.

Da faßt' ich schnell im Geiste Plan auf Plan:

Erlange dir das köstliche Genießen,

Das herrische Meer vom Ufer auszuschließen,

Der feuchten Breite Grenzen zu verengen

Und, weit hinein, sie in sich selbst zu drängen.

Von Schritt zu Schritt wußt' ich mir's zu erörtern;

Das ist mein Wunsch, den wage zu befördern!

Mephistopheles

Wie leicht ist das! Hörst du die Trommeln fern?

Faust

Schon wieder Krieg! der Kluge hört's nicht gern.

Mephistopheles

Krieg oder Frieden. Klug ist das Bemühen,

Zu seinem Vorteil etwas auszuziehen.

Man paßt, man merkt auf jedes günstige Nu.

Gelegenheit ist da, nun, Fauste, greife zu!

Faust

Mit solchem Rätselkram verschone mich!

Und kurz und gut, was soll's? Erkläre dich.

Mephistopheles

Auf meinem Zuge blieb mir nicht verborgen:

Der gute Kaiser schwebt in großen Sorgen.

Du kennst ihn ja. Als wir ihn unterhielten,

Ihm falschen Reichtum in die Hände spielten,

Da war die ganze Welt ihm feil.

Denn jung ward ihm der Thron zuteil,

Und ihm beliebt' es, falsch zu schließen,

Es könne wohl zusammengehn

Und sei recht wünschenswert und schön:

Regieren und zugleich genießen.

Faust

Ein großer Irrtum. Wer befehlen soll,

Muß im Befehlen Seligkeit empfinden.

Ihm ist die Brust von hohem Willen voll,