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Doch was er will, es darf's kein Mensch ergründen.

Was er den Treusten in das Ohr geraunt,

Es ist getan, und alle Welt erstaunt.

So wird er stets der Allerhöchste sein,

Der Würdigste —; Genießen macht gemein.

Mephistopheles

So ist er nicht. Er selbst genoß, und wie!

Indes zerfiel das Reich in Anarchie,

Wo groß und klein sich kreuz und quer befehdeten

Und Brüder sich vertrieben, töteten,

Burg gegen Burg, Stadt gegen Stadt,

Zunft gegen Adel Fehde hat,

Der Bischof mit Kapitel und Gemeinde;

Was sich nur ansah, waren Feinde.

In Kirchen Mord und Totschlag, vor den Toren

Ist jeder Kauf — und Wandersmann verloren.

Und allen wuchs die Kühnheit nicht gering;

Denn leben hieß sich wehren. — Nun, das ging.

Faust

Es ging — es hinkte, fiel, stand wieder auf,

Dann überschlug sich's, rollte plump zuhauf.

Mephistopheles

Und solchen Zustand durfte niemand schelten,

Ein jeder konnte, jeder wollte gelten.

Der Kleinste selbst, er galt für voll.

Doch war's zuletzt den Besten allzutoll.

Die Tüchtigen, sie standen auf mit Kraft

Und sagten: Herr ist, der uns Ruhe schafft.

Der Kaiser kann's nicht, will's nicht — laßt uns wählen,

Den neuen Kaiser neu das Reich beseelen,

Indem er jeden sicher stellt,

In einer frisch geschaffnen Welt

Fried' und Gerechtigkeit vermählen.

Faust

Das klingt sehr pfäffisch.

Mephistopheles

Pfaffen waren's auch,

Sie sicherten den wohlgenährten Bauch.

Sie waren mehr als andere beteiligt.

Der Aufruhr schwoll, der Aufruhr ward geheiligt;

Und unser Kaiser, den wir froh gemacht,

Zieht sich hieher, vielleicht zur letzten Schlacht.

Faust

Er jammert mich; er war so gut und offen.

Mephistopheles

Komm, sehn wir zu! der Lebende soll hoffen.

Befrein wir ihn aus diesem engen Tale!

Einmal gerettet, ist's für tausend Male.

Wer weiß, wie noch die Würfel fallen?

Und hat er Glück, so hat er auch Vasallen.

Mephistopheles

Die Stellung, seh' ich, gut ist sie genommen;

Wir treten zu, dann ist der Sieg vollkommen.

Faust

Was kann da zu erwarten sein?

Trug! Zauberblendwerk! Hohler Schein.

Mephistopheles

Kriegslist, um Schlachten zu gewinnen!

Befestige dich bei großen Sinnen,

Indem du deinen Zweck bedenkst.

Erhalten wir dem Kaiser Thron und Lande,

So kniest du nieder und empfängst

Die Lehn von grenzenlosem Strande.

Faust

Schon manches hast du durchgemacht,

Nun, so gewinn auch eine Schlacht!

Mephistopheles

Nein, du gewinnst sie! Diesesmal

Bist du der Obergeneral.

Faust

Das wäre mir die rechte Höhe,

Da zu befehlen, wo ich nichts verstehe!

Mephistopheles

Laß du den Generalstab sorgen,

Und der Feldmarschall ist geborgen.

Kriegsunrat hab' ich längst verspürt,

Den Kriegsrat gleich voraus formiert

Aus Urgebirgs Urmenschenkraft;

Wohl dem, der sie zusammenrafft.

Faust

Was seh' ich dort, was Waffen trägt?

Hast du das Bergvolk aufgeregt?

Mephistopheles

Nein! aber, gleich Herrn Peter Squenz,

Vom ganzen Praß die Quintessenz.

Mephistopheles

Da kommen meine Bursche ja!

Du siehst, von sehr verschiednen Jahren,

Verschiednem Kleid und Rüstung sind sie da;

Du wirst nicht schlecht mit ihnen fahren.

Es liebt sich jetzt ein jedes Kind

Den Harnisch und den Ritterkragen;

Und, allegorisch wie die Lumpe sind,

Sie werden nur um desto mehr behagen.

Raufebold

Wenn einer mir ins Auge sieht,

Werd' ich ihm mit der Faust gleich in die Fresse fahren,

Und eine Memme, wenn sie flieht,

Fass' ich bei ihren letzten Haaren.

Habebald

So leere Händel, das sind Possen,

Damit verdirbt man seinen Tag;

Im Nehmen sei nur unverdrossen,

Nach allem andern frag' hernach.

Haltefest

Damit ist auch nicht viel gewonnen!

Bald ist ein großes Gut zerronnen,

Es rauscht im Lebensstrom hinab.

Zwar nehmen ist recht gut, doch besser ist's, behalten;

Laß du den grauen Kerl nur walten,

Und niemand nimmt dir etwas ab.

AUF DEM VORGEBIRG

Obergeneral

Noch immer scheint der Vorsatz wohlerwogen,

Daß wir in dies gelegene Tal

Das ganze Heer gedrängt zurückgezogen;

Ich hoffe fest, uns glückt die Wahl.

Kaiser

Wie es nun geht, es muß sich zeigen;

Doch mich verdrießt die halbe Flucht, das Weichen.

Obergeneral

Schau hier, mein Fürst, auf unsre rechte Flanke!

Solch ein Terrain wünscht sich der Kriegsgedanke:

Nicht steil die Hügel, doch nicht allzu gänglich,

Den Unsern vorteilhaft, dem Feind verfänglich;

Wir, halb versteckt, auf wellenförmigem Plan;

Die Reiterei, sie wagt sich nicht heran.

Kaiser

Mir bleibt nichts übrig, als zu loben;

Hier kann sich Arm und Brust erproben.

Obergeneral

Hier, auf der Mittelwiese flachen Räumlichkeiten,

Siehst du den Phalanx, wohlgemut zu streiten.

Die Piken blinken flimmernd in der Luft,

Im Sonnenglanz, durch Morgennebelduft.

Wie dunkel wogt das mächtige Quadrat!

Zu Tausenden glüht's hier auf große Tat.

Du kannst daran die Masse Kraft erkennen,

Ich trau' ihr zu, der Feinde Kraft zu trennen.

Kaiser

Den schönen Blick hab' ich zum erstenmal.

Ein solches Heer gilt für die Doppelzahl.

Obergeneral

Von unsrer Linken hab' ich nichts zu melden,

Den starren Fels besetzen wackere Helden,

Das Steingeklipp, das jetzt von Waffen blitzt,

Den wichtigen Paß der engen Klause schützt.

Ich ahne schon, hier scheitern Feindeskräfte

Unvorgesehn im blutigen Geschäfte.

Kaiser

Dort ziehn sie her, die falschen Anverwandten,

Wie sie mich Oheim, Vetter, Bruder nannten,

Sich immer mehr und wieder mehr erlaubten,

Dem Zepter Kraft, dem Thron Verehrung raubten,

Dann, unter sich entzweit, das Reich verheerten

Und nun gesamt sich gegen mich empörten.

Die Menge schwankt im ungewissen Geist,

Dann strömt sie nach, wohin der Strom sie reißt.

Obergeneral

Ein treuer Mann, auf Kundschaft ausgeschickt,

Kommt eilig felsenab; sei's ihm geglückt!

Erster Kundschafter

Glücklich ist sie uns gelungen,

Listig, mutig, unsre Kunst,

Daß wir hin und her gedrungen;

Doch wir bringen wenig Gunst.

Viele schwören reine Huldigung